Liebe Andrea,
ich spüre deinen enormen Schmerz und bin sehr betroffen.
Soviel Schmerz! Soviel Kummer! Soviel Ohnmacht! Soviel Hilflosigkeit! Soviel innere Einsamkeit! Mit einem Wort soviel Leid!
Das , liebe Andrea, stemmt man nicht alleine. Dazu benötigt man professionelle Hilfe!
Ich schließe mich mit Astrids Worten an. Schau, dass du eine Traumatherapie machen kannst. Wenn möglich stationär!
Wir hier können dich nur virtuell begleiten, dich stützen in deinem Schmerz, dir zuhören. Aber wirklich helfen, können wir nicht. Wir sind so eine Art Selbsthilfegruppe - es schreiben Betroffene für Betroffene. Das ist sehr viel, aber es reicht, meiner Meinung nach, in deiner speziellen Situation nicht aus.
Sich entsprechende Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche sondern von Stärke.
Wie ich schon geschrieben habe, habe ich vor Jahren einen Selbstmordversuch unternommen. Als ich gerettet wurde, war ich nicht froh und dankbar sondern seeeehr verärgert! Eine sehr lange Zeit doch mit der Zeit hat sich das gelegt. Dann kam wieder eine Phase in der ich sterben wollte, in der ich verzweifelt war und ich von massiven, zwanghaften Selbstmordgedanken heimgesucht wurde, aber der Gedanke an meine Kinder war stärker und ich habe mich selbst in die Psychiatrie einweisen lassen und war danach viele , viele Wochen in einer psychosomatischen Klinik auf der Traumastation. Dort wurde mir geholfen, dort wurde ich stabilisiert und dort bekam ich viel " Handwerkszeug" an die Hand, um weiterleben zu können und um mir selbst zu helfen....
Es war sehr hart!!! aber inzwischen bin ich froh darüber, diesen Schritt gemacht zu haben. Es war das Beste, was ich in meinem Leben für mich getan habe.
Wenn es dich interessiert kannst du alles in meinem thread "Aufgeben ist keine Option" unter "Dies und Das" nachlesen.
Zwischenzeitlich kam eine Krebserkrankung dazu ( Chemo und OP "erfolgreich" abgeschlossen. ) Ja, und diesesmal wollte ich nicht sterben - ganz im Gegenteil! Ich war - trotz allem - nie so froh zu leben! Erst jetzt weiß ich, wie kostbar das Leben ist, welch ein Geschenk das Leben ist. Trotz den widrigen, kaum aushaltbaren Umständen.
Es ist schön atmen zu können, sehen zu können,, gehen zu können, riechen zu können und und und.
Ich spreche jetzt von mir. Ich weiß, dass du das gerade anders empfindest aber glaube mir, es ist alles eine Sache der Perspektive. Und eine gute Therapie hilft dir, deine Perspektive zu ändern, deine Denkmuster zu hinterfragen,.Sie hilft dir , Wege zu finden, um dich adäquat anderen gegenüber zu wehren, hilft dir aus der Opferrolle auszusteigen, dich selbst zu achten...
Mir gab die Traumatherapie mir meine Würde wieder zurück
Nicht gleich sofort - aber so nach und nach...
Wie du siehst, hat sich bei mir vieles geändert und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das auch bei dir passieren wird - vorausgesetzt, dass du bereit bist, dieses "Abenteuer" anzugehen.
Gib dir - Gib deinem Leben eine Chance. Bitte.
Die Entscheidung, aufgeben zu wollen, kannst du dann immer noch treffen, aber schöpfe erst alle Möglichkeiten aus.
Der Weg ist hart aber gangbar
Suizid ist auch hart aber nicht mehr rückgängig zu machen
und manchmal überlebt man den Suizidversuch zu unmenschlichen Bedingungen. Die Pflegeheime, Rehaeinrichtungen, Krankenhäuser sind voll von Menschen ,die zum Beispiel , nach einem solchen Versuch, querschnittsgelähmt sind,im Koma liegen, nicht mehr sprechen können usw. War es das wert?
Nochmal, liebe Andrea, ich verstehe deinen Schmerz,. Ich bin mit meinem Herzen ganz bei dir und ich respektiere deine Meinung
aber
hiermit lege ich dir mein Motto : "Aufgeben ist keine Option" sehr ans Herz.
Ich denke Jans Verhalten ist u.a. viel den Drogen geschuldet. Schxxxsucht!!! Zerstört soviele Leben, nicht nur das Eigene.
Eine gute Therapie wird dir auch helfen, dich von Jan abzugrenzen - ohne Schuldgefühle.
Ab einem gewissen Alter ist jeder für sein Verhalten selbst verantwortlich - egal was in der Kindheit passiert ist. Wir sind nicht für unsere Kindheit verantwortlich aber wir sind verantwortlich für das, was wir mit unserer Kindheit anfangen. Entscheiden wir uns dazu unsere Erfahrung anderen aufzubürfen?Oder wachsen wir daran und bemühen uns darum , unser Leben in den Griff zu bekommen.?
Es ist möglich, für ein Problem nicht verantwortlich zu sein aber dennoch die Verantwortung für die Lösung zu tragen. Das denke ich zumindest.
Das gilt auch für Jan.
Jan sagt, du hättest den Tod verdient. Da irrt er sich gewaltig.
Verinnerliche diesem Satz nicht. Niemand hat den Tod verdient - Niemand!
Liebe Andrea, hol dir bitte professionelle Hilfe , die dich stabilisiert und schreibe weiter hier. Schreibe , schreibe, schreibe, schreibe. Wir/ ich hören dir zu.
Ich hoffe, du fühlst dich von meinen Worten nicht verletzt. Falls ja - es liegt nicht in meiner Absicht
In Gedanken begleite ich dich und wünsche dir viel Kraft, Mut und vor allem "Kampfstärke"
Pass auf dich auf
blaumeise