Lieber D-phil,
jessas, bei deinem Tempo ist es aber schwer nicht an einen Ferrari zu denken. Wie auch immer
Deine Antworten sind eine Freude, sich innerlich an den Kopf greifen ist gut! Ich kratz mich gelegentlich am Hypothalamus...bei der Gelegenheit. Oder doch besser das Stammhirn - wenn du schon von Schweinehunden schreibst?
Hm, der Faust...Teil zwei, leg mich nicht übers virtuelle Knie wenn ich das jetzt nicht mehr so genau weiß, ich erinnere mich vor allem daran dass er so abgedreht ist dass ich mich bis heute Frage ob Goethe am Bilsenkraut genascht hat oder am Mutterkorn.
Soll ich es wirklich zusammenfassen oder sekkierst du mich?
Faust erlebt er ein fulminant rauschartig kitschig-gruseliges Gedöns das einem gedanklichen Turmbau zu Babel gleicht oder dem Bau der Elb-Philharmonie oder ähnlichem und hat gegen Ende die Idee Utopia zu bauen. Bei der Gelegenheit trifft er auf Philemon und Baucis, die als liebendes älteres Ehepaar glücklich vor ihrem Haus sitzen (was er hier beschreibt erinnert mich ein wenig an Veronika und Dich...) und da entfährt es ihm auch wie ein unbedachter Wind - das "verbleibe doch..." , also so erinnere ich mich. Faust lässt die beiden Liebenden dann vertreiben absurderweise um sein Utopia zu bauen. Irgendwie erblindet Faust, hört die Spaten klacken und denkt, sein Utopia wird gebaut. Tatsächlich ist es sein Grab dass geschaufelt wird. Morbidest. Aber moralisch natürlich stringent.
Die Schlussworte sagen dann eigentlich noch einmal alles, für die, die dazwischen eingeschlafen sind.
Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche, Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche, Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan.
Jaja, ich vermute du kennst es, eh klar, aber ich schreibe es einfach hin weil ich es so mag.
Hm, also Waggerl gibt es wohl nur den einen, knorrig, Erlebnissprache - wenn du so schreibst juckt dich wohl der philologische Finger? ja, wie gesagt es gab bei uns kein Weihnachten ohne die von ihm gelesenen Geschichten. Sehr schön, und sehr stimmig. Wenn nicht Hochsommer wäre würd ich dir einen Link raussuchen. Oder bist du so exzentrisch dir das reinzuziehen, jetzt? Es wundert mich nur, weil Waggerl, also K.H. Waggerl, Karl Heinrich (oh wie passend zum Faust!) meinem Empfinden nach kreuzkatholisch war...und du von wegen Schafen...na, egal, also ich denke das ist der Waggerl den wir, du und ich meinen, so viele Waggerls oder Waggerln gibts glaub ich nicht.
(Die Geschichte die ich meine ist die wo das Christuskind Besuch von den 3 Königen bekommt, und der schwarze König sehnt sich danach weiß zu sein und darum hat das Christkind Mitleid und berührt ihn wobei er dann an den Handflächen weiß wird, schon klar, Zeitkontext etc. aber das würde ich so meinem Kind heut nicht vorlesen). Der Floh als Weihnachtsgeschichte ist aber z.B. sehr rührig.
Also, von diesem Waggerl kann ich dir sogar, oder könnte, was schicken, meine Mutter hat ihn geliebt und ihn immer wieder auf Flohmärkten gekauft...für mich ist der klar Verbunden mit den schönen Holzschnitten von Ernst Dombrowski als Illustrationen, da hab ich im Hirn eine Verknüpfung, wie eingebrannt.
Die Sprache ist schön, ja, aber für mich auch beklemmend, schwermütig, ... cum tempore, ...diese Dinge waren in meinen Kindertagen, so wie du sie beschreibst, wie Schatten die ich nicht verstanden habe.
Du magst schon recht haben, dass dieses Unheimliche, auch Unklare ein Kontrast ist zur klaren Überwältigungsschönheit der Dinge (und der Welt) - Erkennen ist ein Kontrasterlebnis - wobei ich mich jetzt erinnere dass das Schöne am Kind sein genau das war, dass ich nicht darüber nachgedacht habe.
Was denkst du?
Hattest du solche Tage wie du sie beschrieben hast?
Ich erinnere mich an Füße in einem Bach und das Wasser das beim Hochfahren spritzt wie unzählige Perlen, fast wie in Zeitlupe, hyperreal. Und dann dass man, wenn man diese Stätten aufsucht, Bach und Steg, alles auf einmal so klein ist. Der Kontrast ist eine tote Schlange die man eingräbt und ein Jahr später kann man das Skelett ausgraben.
In der Stadt war es eigentlich dann fast umgekehrt, so von wegen Asphalt. Ich war fasziniert von der Stärke der Asphaltblumen, ein trotziger Löwenzahn zum Beispiel.
Der Zauber ist verborgen, aber da. (Umbra felice...Schatten des Glücks)...
Nun, ich komm ins Lamentieren.
Womöglich pocht und brummt deine Ader, vielleicht solltest du dir eine art Konstruktion mit Pressureefekt basteln, das würde auch der Pflege des exzentrischen Image dienen, nebst Schneckenweitwurf und ähnlichem. Hat man als Mensch der im Wald lebt die Verpflichtung zur Kauzigkeit?
Aber wahrscheinlich ist dir ein Image ziemlich schnurzpiepegal.
Wie dem auch sei,
es ist sehr schön sich von dir inspirieren zu lassen
und dich zu lesen
jetzt hole ich meine Forelle aus dem Rohr, mit Rosmarin aus dem Garten
ganz liebevoll zubereitet.
Was gibts bei dir heute?
Sei lieb Gegrüßt,
B'hiat di!
Mlena