Liebste Hanna, liebste Sandra,
ich umarme euch mit meinem Herzen, ganz fest und innig.
Wenn ich eure Zeilen lese, finde ich mich darin wieder. Ihr habt euer Leben für eure Lieben aufgegeben, aber ihr und ich habt es aus Liebe gemacht.
Egal ob es Jahre, Monate oder Wochen sind die man diesen Menschen pflegt, wenn man es aus dem Herzen heraus macht sind die Empfindungen - dieses Mitleiden, die Angst, die Verzweiflung und zum Schluss die Hoffnungslosigkeit immer so schmerzhaft, das es dafür nie die richtigen Worte gibt.
Das Leben hat uns viel abverlangt und, von mir wie auch denke ich von euch, ist ein Teil unseres Herzens, unserer Seele mir unseren Lieben mitgegangen.
Ich glaube, ich werde nie mehr der Mensch sein, der ich mal war. Wie soll das den auch gehen - es fehlt ja ein Teil von mir - und der lässt sich nicht wieder zurück holen. Das hast du Hanna und du Sandra ja auch bemerkt.
Die letzten Tage waren wieder noch emotionaler und schwerer. Warum weiß ich nicht. Am Tag versuche ich mich zu konzentrieren und zu funktionieren. Am Abend bin ich dann total fertig. Ich hab mich selber so unter Druck gesetzt, hab mir Aufgaben vorgenommen und bin dabei wieder in meine alte Hektik zurück gefallen.
Habs heute gemerkt. Hab mir Kaffee gemacht, und eine Semmel und mir vorgenommen mich hin zu setzten und mit Ruhe zu frühstücken - was war,-
Ich hab angefangen die Wäsche zu waschen, gleichzeitig hab ich begonnen Kartons durch zu sehen, den Müll zu sortieren und meine Abstellkammer aus zu räumen.
Ja, alles zu gleich. Im Endeffekt war der Kaffee kalt, ich hatte keinen Hunger mehr, und wusste nicht mehr wo anfangen, wo aufhören.
Dann kann das große Heulen weil mir Mam so fehlt, sie hätte mich runter geholt und mit mir geschimpft, weil ich alles auf einmal tun will.
Wenn wir ehrlich sind haben wir uns doch alle nach dem Gehen unserer Lieben zu viel zugemutet und tun es teilweise noch immer. Ja, manche Dinge müssen gemacht werden, aber wir haben es sicher übertrieben. Und dann kommen solche Phasen wie jetzt, wo wieder das große schwarze Loch da ist, weil unsere Lieben nicht mehr da sind und : weil unser Körper und unsere Kraft einfach nicht mehr die gleichen sind wie früher.
Auch wenn diese extrem traurigen Tage, Stunden die wir im Moment haben sehr schlimm und auch kraftraubend sind, so gehören sie zu unserem Leben. Und sie zwingen uns für eine gewisse Zeit doch kürzer zu treten.
Liebe Hanna,
du hast Recht, wir wissen doch am besten selbst, was gut für uns ist, egal was die anderen sagen. Es ist unser Leben, unser Schmerz und unsere Zukunft. Und auch wenn die vielen Ratschläge von den anderen lieb gemeint sind, letztlich entscheiden müssen wir immer selber.
Ja, das Leben ist kostbar ´(auch wenn es im Moment für mich noch nicht so scheint.) die Prioritäten haben sich geändert, wir haben uns verändert.
Alles hat sich verändert - lange Zeit waren unsere Lieben das wichtigste in unserem Leben und jetzt auf einmal sind wir es selber um den es geht.
Damit müssen wir erst lernen umzugehn.
Ich kann bis heute noch nicht NEIN sagen wenn jemand etwas von mir braucht wozu ich eigentlich keine Zeit oder Kraft habe.
Liebe Sandra,
schön das dein Papa kommt, ich wünsche dir eine innige intensive Zeit mit ihm.
In der Zeit in der ich Mam gepflegt habe, vor allem im letzten Jahr haben die Leute auch immer gesagt, - du musst mal raus, geh einen Kaffee trinken, usw.
Ich hab es probiert, ein mal, mit dem Resultat das in den 20 Minuten die ich im Kaffeehaus verbracht habe, ich ständig aufs Handy geschaut hab, obwohl Mam ja nicht allein war. Es war ja die Hauskrankenpflege bei ihr, man konnte sie ja nicht mehr allein lassen. Ich hab immer gedacht, könnte Mam doch jetzt auch da sitzen. Es hat so wehgetan, und zuhause hatte ich so ein schlechtes Gewissen weil ich etwas gehabt hatte und Mam nicht. Heute noch mach ich mir Vorwürfe das ich sie nicht öfter eingepackt hab, ein Behinderten Taxi bestellt hab und mit ihr wohin gefahren bin.
Ich finde es so schön das du Rob zuhause hattest, das war für ihn was ganz besonderes, das spür ich. Ich würde alles dafür geben könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich hätte Mam nie mehr in ein Spital gegeben. Wo sie doch so gern "heim" wollte.
Bei Hanna ist es nicht anders gegangen, durch die Krankheit und den Pflegeaufwand. Bei mir wäre es möglich gewesen. Ich glaube das ich aus diesem Grund und auch noch anderen, wie ihr ja wisst, so schwer mit allem zu kämpfen habe.
Ich wünsche dir und Hanna, Amitolla und natürlich all den anderen Lieben einen hoffentlich nicht zu traurigen ruhigen Tag.
Meine Gedanken sind bei Aldriane und ihrem Liebsten :33:
eure Gerlinde/hopeless