Beiträge von chris068

    Hallo allerseits,


    Ich muss heute wieder hier schreiben, weil ...


    Der Schmerz ist diese Tage wieder voll da. Es nähert sich der Jahrestag
    und mit meinen Gedanken komme ich kaum von diesem Thema weg.
    Egal was ich auch tue: arbeiten, zu mittag essen,...
    Ablenkung funktioniert heute überhaupt nicht.


    Ich falle jeden Abend todmüde ins Bett. Erst dann bin ich wieder in einem
    Zustand, der halbwegs erträglich ist: wieder ein Tag geschafft.



    liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Petra,


    Es ist vielleicht dumm von mir - aber.
    Manchmal bin ich lieber allein als unter "normalen" Menschen.
    Ich tu mir immer noch schwer, mich an ganz alltäglichen Dingen zu erfreuen.
    Das erschwert auch die Kommunikation mit Freunden. Die erzählen mir dann
    manchmal Dinge, die ich gar nicht hören will.
    Nicht dass ich anderen Menschen ihr Glück nicht gönnen würde. Natürlich tu ich das.
    Nur sind das für mich jedesmal Stiche ins Herz. Tut oft noch mehr weh, als das zuhause bleiben.



    Liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Malena,


    Nein, das ist keine störende Einmischung. Ganz im Gegenteil.
    Ich bin über jede Nachricht erfreut und dankbar.


    Diese Frage hab ich mir auch schon gestellt. Natürlich würde ich umgekehrt wollen,
    dass meine Frau wieder glücklich wäre.
    Ich weiss nur nicht, ob und wie sie es geschafft hätte. Sie hatte oft fast panische Angst, mich zu verlieren,
    dass mir etwas zustösst. Dass SIE allein übrig bleibt.
    Und jetzt passiert es mir - das ist wirklich manchmal unerträglich für mich.
    Wenn ich darüber nachdenke, werde ich dabei fast verrückt.


    Ich bin sicher, JEDE(R) - inklusive mir - wäre froh darüber, wenn ich wieder glücklich bin.
    Nur fällt es so unendlich schwer, wenn man so vieles nicht mehr gemeinsam erleben kann
    und alle Pläne für die Zukunft zunichte gemacht sind.



    Liebe Grüsse, Christoph

    Liebe Astrid,


    Ich suche andauernd nach Dingen, wo ich in meinem aktuellen Leben Vorteile hätte gegenüber früher.
    Nur kann ich diesbezüglich nichts finden.
    Ich könnte tun und lassen was ich will, könnte mir finanziell vieles leisten. Nur hat das für mich
    überhaupt keinen Stellenwert - und das nach einem Jahr. Das versteht niemand aus meinem Umfeld.
    Manchmal auch ich selbst nicht. Umso wichtiger ist es für mich, wenn ich hier auf Verständnis stosse.


    Ich bin immer noch in dem Zustand, wo ich von einem Tag zum nächsten lebe - bis auf ganz wenige Ausnahmen...wenn ich wieder jenen Menschen treffen kann, der mir ganz wichtig geworden ist.
    Und nur in dieser (leider kurzen) Zeit bin ich wirklich in der Lage, mal komplett abzuschalten
    und diesen Rucksack für eine Weile abzulegen.


    liebe Grüsse, Christoph

    Gestern war wieder ein ganz seltsamer Tag.
    Ich war am vormittag mit vielen Dingen komplett abgelenkt.
    Arbeit und anderem. Ich war richtig gut drauf. Als ob nie etwas passiert wäre.
    Und dann... beim heimfahen von der Arbeit hat mich alles umso mehr wieder eingeholt.
    In der zweiten Tageshälfte war ich dann wieder völlig wie erschlagen. Obwohl
    der Tag eigentlich ausgefüllt war.


    Ich hoffe weiter auf Besserung. Und ich weiss, es wird nie mehr so wie früher werden.
    Eine schlimme Erkenntnis.


    liebe Grüsse, Christoph

    Hallo Markus,


    Ich habe auch viele Sachen noch nicht weg geräumt. Konnt es auch bis jetzt nicht.
    Ich hab nur jene Sachen entfernt, die mir täglich ins Auge springen.
    In den Kästen liegt und hängt noch vieles herum. Ich mach das Stück für Stück.
    Wie ich gerade möchte.
    Und das tut auch nach vielen Monaten noch irrsinnig weh...
    Ich war auch 4 Monate lang nicht fähig, das Handy meiner Frau abzumelden ...
    Abgemeldet ist es nun aber es liegt noch heute zuhause.


    Heute hab ich wieder einen Tag wo ich gut abgelenkt bin. Und ich das Gefühl habe,
    es ist alles in bester Ordnung. Zuhause holt mich dennoch wieder alles ein.
    Langsam denke ich auch über einen kompletten Wegzug nach. Dann hätte ich zwar eine
    völlig neue Umgebung, andererseits ist sind die Verwandten (Eltern, Schwiegereltern, Schwester)
    dann auch ausser Reichweite und der Freundeskreis auch. Ob das besser ist, weiss ich auch nicht.
    Bin also im Moment ziemlich orientierungslos/heimatlos unterwegs ...


    Liebe Grüsse, Christoph

    Hallo Astrid,


    Ja es dauert sehr lange.
    Ich hab versucht, mir viele Infomationen über die Dauer zu beschaffen. Internet (zb. auch hier).
    Reden mit Betroffenen. Und oft stellt sich heraus, ein Jahr ist fast zu wenig.
    Und das spür ich auch bei mir. Es wird nach einem Jahr (und in 3 Wochen ist es soweit) nicht viel anders sein. Ja, ausser vielleicht der Druck von aussen wird zunehmen. Davor fürchte ich mich ein wenig.
    Spätestens nach dieser Zeit "sollte ich wieder funktionieren wie früher".
    Das sagt so direkt zwar niemand, aber ich spüre es, und lese es quasi zwischen den Zeilen.


    Das heisst, die Erwartungshaltung und mein realer Zustand klaffen immer weiter auseinander.
    Ich wollt es nicht tun, denke mir aber, es könnte mir vielleicht helfen - indem ich genau dies
    anspreche in meinem Umfeld (mit einigen kann ich darüber reden, nicht mit jedem - soviel weiss ich bereits).
    Ich glaube auch, dass meine Angehörigen auch nicht wissen (können), wie es mir wirklich geht.
    Weil ich auch versuche, meinen Schmerz zu unterdrücken im Beisammensein.
    Wirklich ausleben/herauslassen kann ich den Schmerz meist nur allein (oder hier ...).



    Liebe Grüsse, Christoph

    Hallo ...


    Ja, auch mir wäre ein Leben im Zeitraffer am liebsten.
    Ich kämpfe täglich darum, ein halbwegs normales Leben zu führen.
    Der andauernde Schmerz drückt sehr auf das Gemüt.
    Heute hat niemand bekannter Geburtstag - und es tut dennoch weh ...


    liebe Grüsse, Christoph

    Hallo Petra & Monika,


    Danke für die Umarmung. Nehme ich dankend an. Der Tag ist doch schwerer und tränenreicher als erwartet.
    Der Schmerz war phasenweise wieder unerträglich.
    Ich fühle, als ob ich auf der Stelle trete. Ist das "normal" nach fast einem Jahr ?


    Es klingt seltsam:
    Je grösser der Schmerz, desto mehr fühle ich mich verbunden mit meiner Andrea.
    An anderen Tagen bin ich einfach nur einsam. Und mir sind die Schmerz-Tage fast lieber.
    Als ob ich nach diesem Schmerz bereits süchtig wäre ...


    monika :
    ja bei mir ist es ähnlich, es ist kaum vorhersehbar, wie der Tag sich entwickelt.
    Es genügt oft ein kleiner Auslöser ...


    Liebe Grüsse, Christoph

    Hallo Petra,


    Ich kenne diese Situation auch nur zu gut. Und ich kenne diesen Schmerz, den man dabei spürt.
    Lass dich von mir umarmen. :30:
    Als kleiner Trost...


    Ganz liebe Grüsse, Christoph

    Hallo Markus,


    Es klingt komisch, aber manchmal sind solche Tage fast einfacher als ein anderer, ganz normaler Tag.
    Ich erinner mich gerne an die gemeinsame Zeit. Der Schmerz dabei ist nicht mehr so heftig wie noch vor Monaten.
    Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass schon fast ein Jahr vergangen ist.
    Und ich weiss bis heute nicht, wie ich so manche Tage überstanden hab. Ich hab auch einige
    Gedächtnislücken, vor allem aus der Zeit unmittelbar danach.


    Ich wünsche allen hier einen angenehmen Tag. Möchte euch Hoffnung und Kraft schenken.



    LG Christoph

    Ja, sie kann mir nie mehr widersprechen...


    Weisst du wie sehr ich mir wünsche, wenn sie mir nur widersprechen würde/könnte.
    Die Leere zuhause tut mir immer noch sehr weh. Das heimkommen ist jedesmal grausam.
    Ich vermisse diese Zweisamkeit... auch wenns um das Austragen von Meinungsverschiedenheiten ging.


    LG Christoph

    Danke ...


    Ein Tag, der noch mehr als sonst von den Erinnerungen geprägt ist.
    Vor einem Jahr habe ich noch ein Geburtstagsgeschenk besorgt, im Wissen dass
    es das letzte mal sein wird...
    Dieses Geschenk wollte meine Frau damals nicht mehr annehmen.
    Es liegt noch heute zuhause. Ich werde es heute abend mitnehmen wenn ich
    wieder ans Grab gehe.
    Ich hoffe, sie verzeiht mir, wenn ich nochmals mit dem gleichen Geschenk komme ... ;-)

    Ja manchmal bin ich auch fast erschrocken über meinen Zustand.
    Es gibt solche Phasen, wo mir alles egal ist. Da steh ich fast neben mir. Da spür ich auch keinen Schmerz.
    Also ob nichts gewesen wäre...


    Selbst wenn ich am Grab stehe, hatte ich zuletzt schon solche Momente.
    Vielleicht auch so eine Art Realitätsverweigerung.
    Ob das eine gute Entwicklung ist, kann ich nicht beurteilen.


    Aber sonst ist der Schmerz ständig da, nur weinen kann ich fast nicht mehr.
    Und jeder Tag kommt mir unendlich lang vor ... ich bin froh, wenn er vorbei ist,
    und ich abends ins Bett falle.

    Liebe Petra,


    Es fällt mir unendlich schwer, diese Einstellung beizubehalten. Glaub mir. Manchmal fehlt mir wirklich
    die Kraft und der Glaube dafür.
    Zu dir und deinen 4 Monaten: bei mir ist es auch nach 2-3 Monaten richtig schwer geworden.
    Ich hab offenbar lange gebraucht um das alles zu realisieren. Diese Endgültigkeit wird einem erst nach und nach bewusst.
    Aber irgendwann gelangt man an einem Punkt, wo es nicht mehr schlimmer wird.
    Wo man diesen Schmerz einfach als täglichen Begleiter annimmt.
    Vom glücklich sein bin ich weit entfernt, versuche halt mir das Leben so lebenswert wie möglich zu gestalten. Und wenns nur kurze Auszeiten sind von der Arbeit - um hier zu schreiben/lesen.



    liebe Grüsse, Christoph

    Guten Morgen Markus,
    Das ist alles ganz normal bei dir in dieser Phase.
    Ich konnte mir das auch nicht vorstellen ohne meine Frau zu (über)leben.
    Man gleitet aber langsam in das völlig neue Leben hinüber - und findet wieder Freude an etwas.
    Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind.
    Die Frage "was wäre wenn", das hat mich auch sehr lange beschäftigt.
    Aber mehr in der Zeit wo meine Frau noch lebte. Da ging es eher darum, welche Form der Therapie
    gemacht wird. Meine Frau wollte keine Chemo machen. Mit dem hab einige Zeit überhaupt nicht umgehen können. Im Nachhinein betrachtet war es gut so. Es ist immer eine höchstpersönliche Entscheidung des Betroffenen selbst. Und diese Entscheidung ist IMMER richtig.
    So konnten wir noch fast 1 1/2 Jahre ohne Beschwerden miteinander verbringen. Mit Chemo wäre
    auch diese Zeit schon zum Desaster geworden. In unserem Fall. Da bin ich sicher. UND: die Chemo hätte in unserem Fall (weil äusserst aggressiver Krebs) mit ziemlicher Sicherheit keine Heilung sondern nur eine Leidensverlängerung gebracht.


    Wir alle werden irgendwann Frieden schliessen mit der Situation.
    Das haben mir einige Betroffene so geschildert, wo schon viele Jahre dazwischen liegen.
    Ich selbst bin schon weiter als Du, erlebe schon einige "normale" Tage. Inklusive mancher Rückschläge.
    Morgen hätte meine Frau Geburtstag (44)...


    liebe Grüsse, Christoph

    Lieber Markus,


    Du warst bis zum Schluss bei deiner Frau - und du bist es auch jetzt noch.
    Das ist keine Frage der körperlichen Anwesenheit.


    Zwei Dinge haben wir alle gemeinsam:
    wir haben um unsere lieben gekämpft und ...
    dennoch plagen uns manchmal Schuldgefühle.


    Ich kenne das von mir. Ich denke mir auch, ich hätte vieles anders/besser machen können.
    Schon vor der Erkrankung und auch in der Zeit danach. Wenn man danach sucht, findet man immer was.
    Vielleicht muss man diese Gedanken manchmal zulassen.
    Viel stärker ist aber die Erkenntnis, dass wir unseren verstorbenen Partner immer geliebt haben,
    und es weiterhin tun. Trauer ist ein Ausdruck von Liebe.



    LG Christoph