Lieber Dieter,
so während ich mich mit dem Ungetüm das folgt, abgemüht habe, habt ihr schon einiges geklärt.
Mal sehen ob das was folgt nicht nur weiters Laub ist, das vom Baum rasselt.
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es ist schön von dir zu lesen, dass du aus deiner "Höhle" herauslugst, es ist schön im Kontakt zu sein, im Gespräch, auch Konflikte auszutragen, Meinungsverschiedenheiten. Dadurch lernt man sich kennen. Dadurch lernen wir uns kennen.
Denn ja, natürlich wünschen wir uns alle Frieden, - ich verstehe was du meinst Monika- aber wahrscheinlich ist Friedensforschung auch Konfliktforschung. Vom Unbill dieser Welt gäbe es wohl weitaus weniger, wenn Konflikte vernünftig gelöst werden würden. Was genau ist Vernunft? Was versteht der Einzelne darunter? Das ist viel Arbeit, das herauszufinden. Gefühlsarbeit, die auch freudvoll, anregend, belebend sein kann. Die Konflikte auszulöschen - die unvermeidbaren Unterschiede - ist mit der menschlichen Natur nicht vereinbar.
Nicht umsonst mag ich das Bild der Stachelschweine die sich aneinanderdrängen um sich zu wärmen, bis sie die Stacheln des Anderen spüren.
Da zu verstehen dass es ein (an)gewachsener Stachel des Anderen ist (den womöglich auch der eigene (an)gewachsene Stachel verletzt hat) ist und kein Schwert, dass einen piekst oder richtig weh tut, dass gegen einen gerichtet ist, ist schon entscheidend, finde ich.
Ich verstehe deine Gefühle jetzt besser und bedanke mich bei dir dafür, dass du dich erklärt hast. Aus meiner Sicht also keine Rechtfertigung - vielleicht eine Verteidigungshaltung, es kann sein dass du dich so fühlst weil du hier ja als Einzelperson mit vielen komplementären Meinungen (die in sich aber wieder zueinander unterschiedlich sind) konfrontiert bist?
So schön es ist dich zu lesen, so sehr es mein Herz vor Freude hüpfen lässt - umso schwerer ist es - für mich- dir manchmal Dir zu antworten.
Bei niemandem denke ich länger über Sätze nach, verwerfe, ziehe mir "Glacéhandschuhe" an. Einerseits weil ich das Gefühl habe dass du eben genau über sehr verwundbare Stellen schreibst, dass ich ganz besondere Worte für dich finden muss oder möchte, auch weil ich dich nicht immer so leicht verstehe - andererseits auch weil du - für mich - ganz schön verletzend sein kannst - und da ich anfange dich zu mögen wird es auch nicht gerade einfacher.
Das erinnert mich an eine Diskussion früher mit Astrid wo du sagtest es gäbe keinen Grund für den Begriff "suspekt". Ich würde sagen, ich empfinde dich als gefühlvollen, interessanten, auch komplizierten - und anscheinend temperamentvollen - Menschen, und ich schätze dich so ein dass du gewohnt bist, über viel Autorität zu verfügen. Vielleicht auch viel Aufmerksamkeit zu bekommen? Womöglich hast du einmal unterrichtet oder ähnliches? Manchmal habe ich das Gefühl dass du eine sehr konkrete Erwartungshaltung hast. Ist das so? Langweilig wird es mit dir bestimmt nicht.
Ich verstehe dass du dich emotional zu offen gefühlt hast, so als hättest du ein Geheimnis ausgesprochen.
Es schreiben ja alle wie ich finde sehr sehr offen hier, vieles geht auch zu schnell verloren weil es nicht "am Schirm" ist, das stimmt - wenn jemand nicht die Kraft hat sich nochmal zu melden ist die Gefahr da, überlesen zu werden. Ich denke oft an Menschen die hier geschrieben haben und es nicht mehr tun, wie es ihnen geht, warum sie es nicht tun.
(übrigens auch ein Grund warum ich nicht "like" weil es Inhalte noch weiter nach "hinten" schiebt).
Ich finde auch die Funktion gut Texte ändern zu können, habe es selbst auch schon getan vor allem weil es mir dann doch zu persönlich war.
Die Frage ist - welche Antwort hättest du dir konkret gewünscht, damit es erträglich gewesen wäre, es auszuhalten, was du geschrieben hast, geschrieben stehen zu sehen ?
Vielleicht wäre es doch auch wichtig, sorgsam die "Grundsatzfragen" zu klären?
Ich finde das interessant, und auch authentisch.
Was die Antwort anbelangt, es ist für mich schwierig das jetzt mit Rabelein zu vermischen. Sie hat es verletzt dass die Freundin über ihren Zehennagel geklagt hat, und die andere hat nur Herzen geschickt.
Ja, das Leid überfordert einen selbst oft mal, und auch die Anderen. Das ist nicht schön.
Du sagst, ein Symbol reicht dir. Ist das schlussendlich wirklich so?
Aber es lässt die Frage offen - kann man - auch dir gegenüber - immer das Richtige tun und sagen?
Kann man dem Schmerz des Anderen immer "gerecht werden"?
Und es tut mir von Herzen leid dass es dich so verletzt hat. Die Frage ist, nimmst du die Entschuldigung an?
Die zweite Frage - verstehst du, dass auch du verletzend sein kannst, und bist?
Es ist bei allen Beiträgen hier ein herantasten ein sanftes hinspüren, und oft habe ich schon gedacht ob das jetzt passt, oder zu viel ist.
Umgekehrt habe ich zwei Fragen an dich:
die erstere betrifft das Forum. Ich finde es ziemlich großartig, dass Christine das hier betreibt und gegründet hat.
Sie hat einen Vollzeitberuf und eine Familie, der Beruf ist anspruchsvoll. Für mich sehr bemerkenswert dass sie sich in ihrer Freizeit auch noch mit diesem nicht ganz leichten Thema befasst. Echte Leidenschaft.
Ich merke schon dass ich durch das Thema Tod und Leid in einer anderen Welt lebe, als andere Menschen. Ein wenig hat das auch mit meinem Beruf zu tun. Manchmal tut es auch gut Teil der anderen Welt zu sein (das schätze ich z.B. an meinen "Sonnenscheinfreunden") .
Es arbeiten (mindestens) drei Menschen am Forum, und das Ganze wird nicht über lästige Werbung finanziert, es bedarf ganz viel an Engagement und ich finde das eine sehr großzügige und menschenfreundliche Geste. Es ist etwas Besonderes.
Ist es dann wirklich unhöflich wenn Christine einfach mal müde und abgespannt ist? Etwas überliest?
Sorgen hat um ihren Mann? Viel zu tun hat? Wenn es so viele Sterbefälle gibt, das sie nicht mal zum essen kommt?
Natürlich sind die Toten geduldig, aber ich glaub du weißt was ich meine, oder?
Hättest du sie nicht auch begrüßen können? Nur so als Idee?
Vielleicht hätte sie sich drüber gefreut...
Und nein, ich sehe sie als therapeutische Gruppenleiterin auf einer sehr persönlichen Ebene, aber nicht als Dienstleisterin.
Ein Mensch, nicht grenzenlos verfügbar. Aber ich denke das hat sie selbst eh schon klar gesagt.
Ich gebe Christine auch insofern Recht als ich mich frage - so wie du ja auch sagst - hat nicht alles was tröstet, recht?
Es gibt den Spruch "wer heilt hat recht". Insofern habe ich das mit Bach vs. Gymnastik vs. Kochen vs. Philosophie etc. verstanden.
Und die zweite Frage ist eine persönliche: warum hast du es bei mir nicht verstanden, dass es mir nicht gut gegangen ist? ich habe verstanden dass du mir nicht kondoliert hast, so wie ich auch das Gefühl hatte dass es dir bei Rabelein schwer gefallen ist, aus unterschiedlichen Gründen die mich übrigens interessieren würden. Ich glaube dass dich manche Dinge - so ist mein Bild von dir - so stark berühren dass du dann lieber nichts sagst. Dass Männer anders trauern, oder anders mit Trauer umgehen, mag auch Teil daran haben. Ich wollte dich damals nicht zu einer Äußerung zwingen, und auch jetzt nicht.
Aber ich frage mich - warum hast du mich - um Himmels willen -gerade so gestresst als es mir selbst nicht gut ging?
Da hat mir deine Erklärung - auch eine mehrfache für Begriffsstutzige ^^- schon sehr geholfen, danke.
Radikal, so habe ich anfangs empfunden dass du den Text weg genommen hast.
Auch als trotzig, gekränkt, so wie Katarina das gesagt hat. Als jemand, der einem (weiblichen) Gegenüber anscheinend sehr viel abverlangt. Als Feministin finde ich hat sie mich darauf hingewiesen, dass es oft so ist dass Frauen sich gerne gleich und viel Entschuldigen, ist das so schlimm?
Schlussendlich bist du im Touche Katarina wirklich nichts schuldig geblieben...
und da ich euch beide, und alle hier im Forum sehr lieb gewonnen habe, tue ich mir in die Aufteilung "gute und böse" schwer - ich kann nur schreiben und hoffen, dass deine Ader nicht schon randaliert bei all den vielen Worten hier.
Ich tröste dich gerne, Dieter, und ich mag dich sehr.
Manchmal weiß ich nicht ganz wie ich dich trösten kann, manchmal muss ich dafür länger überlegen, und das ist dann auch mal zu lange.
Wenn du über Mathematik schreibst steige ich aus, weil ich mich dabei einfach nicht auskenne.
Und ja, du kannst mich auch verletzen ,vergiss das bitte nicht.
Ich dachte auch schon ob du etwas Abstand vom Forum haben willst (was ich verstehen kann) und jetzt einen Grund suchst, um dich abzuwenden? Sicherlich eine überzogene Befürchtung von mir. Da wollte ich dich bitten "es nicht so enden zu lassen".
Weil zu sagen jetzt traust du dich noch einmal aus deiner Höhle, impliziert auch dass ein falsches Wort reicht und du kommst nicht mehr raus.
So, jetzt aber genug der Theatralik
denn mit den vielen Worten laufe ich zwangsläufig Gefahr eine "Drama Queen" zu werden
Adernfreundlich habe ich die wichtigsten Passagen unterstrichen.
und so verbleibe ich
In der Hoffnung auf ein weiteres Kennenlernen
Malena