Beiträge von Dieter

    Liebe Katarina,


    ich sehe das ganz einfach: entweder jemand kann lieben oder nicht. Wenn ja, dann liebt er sich auch. Wenn nein, dann nicht. Da gibt es kein Vorher und Nachher. Dass jemand nur andere "liebt" und sich nicht, ist Selbstverleugnung und hat mit Liebe nicht viel zu tun. Die meisten sind eine Zwischenstufe. Aber Theoretisieren über solche "Sachen" wie Liebe bringt eigentlich nichts - die Wirklichkeit ist alles.

    Hallo Katarina,


    ich will die Antwort nicht schuldig bleiben: freiwillige, gewollte, irgendwie notwendige Einsamkeit ist o.k., aufgezwungene, nicht gewollte und nicht gekonnte ist nicht o.k. und sollte geändert werden.

    Noch etwas zur "Selbstliebe": Ich weiß nicht, wer das Wort aufgebracht hat, seit einiger Zeit geistert es durch die Zeitschriften und Bücher. Da ist etwas falsch verstanden worden. "Wer andere lieben will, muss zuerst sich selbst lieben" oder sowas, das ist Unsinn. Richtig ist: wer ein liebevolles Gemüt hat, wer ein Grundwohlwollen gegen jedermann hat, der bezieht das natürlich auch auf sich selbst. Aber so nebenbei, ohne Absicht. Kann aber sein, dass du es anders gemeint hast.


    Schönen Abend noch!

    D.

    Liebe Katarina,


    Depression, Melancholie - das wird ziemlich durcheinander verwendet, ich möchte mich da nicht festlegen. Trauer, Traurigkeit kommen ja auch noch dazu. Melancholie scheint mir etwas mehr Philosophisches zu sein, Weltschmerz vielleicht. Dann muss man ja auch noch Normalpsychologisches und Pathologisches auseinanderhalten. Das wird mir zu kompliziert, drum sage ich einfach Depression.

    Du hast völlig recht: irgendwie ist man immer einsam, auch in Augenblicken tiefer Verbundenheit. Das ist "menschlich", wie man so gerne sagt. Aber es geht doch auch um ein Mehr oder Weniger. Ich glaube, man hat ein ziemlich sicheres Gefühl dafür, ob man die richtige Menge an Kontakt hat und ob mit den richtigen Leuten. Die Art von Einsamkeit, die Josef meinte, ist wohl eher das Ausgeschlossensein aufgrund von Trauer, die Verständnislosigkeit der Umwelt, das fehlende Einfühlungsvermögen, das Sich-Zurückziehen vom Trauernden, die ganze andersartige Seelenlandschaft des Trauernden, auch das Einsam-sein-WOLLEN im Schmerz. Ja, wie kann man damit umgehen? Bei mir ist im Laufe der Zeit fast eine Bibliothek an Trauerliteratur entstanden. Besonders warmherzig und tiefgründig erscheint mir das Büchlein von Anselm Grün: "Trauern heißt lieben". Ich weiß im Moment nicht, ob er sich da besonders mit der Einsamkeit befasst, aber es ist sehr lesenswert und hilfreich.


    LG Dieter

    Liebe Amitola,


    was hab' ich da nur angerichtet. Ich brauche doch keine Lebensgeschichte von dir, um deine Meinung zu respektieren, die ja im übrigen mit meiner weitgehend übereinstimmt, ich meine, was Mut machen anbetrifft. Zu deiner Geschichte sage ich jetzt mal gar nichts, da wird alles, was man sagt, falsch. Aber zu deinem Männerbild muss ich doch etwas loswerden: "die Männer" sind nicht so, wie du sie gerne siehst. Sie sind genauso differenziert oder undifferenziert bzw. sensibel oder unsensibel wie Frauen und sollten nicht mit Fußballstadion und Stammtisch in einen Topf geworfen werden :D . Ich bewundere deinen Mut, deine Geschichte so frei zu erzählen. Aber, um auf das Thema zurückzukommen: Einsam kannst du eigentlich nicht sein, sei froh darüber.


    LG Dieter


    Um nicht falsch verstanden zu werden: Es gibt natürlich eine typisch weibliche bzw.männliche Wesensart, es wäre ja sonst langweilig.

    Liebe Amitola,


    es gibt ja vom seelischen Naturell her solche und solche. Z.B. Flüssige und Zähflüssige. Oder Extravertierte und Introvertierte. Oder Optimisten und Pessimisten. Oder Frohnaturen und Depressive. Das hat nichts mit der Depressivität zu tun, die alle Trauernden überfällt. D.h. der eine wird schon von Haus aus mit Einsamkeit leichter fertig bzw. kennt Mittel und Wege, ihr zu entkommen, der andere weniger. Da kann man eigentlich wenig raten. Sich Mühe geben, sich zusammennehmen, sich überwinden, Gruppenwanderungen, Gruppenreisen, Tanzcafés... allen solchen Sachen stehe ich ziemlich skeptisch gegenüber, wenn sie dem Betroffenen eigentlich innerlich fremd sind. Trotzdem dürfen natürlich ein einfühlsames Aufmuntern und ein gelegentlicher Klaps auf den Hinterkopf nicht fehlen.


    LG Dieter

    Liebe Amitola,


    da hast du ja wieder voll zugeschlagen, alle Achtung, der arme Josef weiß jetzt gar nicht, wo er anfangen soll. Das sind alles wunderbare Tipps für sowieso schon aktive Menschen, was macht der etwas Schwergängige, Depressive, den man zum Leben tragen muss? Ich rede nur so allgemein, ich kenne Josef ja gar nicht. Und dann sind das alles Anregungen für Städter; was macht der, der im Wald auf einer Fichte sitzt? Ich brauche mit dem Auto 1/2 bis 3/4 Stunden bis in die Stadt, und zurück muss ich ja auch, und rasieren muss ich mich und das Auto aus der Garage holen und und und. Klar, ich habe meine Katzen und Meisen und Marder usw., aber die reden eher selten mit mir. Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte mit keinem Städter tauschen, aber ein bisschen einsam ist es manchmal schon. Hast du auch für mich einen Tipp?


    LG Dieter

    Fernsehfilm: Sie, ca. 38, graue Maus, Strickjacke, etwas sitzengeblieben. Die Kollegin wackelt nur mit der Schuhspitze, und schon hecheln die Männer. Da lernt sie einen Blinden kennen, sie entdeckt ihr frauliches, fürsorgliches Herz und blüht auf, die Strickjacke verschwindet, die Frisur wird kürzer, das Kleid wechselt von grau zu rot. Es ist herzerweichend, sie so zu sehen, das glückliche Gesicht, weil sie helfen kann und weil sie endlich als Frau ernstgenommen wird, mir wurden die Augen feucht. Aber Er sieht ja alles nicht, er ist ja blind. Macht nichts, er fühlt es doch, und so "sieht" er es auch. Da ist mir einiges klar geworden: wir sehen unsere lieben Toten nicht mehr, aber wir fühlen sie, und dieses Fühlen zeigt sie uns in ihrer ganzen Schönheit und Pracht. Die graue Jacke der Trauer hat sich in Liebe aufgelöst. Zu schön um wahr zu sein? Egal, so könnte es doch sein.

    Hallo Rabelein,


    da hast du doch mit Beethovens Sechster die beste Medizin, die man sich wünschen kann. Mein Liebling ist die Siebente, bei der haben meine Frau und ich uns kennengelernt. Die Dritte ist auch, ja wie sagt man, umwerfend, aber nichts für die Nacht. Na, du kennst sie sicher alle. Beethoven ist gut für unsereinen, ist sehr sehr gut!


    Gute Besserung und alles Liebe!
    Dieter

    [quote='Dieter','http://forum.aspetos.com/index.php/Thread/1424-Neues-SEIN-LEBEN/?postID=48271#post48271']
    ich hab die Räucherei auch stark eingeschränkt und möchte auch ganz davon wegkommen.


    Gratuliere, Josef, aber Hau-Ruck ist besser.

    Manchmal sitze ich nachmittags, etwas erschöpft von Arbeiten im und am Haus, auf meiner Terrasse, schäle einen Apfel und will es mir etwas gutgehen lassen. Die ersten, denen das nicht gefällt bzw. denen das zu gut gefällt, sind die Wespen. Dann kommen die Mücken. Dann kommt Zorro, der Gastkater, und schmust herum, weil er mit Recht ein Leckerli erwartet. Jetzt platzt mir der Kragen, und ich sage irgendein lautes Wort. Lieber Himmel, kann eine Katze einen so erschrocken und angstvoll anschauen! Da sage ich: Komm, Bruder, hast ja recht, wir Männer müssen zusammenhalten, jetzt gehen wir zusammen zu den Knabberlis, ich bin so groß, und du bist so klein, wir ergänzen uns wunderbar, geh' mal vor, damit du mir nicht von hinten unter die Füße läufst. Das versteht er, den Ton kennt er, und zufrieden wusselt er vor mir her. Wieder eine Freundschaft gerettet! :022:

    Hallo Amitola,


    Musik ist ja Melodie + Harmonik + Rhythmus. Melodie zum Träumen, klar. Für mich ist der Rhythmus besonders wichtig. Er nimmt einen mit in eine ungewollte, fraglose, manchmal gewaltsame Bewegung, lässt das immer unsichere und zweifelnde Ego einfach stehen und reißt mit in eine höhere Ordnung. Er schafft Ordnung, er kämmt die strubbelige Seele. Er kann in Trance und Ekstase führen, heraus aus dem kleinen persönlichen Elend.


    LG Dieter

    Gerade hab' ich mal wieder das Fernsehen rauf und runter gezappt, und das zum wievielten Mal, eine halbe Stunde verplempert, nix als Schrott. Was mache ich hier eigentlich, sage ich zu mir und wechsele vom Fernseher zum CD-Player, auf dem die herrlichste Musik aller Zeiten liegt. Wie Öl legen sich die Klavierpassagen auf meine wunde Seele, auf einmal geht es mir besser. Wie oft habe ich bedauert, dass ich nicht Klavier spielen kann, ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, wenigstens aus dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach ein Stückchen zu lernen. Aber von der CD tut es auch schon gut. Die lebendigste aller Künste ist die Musik. Auf einmal wird man innerlich flüssiger. Ein Tag ohne Musik ist ein verlorener Tag. Das ist nicht von mir, aber es stimmt.