Beiträge von Kiwi85

    Hallo liebe Vinchen,


    ich wollte mich einfach nur gern mal bei dir melden und dir eine Umarmung da lassen. Ich hoffe, du kommst einigermaßen zurecht. Ich drück dich, wenn ich darf! :24:


    Viele Grüße
    Nadine

    Hallo Iiebe Malena,


    ich danke dir! Umarmungen sind immer gut. :)


    Ja, man fragt sich immer, ob das alles so normal ist. Diese Leere, diese Unfassbarkeit, dieses Wissen, dass sie nicht mehr da ist. Und auch ich frage mich, wo ist die Grenze. Wie soll ich das nur aushalten, aber ich halte es aus. Irgendwie geht es und man beginnt jeden Tag neu.


    Ich weiß auch, dass meine Mama nicht will, dass ich leide oder dass ich nur noch trauere. Tief in mir weiß ich das auch, aber es auch so zu Leben fällt schwer. Es ist auch alles noch sehr frisch. Ich weiß. Ich will zu viel auf einmal. Ich glaube jeder will, dass es leichter wird, dass der Schmerz aufhört. Es soll aufhören und man wird ungeduldig. Und wenn ich dann im Internet lese, dass dieser Prozess zum Teil Jahre lang andauern kann, dann macht mir das Angst. Wirklich. Denn ich frage mich, ob ich mich die nächsten Jahre nur noch so fühlen werde. Keine Freude, keine Energie. Das wäre schrecklich. Aber zur Zeit macht mich einfach nichts glücklich und auch das ist vermutlich normal.


    Diese Sehnsucht ist schlimm. Und dann diese Bemerkungen von Menschen, die solch einen Verlust noch nie erfahren haben. Eine Kollegin meinte zur "mehr als ein halbes Jahr Trauer wäre krankhaft". Ich war ehrlich sprachlos. Wie kann man denn so etwas nur sagen? Jeder ist doch da anders, aber ich bin auch nicht so ein harter Mensch. Ich bin eher sensibel und nah am Wasser gebaut und feinfühliger. Vielleicht schockiert es mich deswegen umso mehr. Oder diese Sprüche: Das Leben geht weiter. Lerne damit zu leben... Natürlich geht das Leben weiter, das ist mir bewusst und ich weiß auch, dass ich irgendwie damit umgehen muss, aber kann man das denn so knallhart sagen? Es gibt doch kein Patentrezept.
    Ich frage mich die ganze Zeit, woher ich diese Akzeptanz nehmen soll. Wahrscheinlich ist auch das ein Prozess. Die Akzeptanz, dass meine Mutter nicht mehr da ist. Dass sie auch nicht wiederkommen wird. Das kann mein Verstand noch nicht begreifen und ich habe Angst, dass das nie passieren wird. Das macht mir Sorgen.


    Malena, ich hoffe, du bleibst diesem Forum (und damit auch mir, wenn ich so egoistisch sein darf) noch sehr lange erhalten, denn deine Worte tragen auch ein klitzekleines bisschen dazu bei, dass es nicht ganz so sehr schmerzt.


    Es ist so schwer all das zu verstehen und immer wieder diese Frage nach dem Warum. Warum so früh, warum hat niemand etwas gemerkt. Dieses Plötzliche. Damit weiß ich nicht umzugehen.


    Meine Freundin war gestern da und wir saßen da, beide am weinen und sie hat mich immer wieder gefragt: Nadine, wie schaffst du das nur. Wie konntest du all das nur bis jetzt durchstehen und noch immer atmen und da sein?
    Ich weiß es auch nicht. Ich konnte ihr diese Frage nicht beantworten. Man macht es einfach.


    In den letzten Tagen muss ich ganz oft an die letzten Stunden meiner Mutter denken. Sie lag ja bereits im künstlichen Koma und ich träume sehr viel davon momentan. Sie hört mich dann einfach nicht und ich versuche sie zu wecken oder eine Reaktion hervorzurufen. Aber es klappt einfach nicht. Und dann träume ich wieder, da lebt sie. Es sind einfach irgendwelche alltäglichen Situationen und sie ist dann einfach da und es ist nicht als wäre sie tot. Das Thema kommt in meinem Träumen gar nicht zur Sprache. Aber so richtig erinnern kann ich mich dann an die Träume auch nicht.
    Ich lasse die letzten Stunden immer wieder Revue passieren. Ich weiß nicht, ob das hilft, all das zu realisieren. Ich habe sie auch noch einmal gesehen, da war sie dann aufgebahrt. Ohne Schläuche und so. Sie hatte die Kleidung an, die ich ihr ausgesucht hatte, und doch hatte ich nicht das Gefühl, dass sie friedlich aussah oder so. Ich weiß auch nicht.


    Ich hab einfach Angst steckenzubleiben und mein Leben nicht leben zu können, aufgrund dieser Sehnsucht und des Vermissens.


    Heute Abend werde ich mir etwas Gutes tun. Ich werde etwas mit Freundinnen unternehmen. Bei uns in der Nähe gibt es jeden Monat Workshops, wo man zusammen etwas schönes gestaltet oder bastelt. Meistens aus Holz oder anderen Naturmaterialien und darauf freue ich mich sehr. Das tat bislang immer gut und ich hoffe sehr, dass mir das auch heute gut tun wird.


    Danke, dass ihr immer ein offenes Ohr (oder offenes Auge?) für mich habt.


    Liebe Grüße
    Nadine

    Gerade bin ich in meinem Elternhaus, weil mein Vater heute Abend nicht da ist und ich dem Hund ein bisschen Gesellschaft leiste. Das erste Mal bin ich allein hier.... Es ist alles so leer, so kalt.


    Ich weiß gerade gar nicht, wie ich all das ertragen soll. Die Abwesenheit meiner Mama.... und doch ist sie hier überall. Aber es reicht einfach nicht. Es reicht nicht, dass sie in meinem Herzen ist, in den Erinnerungen. Es reicht nicht. Es wird niemals reichen.


    Ich sitze hier, habe einen Pulli von meiner Mama in der Hand, der noch nach ihrem Parfüm riecht, und kann nicht mehr aufhören zu weinen. Es geht einfach nicht. Eigentlich geht es schon seit gestern Abend nicht mehr. Ich war gestern bei meinem Opa, Mamas Vater. Mein Opa redet gerne und viel über Mama und doch haben wir die meiste Zeit da gesessen und geweint. Mein Opa weint so sehr und so oft. Und dann war auch bei mir der Damm gebrochen und es will einfach nicht mehr aufhören. Ich musste mich heute im Büro wirklich zusammenreißen und als ich im Auto saß, ging es direkt los. Ich weiß einfach nicht, wie man all das verarbeiten soll oder gar ertragen. Ich brauche meine Mutter noch. Ich brauche sie so sehr. Jeden Tag. Jede Minute. Ich halte das alles nicht aus. Und doch weiß ich, dass ich es aushalten muss. 5 1/2 Wochen sind nichts. Und doch kommt es mir schon so lange her vor und dann doch wieder nicht. Es ist noch so frisch und ich bin manchmal erstaunt darüber, wie gut ich eigentlich schauspielern kann. Wie tapfer ich sein kann, doch das ist nur für die anderen. Denn eines habe ich wirklich schnell gemerkt, viele wollen schon jetzt gar nicht mehr über das Thema reden. Es ist erschreckend.


    Meine Eltern haben mich - wie ich finde - gut auf das Leben vorbereitet, doch auf dieses hier war ich nicht vorbereitet... gar nicht. Ich habe es nicht gewusst. Ich habe nicht gewusst, wie schwer so ein Verlust für mich sein wird. Ich hätte es nicht gedacht. Es tut so sehr weh.


    Mama, du fehlst mir so sehr. Wie soll ich nur ohne dich leben? Wie soll das nur gehen? Es muss ja gehen, denn wir müssen es alle irgendwie hinbekommen, aber ob ich es auch hinbekomme? Ich weiß, dass du nicht willst, dass ich so verzweifle, aber wie soll ich denn nicht? Mein Herzensmensch ist nicht mehr da. Einer meiner wichtigsten Menschen in meinem Leben ist einfach nicht mehr da. Ich will schreien, toben, irgendwas machen. Aber nichts hilft. Nichts bringt Linderung. Mama.... oh Mama.... du warst immer so stark und doch konntest du nicht bleiben. Es ist viel zu früh.... Wen soll ich nun um Rat fragen?
    Ich brauche doch noch deinen Rat, deine Umarmungen, dein Lächeln unsere gemeinsamen Unternehmungen oder eine einfache Nachricht von dir... Nur einmal möchte ich noch das Wort "Maus" hören. Wie konnte ich nur glauben, wir hätten noch alle Zeit der Welt? Ich muss immer wieder an unseren Ausflug im September denken. Wie schön er war, und dass wir das niemals wieder machen werden. Es bricht mir das Herz... Es ist alles so leer in mir. So dunkel. Ich wollte dir noch so viel sagen... Ich liebe dich, Mama. Immer.

    Hallo ihr Lieben,


    auch von mir mal wieder ein kleiner Zwischenbericht. Die Woche war irgendwie hart. Ich war das erste Mal seit der Beisetzung am Grab von meiner Mutter und ich hatte das Gefühl, mich verbindet nichts mit diesem Ort. Vielleicht, weil noch kein Stein da ist, vielleicht auch, weil sie mir an anderen Orten näher ist. Ich beschäftige mich im Moment sehr viel mit dem Thema Tod und Sterben... Auch mit einem Leben nach dem Tod und ich würde mir so wünschen, dass da was Wahres dran ist. Dass meine Mama mich irgendwann, wenn meine Zeit gekommen ist, abholen kommt. Das wäre sehr schön.


    Ich hatte da so ein Erlebnis diese Woche. Ich war so sauer... mein Tag war wirklich bescheiden und ich habe mich fürchterlich über meinen Chef geärgert. Ihr müsst wissen, meine Mama liebte die Lieder von Andrea Berg und ich stieg also in mein Auto, wollte nach Hause fahren und wollte über mein Handy (ist dann mit dem Autoradio gekoppelt) Musik einschalten und wie aus dem Nichts kam da ein Lied von Andrea Berg (Liebe das Leben), obwohl ich von ihr gar nichts auf dem Handy habe. Ich würde mir wünschen, dass das ein Zeichen von meiner Mama war; vielleicht war es auch nur ein Zufall... Werbung oder so. Aber die Vorstellung, dass meine Mama mir das Zeichen geschickt hat, ist irgendwie schöner.


    Ich habe auch neulich von ihr geträumt. Der Traum war sehr traurig, weil wir beide ganz viel geweint haben und sie wusste, dass sie tot war. Sie hat dann zu mir gesagt, dass sie auf mich aufpasst und mich immer im Blick hat. Leider kann ich mich nicht mehr vollständig an den Traum erinnern. Ich hoffe, ich kann bald wieder von ihr träumen.


    Dann haben wir noch ein Video von Mama gefunden. Eine schöne Erinnerung, aber leider konnte ich es noch nicht gucken. Nur ganz kurz habe ich einen Blick darauf geworfen, aber es schmerzt noch so sehr... Tut so weh. Sie fehlt mir so. Diese Sehnsucht ist am schlimmsten. Ich erwische mich so oft dabei, wie ich denke, das würde ich so gerne mit ihr teilen, oder ich greife zum Handy, um ihr eine Nachricht zu schreiben oder aber sie anzurufen... Es ist einfach so schwer. Ich brauche sie doch noch.
    Ich hatte aber auch ein gutes Gespräch mit meiner besten Freundin. SIe musste vor einigen Jahren ihren Vater gehen lassen. Er war auch erst Anfang 60. Sie vermisst ihn auch sehr. Sie bekommt bald ihr erstes Kind und sie ist sehr traurig, dass ihr Vater das nicht mehr erleben darf. Aber sie machte mir auch Mut. Dass man wieder die schönen Dinge im Leben wahrnehmen kann.


    Ansonsten meistere ich meinen Alltag ganz gut momentan. Ich weiß nicht, wieso das so ist, aber es gibt tatsächlich Momente, da fühle ich mich ganz ok. Also, in meinem Herzen fehlt etwas, aber es ist nicht ganz so unerträglich wie am Anfang. Ich weiß, dass auch wieder andere Phasen kommen werden und ich bin nicht immer so stabil, aber es gibt mir wirklich Hoffnung, dass ich auch wieder Freude am Leben haben werde.


    Ich habe mir vorgenommen, mich an meinem Leben zu erfreuen, denn das Leben ist einfach so ein besonderes Geschenk und leider manchmal viel zu kurz... Grund dafür ist auch, dass in meinem Umfeld gerade ganz viel passiert. Von Mamas bester Freundin (ich hatte berichtet) der Lebensgefährte hatte vor einigen Jahren ganz üblen Bauchspeicheldrüsenkrebs... Er hatte es gut überstanden, doch leider haben sie vor ein paar Tagen wieder Metastasen gefunden, in der Lunge. Und der Vater einer guten Freundin haben sie Lungenkrebs mit Metastasen im Gehirn festgestellt. Jetzt versuche ich, trotz allem, auch sehr für meine Freundin da zu sein, denn sie hat furchtbare Angst, ihren Vater zu verlieren. Ich muss leider sagen, dass das Jahr für uns hier sehr schlimm anfängt. Es ist schrecklich. Alles ist mit einem grauen Schleier belegt und die Sonne fehlt. Sie fehlt mir so sehr.


    Mein Vater entdeckt gerade das Kochen für sich. Das hat meine Mama ja sonst gemacht. Aber ich glaube, es macht ihm sogar ein bisschen Spaß. Ganz oft ruft er an und fragt mich, wie man Dinge macht. Mehlschwitze oder so. Ich finde das schön. Auch, wenn er doch sehr sehr traurig ist.


    Am Tag habe ich öfter den Drang zu Weinen, doch dann sitze ich meistens im Büro und möchte das nicht. Dort hat niemand Verständnis und ich möchte nicht, dass sie mich weinen sehen. Deswegen unterdrücke ich es. Nur leider kann ich am Abend oft nicht weinen. Ich weiß gar nicht wieso, ich bin dann genauso traurig wie vorher auch. Es ist irgendwie komisch.


    Ich muss jetzt noch ein bisschen Homeoffice machen und dann geht's ins Bett. Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die Woche und ich bin froh, dass ich ideses Forum gefunden habe.


    Liebe Grüße
    Nadine <3

    Liebe Astrid,


    das stimmt. Solange man Eltern hat, ist man immer noch das Kind. Ich habe das immer genossen.


    Wenn ich ich mir diesbezüglich nur Zeit lassen könnte, doch leider hängt ja auch ein Kredit am Auto, der Wagen muss ja auch weiterhin abgezahlt werden. Ich weiß einfach nicht, was richtig ist und wie lange ich mir damit Zeit lassen kann. Du könntest natürlich Recht haben.


    warum muss es nur so schwer sein?

    Ich danke Euch!


    Wisst ihr, ich muss mir kurz etwas von der Seele schreiben, denn ich habe ein bisschen Angst, dass mich das erdrückt.
    Mein Vater leidet sehr, aber er ist auch wütend. Wütend, dass meine Mama einfach weg ist, wütend, dass sie ihn zurückgelassen hat. Er zeigt mir das nicht so, aber manchmal, da macht er so böse Bemerkungen. Als Beispiel: In dem einen Schrank meiner Eltern ist ein Fach, da sind Schokolade und andere Leckereien aufbewahrt. Meine Mama war noch nie so extrem ordnungsliebend und deswegen gab es dort auch mal Dinge, die eben einfach schon abgelaufen waren. Mein Vater sortiert nun alles rigoros aus. Er ist so wütend und schimpft dann über Mama und darüber, dass sie nie Lust dazu hatte, das dort durchzusortieren. Für mich ist das unheimlich schwer, weil ich verstehen kann, dass Mama dazu keine Lust hatte. Andererseits glaube ich auch einfach, dass mein Vater unheimlich leidet und er das so irgendwie ableitet.
    Meine Mutter hat immer schon den meisten Papierkram gemacht. Jetzt wird das von mir erwartet. Ich mache das, aber ganz ehrlich? Ich könnte mich die ganze ZEit nur hinsetzen und heulen, denn eigentlich will ich das gar nicht machen. Ich will das von mir schieben, nichts damit zu tun haben. Ich will nicht regeln, was mit Mamas Versicherungen und anderen Dingen passiert. Ich soll sie überall abmelden. Versandhaus etc. Es ist so schwer für mich, all diese Dinge zu tun.
    Sie hat sich im letzten Jahr noch ein relativ neues Auto gekauft. Einen Teil finanziert. Nun hat Papa all die Verträge dazu rausgesucht. Er fragt, ob ich das Auto übernehmen will oder was wir machen sollen mit dem Ding. Ich will es ehrlich gesagt nicht. Ich könnte das nicht. Daran hängt so viel Mama, dass es schmerzt. Das zu ertragen ist wirklich schwer für mich. Dass ich oft kommen soll, um diesen Papierkram zu erledigen, überfordert mich. Heute ist auch so ein Tag, da weiß ich nicht so richtig wohin mit mir. Jetzt soll ich nach der Arbeit kommen und noch in den Vertrag sehen und dies machen und das machen. Dabei würde ich am liebsten nach Hause fahren und mich verkriechen.


    Die letzten Tage hatte ich das Problem, dass die Tränen nicht so richtig fließen wollten und jetzt habe ich das Gefühl sie laufen gleich über. Da ich im Büro bin, werde ich aber das Weinen auf später verschieben.


    Plötzlich wird man so in Dinge hineingezogen, gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die man vorher nie treffen musste. Es ist sicherlich alles machbar, aber ich habe das GEfühl mir wird alles zu viel. Aber ich kann auch nicht Nein sagen.


    Ich dachte immer, meine Eltern hätten mich auf das Leben ohne sie ganz gut vorbereitet, doch die Geborgenheit und auch Sorglosigkeit, die ich durch sie glücklicherweise auch mit 31 noch habe/hatte, die wird weniger. Und plötzlich ist man erwachsen und das, obwohl ich immer dachte, ich sei schon erwachsen. Versteht ihr was ich meine?


    Herzliche Grüße
    Nadine

    Hallo liebe Malena,


    es ist schön, von Dir zu lesen.


    Morgen sind es schon 4 Wochen. Es kommt mir noch nicht so lange vor und es ist erschreckend, dass es schon fast ein ganzer Monat ist. Ich glaube, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so eine Sehnsucht. Sehnsucht und Schmerz und ja... wie soll ich sagen. Ich habe mich glaube ich noch nie in solch einem Ausnahmezustand (?) befunden. Ich hoffe, es wird irgendwann besser. Momentan ist es einfach nur schwer, anstrengend, mühsam und laugt aus. Ich versuche mir auch, etwas gutes zu tun, oder ich lese hier viel im Forum, auch wenn ich noch nicht antworten oder gar trösten kann; auch wenn ich gern würde.


    Ich danke Dir, für deine lieben Wünsche. Auch ich wünsche Dir einen guten Wochenstart und eine erholsame Nacht.


    Ich versuche jetzt ein bisschen Schlaf zu finden, und wenn mein Chef morgen wieder ein Ekel sein will, dann trete ich ihn in seinen Hintern... ;-) Zumindest im Gedanken 8)

    Hallo ihr Lieben,


    ich hatte einen seeeeeeeeeehr langen Text geschrieben, mir so viel von der Seele geschrieben und plötzlich war alles weg! Einfach so. Ich könnte gerade platzen vor Wut und schreien und toben und alles :95: Alles weg, wie meine Mama. Einfach so.
    Doch gleichzeitig bin ich total kraftlos und müde. Mich plagt eine dicke Erkältung. Ich versuche zu schlafen heute, das geht leider die letzten Nächte nicht gut. Und ich versuche mich dann noch mal an meinem Text.... grrrr


    Morgen ruft wieder die Arbeit, ich hoffe einfach mal, dass ich den Arbeitstag irgendwie überstehe.

    Liebe Astrid, es ist schön, dass du mir antwortest. Man hat so viele Gedanken und Fragen. Alles ist anders. Man fragt sich, ob man noch normal ist oder ob man sich schon Sorgen machen sollte.


    Diese Schuldfrage ist schrecklich. Man geht alles noch einmal durch. Alles was negativ war oder wo man sich negativ verhalten hat. Manchmal frage ich mich dann, ob ich damit bestraft werden sollte, aber dann frage ich mich, warum dann der Rest meiner Familie mitbestraft wurde. Gerade mein Opa (der Vater meiner Mama) leidet so unglaublich stark.


    Es fällt mir schwer, mich zu erholen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal eine Sekunde nicht an Mama denke.
    Für mich ist diese Vorstellung, dass ich sie nie wieder sehen werde, dass ich nicht mehr mit ihr sprechen kann, sie nicht mehr umarmen kann, so unwirklich. So, als sollte ich mir die Unendlichkeit des Universums vorstellen, das fällt mir auch unglaublich schwer.


    Ich lese viel im Internet zum Thema Tod. Vorher hat mich das Thema nie so sehr belastet. Als vor zwei Jahren meine Oma starb, war ich traurig, ja. Sie fehlt mir auch noch heute. Aber sie hatte ein gesegnetes Alter und das gibt mir Trost. Bei meiner Mama ist das so anders. Sie hätte noch so viel erleben sollen. Wir hätten noch so viel zusammen erleben können. Wen soll ich denn jetzt nur fragen, wenn ich Hilfe brauche? Oder Ratschläge? Gerade was die Liebe angeht oder vielleicht irgendwann die Schwangerschaft oder Kinder? Die Meinung meiner Mama ist mir so unglaublich wichtig. Wie soll das nur gehen?


    Ihr merkt schon, heute ist kein guter Tag. Heute wird mir keine Erholung gegönnt sein.


    Ich fühle mich auch sehr unter Druck gesetzt. An meinem Arbeitsplatz verlangt eigentlich jeder, dass ich jetzt mal aufhören solle. Es gut sein lassen. Aber es ist doch nichts gut. Ich verstehe das einfach nicht. Wie können sie denn erwarten, dass ich wieder zu 100 % funktioniere? Denn das geht einfach nicht. Es fällt mir sehr schwer. Ich ertrage es kaum. Zumal meine Mama und ich ja auch ab und an zusammengearbeitet haben. Also sie bei einer Behörde und ich halt im Büro. Mir graut es richtig vor dem Tag, an dem ihr Nachfolger hier anrufen wird und ich diese Nummer im Display sehe. Ich hoffe, ich bin dann nicht mehr an diesem Arbeitsplatz. Ich möchte gern wechseln. Schon länger. Aber es ist nicht so leicht, etwas passendes zu finden.


    Viele versuchen auch zu helfen, aber es kann niemand helfen. Es ist verrückt. Und ich fühle mich einsam, total allein gelassen, obwohl ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich bin nicht allein. Und doch fühlt es sich so an.


    Ich würde mir so wünschen, dass sie mir auch im Alltag mal begegnet. Vielleicht durch ein kleines Zeichen. Ich würde mir so wünschen, sie eines Tages wiederzusehen. Die Vorstellung ist schön, aber noch nicht tröstend. Vielleicht wird sie es ja irgendwann sein.


    Liebe Grüße
    Nadine

    Danke Astrid, ich hoffe es sehr.


    Jetzt gerade merke ich, wie mein Befinden wieder schlechter wird. Ich weiß nicht, ob ich es heute verdrängt habe, aber irgendwie war der Tag ok. Der dicke Brocken war da, aber nicht erstickend. Jetzt erstickt er mich. Ich muss immer daran denken, was nicht mehr sein wird, dass sie einfach nicht mehr da ist und weine... leider befreit es mich gerade nicht.


    Und dann habe ich ganz schreckliche Gedanken, warum habe ich es nicht bemerkt, mit dem Abzess. Wieso habe ich sie nicht überredet früher zum Arzt zu gehen. War ich eine gute Tochter oder habe ich ihr zu wenig zurückgegeben? Denn meine Mama hat mir so viel gegeben. Dann hätte ich plötzlich den Gedanken, dass das alles nur passiert ist, weil ich kurz vor Weihnachten das Armband, das ich mal von meiner Mama bekommen habe, abgenommen habe. Und dann hätte ich einfach vergessen es wieder anzulegen. Wie konnte das nur passieren.
    Mein Freund versucht mich zu beruhigen, aber so ganz will dieser Gedanke nicht gehen.
    Ich trage es immer, nur nicht während dieser Zeit...
    Es ist zum verzweifeln.


    Sie fehlt mir so...

    Hallo ihr Lieben,


    die Trauerfeier und Beisetzung war schön und auch nicht schön. Ich denke, ihr wisst was ich meine. Ich habe meiner Mama einen Brief geschrieben. Vieles was ich ihr sagen wollte, habe ich hinein geschrieben. Nicht alles. Aber das, was mir wichtig war. Ich habe den Brief zur Urne beigelegt. Ich weiß noch nicht, ob das erleichternd ist oder was es mit mir macht, aber ich glaube, dass es richtig war. Der Pastor hat die Trauerfeier wirklich schön gestaltet. Mama stand im Vordergrund und nicht ein Bibelvers. Ich weiß gerade nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Diese Endgültigkeit, ja... die macht mir wirklich zu schaffen. Heute ist es aber auch gerade einmal drei Wochen her. Es fühlt sich aber an, als wäre es schon länger her. Und dann bin ich wieder erschrocken wie schnell die Zeit doch vergeht.


    Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie es mit dem Zitieren hier so richtig funktioniert...


    Liebe Christine, ich danke dir sehr. Meine Umarmungen bekomme ich. Von meinem Partner, meinen Freundinnen und Freunden, meiner Familie und meinem Kater. Der umarmt mich nicht tatsächlich, aber er schläft jede Nacht bei mir und kuschelt gern und das ist auch ein Trost.
    Mein Papa ist nicht so gut darin, Gefühle zu zeigen. Er leidet sehr. Und ich leide, weil er leidet. Ich mache mir Sorgen. Ich versuche mit ihm zu reden. Stück für Stück. Manchmal läuft es ganz gut, dann zieht er sich wieder zurück. Er ist gern allein. Er sagt, er kommt besser mit der Trauer zurecht, wenn er allein ist und das muss ich auch akzeptieren. Aber ein Auge habe ich natürlich trotzdem auf ihn. Ich brauche ihn schließlich. Er ist mein Papa. Er sagt mir immer, dass ich mein Leben leben muss und dass ich nicht auf ihn Rücksicht nehmen soll. Aber wie soll denn das gehen? Ich kann und werde ihn doch nicht einfach links liegen lassen. Ich verstehe schon was er meint, denn ich glaube, er hat ein wenig Angst, dass ich mich zu sehr an ihn klammere. Aber nichtsdestotrotz mag ich ihn einfach nicht allein lassen. Es ist irgendwie schwierig. Mein Vater igelt sich auch nicht komplett ein. Er geht mittlerweile - wie ich - wieder zur Arbeit. Ich glaube er möchte diese Woche das erste Mal wieder seinem Hobby - der Musik - nachgehen und zum Üben fahren. Ich glaube, dass ihm das gut tun wird. Aber ich kann nur annähernd nachempfinden, wie es ihm wirklich geht. Meine Eltern hätten im nächsten Jahr ihren 40. Hochzeitstag gehabt. Sie kannten sich schon über 40 Jahre. Das ist eine lange Zeit und mein Papa hat seine Weggefährtin verloren. Nun ist er allein im großen Haus. Ich bin froh, dass unser Charly noch da ist. Der Hund meiner Eltern. Er hilft ihm ungemein, da bin ich sicher.


    Liebe Angie: Ja, meine Mama und ich, wir hatten ein ganz tolles Verhältnis. Natürlich gab es auch Momente, da waren wir uns nicht einig, aber das gehört ja auch dazu. Doch im Grunde waren wir ein Herz und eine Seele und wir hatten häufig Kontakt und auch gern. Deswegen schmerzt es vielleicht im Moment noch viel mehr. Ich hoffe einfach, dass sich das irgendwann wandeln wird. So wie ihr schreibt.


    Auch dir lieben Dank, Astrid. Ich weiß nicht, was habe ich getan, damit es mir besser ging? Raus in die Natur gehen. Das mache ich auch jetzt. Doch es hilft nur bedingt. Leider.
    Lesen. Lesen ist meine große Leidenschaft. Ich liebe Bücher und ich liebe es, in Geschichten einzutauchen, aber das geht gerade nicht. Ich habe es versucht, aber meine Gedanken schweifen einfach ab. Hinzu kommt, dass meine Mama mir sehr oft Bücher geschenkt und geliehen hat. Ich glaube 50 % meiner Bücher sind von meiner Mama und es schmerzt, sie in den Händen zu halten. Auch hier hoffe ich einfach, dass sich das irgendwann wandeln wird.


    Liebe Vienchen, ich verstehe so gut, wie du dich fühlst. Es ist einfach nur schrecklich. Man weiß einfach nicht weiter. Aber es hilft hier zu schreiben.


    Liebe Malena,


    deine Worte, sie geben mir unendlich viel. Ich kann das nicht beschreiben. Auch die Worte von allen hier sind hilfreich, aber ich fühle mich mit dir irgendwie verbunden (ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe). Auch dir mein herzliches Beileid. Es ist schwer. So unglaublich schwer. Am Samstag hatte ich einen Tag, an dem ich nur geweint habe. Geweint, geschrien, getobt, ich war so verzweifelt, dass ich eigentlich nicht wusste, wohin mit mir. Gestern ging es dann. Es ist, als würde ein riesiger Felsbrocken auf meiner Brust liegen und mich erdrücken. Ich wache morgens auf und frage mich, warum ich so fühle und dann überfällt es mich. Jeden Tag aufs Neue. Ich wünsche mir, ein bisschen mehr zu sein wie meine Mama. Sie war so unglaublich stark und sie hat sich nie hängen lassen. Sie war ein sehr familiärer Mensch. Eine Freundin von ihr sagte vor Kurzem zu mir, ich war ihr Augenstern. Ihr ein und alles. Das tröstet mich und stimmt mich zugleich traurig, weil sie mir einfach so sehr fehlt.


    Im September hatten wir einen tollen Tag zusammen und sie machte mir ein riesengroßes und auch teures Geschenk. Ich war ganz sprachlos. Ich habe mich tausend Mal bedankt und war ganz fassungslos, weil weder mein Geburtstag war und auch für Weihnachten war es noch zu früh. Sie meinte, sie möchte mir gerne ein Geschenk machen...wer weiß, wie lange sie das noch kann. Sie hat sich gefreut, dass ich mich so gefreut hat. Vielleicht war das mein GEschenk an sie? Ich weiß es nicht.
    Damals erschreckte mich dieser Satz zutiefst... Dieses "wer weiß..." Ich dachte immer, wir hätten noch so viel Zeit. Dass sie knapp 3 Monate später nicht mehr da ist, ist für mich fast immer noch nicht greifbar.
    Ob sie es irgendwie geahnt hat? Eigentlich nicht, denn sie wusste ja nicht, wie krank sie ist. Zumal damals war sie ja auch noch gar nicht krank.


    Meine Mama war immer sehr fürsorglich. Obwohl ich bereits 31 Jahre alt bin, hat sie sich immer sehr um mich gekümmert. Mich mit Dingen versorgt, an mich gedacht, mir mal eine Kleinigkeit vom Einkaufen mitgebracht. Mir geschrieben, mich angerufen. Immer gefragt, ob es mir gut geht. All diese Fürsorge fehlt mir sehr. Es geht nicht mal um die Dinge, sondern diese Geste. Wir hatten beide eine Vorliebe für Blumen. Ich versuche diese Tradition fortzuführen. Meine Mama hat sich in jeder Woche frische Blumen ins Haus geholt. Kein riesiger Blumenstrauß, manchmal nur drei oder vier Rosen. Einfach, damit sie es schön hatte.


    Meine Arbeit kann mich leider nicht so sehr ablenken. Mein Chef ist nicht sehr verständnisvoll. Er ist ein Gefühlstrampel, wenn ich es mal so ausdrücken darf, aber das schaffe ich. Ich konnte auch vorher damit leben.


    Ich habe indirekt mit meiner Mama zusammengearbeitet. Das macht es so schwer, hier zu sein. Sie hat beim Amtsgericht gearbeitet und ich arbeite beim Notar. Wir hatten beruflich öfter miteinander zu tun und nun kann ich auch hier ihre Spuren sehen und fühlen und sie machen mich so unendlich traurig. Ich musste bislang noch nicht beim Gericht anrufen, aber der Tag wird kommen und ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Irgendwie wird es wohl gehen.
    Ich habe mir ein ganz hübsches Büchlein zum reinschreiben bestellt. Ich werde meiner Mama schreiben, ich kann mir vorstellen, dass das hilft.
    Ich lasse das auf mich zukommen.


    Mamas beste Freundin hat mir am Freitag gesagt, ich muss nun Mamas Körper gehen lassen, um ihrer Seele immer und überall wieder begegnen zu können. Das klingt tröstlich. Ich hoffe, ich begegne ihr häufig. Ich frage mich, ob sie mir vielleicht kleine Zeichen sendet oder ob ich Zuviel hineininterpretiere. Aber es gibt so gewisse Dinge, da denke ich mir, das hat meine Mama mir geschickt. Ich hoffe, dass es so ist.


    Entschuldigt, falls das hier alles ein bisschen wirr ist. Ich bin so schlecht im Dinge ordnen.
    Ich danke Euch sehr für Eure Worte, Euren Zuspruch, Eure Umarmungen und Eure Hilfe. Es tut wirklich sehr gut. <3


    Malena (auch ein sehr schöner Name <3) Du hast übrigens Recht, ganz kurz war ein schwarzer Kater zu sehen, unser Gustav. Er ist wirklich ein Herzi und mir eine sehr große Hilfe.


    Leider muss ich mich jetzt erstmal wieder an die Arbeit machen.
    Gestern hatte ich übrigens eine Sekunde, eine einzige kleine Sekunde, als ich einen Film sah und dieser ein Happy-End hatte, da schmerzte mein Herz nicht. Da fühlte ich mich ganz normal. Es war nur ein ganz kurzer Moment, aber das gibt mir auch wieder Hoffnung.


    Bis später ihr Lieben :)
    .

    Liebe Vinchen,


    ich danke dir sehr. Dein Verlust tut mir sehr leid. Ich schreibe dir ganz bald!


    Morgen wird meine Mama beerdigt. Ich bin gerade ziemlich durch den Wind.


    Fühl dich gedrückt liebe Vinchen!

    Hallo ihr Lieben, ich wollte euch schon längst geantwortet haben, leider was ich heute erst spät zuhause und ich brauche ein bisschen Ruhe. Ich bin euch für eure Worte so dankbar und ich werde in den nächsten Tagen auch ein bisschen schreiben. Das tut gut und ich finde es sehr schön, dass ihr für mich da seid.


    Eure Nadine

    Ich danke Euch für Eure lieben Worte und dass ihr mich hier so schön Willkommen heißt.


    Gestern Abend habe ich nur geweint. Ich konnte mich nicht ablenken, mich mit nichts anderem beschäftigen, als damit, dass meine Mama nicht mehr da ist und was wir nicht mehr haben werden. Es fehlen einfach diese kleinen Alltäglichkeiten so sehr. Ich weiß nicht wie ich das ertragen soll und wie es ohne meine Mutter weitergehen soll.


    Versteht mich nicht falsch, ich habe keine Suizidgedanken, aber ich frage mich doch, wie man ohne seine Mutter weiterleben soll. Wie man diesen großen Verlust verarbeitet und wie und wann das Leben wieder erträglicher und vielleicht sogar schöner wird.


    Meinen Papa einfach so zu umarmen ist schwierig. er lässt das nicht so zu. er liebt mich, das weiß ich. Er drückt das anders aus. Aber Umarmungen waren noch nie so sein Ding. Er kann das nicht so gut und ich willl ihn dazu auch nicht zwingen. Er fühlt sich glaube ich unwohl dabei. Für mich ist seine Trauer einfach auch schwer zu ertragen. Genauso wie es schwer ist, in mein Elternhaus zu fahren. Wenn man da ist, dann denke ich jedes Mal, dass meine Mama gleich um die Ecke kommt, dass sie doch in der Küche sitzen müsste under dass sie gerade im Wohnzimmer ist. Aber niemand ist da....


    Fü mich ist diese Sehnsucht einfach gerade unerträglich. Kaum auszuhalten.


    Danke, dass ihr mir zuhört. <3

    Hallo ihr Lieben,


    heute vor zwei Wochen ist meine Mama eingeschlafen. Sie war 59 Jahre alt. Alles kam ganz plötzlich, ich war auf nichts vorbereitet. Und wie aus dem nichts, wurde mir meine Mama genommen.


    Sie fühlte sich seit Weihnachten nicht so gut. Wir gingen von einer Grippe aus. Mama ging zum Arzt, bekam Antibiotika und es war immer ein auf und ab. Es ging ihr besser, dann wieder ein bisschen schlechter. Ich war besorgt, aber nicht übermäßig. Ich war einfach nicht davon ausgegangen, dass es so ernst um sie steht. Nichtmal Mama wusste das.
    Eine Woche vor ihrem Tod (es ist schrecklich, das so auszuschreiben) bekam sie fürchterliche Rückenschmerzen. Der Arzt ging von einem eingeklemmten Nerv aus, ein MRT-Termin wurde vereinbart. Das war Freitags. Der Termin wäre am Dienstag gewesen. Samstags war ich bei meinen Eltern zuhause und habe für Mama den Haushalt gemacht. Sie war so schwach. Ich machte mir furchtbare Sorgen. Ich bat sie darum, dass ich sie ins Krankenhaus fahren durfte, aber sie wollte nicht. Das wird schon wieder, sagte sie. Lass uns den MRT-Termin abwarten.
    Wir redeten noch ein bisschen, ich erledigte die Sachen, stellte noch eine Waschmaschine an und fragte sie noch, ob ich neue Handtücher aufhängen sollte. Sie meinte, sie würde es machen, wenn der Trockner fertig ist. Ich wuselte noch ein bisschen herum und als ich gehen wollte schlief sie. Ich überlegte, sie zu wecken, aber ich wusste, dass sie die letzten Tage nicht gut geschlafen hatte, also ließ ich sie schlafen und ging. Das war das letzte Mal, dass ich meine Mama zuhause gesehen habe.
    Abends rief Papa mich an und sagte, dass er den Krankenwagen gerufen habe. Mama ging es immer schlechter. Im Krankenhaus fand man heraus, dass in ihrem Bauch ein großer Abzess war und noch in der Nacht wurde eine Notoperation durchgeführt. Morgens rief Papa mich an und weinte. Er sagte, die Ärzte meinten, es sähe nicht gut aus. Sie hatte eine starke Blutvergiftung und kämpfte.
    Sonntagvormittag erfolgte eine zweite Notoperation. Wir waren den ganzen Sonntag bei ihr. Sie lag im künstlichen Koma und am Montagmorgen rief das Krankenhaus an, dass wir schnell kommen sollten. Der Arzt erklärte uns, das Mama es nicht schaffen würde. Sie könnten ihr nur die Schmerzen nehmen. Sie würde bald einschlafen. Für mich war das alles nicht wahr. Ich konnte und kann es noch immer nicht begreifen.
    Wir waren alle bei ihr, als sie einschlief. Papa, Opa, Mamas Schwester und ihr Bruder, ihre beste Freundin und ich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Kraft dazu habe, dass auszuhalten, aber ich wollte Mama nicht im Stich lassen. Ich streichelte sie und küsste sie. Ich sagte ihr, dass sie die beste Mutter der Welt habe. Eine Weile später ging sie. Ich war entsetzt, wie schrecklich sich diese Endgültigkeit anfühlte. Ich war aber auch erleichtert, nicht mehr im Krankenhaus sein zu müssen. Es war total absurd.


    Sie fehlt mir so sehr. Ich kann es kaum ertragen. Mein Freund und ich wollten im Mai heiraten. Mama und ich wollten im Januar ein Brautkleid kaufen gehen. Sie hat sich so gefreut auf die Hochzeit. Ich habe alles mit ihr besprochen, sie um Rat gefragt. Jetzt ist sie nicht mehr da. Ich vermisse ihre Stimme, ihre Liebe, ihren Duft. Papa trauert auch so sehr. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Ich habe das Gefühl, ich müsste für ihn da sein, kann es aber nicht so richtig, weil ich selbst auch so traurig bin. Mein Leben liegt gerade brach. Ich bekomme nichts auf die Reihe. Wenn ich zuhause bin, dann sitze ich nur da, kann mich nicht aufraffen, etwas zu tun. Eigentlich nicht mal die kleinsten Dinge. Mein Freund ist so gut es geht für mich da, aber er kann mir natürlich nicht den Schmerz nehmen. Auch er hat schon einen Elternteil verloren.


    Ich frage mich die ganze Zeit, wie mein Leben weitergehen soll. Ich fühle mich beraubt. Ich bin so wütend, dass ich ohne meine Mama heiraten soll, dass Ich nichts mehr mit ihr etwas unternehmen darf. Wir haben noch keine Kinder, aber wir hätten gerne welche. Ich kann es kaum ertragen, dass sie ihre Enkelkinder (sofern uns Kinder vergönnt sind) nicht kennenlernen wird. Es macht mich einfach so wütend, so traurig. Ich bin so verzweifelt.


    Am Freitag wird die Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis stattfinden. Morgen werde ich das erste Mal seit zwei Wochen wieder zur Arbeit gehen. Ich fühle mich nicht bereit, aber ich kann auch nicht nur zuhause sitzen und grübeln.


    Mir fehlen vor allem die kleinen Alltäglichkeiten mit meiner Mama. Eine kleine Whatsapp von ihr. Oder ein Anruf. Manchmal haben wir uns einfach ein kleines Bild geschickt oder nur ein „Na, was machst du gerade?“ Nie wieder wird das kommen.


    Vielleicht ist das gerade hier alles ein bisschen wirr, aber es tut auch gut, sich alles einmal von der Seele zu schreiben.


    Ich sorge mich auch um meinen Papa, ob er das alles verkraftet. Er ist jetzt allein im Haus. Niemand ist mehr da. Ich habe meinen Freund zuhause, unseren Kater. Ich habe plötzlich totale Verlustangst. Angst ,das meinem Vater was passiert, Angst, dass meinem Freund etwas passiert.
    Ende Februar habe ich einen Termin bei einer Heilpraktikerin für Psychotherapie gemacht. Ich glaube, ich könnte ein bisschen Unterstützung gebrauchen. Dennoch bin ich froh, dass ich dieses Forum gefunden habe, einfach um mir ein bisschen was von der Seele zu schreiben.


    Liebe Grüße
    Kiwi