Liebe Andrea, 
ach, so gerne würde ich dir deinen Schmerz und die Angst vorm Leben wegnehmen. Geht aber leider nicht. Das einzige was ich tun kann, ist: mich in Gedanken zu dir zu setzen, dich ganz vorsichtig in meine Arme nehmen und sanft hin und her zu wiegen. ( ich hoffe, ich darf das )
Weine und schreie deinen Schmerz heraus. Wir ( ich ) halten das aus. Wir verstehen dich alle.
Ich weiß, dass dich viele Gedanken quälen und niederdrücken.
Schreib sie auf, teile sie mit uns. Ich glaube, das wird dir etwas helfen.
Magst du uns mehr von deinem Sohn erzählen? Wie war er als Kind? Als Jugendlicher? Wie sah er aus? Was waren seine Hobbies? ....und so weiter.
Ich würde Ben gerne näher kennenlernen.
Liebe Andrea, man spürt: du hast deinen Sohn unendlich geliebt ( und das tust du noch ). Mit dieser Liebe hast du ihn reich beschenkt - nicht jedes Kind hat dieses Geschenk erhalten - hast ihm das Beste gegeben, was wir Mütter geben können:
Liebe!
Mehr können wir nicht geben. Du wolltest nur das Beste für ihn und hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
Mehr konntest du nicht tun
Ich denke, du hättest nichts verhindern können. Wenn jemand nicht mehr weiter leben KANN, wenn er den echten Vorsatz hat , sich zu töten, dann tut er das auch. Niemand kann ihn davon abbringen.
Er wird dann immer einen Zeitpunkt finden, wo er alleine ist, denn man kann niemanden 24 Stunden durchgehend beobachten.
Ich denke da an einen Mitpatienten in der psychosomatischen Klinik in der ich vor einem Jahr war. Er war in Behandlung, er lebte in unserer Gemeinschaft, sozusagen unter ständiger, fachlichen Aufsicht und dennoch tötete er sich . Selbst seine Therapeutin ( eine sehr einfühlsame, kompetente Frau ) konnte das nicht verhindern...
So sehr wir unsere Kinder auch lieben: sie treffen ihre eigenen Entscheidungen und wir stehen machtlos davor. Vielleicht ist es auch ein Akt von Liebe, diese Entscheidung, zu respektieren.... so weh das auch tut. Ja ich weiß, das verlangt nahezu übermenschliche Kraft und es schreibt sich so leicht...
Ich wünsche dir einen halbwegs erträglichen Tag.
Verlang nicht so viel von dir. "Lebe" von Minute zu Minute, versuche eine Kleinigkeit zu essen. Ein bisschen Obst, etwas eiweißhaltiges ... und , wenn möglich, gehe für ein paar Schritte an die frische Luft...
Kommst du aus Deutschland? Wenn ja, dann findest du auch Hilfe bei Agus e.V bzw bei Bundesverband Verwaiste Eltern in Deutschland e.V. Google mal.
Und denk an die Telefonseelsorge. Ich hatte zwischen 2017 und 2018 nahezu eine Standleitung dorthin. Sie und das Forum hier haben mir das Leben gerettet. Ich wurde immer wieder über eine kritische Schwelle getragen und konnte dann wieder ein Stückchen alleine weiter gehen. Ohne Telefonseelsorge und Forum würde ich nicht mehr leben - echt!
Jetzt habe ich wieder einen Roman geschrieben. Ich hoffe, es war nicht zuviel für dich
Liebe Andrea, fühl dich ganz innig von mir gedrückt.
Schicke dir ein großes Kraftpaket zu.
Komm gut durch den Tag. Ich werde an dich denken.
blaumeise