Morgen beginnt der große Feiertagsmarathon, die Ausnahmezeit jeden Jahres, heuer etwas sediert durch die weltweiten Coronabeschränkungen.
Heuer ist das erste Jahr, an dem ich Weihnachten weitgehend gelassen angehen kann.
Manche würden sagen, ich bin über den Berg, und einerseits mag das ja stimmen, aber ich wiederhole mich: an der Oberfläche gehts mir gut und ich bin ruhig.
Ich bin dafür sehr dankbar, denn so lässt es sich leben.
Der Schmerz, die Trauer, die Sehnsucht hält sich in Grenzen.
Die anderen Gefühle allerdings auch.
Ist es das was man unter dem Begriff "Die Zeit heilt Wunden" versteht?
Für manche mag es so sein.
Sie basteln sich ein neues Gleichgewicht, mit dem sie leben können und sind damit zufrieden.
Und das ist gut so.
Ich muss kein Leben finden, das Leben findet mich und tritt mir jeden Morgen kräftig auf die Füße und wie es aussieht wird das auch noch eine geraume Weile so bleiben. Wir sind uns inzwischen einig, mein Leben und ich, dass es nichts nützt, mich jeden Morgen aufs Neue darauf hinzuweisen, wie schön es doch sein kann, sich am blauen Himmel und an der Tatsache zu erfreuen, dass man noch lebt und einigermaßen senkrecht aus dem Bett klettern kann.
Ich habe meinem Leben versprochen ihm nicht mehr meinen Stinkefinger zu zeigen und es belästigt mich nicht mehr mit grundlosen Wohlgefühlsangeboten.
Ein Waffenstillstand sozusagen.
Auf unbestimmte Zeit.
Vielleicht gewöhne ich mich ja auch an die streichelweiche Gefühlsruhe, aber so wie ich mich kenne ist es eher die Ruhe vor dem Sturm.
Ich wünsche euch allen von Herzen, dass ihr die Weihnachtszeit möglichst unbeschadet übersteht und dass ihr diese Tage, die für viele von euch sehr ruhig und möglicherweise auch einsam verlaufen werden, zur inneren Einkehr nutzen könnt und euch vielleicht sogar ein besonders schöner Traum von euren verstorbenen Liebsten geschenkt wird.