Liebe Kathi,
auch ich möchte Dir für heute ein dickes Kraftpaket schicken, verbunden mit der großen Hoffnung das die Tage kommen werden wo das große Vermissen nicht mehr so sehr im Vordergrund stehen wird.
Vermissen werden wir immer ohne Zweifel, aber mit dem Vergehen der Zeit lernen wir ein wenig besser damit umgehen zu können so das es nicht mehr so irre weh tut. Ja, irgendwann baut man sich tatsächlich kleine und größere Eselsbrücken um nicht mehr in all zu tiefe Löcher zu fallen - die es Einem so enorm schwer machen einen ganz normalen Alltag zu leben.
So könnte Dein langes Duschen, Dein Frühstücken auf der Couch und das Genießen der hellen Sonne vielleicht ein kleiner zaghafter Anfang davon sein. Bzw. das Du eine Kleinigkeit gefunden hast mit der Du für wenigstens eine kurze Zeit Deinen großen Schmerz etwas ausblenden konntest. Ich weiß, "Eselsbrücken" klingt ordentlich doof, aber sie helfen tatsächlich nicht mehr so irre leiden zu müssen. Das bedeutet noch lange kein Vergessen, nicht mehr an den lieben Gegangenen denken zu wollen, sondern sich das Gönnen von Pausen in der Trauer um nicht in ihr unter zu gehen.
Anbei gesagt, habe ich auch nach über sieben Monaten noch oft genug Momente wo ich es nicht wirklich glauben will das er für immer gegangen ist. Oft erwischt es mich wenn ich morgens aufwache und auf dem Weg ins Bad an seinem unbewohntem Schlafzimmer vorbei gehe. Andere Male wenn ich vor dem TV sitze und meine Augen auf die kleinen Knautschfalten auf dem Sofa gucken wo er immer neben mir gesessen habe. Wenn ich abends die Kaffeemaschine für den Morgen vorbereite und nur eine Tasse daneben stelle. Oder wenn ich am Eßtisch sitze und sein Platz bleibt leer. Liebe Kathi, ich könnte Seiten füllen über die Momente wo ich es immer wieder auf das Neue verinnerlichen muß das er nicht mehr wieder kommen wird, und vermutlich wird das immer so bleiben auch wenn es mit dem Vergehen der Zeit immer weniger weh tuen wird.
Dir alles Liebe und einen dicken Drücker dazu,
Hanna