14 Tage später, knapp vorbei am 14. November, genau 29 Monate nach dem Tod meines Mannes, kehre ich wieder zurück in dieses Forum in dem Bestreben, den Erlebnissen der letzten zwei Wochen Ausdruck zu verleihen.
Die Talfahrt nach dem letzten Hoch hat mich in schwindelnde Tiefen verfrachtet aus denen ich ganz behutsam wieder auftauche.
Für mich war es ein gelinder Schreck, dass ich nach den letzten so erfolgreich scheinenden Bemühungen meinerseits wieder in so ein tiefes Trauerloch gefallen bin.
Ich habe sehr ermutigende Gespräche geführt, die mir vor Augen gehalten haben, wie beschützt und liebevoll umsorgt ich eigentlich bin.
Ich fange langsam an zu begreifen, dass es keinen Grund zu Schuldgefühlen gibt, wenn ich mich schlecht fühle, aber auch nicht, wenn ich mich nach Liebe sehne, einer körperlichen Liebe ohne die ich mir erfülltes Leben nicht vorstellen kann und die mir mein Hannes nicht mehr geben kann.
Ja, es darf beides nebeneinander existieren: Die unendliche Liebe zu meinem Hannes, der auf unsichtbare Art für mich sorgt und die greifbare Liebe in einem irdischen Leben, das zu leben ich voll und ganz angehalten bin.
Spannenderweise hat gerade der bevorstehende harte Lockdown in Österreich dazu geführt, dass ich mich ein wenig entspannen kann, erneut befreit von dem Druck, mich im Außen zu beweisen.
Ich habe neuerlich die Erfahrung gemacht, dass ich in meiner Trauer nicht einfach "zurückgefallen" bin, sondern, dass ich wiederum einen Schritt weitergegangen bin und dass ich mich verändert habe und neue Herausforderungen anstehen, die mich ein wenig ängstigen.
Für mich stimmt die Ausdrucksweise Trauerwellen nicht ganz mit meinen Erfahrungen überein, denn wenn ich an Wellen denke, denke ich an einen sinusförmigen Verlauf, in dem sich die Täler und Höhen gleichen.
Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich eher in einer Trauerspirale befinde, in der sich Tiefpunkte und Höhepunkte abwechslen, die aber ganz allgeimein in der Zeit voranschreitet, sodass sich die Tief und die Höhepunkte zwar sehr ähneln, aber niemals gleich sind.
Es geht mir besser und ich bin wieder ruhiger geworden, aber auch sehr nachdenklich.
Ich lebe immer noch ohne Freude und ohne respektable Interessen, aber etwas rumort in meinem Inneren, will hervorgehoben und ausgedrückt werden.
Wie gesagt, es handelt sich um eine Spirale und ich pendle zwischen tiefer Trauer und leichteren Pausen wie am ersten Tag nach dem Unfassbaren, das sich in unser beider verschlungenem Leben zugetragen hat.
Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Und trotzdem ist alles anders, denn jede Umdrehung in dieser Trauerspirale hat mich auf meinem Weg vorangebracht und mir neue Themen präsentiert.
Es wird Zeit meine eigene private Dependance zu eröffnen ...