Liebe Kiwi, liebes Tagpfauenauge,
ich freue mich sehr über Eure Zeilen! Wenn es wirklich so ist, dass ich Euch hier auch ermutigen und bereichern kann (wie ich es bei Kiwi lese), dann freut mich das sehr
Ich fühle mich verstanden, gut aufgehoben und bestärkt
Liebe Astrid,
ich kann diesen "Jemand" nicht zuordnen. Habe heute immer wieder über Deine Frage nachgedacht, mir ist keine Antwort auf die Frage eingefallen. Im Traum war es wichtig, dass es ein Mann war.
Männer in meinem Umfeld, in meiner Geschichte....????
Mein Vater war einer, der genau das Gegenteil gemacht hat: er wollte mich nicht gehen lassen sondern hat mich zurück gehalten, hat mich entmutigt, wollte mich zu Hause haben, seinem Dafürhalten nach lebend in seiner Nähe. Er hätte meine Entwicklung behindert - und ich bin dann auch gegangen. Nicht im Guten. Und es war gut, dass ich gegangen bin.
Wer dieser Jemand ist???????????????????????? Gute Frage...
Es ist auf jeden Fall so, dass es etwas mit einem Wunder zu tun hat. Ich habe es wirklich als Wunder empfunden, als der Arzt voriges Jahr zu mir gesagt hat: Sie können jetzt gehen. Was zuvor sooooooooooo unmöglich war, mit diesem schweren Gips, zuvor mit den argen Schmerzen. Und plötzlich soll das, was mir all die Tage hindurch jede Minute so schmerzlich abgegangen ist, wieder möglich sein. Ohne Krücken. Nur mit diesem nach außen unter der Hose und dem Schuh nicht sichtbaren Ding. Es war ein Wunder für mich, damals im UKH. Und im Traum war es wieder ein Wunder.
Ich habe gestern einer lieben Bekannten noch eine Nachricht geschickt, in der ich geschrieben habe: vielleicht ist das Umgehen mit meiner Situation auch Übungssache. Früher war es so unglaublich schwer, ich hatte so viele Zweifel, so viel Angst vor der Zukunft, so viele Unsicherheiten.
Jetzt habe ich das Gefühl, ich habe jetzt Erfahrung mit meiner Situation. Ich weiß, wie ich "funktioniere", was mich erschreckt, was ich aber dann auch tun kann, um mein Gleichgewicht wieder zu finden.
Das klingt jetzt irgendwie beschönigend - so ist es nicht gemeint. Ich habe auch jetzt meine Krisen - und es werden noch sehr schlimme kommen, das ist mir schon klar. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass das Leben mit Trauer auch Übungssache ist.
Ich weiß nicht mehr, in welchem Thread es war, es ging darum, dass quasi aus dem Blauen Krisen kommen können. Dass z. B. ein Kollege oder ein Angehöriger etwas sagt, das einen regelrecht k.o. schlägt. Wie man sich auf so eine Situation vorbereiten kann oder was man sonst tun kann, damit das nicht so schlimm ist.
Du, liebe Astrid, hast dann die Frage an uns alle weiter gegeben: was kann man dagegen tun?
Nun, ich glaube nicht, dass man sich so intensiv vorbereiten kann, dass man in jeder Situation passend reagieren und sich somit schützen kann. Das erinnert mich ein bisschen an Inspektor Clouseau aus dem rosaroten Panther. Der hat ja seinen Diener beauftragt, ihn immer wieder zu "überfallen" - und zwar zu Übungszwecken. Im Film ist das natürlich lustig: im unmöglichsten Augenblick wird Clouseau immer wieder attackiert. Und er wehrt diese Attacke natürlich immer wieder ab.
Ich glaube nicht, dass es so funktionieren kann.
Ich möchte das Bild vom Seiltanzen (das ja auch schon öfter eingebracht wurde, und das die kluge Hedi in ihrem Profilbild hat) herholen: Aus meiner Sicht lässt es sich nicht verhindern, dass wir das Gleichgewicht verlieren, dass wir wanken, auch dass wir abstürzen. Für mich würde ich sagen: das gehört dazu, ich kann es nicht verhindern.
ABER: ich kann dafür sorgen, dass der Absturz keine allzu schlimmen Konsequenzen hat. Ich kann mir ein Netz knüpfen, spannen, vorbereiten.
Und genau das: zu wissen, dass es ein Netz gibt, dass es mich bisher immer aufgefangen hat, dass ich nie tödlich abgestürzt bin - das ist das was ich mit Erfahrung oder Übung meine.
Nach dem Gespräch mit dieser so uneinfühlsamen Ärztin war ich außer mir, ich war richtig durchgeschüttelt. Aber: ich hatte 2 Personen, die ich kontaktieren konnte. Eine davon hat mich 30 Minuten später zurückgerufen und mir geholfen, wieder meine Balance zu finden.
Natürlich: Katastrophen passieren am Wochenende, mitten in der Nacht, wenn keiner da ist. Und wer weiß, was da noch alles auf mich zukommen wird. Aber trotz allem tut die Erfahrung gut: es hat immer wieder ein Netz gegeben, das mich getragen hat. Ich bin abgestürzt - ja. Aber es hat mich nicht zerstört.
Euch allen eine möglichst gute Nacht und morgen einen möglichst guten Tag