Liebe Jenny,
ich habe mittlerweile all diese fiesen ersten Male hinter mir.
Mein Geburtstag war so anders ohne meine Mama. Sehr Schmerzhaft. Und obwohl ich ja nicht feiern wollte, haben dennoch ganz viele Menschen an mich gedacht. Meine Cousine hat mir ganz früh am Morgen ein Geschenk vor die Tür gelegt (sie hat ein Fotobuch mit Bildern von meiner Mama, der Beerdigung , aus dem Alltag, der Familie zusammengestellt), mein Papa war da und hat mir Blumen gebracht, so wie es meine Mama getan hätte, und am Abend, obwohl ich damit eben überhaupt nicht gerechnet hatte, waren meine liebsten Freunde da. Und es war schön. Wirklich. Nicht trostlos oder in Traurigkeit versinkend, sondern einfach schön, dass die Gewissheit da ist, dass es Menschen gibt, die diesen Tag und mich und die Freundschaft feiern. Zu wissen, dass sie da sind. Das war für mich sehr tröstlich.
Das hilft Euch vielleicht im Moment nicht, aber ich denke es ist wichtig, diese besonderen Tage nicht komplett zu übergehen. Man begeht sie anders, aber sie sollten gewürdigt werden, wie Astrid schreibt. Eure Mama ist schließlich immer bei Euch.
Ich hoffe Du und deine Schwester, deine Familie, ihr habt den gestrigen Tag einigermaßen überstanden.
Auch mein zweiter Geburtstag ohne sie tat sehr weh. Es war mir noch einmal sehr viel deutlicher bewusst, dass sie ihn nicht mehr auf die alt bekannte Art feiern kann. Für diese Tage und Momente habe ich mir meine "Schatzkiste" angelegt. Dinge von meiner Mama, das Fotobuch, Andenken, all das bewahre ich dort auf und es hilft mir tatsächlich, die ganz schlimmen Phasen besser zu überstehen.
Aber auch ich zähle immer noch die Monate, die sie nun fort ist... Diesen Monat ist meine Mama 1 1/2 Jahre nicht mehr da. Und ich frage mich wirklich, wo die Zeit geblieben ist, aber ich habe auch - und das erleichtert mich - festgestellt, dass es mir wirklich schon so viel besser geht als vor einem Jahr, denn da dachte ich noch, ich würde all das nicht überleben.