Beiträge von StillCrazy

    Liebe Ellinay,

    es ist schon sehr spät und es geht mir auch nicht gut. Deshalb kann ich nicht viel schreiben.

    Ich habe meine Mama mit 18 verloren. Es war so schlimm. Es hat sich angefühlt, als hätte mein Leben einen Bruch erlitten, wie einen Beinbruch, nur eben das ganze Leben statt eines Knochens.

    Jede Geschichte ist anders und Deine ist sehr besonders. Deshalb kann ich nicht schreiben "ich weiß, wie es Dir geht". Aber ich weiß, wie sehr es weh tut in jungen Jahren die Mutter zu verlieren.

    Gut, dass Du zu uns in dieses Forum gefunden hast. Hier kannst Du Dich angenommen und geborgen fühlen. Das ist in schweren Zeiten viel wert.

    :24::30:

    Liebe Nadine,


    ich hoffe, das Gespräch mit deinem Chef war halbwegs erträglich. Ich kann mir das gut vorstellen, dass Du so viel im Kopf hast, dass dann einmal etwas untergeht. Ich kenne das von mir. Ich vergesse auch Dinge, weil ich einfach so beschäftigt bin, weil die Gedanken kreisen.


    Das mit dem schnellen Karussell finde ich ein sehr schönes Bild für das, was ds los ist.


    Schreib doch, wie es mit dem Chef gelaufen ist. Es würde mich wirklich interessieren!


    :24:

    Ich komme gerade von der Krebshilfe. Die Psychologin dort meint, wenn es so weitergeht, werde ich um eine Trennung nicht herumkommen. Natürlich hat sie es nicht ganz so drastsich formuliert.

    Rudi war wach letzte Nacht. Er konnte also steuern, ob er ruhig liegt oder nicht. Wir hatten das schon mehrfach, aber jetzt schon längere Zeit nicht mehr.

    Ich sehe das leider nicht so, dass er mich nicht belasten will. All die Dinge, um die ich ihn vor Wochen gebeten hatte (zu meiner Entlastung) sind unerledigt.

    Er verleugnte die Krankheit und deshalb auch all die Maßnahmen, die zu treffen sind. Wenn es nur ihn betrifft, ist das völlig ok. Wenn er alein jeden Tag in einem nassen Bett aufwacht und nix dagegen tut, dann ist as seine Sache.

    Aber ich bin auch jeden Tag in einem nassen Bett aufgewacht, und er hat nix getan. So lang, bis ich dann aktiv geworden bin. Und genau das ist seine Haltung: die Dinge anstehen lassen. Das ist rücksichtslos. Mein Leben ist schon schwer genug. So wie er sich verhält, werde ich das auf längere Zeit ohne gravierende eigene Schäden davon zu tragen nicht ertragen können (so deute ich einmal die Befunde von gestern).

    Es muss sich also etwas an seinem Verhalten ändern, oder ich ziehe die Konsequenzen. Nicht weil er krank ist, sondern weil er mir viel mehr zumutet als nötig wäre und als ich ertragen kann.

    :33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33::33:

    Ja, Galgenhumor.... Den kann ich jetzt gut brauchen ;)

    Es war dann auch zu Hause noch mühsam. Rudi ist in den letzten Tagen wieder umgänglicher als zuvor. Aber gestern dann, im Bett... Ich konnte nicht gut einschlafen. Er wohl auch nicht. Der Unterschied war nur: ich bin ruhig gelegen, er hat sich in einer Tour herumgewälzt. Ich hab ihm dann freundlich gesagt, dass ich nicht schlafen kanm, wenn er nicht ruhiger ist. Genützt hat das genau gar nix.

    Ich hab dann ziemlich (auch für ihn merkbar) wütend mein Zeug genommen und bin in ein anderes Zimmer gegangen. Dann hab ich mir solche Sorgen gemacht: wenn er nicht einmal bei so einer Kleinigkeit meinen Wunsch ernst nimmt. Wie soll das weiterghen, wenn meine Befürfnisse so schnuppe sind??????

    Du bist eine sehr kluge Frau!

    Ich denke auch manchmal über "später" nach. Denke, ich werde Gitarrenunterricht nehmen.

    Bin ziemlich mies drauf gerade. Habe die Werte meiner Vorsorgeuntersuchung bekommen. Blutdruck: zu hoch. Cholesterin: zu hoch. Zucker: an der Grenze.

    Der Typ macht mir Vorhaltungen & schickt mich zur Ernährungsberatung (obwohl ich seit dem Vorjahr 2 kg angenommen habe - wahrscheinlich, weil ich so fett esse).

    Ich hab dann gegoogelt und - ja - nur auf den seriösen Seiten nachgesehen. Fazit: Langzeitstress hat genau auf die 3 Faktoren einen negativen Einfluß.

    Der Arzt ist nur lapidar über meine Einwände hinweg gegangen: alles hängt mit allem zusammen. Fein. Soviel zum Thema Psychosomatik.

    Er hat mir sogar mit Herzinfarkt gedroht - eine wahre Zierde seiner Zunft.

    Also: Termin für 5. 7. bei meiner Internistin ausgemacht. Der vertraue ich.

    Ich werde Rudi jetzt auch sagen, er soll mit mir vorsichtig(er) umgehen. Weil mir Stress schadet.

    Morgen bin ich bei der Krebshilfe. Da kann ich diese grenzwertige Erfahrung ein wenig verarbeiten. Da kommt mir eine Idee: die haben dort auch einen Komplementärmediziner. Vielleicht kriege ich da einmal einen Termin. Der müsste mit den Leiden von Angehörigen ja auch vertraut sein...

    Es ist einfach nichts schlimmer, als wenn man sich von einem Arzt Unterstützung erwartet - und man bekommt Vorwürfe. Oida!

    Der soll Pathologe werden, da muss er nicht mit Menschen sprechen X(X(X(

    So, jetzt habe ich das Gefühl, was ich zu schreiben habe, passt besser hierher. Weil es ja um die Frage nach dem schlechten gewissen ging, wenn ich gut drauf bin und wer anderer leidet.

    Ich denke, das hat schon auch viel mit der Krankheit und dem Sterben meiner Mutter zu tun.

    Erstens habe ich eine bestimmte Situation in Erinnerung: Mein Vater (wieder einmal in einer recht destruktiven Funktion) hat einmal richtig geschimpft mit mir, als ich mich über einen Brief gefreut habe. eben genau in der Art: wie kannst du dich freuen, wenn die Mama so krank ist...

    Und zweitens ist es ja zwischen Mutter und (einem kleinen bzw. jungen) Kind wirklich so: wenn es einer Person schlecht geht, ist auch die andere ganz geprägt davon.

    Genau diese Verbindung aufzulösen ist aus meiner Sicht ja Aufgabe der Pubertät bzw. des Erwachsenwerdens. Und diesen Prozess konnte ich im Hinblick auf meine Mama nicht abschließen, weil sie eben zu früh gestorben ist.

    Und ich denke, dass mir dieser Umstand jetzt in die die Quere kommt.


    Ich konnte übrigens gestern mit Rudi reden (da war er ganz gut drauf), ihm sagen, dass es mir manchmal schwer fällt, ihm von schönen Erlebnissen zu erzählen, weil ich ihm nicht vorführen möchte, was er sozusagen versäumt hat.

    Er hat dann gesagt, für ihn sei das kein Problem. Es hat ziemlich ehrlich geklungen, und er ist ja in der Tat nie ein missgünstiger Mensch gewesen (das ist, um ehrlich zu sein, eher mein Problem - er ist da recht großzügig).


    Vielleicht habe ich auch irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn nicht "retten" kann, so wie ich meine Mama nicht "retten" konnte, trotz all der Liebe, die ich für sie hatte.

    Und hier ist es wieder so: ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe ist, einen Menschen zu retten. Allenfalls hätte ich diese Aufgabe meiner Tochter gegenüber gehabt: sie vor Unglück so gut es geht zu bewahren.

    Jetzt wo ich das so aufschreibe, denke ich, diese Sache mit dem retten treibt andere hier auch um: hätte ich sie nur rechtzeitig zum Arzt gebracht, hätte ich früher nachgefragt, wäre ich doch dabei gewesen und nicht weggegangen etc.

    Das geht doch schon sehr in diese Richtung, oder?


    Sowohl Rudi als auch meine Mama hätten sich (wenn überhaupt) nur selbst retten können: durch einen rechtzeitigen Arztbesuch.

    Es ist nicht mein Job, jemanden zu retten. Ich bin keine Versagerin, wenn ich es nicht schaffe. Es ist nicht mein Job, jemanden zu retten. Wenn es jemanden zu retten gilt, dann bin ich das selber. Insofern ist es gut, wenn ich auf mich schaue, selbstfürsorgend bin, wie Ihr das nennt.

    Liebe Kiwi,


    schön von dir zu lesen :)

    Dem Magen geht es gut. Kleid hab ich gefunden (es hat auch rudi sehr gut gefallen, ein ziemelich neues, das er noch nicht oft an mir gesehen hat), und das Konzert war sehr fein. Alles in allem also ein sehr gelungener Abend.


    Am Sonntag war Rudi dann leider wieder ziemlich grummelig. Habe heute mit meiner Therapeutin darüber gesprochen. Sie meint, er ist depressiv (habe ich hier, glaube ich, schon öfters geschrieben).

    Außerdem dürfte er wieder stärkere Schmerzen gehabt haben.

    Es ist halt immer so ein Auf und Ab.


    Gegen Ende der heutigen Therapiestunde ist dann eine Frage aufgetaucht, die mich ziemlich beschäftigt: Darf es mir überhaupt gut gehen, wenn er so leiden muss? Und, auch dazu gehörend: durfte es mir überhaupt so gut gehen, als meine Mama so leiden musste (da hatte ich ja auch schöne Momente im Leben).

    Der Kopf sagt natürlich: ja, gar kein Problem. Freude ist wichtig.

    Aber ich glaube, meine Seele sieht das etwas anders. Ich glaube, irgendwo in mir drin ist auch ein schlechtes Gewissen: wie kannst du nur etwas genießen, wenn es ihm so schlecht geht - du bist egoistisch und herzlos.

    Irgendwie muss ich an der Sache dran bleiben. Vielleicht öffnet sich da ja ein Knoten, und ich komme besser mit diesem Dilemma zurecht. Mir war ja bis eben gar nicht klar, dass ich diesen Konflikt überhaupt habe. Eben weil die Sache auf der Verstandesebene so eindeutig ist.


    Schon spannend, irgendwie - was da unter der Oberfläche dahingärt. Ich hätte wirklich und wahrhaftig nicht gedacht (emanzipiert wie ich bin) dass sich für mich diese Frage stellt.

    Wie geht es Euch damit????????

    Liebe Maria,

    wenn Du irgendwie kannst: verzichte darauf, Dir selber Schreckensszenarien zu zeichnen. Nie wieder... wie wird Weihnachten....

    Es wird werden. Irgendwie. Vielleicht sehr traurig. Vielleicht geschieht aber auch etwas Schönes. Es wird werden....

    Ich halte es für sehr heilsam, wenn es irgendwie geht, im Moment zu bleiben, mich darauf zu konzentrieren. Es ist ein jetzt und ein jetzt und immer ein jetzt. Auch eine lange Wanderung mag etwas Erschreckendes haben: so viele Kilometer. Aber im Grund geht es immer nur um den nächsten Schritt.

    Es tut mir sehr Leid zu lesen, dass in Deiner Arbeit so gar kein Mitgefühl da ist. Ich halte Dir die Daumen, dass es mit der Migräne (kenne ich) besser wird.

    :24:

    Liebe Tina,

    ich würde auch sagen: tu es jetzt nicht. Vielleicht später, vielleicht nie. Lass Dir Zeit, sei gut zu Dir. Es ändert nichts, wenn Du es Dir jetzt ansiehst.

    Ich wünsche Dir viel Kraft <3

    Danke, liebe Hedi :love:

    Mir geht es in den letzten Tagen überraschend großartig :):):)

    Dabei hat sich an der Situation nicht das geringste geändert? Oder doch .....

    Uch habe ja vor kurzem einer Chorfreundin von Rudis Erkrankung erzählt. Am Monrag hat sie mich daheum abgeholt, um gemeinsam ein Bier zu trinken. Vorgestern war ich mit ihr und ihrem Mann radfahren, beim Heurigen (Weinbauern), kurt schwimmen und dann noch im Café. War ein toller Tag, wie im Urlaub. Wir waren auch auf der Wasserrutsche (als einzige Frauen ohne Kinder) ;)

    Rudi wollte nicht mit. Denke, er wollte den Tag zum Ausruhen nutzen.

    Gestern schien er mehr Schmerzen als sonst zu haben. Ich hab ihm zugesehen und richtig Magenschmerzen bekommen. Nicht zum ersten Mal in so einer Situation. Dann kam mir die Idee im Internet nachzusehen, welche Schüssler Salze bei nervösen Magenschmerzen helfen. Antwort ganz untweifelhaft: Nr. 5. Habe ich zum Glück daheim.

    Gleich ausprobiert, und seitdem fühle ich mich viel ausgeglichener. Und sollte es nur die Placebowirkung sein - völlig Schnuppe. Ich kann das schöne Wetter genießen, mich auf heute Abend freuen. Da ist im örtlichen Café ein Konzert mit Vernissage in der Pause. Vorhin hingebungsvoll & erfolgreuch den Kasten nach einem passenden Kleid durchsucht ;)

    Ich freue mich einfach so, dass es mir gutgeht!

    Liebe Mariab,

    Herzlich willkommen bei uns!

    Es hat mich sehr berührt, Deine Zeilen zu lesen!

    Therapie kann ich Dir auch wärmstens empfehlen. Wichtig ist halt, gut auszuwählen - also jemanden zu suchen, mit dem die Chemie wirklich und unbedingt stimmt. Soviel ich gelesen habe, bist Du schon eine Weile unterwegs, seit Deinem Verlust. D. h. auch wenn es für Dich unendlich schmerzhaft ist: ein Stück des Weges durch die Trauer hast Du schon geschafft.

    Hast Du gute Freundinnen? Kannst Du mit Deinen Töchtern gut reden? Gibt es andere Menschen (in der Familie, in der Arbeit oder wo auch immer), die Dich unterstützen?????

    Hier gibt es viel Rückhalt, das tut gut - aber es ist eben eine Hilfe aus der Ferne.

    Ich halte Dir auf jeden Fall die Daumen!!!!!!

    Liebe Jenny,

    gibt es einen besonderen Grund, warum gerade heute????? Was war es, das Dich gerade heute dazu bewogen hat, so intensiv an sie zu denken?????

    Wie alt ist Dein Papa? Machst Du Dir Sorgen um ihn?

    Ich halte Dir die Daumen, dass es bald wieder besser wird.

    Liebe Angie,


    vielen Dank für Deine Erfahrungen, die Du mir da beschreibst. Du kennst die andere Seite...


    Aber für mich ist es halt ein Problem, wenn er das alles so verleugnet. Weil es nämlich da ist, trotzdem. Außerdem hat er durch diese Haltung zuvor schon eine schwere Katadtrophe erlebt (Firmenpleite). Du darfst 3x raten, wessen Aufgabe es dann war, auf die Realität zu reagieren und den Schaden zu begrenzen.


    Ich habe ihn seit Ende Dezember 2016 bekniet, zum Arzt zu gehen, weil er ungewöhnlich oft aufs Klo musste. Im August 2017 ist er dann gegangen und hat Ende des Monats die Diagnose, sein Todesurteil, bekommen. Jetzt haben wir Ende Mai 2018. Es ist also doch schon etwas Zeit seither vergangen. Und es hat Krisen gegeben, die mich wirklich an meine Grenzen gebracht haben.

    Seit September gehe ich regelmässig in die Krebshilfe zur Beratung. Da geht es immer wieder darum, was ihm zuzumuten ist, was ich von ihm erwarten kann - und wo ich Rücksicht nehmen muss, mich umstellen muss und so. Die Beraterin selber hat mir empfohlen, organisatorische Dinge wie etwa die Medikamentenliste anzusprechen. Auch in seinem Sinne: wenn ein Notfall eintritt, ist es wichtig, dass die Ärzte seine Medikation kennen.


    Ich habe erlebt, wie meine Mutter, die ca. 12 Monate von ihrer Diagnose bis zu ihrem Tod gelebt hat, mit ihrer Krankheit umgegangen ist. Sie hatte damals durchaus einen Sensus dafür, dass es gilt, die Menschen in ihrem Umfeld im Auge zu behalten, trotz der Krankheit. So hat sie z. B. ihren Nachlass sehr verantwortungsbewusst geregelt.

    Da war nix mit Kopf in dem Sand ist normal.


    Aber was mich im Gespräch mit meiner Therapeutin so überrascht hat, war die Parallele in der Situation heute wie damals (wie mein Vater das gehandhabt hat). Dass von mir verlangt wurde/wird - aber dass meine Bedürfnisse (freundlich formuliert) im Hintergrund standen/stehen.

    Ich sage nicht, dass Rudi das aus bösem Willen oder sowas macht. Es geht nicht um eine Anklage sondern um eine Beschreibung.

    Und ich denke, dadurch dass diese Parallele einmal herausgearbeitet ist, kann ich besser erkennen, warum ich manches so desaströs erlebe: weil ich es in meiner Jugend schon so ähnlich erlebt habe (durchaus aus anderen Beweggründen) und es mich traumatisiert hat.

    Und mit diesem Ansatz werde ich weiter arbeiten.


    Ich sehe es so: entlarvte Dämonen sind weniger furchterregend. Deshalb ist es mir wichtig, Zusammenhänge wie diesen zu entdecken. Und dann vielleicht meine Gefühle etwas besser zu verstehen und ihnen nicht ganz so hilflos ausgeliefert zu sein.