Liebe Amitola,
Danke für deine Zeilen. Ja, das mit dem Starksein ist so eine Sache,. Ich wurde immer von meinen Eltern in diese Position, ich muss stark sein, ich kann das schon....hineingezwängt. Es wurde sehr viel Last auf mir abgeladen und ich habe immer versucht MEIN und auch IHR Leben perfekt zu meistern....
Papa war ja ein Perfektionist und gestern sagte Mama erst wieder zu mir....DU BIST GANZ GENAUSO WIE PAPA.
Ich kann nicht mehr bin so erschöpft und habe das Gefühl, jeder erwartet weiter von mir stark zu sein.
Leider kann ich nicht NEIN sagen und das nützen viele aus, auch Freunde und bitten mich immer um Hilfe.
Es tut mir sehr leid, dass du an Krebs erkrankt bist bzw. warst. Ja, es muss irgendwie weitergehen, aber mir ist es eben so egal ob es bei mir weitergeht. Es sind nicht nur die vielen Einschränkungen die ich habe. iichh habe auch noch ein anderes Problem mit dem ich viele Jahre leben und zurechtkommen musste, welches mich geprägt hat, aber darüber möchte ich nicht sprechen, es würde zuätzlich Wunden aufreissen.
Ich weiss jetzt nicht, ob ich schon berichtet habe, dass meine Eltern 45 Jahre ein kleines altes Häuschen am Land hatten und Papa dort neben seiner Videofilmerei mit so einer großen Liebe der Gartenarbeit nachgehen konnte, aus etwas was er mir vererbt hat......
Als klar war, dass er eine Herklappe braucht und sein Herz si schwach war und er sich schonen sollte, meite er....Heuer lässt er noch SEIN Haus, es war immer SEIN Haus, dann wird er es auflassen. Im April ergab sich plötlich die Möglichkeit durch eine Gemeindentrümpelung auf einfachere Weise, das Haus räumen zu können, anstatt die ganzen alten Möbel und Sachen bis in die Stadt 100 km weit entfernt zu einer Deponie zu führen. Ich habe Papa den Vorschlag gemacht, nicht noch das heurige Jahr abzwarten, sondern gleich zu handeln und wollte auch, dass er selbst entscheidet, was er behalten und was entsorgt werden soll. Papa stimmte zu und war obwohl er sehr gebrechlich war und man merkte, dass ihm die Hausräumung zusetzte, er es aber nie zugab.
Ich habe meine Kindheit und Jugend dort verbracht und damals meinen Mann in diesem Dorf kennengelernt und auch dort geheiratet mit all den dazugehörigen Bräuchen. Die Verwandtschaft ca 10 km entfernt zum teil noch vorhanden. Dieser Ort war mein 2. zu Hause, aber es war klar, dass wenn Papa nicht mehr leben sollte, Mama diese Haus aufrund ihres kaputten Rückens nichtmehr haben kann und will.....es war ein ganz altes Haus.
Von da an gings mit Papa weiter bergab, da er nichtmehr seine Gartenarbeit machen konnte und auch nicht zu SEINEM Haus fahren konnte....er sprach aber nie darüber. Erst im Spital meinte er plötzlich zwischen seiner Verwirrtheit und klarem Denken....."jetzt ist es weg,MEIN Haus" und eine Träne rann ihm die Wange hinunter. Ich bin aus dem Zimmer gelaufen und habe dort bitterlich geweint vor Schuldgefühlen.
Wie konnte ich nur das Haus vorzeitig räumen, warum habe ich nicht gewartet, es wäre nächstes Jahr auch noch Zeit gewesen und Papa hätte zumindest sein Haus bis zm Tod gehabt. Aber damals dachte ich schon daran, wie schwer noch alles sein wird, nach Papas tot und dann noch das Haus räumen.. Mama war froh, dass alles im April stattgefunden hat, sie sagt es auch jetzt immer wieder.....er wäre ja schon ab April leergestanden, weil meine Eltern nicht hinfahren konnten. Ich bin mit meinem Mann ja nur hingefahren,wenn meine Eltern auch dort waren.
Aber jetzt habe ich alles verloren Papa und auch das Haus...SEIN Haus. Ich schaffe es derzeit auch nicht nur in die Nähe vom Haus zu fahren. Samstag sollte ich dort zu einem Begräbnis gehen, ich kann nicht ich will nicht. Auch Mama hat abgesagt, ist alles noch zu kurz mit Papa...da kommen wieder soviele Erinnerungen und Gedanken hoch.
Danke fürs zuhören
Die traurige Libelle