Beiträge von Tigerlily

    Ich habe die Vorsorgevollmacht einem unserer Freunde und seiner Frau gegeben, die sind Mitte Vierzig, sehr bodenständig und vernünftig.

    Mein Testament habe ich notariell hinterlegt, wer mein Erbe ist, weiß nur ich, ich kann frei bestimmen, denn es gibt keine lebenden anspruchsberechtigten Verwandten mehr.

    Außerdem nutze ich für die Finanzen einen Steuerberater, der kostet zwar etwas, bringt mir aber die Sicherheit nichts falsch zu machen.


    Ich habe nach Hannes Tod alles alleine geregelt, das hat mir einen gewissen Halt verliehen.

    Ich habe ein Talent in einer Krise ziemlich emotionslos zu funktionieren, das war mir auch diesmal sehr dienlich.

    Mein Vorteil war sicherlich auch dass wir eine Beziehung auf Augenhöhe geführt haben, in der beide Partner über alles Bescheid wussten und sich auch mit allen wesentlichen Details des Zusammenlebens ausgekannt haben.

    Meine Psychologin hat mir erzählt, dass man manchen Klienten, leider meistens Frauen tatsächlich bei ganz profanen DIngen, wie das Tätigen von Bankgeschäften, oder das Betanken eines Autos unterstützen muss, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie furchtbar das ist, wenn das Alltagsleben eine unüberwindbare Hürde darstellt.

    Ich kann auch die Erlebnisse von manchen Frauen nicht bestätigen, dass man ohne Mann über den Tisch gezogen wird.

    Ich wurde nach Hannes Tod mit sehr viel Respekt behandelt und ich hatte auch mit den Behörden kaum Schwierigkeiten.

    Hannes war in unserer Heimat sehr geachtet und unsere geschäftlichen Beziehungen waren fast freundschaftlicher Natur und ich habe während meiner Berufslaufbahn bei einer Behörde gearbeitet, kann daher mit Vorschriften und Gesetzen und den dahinterstehenden Personen gut umgehen.


    Mir ist sehr bewusst, welch gesegnetes Dasein mir beschieden ist und ich bemühe mich nach Kräften, an dem was ich besitze auch andere teilhaben zu lassen.

    Inzwischen dämmert mir auch langsam, dass ich nichts mehr tun muss, wenn ich nicht will, oder besser gesagt, dass ich eigentlich meine Tage ncht untätig verlebe, dass mir aber immer vorkommt, ich tu nichts, weil das was ich tue für mich nicht als Arbeit zählt.


    Das was mir fehlt ist tatsächlich ein Anker im Leben, jemand oder etwas, wonach ich mich richten kann (muss) und das nicht mehr zu haben ist für mich nur sehr schwer zu verkraften.

    Das ist besonders deshalb schwer zu verstehen, weil ich mir selber und der Umwelt zweieinhalb Jahre bewiesen habe, dass ich alleine sehr gut zurechtkomme und definitv keinen Partner in materieller Hinsicht brauche.


    Das was ich so oft schon gehört habe, dass man für sich selber Verantwortung übernehmen soll, dass man sich nicht von anderen Menschen abhängig machen soll und besser keine Beziehung aus versorgungstechnischen Gründen eingehen soll, ist wohl richtig, aber für mich von keinerlei Relevanz.

    All das und noch viel mehr tue ich bereits und ich bin stolz auf mich und auf das was ich alleine geschafft habe.


    All das bleibt aber unberührt von der Tatsache, dass für mich selbstbestimmtes Leben alleine zwar funktoniert, aber nicht lebenswert ist, wenn der SInn darin fehlt und die Gefühle im Herzen praktisch zugemauert sind.

    Ja ich bin tatsächlich der Meinung Leben ohne Liebe macht keinen Sinn, auch wenn rein äußerlich alles zu stimmen scheint.


    Das was viele Menschen, die die Forderung erheben, man solle sich nicht gehen lassen, sondern es sei geradezu Pflicht nach vorne zu schauen, Mitgefühl mit anderen zu entwickeln und sich sinnvolle Beschäftigung zu suchen, wenn nicht sowieso gerade eine vorhanden ist, nicht beachten ist der Umstand, dass man sich mit dem Verstand zu allerhand zwingen kann und dass es zwar manchmal nützlich ist den inneren Schweinehund zu überwinden, dass man aber niemals die echten Gefühle zwingen kann zu kommen oder zu gehen.

    Die sind einfach da und wollen ausgelebt werden, ohne zu interpretieren und zu verdrängen.


    Wenn da nur Trauer, Schmerz, Leere und Sehnsucht ist, kann man nicht verlangen, das Leben als schön und lebenwert zu empfinden.

    Jeder Versuch es trotzdem zu tun, so ala positives Denken, verkehrt die Bemühungen ins Gegenteil, weil man Schuldgefühle entwickelt, wenn man es nciht schafft am Morgen aufzustehen und sich am neuen Tag zu freuen

    und dann versucht man die Trauer zu verdrängen und alles wird noch viel schlimmer.

    Besser ist es die Gefühle anzunehmen wie sie gerade kommen, sie zu äußern und zu durchleben und irgendwann verwandeln sie sich und das Herz öffnet sich und unvermutet empfindet man einen freudigen Moment, ein echtes Lachen steigt tief aus dem Inneren auf und das ist der erste Schritt zur Heilung.


    Die Tücke dabei, die Falle, in die ich immer wieder getappt bin, war es zu glauben, man hätte in diesem Moment die Trauer überwunden, wo sie einem doch nur eine kurze Pause gegönnt hat.

    Ich kann aber nach zweieinhalb Jahren sagen, dass die Pausen lämger werden, bevor man wieder ins tiefe Trauerloch fällt.

    Und dass das Tal der Tränen mich nicht mehr so erschreckt wie zu Beginn miner Trauerzeit.

    Es ist tatsächlich so, dass man sich an ein Leben mit der Trauer gewöhnt.

    Hab grad bei Tigrlilly gelesen, alles soweit geregelt. Ich kann nichts regeln, da ich ja geschieden von meinem Jürgen bin und wohnen, das weiss ich ja nicht, wohin mich die Zeit bringt. Keine Ahnung. Aber ich weiss, daß es mein größter Wunsch immer war, bei meinem Jürgen im Grab zu sein, damit wir auch im Tod zusammen sein können, und ein Grabstein, wo wir beide ein Bild von uns hätten. Aber das sind halt nur Wunschvorstellung wie von Euch bestimmt allen auch. Ich hab mal gelesen, man hatte irgendwas ausgegraben, da waren zwei Menschen die waren immer noch engumschlungen zusammen gefunden worden. Ich fand es so so tiefgreifend und innig. Das muss auch eine große Liebe gewesen sein, dachte ich mir, und sie durften sogar zusammen sterben und nichts hat sie auseinandergebracht, nicht mal dieser Tod. Sie waren trotzdem noch eng umschlungen. Mehr geht nicht.

    Du hast soviel geregelt wie du konntest.

    Meine Voraussetzungen sind ganz anderer Art, sp wie vorher schon mein ganzes Leben.

    Ich hatte ein wirklich schönes und reiches Leben mit viel Geborgenheit und Liebe und ich hatte sehr oft Schuldgefühle deswegen, weil ich immer dachte, das verdiene ich ja gar nicht.

    Nun ist es allerdings so, dass meine Trauer deswegen genauso übermächtig groß ist.

    Auch deswegen hatte ich oft Schuldgefühle, wennich daran dachte, wie viel schlimmer es anderen ergeht.

    Inzwischen habe ich aber begriffen, dass niemand etwas für seine Gefühle kann und jeder und jede von uns muss mit ihren ganz speziellen Trauerbeingungen klar kommen und leben lernen.

    Das war auch immer mein Wunsch, dass wir gemeinsam sterben dürfen, aber ich befürchte so zu denken ist einfach nur naiv :(


    Schön, dass der Engel wieder aufs Grab zurückgetragen wird, tolle Pia!


    Und ich finde zwar im allgemeinen, dass man sich nicht verstellen und künstlich zusammenreißen soll, sondern dass man zu seiner Traurigkeit stehen soll, aber wie du mit Götz bei diesem Thema umgehst, finde ich voll in Ordnung!

    Das machst du gut, sei stark für ihn und schenke ihm die LIebe und Aufmerksamkeit, die du in dir hast, das tut euch beiden gut.

    Ich wünsche dir, dass auch du einmal schwach sein darfst und jemanden findest, bei dem du dich fallen lassen kannst.

    Liebe Grüße Gabi

    Liebe Anja,

    du hast ja meinen Thread gelesen, daher weiß ich, dass du weißt, dass es mir ähnlich wie dir gegangen ist, allerdings mit dem Unterschied, dass ich keine materielle Not durchstehen musste.

    Bei dir ist noch alles ganz frisch und alles was du fühlst ist völlig normal, ganz besonders auch diese Gefüllosigkeit, die sich nur sehr, sehr langsam löst.

    Noch dazu hast du ja einen großen Trauerbrocken nach dem anderen vor die Füße geschmissen bekommen und dazu dann noch diese künstliche Isolierung.


    Sverja hat schon recht, dass Bücherlesen den Schmerz nicht nimmt, aber es liefert Erklärungen und andere Ansichten und für wissbegierige Menschen wie du und ich ist es eine gute Art der Trauerverarbeitung.

    Zuerst scheint das Gelesene zwar nur im Kopf zu sein, aber mit der Zeit wird ganz allmählich auch das Herz davon ergriffen.


    Ich habe das Buch "Junge Seelen, alte Seelen" geradezu verschlungen und danach auch alle anderen Bücher von Varda Hasselmann und hatte auch das Glück bei Varda Hasselmann das Archetypen1 Seminar besuchen zu können. Bei Archetypen2 kam leider das blöde Corona dazwischen und ob die beiden Weitermachen steht in den Sternen, da sie auch schon Mitte Siebzig sind.


    Du wirst noch lange in diesem Verzweiflungsmodus leben müssen, das weiß ich aus eigener Erfahrung, also mach dir keinen Druck und arbeite weiterhin so fleißig an dir selber. Irgendwann lohnt sich das.

    Das Leben verändert dich, wie es auch mich verändert, es ist unser Weg und der hat einen Sinn, auch wenn wir das momentan nicht verstehen können.


    Alles Liebe Gabi

    Ihr Lieben!


    Ich kann euch aus eigener Erfahrung nach zweieinhalb Jahren sagen, dass es tatsächlich irgendwann nicht mehr so alptraumhaft wehtut.

    Zumindestens nicht dauernd.

    Ich fühle mich seit ein paar Monaten wieder mehr wie ich selbst, auch wenn ich immer noch ab und zu riesige Trauertäler habe.

    Bei euch ist noch alles so frisch, da wird es noch einige Zeit dauern, bevor eine kleine Erleichterung in Sicht ist.

    Es wird auch nie mehr so wie vorher, aber es wird anders (gegen das "gut" sträube ich mcih noch ein bisschen)

    Ich habe ebenfalls alles geregelt.

    Wenn ich gehe, dann ohne einen BLick zurück, ohne das Gefühl etwas versäumt zu haben, ohne Schuldgefühle und ohne ein Chaos zu hinterlassen.

    Das gibt mir ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit und Freiheit.

    Wozu ich noch dableiben muss, das entzieht sich schon zweieinhalb Jahre lang meiner Kenntnis, obwohl ich andererseits anderen Menschen helfen konnte, wie ich es nicht hätte tun können, wäre ich mitgestorben.


    Das Merkwürdige dabei ist, dass ich trotz aller Trauer seit dieser Behandlung bei der Schamanin, nicht mehr sofort sterben möchte.

    Wenn ich mal wieder so weit war, dass ich es vor Sehnsucht nicht mehr aushielt, war dieser Gedanke, diese Verlockung des Todes sofort da.

    Nun ist es eher so, dass ich mich frage, was würde ich drüben machen?

    Und dann beschleicht mich so ein seltsam unfertiges Gefühl.

    Es ist nicht so, dass ich gerne lebe und noch auf irgendetwas warte, auch die Neugier hält sich in Grenzen, habe ich doch das Gefühl schon alles Lebenwerte erlebt zu haben, aber inzwischen denke ich mir nicht nur, dass es einen Grund haben muss, warum ich noch da bin, inzwischen fühle ich das auch!


    Und ich weiß auch, wie es sich anfühlt, angekommen zu sein, mir wurde vor geraumer Zeit ein Traum geschenkt, der mich dieses ganz spezielle Gefühl fühlen ließ, so wie eine Erinnerung, eine Belohnung zum Mutmachen. Es war einfach sagenhaft und hat eine blasse Erinnerung hervorgehoben, wohl um mir zu helfen nicht aufzugeben.


    Momentan habe ich eine ruhige Phase und kann diese heuer so speziell ruhige Zeit in Ruhe und (fast schon) Kontemplation verbringen.

    Das tut mir gut und das ist mehr, als ich über die schrecklichen letzten Jahre sagen kann.


    Ich möchte euch allen gerne Mut machen.

    Mut daran zu glauben, dass die Trauer ein Freund ist.

    Mut, in den Schmerz hineinzugehen und alles zu tun, was euch das Bauchgefühl rät.

    Mut, auf den Wellen des Lebens zu surfen, mal ganz unten, mal oben und spezell die neutrale Mitte zum Ausruhen zu verwenden.

    Liebe Birgit,

    für mich ist es Gewissheit, dass unsere Liebsten um uns sind und dass sie da wo sie sich jetzt befinden ein schönes Leben haben.

    Einerseits ein Trost, gewiss!

    Aber andererseits: Sie sind nicht mehr an unserer Seite und das ist so furchtbar schwer.

    Ich verstehe dich so gut und ich wünsche dir einen schönen Traum mit Helmut, der dich richtig trösten kann.

    Alles Liebe Gabi

    Liebe Ange,

    es sieht tatsächlich so aus, als wärst du der rettende Engel für viele!

    Vielleicht ist es für dich auch ein Weg in der Trauer, eine schöne Aufgabe, du musst nur ein wenig aufpassen, dass du deine eigenen Grenzen respektierst.

    Und ja, wir sind füreinander da, eine echte Freundin wäre zwar schöner, das denke ich mir auch manchmal, aber das Zweitbeste ist dann schon dieses Forum!

    Alles Liebe und eine ruhige Nacht wünscht dir Gabi :30:

    Wieder Mal hab ich einen weiteren Tag rumgekriegt.

    Wie jeden Tag seit dem 14. Jui 2018 ...


    DIe Hoffnung, dass sich irgendetwas Grundlegendes ändert hat sich bisher nicht erfüllt.

    OK, ich bin ruhiger geworden.

    Ich gehe keiner Erwerbsarbeit mehr nach und ich habe das diffuse Gefühl in mir, zu versumpfen.


    Ich habe ja geschrieben, dass ich akzeptiert habe, dass ich noch weiterleben muss, aus Gründen, die bislang im Dunklen liegen.

    Ich habe bisher so gut ich konnte versucht, mich zum Weiterleben zu motivieren und einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, dass ich absolut keinen Sinn mehr in meinem Dasein sehe und auch nicht das Gefühl habe, mein Leben wäre etwas Kostbares, Schützenswertes.

    Und dem Wissen, dass ich es erstens nicht fertigbringe mir etwas anzutun und zweitens die Möglichkeit nicht außer Acht lasse, dass ich tatsächlich in der Zukunft noch irgendeine Aufgabe haben könnte, wenn ich mir auch im Moment nicht im Entferntesten vorstellen kann, was das sein könnte.


    Die Entschlossenheit, am Leben zu bleiben besteht noch immer, keine Sorge, aber ich muss mich immer mehr dazu zwingen, regelmäßig aufzustehen und mich zu bewegen, rudimentäre Sozialkontakte einzuhalten und einfach dafür zu sorgen, dass mein Leben in Ordnung ist.

    Im Gegensatz zu anderen muss ich mich nicht neu entdecken, ich weiß genau wer ich bin und deswegen mache ich mir auch Sorgen, was passieren könnte, wenn ich alle Hoffnung fahren lasse, wenn ich mich darauf einlasse, mich zu entspannen und einfach dem Augenblick zu leben.


    Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll.

    Aber nichts tun ist auch keine Option.


    Kann das irgendjemand von euch verstehen?


    Vermutlich nicht, denn es gibt nur wenige Menschen, die das Leben an sich in Frage stellen, so wie ich.

    Der Grund, warum ich akzeptiert habe, dass ich noch dableiben muss ist nicht, weil ich mir denke, mein Leben könnte noch etwas Schönes für mich bereit haben, sondern die innere Gewissheit, dass auch das vorzeitige Sterben keine Option für mich ist.

    Die Freiheit, die ich habe und über die ich auch froh bin, ist die, dass ich niemandem mehr heile Welt vorspielen muss.

    Die wenigen Menschen, mit denen ich Kontakt habe wissen über mich Bescheid und die anderen geht es nichts an.

    Es gibt nichts mehr zu reden.

    Umso mehr gibt es zuzuhören.

    Und da habe ich die Entdeckung gemacht, dass die Lebenswirklichkeit sehr vieler Menschen, die ich kenne, am Zerbrechen ist.

    Tatsächlich geht da draußen etwas Beunruhigendes vor sich, etwas Großes.

    Etwas, das meine ganz persönliche Trauer bei weitem überschreitet, der Grund warum ich im Herzen froh bin, dass meine Mutti, mein Vati und mein Liebling Hannes und auch unser aller Herzenshund Mimi bereits in Sicherheit auf der anderen Seite gelandet sind.


    Ich habe eine Scheißangst und ich könnte bei Gott auf dieses Leben, das ich absolut nicht als Geschenk empfinde, verzichten.

    Wenn ich bloß wüsste, was zu tun ist.

    Tun gibt einem die Kontrolle über das Leben zurück.

    Die Tatsache, dass alles beendet und absolut nichts zu tun ist in meinem Leben macht mich wahnsinnig.


    Heute,

    genau gesagt, seit 2 Stunden und 21 Minuten,

    ist ein neuer Tag,

    der Neunhunderterste seit mein Leben zu Ende gegangen ist.

    Bei dir waren es 6 Jahre, bei mir waren es 32 ...

    Du fandest deine LIebe mit 60, ich habe in diesem Alter meine Liebe verloren.

    Ich bin auch Zwilling und Hannes war mehr als die Hälfte meines Lebens an meiner Seite.

    Er war meine zweite Hälfte.

    Anders als dein Mann ist er gesund und ganz plötzlich bei einem Flugzeugabsturz gestorben.

    Er war 76, mein Vater ging im Jahr davor mit 93, meine Mutter ist schon seit dem Jahr 2000 tot und mehr Familie gibt es nicht.

    Diese drei Personen waren meine lebenslangen Begleiter.

    Dass meine Eltern starben habe ich in angemessener Trauer gut verkraften können, denn ihr Lebensweg war eindeutig zu Ende und ich habe beide bis in den Tod begleiten können.

    Ich dachte ich könne mit Trauer umgehen.

    Aber nichts, wirklich gar nichts hat mich auf den 14. Juni 2018 vorbereitet.

    Seitdem ist mein Leben zu Ende und ich bin furchtbar enttäuscht, dass mich meine LIeben nicht mitgehen haben lassen.


    Die zweieinhalb Jahre nach Hannes Tod haben mich sehr verändert.

    Ich kann inzwischen mit der Trauer umgehen, es ist nicht besser geworden, aber besser auszuhalten.

    Am Anfang ist es fast nicht auszuhalten.

    Dannn, nach einer gewissen Zeit begreift man, was wirklich geschehen ist. Dass die Person, die man am Liebsten hatte nicht mehr da ist und nie mehr wiederkommen wird.

    Es ist nach wie vor fast nicht auszuhalten, aber merkwürdigerweise geht das Leben einfach weiter, obwohl man den Eindruck hat die Zeit steht still.

    Und allmählich, ganz langsam fängt man an sich an den Zustand, den ich vermeide "Leben" zu nennen, zu gewöhnen.

    Die Unruhe lässt nach, bei mir war es nach ca. 2 Jahren soweit.


    Das ist mal grob umrissen, mein Werdegang und ich denke, bei dir wird es ähnlich sein.

    Es gibt nichts zu beschönigen, du steckst, genau wie ich und alle andern hier, in einer sehr schlimmen Lage.

    Immerhin können wir genau nachvollziehen, wie du dich fühlst, weil wir dasselbe fühlen.

    Du wirst sehen, das Schreiben im Forum ist sehr erleichternd.


    Ich schicke dir eine tröstende Umarmung, alles Liebe Gabi

    Liebe RalfsHeidemarie,


    mein tiefes Mitgefühl zum Tod deines Mannes.

    Das Furchtbarste ist geschehen, es ist unaussprechlich und es ist nicht zu verstehen.

    Die Trauer eint uns und du wirst hier im Forum Menschen finden, die dich bis ins Innerste verstehen können, so wie ich.

    Ich kann dir nicht helfen und auch keinen Trost spenden, aber ich höre dir gerne zu und es ist gut, dass du hierher gefunden hast, denn das Forum schenkt uns die Kraft weiterzumachen, wenn alle anderen Hilfsmittel versagen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute für die kommende schwere Zeit.

    Alles Liebe Gabi

    Du schaffst es!

    Immer einen Schritt nach dem anderen und nicht an Morgen denken.

    Dass du den Kopf grad mal so überm Trauermeer halten kannst und jede Bewegung schmerzt aber trotzdem sein muss, damit du nicht komplett untergehst, das ist so.

    Strampel einfach weiter und denke nicht darüber nach, was du da eigentlich tust.

    Die da drüben lassen dich nicht im Stich, du musst nur jeden Strohhalm ergreifen und einfach weitermachen.


    Ich weiß das willst du nicht hören, weil es so furchtbar anstrengend ist und dann kommen noch die Prügel, die dir extra noch vor die Füße geworfen werden, aber das ist egal, momentan gehts ums Überleben.

    Ich wollte auch sterben, sehr lange Zeit, aber inzwischen weiß ich, dass es für mich noch nicht an der Zeit ist.

    Du wirst es ganz deutlich fühlen, falls es tatsächlich an der Zeit ist zu gehen, falls nicht, was ich eher vermute, heißt es weitermachen.

    Und das heißt auch, es gibt keine Belohnung für deine Bemühungen, jedenfalls keine sicht und spürbaren.

    Aber sie dienen dem Überleben und das wird sich noch einige Zeit nicht ändern.


    Und dann wird irgendetwas passieren und es wird leichter.

    Versprochen!

    Solange musst du durchhalten!

    Und dann kannst du Entscheidungen treffen, für oder gegen das Leben, jetzt im Chaos ist nicht der richtige Moment.


    Ich werde dich ganz bestimmt nicht vergessen, so oder so und ich denke an dich und ich glaube ich bin nicht die Einzige hier.

    Wenn du es schaffst in Kommunikation zu bleiben, werden wir für dich da sein.

    Viel Kraft und Liebe und Heilung gebe ich dir mit auf deinem Weg, Alles Liebe Gabi

    Liebe Helen,


    es ist einfach schlimm, da gibt es nichts zu beschönigen und zu trösten und ich habe damals gestaunt, wie das sein konnte, dass ich gestorben bin und das Leben einfach so normal weiter geht.

    Dieses Scheißleben hat mich einfach mitgenommen ohne Rücksicht auf Verluste.


    Es wäre schön, wenn ich dir schreiben könnte, dass ich inzwischen froh bin, dass mich das Leben einfach mitgenommen hat, als ich nicht mehr konnte, aber das wäre eine Lüge,

    Ich bin nicht froh darüber, sondern ich habe zweieinhalb Jahre Zeit gehabt mich in dieser neuen Art zu leben zurechtzufinden und ich kann dir bestätigen es ist aushaltbar, ja es gibt sogar lustige Momente und spontane freudige Gefühle.

    Ich freue mich für meinen Vater und meinen Mann, dass sie diese herausfordernden Zeiten jetzt nicht mehr erleben müssen, sondern einen guten Absprung zur rechten Zeit geschafft haben.

    Und ich freue mich auf unser Wiedersehen, oh wie ich mich darauf freue!

    Ich habe sogar eingesehen, dass für mich der Zeitpunkt zu sterben noch nicht gekommen ist, dass es wohl oder übel einen Grund gibt, warum ich meine Reise noch nicht beenden darf.


    Aber (und das ist ein großes Aber und ein wichtiges Aspekt) mein Leben ist nicht in Ordnung, die Normalität hat nur die Oberfläche leicht angekratzt.
    Grundsätzlich fühle ich, aber nur die Trauer, den Schmerz, die Sehnsucht, die Leere in mir.

    Manchmal habe ich eine Pause, da fühle ich nichts und eine angenehme Ruhe und Entspannung kehrt in mein Herz ein.

    Diese Ruhepausen gab es im ersten Trauerjahr kaum, auch im zweiten Trauerjahr waren sie relativ selten, da war eine quälende Unruhe vorherrschend.

    Jetzt im dritten Trauerjahr bin ich dankbar für die Pausen in meiner Trauer.

    Aber das was mir nach wie vor fehlt, und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob sich das in diesem Leben noch ändert, ist diese normale grundlegende Lebenszufriedenheit, die die gesamte Gefühlsbreite zulässt, nicht nur die traurigen und ärgerlichen Gefühle, sondern auch Freude, Mitgefühl, Begeisterung und die Neugierde aufs Leben.


    Du siehst an meinem Beispiel, der Spruch: Das Leben geht weiter, der stimmt und so wird es auch für dich sein und es wird irgendwann tatsächlich erheblich leichter auszuhalten.

    Und wer weiß, vielleicht kommt für dich und auch für mich irgendwann der Zeitpunkt, wo wir es nicht nur einfach aushalten müssen, sondern das Leben tatsächlich wieder schön wird.