Beiträge von Hanna63

    Liebe Katarina,


    ich kann mich Dir da nur anschließen mit Bezug auf dieses wirklich tolle Forum voller aufrichtig mitfühlender, unterstützender und helfender Menschen.


    Leider hatte ich niemanden der sich großartig um mich gekümmert hat als mein Mann verstarb - außer meine liebe Hospizbegleiterin deren Dasein eben auch sehr limitiert war. So war es für mich ein enormer Segen als ich dieses Forum fand dem ich es riesig verdanke das es mir heute - gute 7 Monate später - und meiner Situation angemessen wieder recht gut geht.


    Besondern gut hat es mir damals getan auch all meine riesige Wut und Entäuschung über meinen Mann rausbrüllen zu dürfen als ich kurz nach seinem Tod entdeckte das er schon jahrelang hinter meinem Rücken ein geheimes Doppelleben geführt hatte und mich immer wieder belogen hatte zu Gunsten seiner Interessen. Etwas was ich den lieben Menschen hier im Forum sehr hoch anrechne wo doch die meisten Moralapostel mich sofort auf den Scheiterhaufen gejagt hätten weil es sich doch eigendlich nicht gehöhrt in unserer Gesellschaft etwas böses über einen Ver-
    storbenen zu sagen. Ich denke Du wirst es verstehen meine liebe Katarina - als ein sehr feinfühliger Mensch - das es mir damals enorm geholfen hat meine irre Wut und Enttäuschung so weit verarbeiten zu können das ich es noch vor Weihnachten schaffte komplett mit ihm den Frieden zu schließen. Ich bezweifle sehr daß das ein hochkarätiger Therapeut in so kurzer Zeit erreicht hätte.


    In diesem Sinne ... bleiben wir stark zusammen wie eine große Familie,


    Hanna

    Liebe Kathi,


    es tut mir so irre leid für Dich das es Dir so schlecht geht aber bitte, bitte, bitte habe Geduld mit Dir selber und Deiner tiefen Trauer. Wenn Dir viele Leute schon gesagt haben das es auch wieder leichtere Tage geben wird und das Du noch so jung bist mit einem ganzen Leben vor Dir ist es nur weil es wirklich nackte Tatsachen sind.


    Der große Haken an Allem ist das Du Dir in Deiner Trauer noch kein eigenes neues Leben vorstellen kannst weil eben Alles noch so sehr frisch und unverarbeitet ist. Du kannst es glauben aber sehr vielen von uns ist es am Anfang ganz genauso gegangen, und einige von uns hatten nicht einmal das große Glück liebe Freunde und ein paar enge Verwandte um sich zu haben. Ich weiß das meine Worte Dir kein Trost sind, aber sie entsprechen einer Wahrheit die Du jetzt noch nicht sehen kannst/willst weil Du noch sehr unter Schock stehst.


    Recht Viele von uns wollten gleich nach dem Tod ihres Lieblingsmenschen nicht mehr leben, sahen keinen Sinn mehr in ihrem Leben und wollten nur noch auf die andere Seite gehen. Aber - manchmal schon nach wenigen Monaten kamen Postings über einen schönen Nachmittag in der Stadt mit der lieben Freundin, von den ersten Besüchern im Fitness Studio und sogar von einer Reise über Weihnachten und Silvester hinweg - und das war nicht nur ich die diesen großen Schritt wagte. All Das aber noch lange nicht bedeutend das Alles gut überstanden war, denn an Ab-
    stürze in tiefste Trauer fehlt es dennoch nicht weil Trauer ihre Zeit braucht um so weit zu sein das man mit ihr wieder einigermaßen gut leben kann.


    Liebe Kathi, was bei auch noch hinzu kommt das Du kaum schläfst und gesund ißt was mit großer Warscheinlichkeit der Grund ist warum Du auch physisch sehr auf dem Zahnfleisch läufst - wo Dank Übermüdung und Schlappheit Alles doppelt und dreifach so überwältigend erscheint. Leier auch ein sehr normaler Nebeneffekt der ersten und intensivsten Trauer den die Meisten von uns sehr gut kennen gelernt haben.


    Ich könnte Dir 1001 tröstende Worte schreiben aber mit großer Warscheinlichkeit würden sie nicht wirklich bei Dir ankommen da Du eben noch so sehr unter Schock stehst. So drücke ich Dich einfach nur ganz besonders liebevoll in Gedanken und hoffe das Du in Deiner riesigen Verzweiflung nicht auf irgend welche dumme Gedanken kommen wirst - ich denke Du weißt schon was ich meine.


    Dir alles Liebe wie immer,


    Hanna

    Hallo lieber Wolfgang,


    laß Dich erst einmal von der Ferne dicke drücken hoffend das es Dir ein wenig gut tut. Genauso wie das Schreiben wann immer es auf der Seele tüchtig drückt, denn das hat auch mir irre geholfen wann immer ich nicht wußte wohin mir mir selber.


    Etwas was ich in gewisser Weise schon zu meinen schwersten Zeiten der Pflege in Form eines Tagebuches angefangen hatte, und was mir sehr geholfen hatte Vieles in weniger beklemmende Proportionen zu rücken. Es half mir auch eine Menge Frust loszuwerden Dank dem mein Mann es nie mitbekam wie es manchmal wirklich in meiner Seele aussah, als wieder einmal eine gefühlte Ewigkeit vorbeigegangen war ohne das ich einen Schritt vor die Tür geschafft hatte - außer dem "Hofgang" in den Garten. Dies weil ich ihn wärend seines letzen Jahres nicht mehr alleine im Haus lassen konnte da er sehr wackelig auf den Beinen geworden war und im Kopf sehr stark abgebaut hatte. Da ich niemanden hatte der mich 'mal für ein paar Stunden ablösen konnte wurde dann eben mein Tagebuch meine beste Freundin.


    Kurz nachdem mein Mann starb entdeckte ich Aspetos und ich muß sagen die vielen lieben Menschen denen ich hier begegnet bin haben mir deutlich besser geholfen über die allerschlimmste Zeit hinweg zu kommen weil es rege Kommunikation anstatt eines ewigen Monologes gab. Ja, wie Kathi es so schön gesagt hat, auch ich - wie viele Andere - konnte manchmal nicht die Buchstaben lesen weil beim Schreiben dicke Tränen rollten.


    Lieber Wolfgang, ich wünsche Dir viel viel Kraft und einen guten Start in die neue Woche,


    ciao, Hanna

    Liebe Kathi,


    Das was Du gerade durch machst ist mehr als normal denn mit großer Warscheinlichkeit stehst Du noch unter einem heftigem unterbewußtem Schock der auch das große Chaos in Deinem Kopf erklähren würde.


    Es freut mich das Du eine liebe Freundin hast die auch Nachts für Dich da ist, denn als mein Mann starb waren das stehts die schlimmste Zeit für mich. Konnte kaum ein Auge zu bekommen und wenn, dann träumte ich oft genug das mein Handy geklingelt hatte. Wie in den frühen und noch dunklen Morgenstunden als das Hospiz mich anrief um mir zu sagen das er gegangen war. Saß dann oft völlig verstöhrt auf meiner Bettkante und mußte mir immer wieder klar machen das ich wieder einmal nur geträumt hatte und das der Anruf tatsächlich schon vor Tagen oder dann Wochen stattgefunden hatte. Andere Male wachte ich auf in Panik weil ich das surren seines Sauerstoffgerätes nicht höhren konnte, blos um festzustellen das es ja schon von den dafür zuständigen Leuten abgehohlt wurde da es nicht mehr gebraucht wurde. Liebe Kathi, ich könne ein halbes Buch schreiben über all die Dinge die mich nicht schlafen ließen, die verrückten Gedanken die mich oft genug quälten und was Alles bei mir echte Panik Attacken auslöste - heute wissend das ich einfach nur unter Schock stand der sich über mehre Monate hinweg manifestierte. Und gelegentlich es auch noch heute tut aber mit dem Unterschied das ich gelernt habe damit besser umzugehen.


    Was Deine Schlafsituation betrifft bewundere ich Dich das Du im selben Bett - wo noch die Spuren seines Todes sind - schlafen kannst. Ich könnte es nicht einmal obwohl mein Mann im Hospiz starb. Vermutlich weil ich ihn immer wieder so schwer krank vor mir liegen sehe wann immer ich aus irgend welchen Gründen sein Schlafzimmer betreten muß. Bekomme bis heute ein mulmiges Gefühl denn Alles sieht noch so aus wie er es verlassen hat als er ins Krankenhaus gebracht wurde. So bin ich froh das ich schon vor Zeiten aus unserem gemeinsamen Bett ausgezoge war als es so weit war das überall Sauerstoffschläuche lagen und die sich immer mehr Pflegeutensilien um sein Bett sammelten. Ja, es fühlt sich bis heute gut an das ich schon vor Zeiten mein eigenes Bett hatte da ich mich nach seinem Tod nicht auf eine neue Schlafsituation umstellen mußte.


    Liebe Kathi, wie Du siehst stehts Du nicht alleine mit Deinem Kopfchaos da denn ich bin mir sicher die vielen anderen Lieben hier im Forum haben auf ihre Art und Weise selbiges durchgemacht. Dennoch besteht der kleine Trost das es mit dem vergehen der Zeit tatsächlich nachläßt weil man peu a peu lernt besser damit umzugehen. Du machst Alles gold richtig indem Du Dir die Zeit und Ruhe gönnst Deine große Trauer zu leben so wie sie gelebt sein möchte. Ein guter Weg langsam aber sicher das Erlebte so zu verarbeiten um irgendwann besser leben zu können.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebe Christine,


    vielleicht tue ich es 'mal wenn ich ein wenig zur Ruhe gekommen bin obwohl es ja schon so ein Buch auf dem Schiff zu kaufen gab. Mit dem tollen Titel "Über den Balkon und die Reeling hinaus". Habe es natürlich wärend meiner Reise gelesen und muß sagen es war sehr gut geschrieben mit einer guten Dosis an schwarzem Humor. Dies weil mit Balkon die superreichen alten Witwen gemeint waren die sich eben eine Suite leisten konnten - und mit "über die Reeling hinaus" die gelegentlichen Oldies die an Bord ihren letzten Atemzug machten. Schien wohl keine Seltenheit zu sein, denn auch auf meiner Reise war ein Bordpfarrer dabei der auch als Seelensorger fungierte.


    Jetzt muß ich erst einmal schauen was mir das neue Jahr bringt und wie es nun weiter gehen soll wo die Koffer wieder ausgepackt und im Keller verstaut sind. Ich wünsche Dir eine gute neue Woche und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Sandrita,


    das machst Du super das Du Dir nicht gleich das Wunder von Mallorca erhoffst sondern einfach Alles auf Dich zukommen läßt. Das Du Angst hast mit dem Job Deine letzten Energiereserven aufzubrauchen ist verständlich, aber ich denke das wen Dir die Arbeit Freude macht es halb so schlimm sein wird.


    Du hast irre viel durchgemacht und geleistet. Ein Grund mehr warum Du nun besonders gut auf Dich aufpassen mußt wo Du noch nicht wieder fest auf beiden Beinen stehst.


    Sei in Gedanken liebevoll gedrückt und Dir ein dickes großes Kraftpaket für morgen schicken,


    Hanna

    Lieber Wolfgang,


    Dir erst einmal herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen die immer wieder gut tuen zu lesen. Ja, auch ich sehe überall im Haus die Spuren wo wir gemeinsam an etwas gearbeitet haben auch wenn sie heute eine andere Farbe tragen und hier und da nicht mehr am alten Platz stehen. Nicht zu vergessen die Gemäuer des Hauses die sich nun 'mal nicht verändern lassen egal was man mit ihnen anstellt.


    Was die Momente von Wut betrifft gehöhren sie eher zum ganz großen Vermissen, denn den riesigen Zorn und ebenos große Enttäuschung habe ich inzwischen recht gut verarbeitet und damit den Frieden geschlossen. Ja, und wärend ich ihn pflegte hielt sie sich sehr in Grenzen da ich meist viel zu beschäftigt war einfach nur unseren Alltag so gut wie möglich zu meistern da er besonders wärend seines letzten Jahres peu a peu zu einem großen unselbstständigem Kind mutierte was für ziemlich Alles meine Hilfe brauchte. Das palliative Pflegeteam kam zwar oft genug um ihn medizinisch zu versorgen aber ansonsten war ich Tag und Nacht mit ihm alleine da uns jedigliche Pflegestufe ohne wenn und aber abgelehnt wurde.


    Lieber Wolfgang, wo nun bei Dir die Trauer überfallartig auftaucht, leide ich immer noch oft genug unter heftigen Flashbacks die meist mit für mich sehr traumatischen Momenten seiner Krankheit zu tun haben. Mit seiner Zeit im Krankenhaus und im Hospiz - nicht zu vergessen die beiden Tage wo ich dort war als er verstorben war. Sind alles Bilder die ich irgendwie nicht aus dem Kopf kriege und die mich immer wieder aus heiterem Himmel überfallen. Meist ausgelöst von ganz normalen alltäglichen Situationen und eine gefühlte Ewigkeit brauchen ehe Alles wieder gut ist. So tröste ich mich oft mit dem Gedanken das auch 7 Monate letztlich keine Zeit ist um all das Erlebte gut verarbeitet zu haben.


    In diesem Sinne laß uns eine gute Woche anfangen und uns freuen das wir hier so viele liebe Menschen gefunden haben die uns gut verstehen und uns tragen,


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    kein Thema ... tue einfach DAS wo Du meinst es würde Dir gut tun denn morgen beginnt ein neuer Abgschnitt für Dich. Dazu drücke ich Dir ganz doll die Daumen und werde sehr intensiv an Dich denken von ganzem Herzen hoffend das Alles seine Weg so gehen wird wie Du es Dir erhofft hast.


    Sei liebevoll gedrückt - und hoffentlich bald in natura,


    Hanna

    Lieber Wolfgang,


    na, da sind wir einander ja 'mal wieder einig was die Antriebslosigkeit und die ganze Arbeit um den Nachlaß herum betrifft. Denke ja nicht das der bei mir schon komplett im grünen Bereich ist. Schön wäre es denn wann immer ich damit zu tun habe kommt immer wieder die Vergangenheit hoch. Und wie bei Dir ist bei mir auch das Vorankommen mit dem Haus eine Frage des Geldes was z. Z. leider nicht besonders locker sitzt. Erst recht nicht wo noch so manche größere Ausgaben auf mich zukommen werden Dank seiner Nachlaßregelung im Ausland die nun in den Händen einer dortigen Anwältin ist.


    So bleibt letztlich nichts weiter übrig als einen Schritt nach dem Anderen zu machen - so frustrierend das manchmal auch sein mag. Und Du hast so sehr recht das es irre fehlt seine gute Seele an der Seite zu haben um zusammen zu beratschlagen, Schlachtpläne zu schmieden, oder gemeinsam ein Feierabendbierchen zu kippen wenn etwas gut geworden ist. Klar war ich riesig stolz auf mich als ich den letzten Handschlag im unteren Bereich des Hauses gemacht hatte das Alles so richtig schön - und ohne fremde Hilfe - geworden war, aber irgendwie kam doch nicht die selbe Freude auf wie zu den Zeiten wo er noch da war. Lieber Wolfgang, das neue Eßzimmer könnte nicht schöner geworden sein samt selbstge-
    maltem neuen Bild aber wozu das Ganze wo ich doch meist alleine darin hocke? Kann selbiges über das nun neu gestaltete Kamin-und Wohn-
    zimmer sagen die kaum wieder zu erkennen sind. Hocke ja eh jeden Abend alleine vor dem Fernseher, und vor einem knisterndem Feuerchen ohne ihn zu sitzen würde ich mir nicht antuen.


    Lieber Wolfgang, habe gottseidank im Verlauf meines Lebens sehr viel Handwerkliches gelernt aber es ist dennoch nicht das Selbe wie wenn man an etwas gemeinsam arbeitet. Keiner der Einen anpflaumt, betüddelt werden will wenn der Hammer auf den Daumen gesaust ist und Keiner der mir 'mal die Leiter hält damit endlich die 3m hohe Glühbirne ausgetauscht wird. Du wirst lachen aber nebst einer großen Traurigkeit packt mich auch so manches Mal eine heftige Wut das er mich einfach so alleine gelassen hat. Vermutlich ist das auch ein Grund warum ich es noch nicht eilig hatte die ganze obere Etage entrümeln zu lassen weil Das für mich ein sehr heftiges Abschiednehmen bedeuten würde von ihm und einer sehr sehr intensiven gemeinsamen Zeit. Andererseits merke ich aber auch das es mir immer schwerer fällt diesen Schritt zu gehen um so mehr Zeit vergeht. Also extra Frust in Anbetracht der dafür fehlenden Finanzen.


    Abschließend kann auch ich sagen das ich den Lieben hier im Forum immer wieder unendlich dankbar bin das sie stehts für mich da sind. Und besonders schön finde ich es das sich nun auch eine männliche Stimme zu uns gesellt hat.


    Dir einen gemütlichen Abend und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Lieber Wolfgang,


    es tut gut unter Menschen wie Dich zu sein die Einen verstehen weil sie oft ähnliches erleben und durchmachen. Dafür danke ich Dir von Herzen von dem für Dich wohl doch recht fernen Berlin.


    Es tut gut zu lesen das man nicht über Nacht strotzfaul geworden und komplett abgestumpft ist denn so eine andauernde Antriebslosigkeit kann Einen doch so manches Mal an sich selber zweifeln und verzweifeln lassen. Es fehlt gewiß nicht an Plänen, Zielen - und wie schon angesprochen an Träumen - die verwirklicht werden möchten. Aber genau wie Du und wie so viele andere Lieben ist die Zukunft ohne ihn letztlich noch nicht wirklich bei mir angekommen, obwohl ich es ja im Grunde weiß das er für immer gegangen ist. Wärend meiner langen Reise - wo die Trauer mir wirklich eine Pause schenkte - konnte ich es kaum erwarten wieder nach Hause zu kommen um mit der kompletten Renovierung und Umgestalt-
    ung der oberen Etage loszulegen, aber bis heute habe ich noch nicht einmal einen konkreten "Schlachtplan" hinbekommen. Nach dem Motto ... morgen ist auch noch ein Tag.


    Lieber Wolfgang, dennoch bin ich zuversichtlich das bessere Tage kommen werden. Vielleicht schon sobald die Tage wieder länger, heller und wärmer werden. Ich hoffe es wenigstens.


    Sei lieb gegrüßt,


    Hanna

    Guten Morgen lieber Wolfgang,


    ich danke Dir dafür das Du Das was ich eigendlich zum Thema Träume und Spontanität im reiferen Alter sagen wollte, viel besser so ausgedrückt hast wie ich es eigendlich gemeint hatte.


    Vor Allem muß ich Dir sehr großes Recht geben das wir eigendlich unsere eigenen Feinde sind wenn es um die Verwirklichung unserer Träume geht. weil man sich viel zu viele Gedanken darüber macht daß das Vorhaben voll in die Hose gehen könnte. Was wäre wenn ... , nicht zu vergessen die vielen Gründe die man findet warum die Verwirklichung eines Traumes ausgerechnet jetzt nicht geht.


    Und nun ist man wieder alleine und hat plötzlich diese Freiheit zurück all Das zu tun und machen wovon man so lange geträumt hat. Aber ....
    eben nicht mehr so jung und unbeschwert wie einst um nach Lust und Laune loszulegen. Nicht zu vergessen das der Verlust unseres Lieblings-
    menschen eine riesige Leere in uns hinterlassen hat die sich genauso überwältigend anfühlt wie das stehen vor einer riesigen weißen Leinewand die man nun von 0 auf 100 wieder mit Farbe füllen soll.


    Lieber Wolfgang, das Verrückte daran ist das ich wärend der Zeit wo ich so sehr ans Haus gekettet war um meinen Mann zu pflegen, ich vor Träumen fast hätte platzen können. Viele Träume die ich vermutlich auch hatte um nicht an der irre traurigen Atmopshere im Haus zu zerbrechen.
    Ja, und nun habe ich die Freiheit sie mir zu verwirklichen aber es fehlt eben der nötige Antrieb. Seit er gegangen ist scheint so Vieles nicht mehr wichtig zu sein und für Anderes ist morgen auch noch ein Tag. Habe irgendwie seit seinem Tod die Begeisterung an Vielem verlohren und oft bin ich schon froh wenn ich meinen Alltag gut geschafft habe und das Haus weiterhin gut im Schuß ist. Wie schon oft im Forum gesagt wurde, ist Trauer harte Arbeit und so habe ich beschlossen mit ihr mitzugehen anstatt ständig gegen sie zu steuern um "leisten" zu können. Leider setze ich mich dann doch immer wieder hier und da unter Druck etwas leisten zu müssen weil ich so manches Mal vergesse das "nur" gute 7 Monate her ist seit er gegangen ist, und "nur" 3 Monate her ist seit ich nicht mehr so viel mit seinem Nachlaß zu tuen habe. Seit ein wenig Ruhe einge-
    kehrt ist.


    In diesem Sinne, wünsche ich Dir einen gemütlichen und erhohlsamen Sonntag und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Kathi,


    freut mich das Du meine Worte als fürsorglich und nicht beformundend angenommen hast - und vor Allem das Du Dir die Zeit nehmen wirst Dir Das mit dem Tatoo wirklich gut zu überlegen.


    Was einen neuen Partner betrifft ist das völlig verständlich das Du Dir eine neue Beziehung noch nicht vorstellen kannst. Da geht es sehr Vielen von uns genauso besonders wo Alles noch recht frisch ist. Dennoch gibt es auch Viele von uns die sich nicht wirklich mit dem Gedanken abfinden können das es DAS nun für den Rest ihrer Tage war. Ja, lache nur, ich gehöhre dazu, denn schließlich hatte ich es mir ja nicht freiwillig ausgesucht wieder alleinstehend zu sein. Nüchtern gesagt, schon genug gestraft indem er gegangen ist. Also warum mich auch noch damit strafen für immer mit mir alleine durch das Leben zu gehen? Ja, und wo Du erheblich jünger bist als ich bin ich mir sicher das Du eines Tages genauso denken wirst sobald die Trauer etwas verblasst ist und Du Dir ein neues Leben aufgebaut hast. Sicherlich leben wir gottseidank in einem Zeitalter wo Single sein kein Beinbruch mehr ist, aber unter dem Strich ist das Leben doch so viel schöner wenn man es mit einem lieben Men-
    schen teilen kann.


    Und was Trauer betrifft gebe ich Wolfgang recht das sie genauso intensiv ist egal ob man Anfang 20 oder Ende 70 ist. Das Einzige was ich da noch gerne hinzu fügen möchte ist das man vielleicht im reiferem Alter etwas anders damit umgeht, weil man einen Teil seiner einstigen Verträumt-
    heit und Spontanität über die Jahre verlohren hat. Vermutlich weil die Jahre die man durchlebt und die Erfahrungen die man gemacht hat Einen peu a peu verändert haben egal ob man es so wollte oder nicht.


    Und ehe ich es vergesse ... bin heilfroh das Du schnell die Finger von Tavor Tabletten gelassen hast, denn als ich den Pfleger meines Mannes fragte ob ich die übrig geblieben halbe Packung behalten dürfe meinte der ich solle gar nicht erst auf die Idee kommen dieses Teufelszeugs zu schlucken. Macht angeblich sehr schnell stark abhänging. Ja, und dadurch wußte ich auf einmal warum mein Mann recht schnell immer mehr davon brauchte weil mit dem Vergehen der Wochen die Wirkung immer weniger war - außer das er zunehmends total zugedröhnt war und fast nur noch schlafen wollte.


    Liebe Kathi, so wird es wohl doch besser bei dem extra Glas Wein oder was immer auch bleiben wenn ein bisschen Nachhilfe benötigt ist. Natür-
    lich auch etwas was man besser nur aus reinem Genuß und nicht aus lauter Not zu sich nehmen sollte.


    Dir einen lieben dicken Drücker,


    Hanna

    Lieber Wolfgang,


    ich danke Dir für Dein liebes Angebot für eine gemeinsame flüssige Therapie Stunde aber ich glaube da würde uns schon 'mal die geografische Entfernung im Wege stehen. Dann wäre noch die Frage ob Du mit mir mithalten könntest, denn Dank meiner vielen Jahre in England würde es dauern ehe mich Jemand unter den Tisch getrunken hat.


    Spaß beiseite. Ja, obwohl ich absolut keine Schnapsdrossel bin gestehe ich das es gut tut sich etwas Nachhilfe zu verschaffen wenn die Gedankenmühle im Kopf sich einfach nicht mehr abschalten läßt. Kurz nachdem mein Mann verstorben war, war die Verführung groß zu allmöglichen Medikamenten zu greifen aber zum Glück hat dann immer wieder meine Angst von dem Zeugs abhängig zu werden gesiegt. Sehe noch heute die Packung Tavor vor mir stehend und mich nett angrinsend. War heilfroh als der Pfleger kam um sich alle Medikamente meines Mannes bei mir abzuhohlen und die Versuchung weg war.


    Ja, anstatt zur ebenso verführerischen Flasche zu greifen beschloß ich meine ganze Trauer, Wut, Verzweiflung und Zukunftsangst an der komplet-
    ten Renovierung und Umgestaltung des Hauses abzulassen. Es mag komisch klingen aber meine "Droge" wurde harte Arbeit die mich so müde machte das ich Abends nur noch ins Bett fiel. Und wenn ich heutzutage 'mal einen über den Durst trinke passiert das gottseidank nur sehr selten weil mich erneut die Angst gut im Zaum hält zu sehr auf den Geschmack zu kommen.


    Lieber Wolfgang, oft können wir es uns nicht vorstellen das noch 'mal bessere Zeiten kommen werden, aber ich bin mir sicher das wir sie haben werden weil wir Das so sehr wollen. Weil unsere lieben Gegangenen es auch für uns wollen. Man darf sich einfach nur nie aufgeben und gehen lassen - und das ist wohl der härteste Kampf in unserem neuen Alltag den wir uns so nie vorgestellt hatten.


    Dir einen schönen restlichen Tag und viele liebe Grüße,


    Hanna

    Liebe Kathi,


    wärend ich eine kleine Kaffeepause mache habe ich Dein Posting gelesen und möchte Dich einfach nur von der Ferne dicke drücken wo Du doch noch so sehr am Anfang Deiner Trauer stehts und Dich ziemlich Alles am erschlagen ist.


    Vor Allem tut es mir so unendlich leid weil Du noch so sehr jung bist und auch quasi noch am Anfang Deines Lebens stehst wo noch so viel möglich ist und Dir quasi alle Türen offen stehen. Eigendlich ein riesiges Glück im Unglück, aber ich kann mir auch gut vorstellen daß das auch recht überwältigend sein kann.


    Dennoch möchte ich Dir einen gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg gehen - wenn ich das darf. Wäre ich an Deiner Stelle würde ich mir Zeit lassen ehe ich mir ein so sehr persönliches Tatoo stechen lassen würde. Besonders jetzt wo Alles noch so sehr frisch ist, das große Chaos in Deiner Gefühlswelt herrscht und Du noch gar nicht weißt wie sich Dein Neuanfang entwickeln wird. Gerne würde ich Dir raten mit dem Tatoo min-
    destens so lange zu warten bis Du wieder festen Boden unter den Füßen hast und einige Nächte darüber gut geschlafen hast wo es doch etwas ist was sich nicht wieder so schnell ändern oder gar entfernen läßt. Schließlich ist es ja etwas was Dir nicht davon rennt und Du es Dir auch noch in einem oder zwei Jahren stechen lassen kannst - dann aber mit großer Bestimmtheit und nicht aus einem totalem Gefühlschaos entschieden.


    Liebe Kathi, ich hoffe ich bin Dir nicht zu nahe getreten, aber habe es selber erfahren auf was man für Ideen kommt wenn Alles plötzlich drunter und drüber ist - die man schon einige Monate später ganz anders betrachtet.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna

    Lieber Wolfgang,


    ich hoffe das Du gut schlafen konntest, denn ein guter Schlaf ist ja gerade wärend schwierigen Zeiten fast schon die halbe Miete. Das sage ich Dir nur weil ich am Angang auch Nachts kaum ein Auge zu bekam, sehr umtriebig war und folgedessen am nächsten Tag tüchtig zerknittert und zer-
    knirscht. Natürlich Alles viel negativer und bedrohlicher betrachtend als es eigendlich war.


    Freut mich sehr das Du Dich in unserer Runde wohl und gut aufgehoben fühlst. Ja, auch ich finde es schade das sich keine Männer zu Wort melden, aber vermutlich hat das eine Menge mit den alten gesellschaftlichen Kliches zu tun ... Männer weinen nicht, Männer sind stark genug sich selber zu helfe, Männer die weinen sind Weicheier.


    So bewundere ich das sehr an Dir das Du so offen und ehrlich schreibst wie es Dir gerade geht, was Du empfindest und wie sich Deine Trauer be-
    wegt. Es mag komisch klingen, aber ich habe es neulich Abend sehr genossen Deinen Bericht zu lesen wo Du mit Deinem Freund Einen über den Durst getrunken hast! Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr schlecht dafür das ich Das am Anfang auch ein paar Mal gemacht hatte - allerdings mit mir alleine da ich dooferweise keinen habe der es mit mir zusammen machen würde. So verstehe ich es gut das manchmal etwas einfach sein muß um etwas Druck ablassen zu können.


    Ich wünsche Dir einen guten Tag und liebe Grüße dazu,


    Hanna

    Meine Lieben,


    ihr könnt gemeinsam jodeln was das Zeugs hält denn es wurde sowieso von den Japanern erfunden. Eines Tages gingen zwei davon Bergsteigen und der Vorgänger verlohr sein Radio aus dem Gepäck an einer schwierigen Bergwand. So versuchte er seinem Kumpel zu vermitteln das "ladlio, ladlio, ladlio" unterwegs auf seinem Hängepunkt war.


    Huchihäschtle Allesamt und eine gute Nacht wünscht dat


    Berlin Luder Hanna

    Ja siehstde Bärchen,


    wenn Du denkst Du stehts mit Allem alleine da und Dich hat die ganze Welt verlassen tauchen plötzlich gute Seelen auf von da wo man es gar nicht vermutet hatte. Und wenn es nur plötzlich eine helfende Hand ist aus der keine lebenlängliche Freundschaft entsteht.


    Ich kann es Dir gut nachempfinden wie gut Dir das tut, denn mich haben so manche Leute total überwältigt als ich dachte mit Allem allein zu stehen. Menschen die mir weit über ihre beruflichen Grenzen zur Seite standen, und Menschen mit denen ich einst nur wenige Worte gewechselt hatte. Eben Menschen die sich für mich zu Zeiten großer Not und Trauer entschieden hatten und nicht weil man mit mir gut feiern konnte.


    Lieber Wolfgang, vermutlich Menschen die nicht besonders partytauglich sind oder mit denen man gerne in den Urlaub fahren würde aber definitiv Menschen die bereit sind mit Einem durch dick und dünn zu gehen. Fragst Du mich - etwas deutlich wertvolleres als das Andere was letztlich nicht all zu schwer an jeder Straßenecke zu finden ist.


    Dir viele liebe Grüße und ein dickes Kraftpaket,


    Hanna

    Liebe Kathi,


    erst eimmal möchte ich Dich ganz doll in die Arme nehmen und Dir sagen das ich Deinen Herzschmerz sehr gut verstehen kann. Leider jedoch kommt man ja nicht um das Abschiednehmen herum denn das eigene Leben muß ja irgendwie weiter gehen - egal ob man es so will oder nicht.
    Auch nach all den relativ vielen Monaten haut es immer noch ordentlich rein wenn ich Post bekomme die noch an ihn addressiert ist - oder wie über die letzten Tage Geburtstagskarten von all möglichen Leuten von denen er einst etwas gekauft hatte oder deren Service er einst in Anspruch genommen hatte.


    Gerade gestern hatte ich gezwungenerweise seine Sterbeukunde wieder in der Hand weil der Steuerberater sie von mir verlangte. Und, und, und. Man kann einen Menschen einfach nicht so einfach "auslöschen" gerade in unserer heutigen Welt wo man Dank Medien an all möglichen Stellen registriert ist ohne es zu wissen. Wenn es Dich vielleicht ein wenig tröstet ist es mir genauso gegangen wie Dir als ich etliche Verträge auflösen mußte. Keinerlei Beileid sondern nur nackte Schlußrechnungen und hier und da eiskalte Mahnbriefe wo die Zahlung für etwas durcheinander ge-
    kommen war als ich seine Konten sperren und Alles auf meine umsatteln ließ.


    Liebe Kathi, das hat aber wenig mit weltlicher Herzlosigkeit zu tun, sondern eher damit das die Menschen am anderen Ende letztlich "nur" ihren Job machen der ihnen es nicht erlaubt irgend welche Emotionen an sich heran zu lassen. Ja, gerne hätten wir es anders im Namen unseres Lieb-
    lingsmenschen die von uns gegangen sind, aber letztlich sind die Leute im Callcentre oder sonstigen Einrichtungen keine Seelsorger. Nicht zu vergessen das man es oft mit extrem jungen Menschen zu tun hat die eben keinerlei Erfahrung mit dem Tod haben - und folgedessen unsere Situ-
    ation gar nicht wahrnehmen.


    Und zu guter Letzt ... wir Alle mußten uns durch die erste und allerhärteste Phase der Trauer durchboxen und haben es geschafft - wo wirst auch Du es schaffen und eines Tages mächtig stolz auf Dich selber sein.


    Sei liebevollst gedrückt,


    Hanna