Liebe Leonarda,
herzlich Willkommen und mein aufrichtiges Beileid. So ein Schock, wie schrecklich. Und so plötzlich. Man weiß gar nicht, wie einem geschieht. Es tut mir wirklich sehr leid, was dir und deiner Familie passiert ist.
Meine Mutter ist im Januar 2017 gestorben. Mit 59 Jahren. Auch sie starb ziemlich plötzlich. An multiplen Organversagen aufgrund einer Sepsis, die durch einen Abszess verursacht wurde. Kein Arzt hat es richtig erkannt. Sie klagte mehrere Tage über starke Rückenschmerzen, hatte Wassereinlagerungen und die Entzündungswerte im Blut waren hoch, aber keiner hat es wirklich richtig gedeutet. Ich kann dich so gut verstehen. Diese Wut. Die hatte ich auch. Und auch heute noch manchmal. Dann frage ich mich, wieso diese verdammten Ärzte es nicht richtig erkannt haben. Erst im Krankenhaus, als es schon zu spät war, wurde der Abszess entdeckt. Zwei Notoperationen und doch konnte man nichts mehr tun. Die Nieren versagten und später dann alles andere. Es war schlimm. Innerhalb von zwei Tagen war sie dann fort.
Anders als du, war ich dabei. Und die meiste Zeit bin ich froh darüber. Aber manchmal verfolgen mich diese Bilder auch sehr. Dieser Schock, einen der wichtigsten Menschen beim Sterben begleitet zu haben. Anwesend zu sein, während jemand geht. Das war auch irgendwie nicht leicht. ich bin manchmal hin und her gerissen. Dennoch verstehe ich dich sehr gut, denn wäre es anders gewesen, hätte ich mir gewünscht, bei ihr zu sein.
Ich konnte mich leider nicht mehr richtig von ihr verabschieden also mit ihr sprechen. Am Samstag habe ich sie noch gesehen und dann kam sie Abends mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Dort Not-OP, künstliches Koma und dann starb sie einfach. Das belastet mich am meisten. Dass ich ihr nicht mehr sagen konnte, wie viel sie mir eigentlich bedeutet, dass sie eine tolle Mutter war. Solche Dinge eben.
Mit 31 keine Mama mehr zu haben, mittlerweile bin ich ja schon 32, bald 33, das ist einfach scheiße. Egal wie alt man ist, man braucht die Mama eben doch noch, auch wenn man schon längst erwachsen ist.
Es ist einfach so unfair, dass unsere Mütter schon so früh gehen mussten. Ich kann dir wirklich gut verstehen. Das Vermissen, die Verzweiflung die man spürt. Ich kann dir nur versichern, es wird irgendwann ein wenig leichter, auch wenn du es jetzt noch nicht glauben kannst.
Diese Schlaflosigkeit, damit hatte ich auch eine Weile zu kämpfen. Mir haben Lavendeltee und Baldrian geholfen. Vielleicht ist das für dich auch eine Lösung?
Es ist gut, dass du bei deinem Vater schläfst. Ihr gebt euch gegenseitig Halt. Er ist sicher froh, dass er nicht allein ist. Ihr habt Euch und gebt aufeinander Acht.
Liebe Leonarda,
es hilft auch sehr, wenn man sich seine Gedanken, seine Sorgen und all das von der Seele schreibt. Es ist gut, dass du dich hier angemeldet hast.
Herzliche Grüße
Nadine