Beiträge von Tigerlily

    Liebe Angie,


    schön von dir zu lesen!

    Ich stehe kurz vor seinem zweiten Todestag.

    Ich sehe es wie du, dass wir etwas Einmaliges hatten, das nie vorüber geht.

    Ich bin auch viel ruhiger geworden gegenüber dem letzten Jahr und ich bin auch dankbar.

    Leider ist das Weiterleben trotz aller Einsichten immer noch schwer zu ertragen, vielleicht habe ich in ein paar Jahren ebenfalls ein neues Gleichgewicht gefunden.

    So ganz kann ich es allerdings noch nicht glauben.

    Schön dass es dir wieder gut geht und du weniger Schmerz, dafür mehr Liebe und Dankbarkeit empfinden kannst.

    Lieber Bernhard,


    wenn du dir bezüglich deiner neuen Partnerin nicht sicher bist, muss du dir überlegen woher diese Gefühle stammen.

    Wenn es darum geht, dass du glaubst deine Liebste im Himmel hätte etwas dagegen, glaube ich, dass deine Frau sich freuen würde, wenn es dir wieder gut geht mit einem neuen lieben Menschen an deiner Seite.

    Gerade habe ich in meinen E-Mails in einem Newsletter etwas gelesen, was mir sehr zu denken gegeben hat:


    Zitat

    Kraft gibt uns vieles im Leben, doch wenig gibt uns mehr Kraft, als dem Leben lebensbejahend gegenüber zu stehen. JA sagen, auch wenn uns das Erlebte nicht gefällt. Akzeptanz ist der erste Schritt zur Veränderung. In diesem JA sagen liegt der Schlüssel zur Veränderung, oft direkt schon im nächsten Moment. Daraus, aus diesem JA-sagen, erwächst eine Kraft in uns, die ich Lebensfluss nenne. Wenn wir lebensbejahend denken, handeln, fühlen - bewusst UND unterbewusst - dann kann das Leben durch uns strömen und uns mit Kraft versorgen.


    JA zu sagen zum Leben ...

    Das ist genau der springende Punkt, der mich von den meisten Menschen auf diesem Planeten unterscheidet und der auch meine Trauer so andersartig macht, wie die Trauer von vielen anderen Menschen, die grundsätzlich JA zum Leben sagen, sich womöglich diese Frage noch nie gestellt haben, weil Leben etwas derart Selbstverständliches ist.


    Meine Gedanken dazu - dass ich womöglich gar nicht in ein Trauerforum passe, weil es bei mir nicht nur um die Trauer um meinen Mann geht, sondern darum, dass es mir unmöglich ist, JA zum Leben zu sagen.

    Was es natürlich problematisch macht, nach dem Tod des Menschen, der es geschafft hat, für mich das Leben lebenswert zu machen, eine neue Perspektive in diesem, von mir so ungewollten Leben zu finden..

    Mit seinem unbändigen Lebenshunger, dessen größter Kummer zu Lebzeiten war, etwas zu verpassen, nicht alles erleben zu dürfen was ihm dieses für ihn so faszinierende Leben anbot, hat er mich praktisch an seiner Fülle teilhaben lassen.


    So sehr habe ich mich immer bemüht, dieses Leben sinnerfüllt zu leben, so oft bin ich damit gescheitert und zwar innerlich gescheitert, denn von außen betrachtet habe ich immer bestens funktioniert.

    Sogar so gut funkioniert, dass mich andere Menschen um Rat gefragt haben, mir ihre Sorgen anvertraut haben und mich dafür bewundert haben, welche Ruhe und Gelassenheit ich ausstrahlte.


    Auf der Suche nach dem Sinn dieses Lebens habe ich mir enormes Wissen angeeignet, aber eines habe ich nie geschafft:

    Dieses Wissen so anzuwenden, dass ich dieses Leben, in das ich vor mittlerweile fast 62 Jahren hineingeboren wurde, mit voller Inbrunst bejahen konnte.

    Im Gegenteil, im Laufe der vielen Jahre meiner Suche wurde meine Hoffnung auf Lösung dieses Rätsels immer geringer, bis sie nach dem Tod meines Mannes vor knapp zwei Jahren vollkommen erlosch.

    In diesen zwei Jahren, den schrecklichsten meines gesamten Lebens, habe ich versucht, den Sinn meines Lebens auf eine spirituelle Ebene zu heben, was mir teilweise auch gelungen ist - dank der Rückschau auf mein bisheriges Leben, das sich von hinten betrachtet auf so wundersame Weise entwickelt hat, dass reiner Zufall nahezu hundertprozentig ausgeschlossen werden kann.


    Ich bin mittlerweile ziemlich sicher, dass der Sinn jeglicher Existenz nicht auf irdischer, materieller Ebene zu finden ist.

    Ich bin, ebenso wie jedes andere Lebewesen, auf diesem Planeten eine Seele, die hier inkarniert ist, um Erfahrungen zu machen.

    Worum es eigentlich geht, werde ich vermutlich erst erfahren, wenn ich die Erde verlassen darf.

    Mein eigentliches Problem dabei ist der Umstand, dass ich es beim allerbesten Willen nicht schaffe JA zum Leben zu sagen.

    Vor Hannes Tod ist mir das schon schwergefallen und jetzt, nach Hannes Tod ist es damit ganz und gar vorbei.


    Vielleicht ist das ja auch kein Zufall, sondern ich habe geplant ein Leben zu leben, das ohne grundsätziche Lebensfreude stattfindet?

    Ich finde das gar nicht so absurd, wie es sich anhört, wenn ich bedenke, was für ein materiell gut ausgestattetes Leben ich mir gebastelt habe, gerade so, als ob es für mich wichtig wäre, mich ohne äußerliche Ablenkungen ganz allein mit meinen inneren Befindlichkeiten beschäftigen zu können.


    Hat das was mit Trauer zu tun?

    Teils, teils.

    Ohne Hannes Tod hätte ich viele neue Erkenntnisse nicht gewinnen können.

    Ich finde das wichtig, aber nicht schön.

    Ich werde es beenden, so wie der natürliche Verlauf es vorgibt.

    Aber ich wäre froh, wenn es nicht mehr allzulange dauern würde.

    Dazu stehe ich!

    JA sagen zum Leben - derzeit ein klares Nein.

    Akzeptanz? Tu ich mich noch schwer damit.


    Die Kraft weiterzuleben ist dennoch da, nur die Lebensfreude ist verschwunden. Ob sie jemals wiederkommt steht in den Sternen.

    Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben, für dessen Authentizität, die beinhaltet, dass ich eben nicht JA zum Leben sagen kann, mit allen daraus erwachsenden Konsequenzen.

    LIeber Berni,


    ich habe soeben deinen Thread entdeckt und möchte dir mein tiefes Mitgefühl zum Tod deiner Frau aussprechen.

    Dieses Gefühlswirrwarr, das auch als Trauer bekannt ist, hat mich nach 2 Jahren immer noch im Griff, obwohl sich in diesen 2 Jahren bei mir sehr viel verändert hat und ich mit dem Tode meines Mannes inzwischen insoweit besser umgehen kann, als ich mein Leben normal weiterführen und auch wieder gut alleine sein kann.


    Ich habe mich oft gefragt, ob meine Gefühle normal sind, habe inzwischen aber akzeptiert, dass in der Trauer alle Gefühle mehr oder weniger normal sind und dass die Trauer ein ständiger Begleiter ist, der nie einfach wieder weggehen wird, mit dem man sich aber auf gewisse Weise "befreunden" kann.


    Es ist ein langer Weg und ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute Gabi

    Sehr gerne!

    Nächstes Wochenende wird auch für mich sehr hart.

    Am Samstag mein Geburtstag und am Sonntag der zweite Todestag meines geliebten Hannes.

    Das Seminar, das ich gebucht habe, um mich abzulenken, wurde wegen Corona abgesagt.

    Das ist eine schöne Idee mit diesen Fotobüchern! Ich habe auch welche gemacht mit vielen Fotos von meinem Mann, die lassen die Vergangenheit so schön präsent werden.

    Gerade eben gibt es einen neuen Thread von SandiLi, die ihren Freund und ihren gemeinsamen Hund bei einem Unfall verloren hat.

    So jung! Sie hatten ihr Leben noch vor sich!

    Welch ein Geschenk für uns Alte, dass wir unser Leben viele Jahre mit unseren geliebten Partnern teilen durften.

    Dafür bin ich von Herzen dankbar.

    Trotzdem schaffe ich es nicht, allein daheim auf der Terrasse zu sitzen. Ich sehe dann immer meinen Vater auf dem einen Stuhl und meinen Hannes auf dem anderen Stuhl, wie sie leise plaudernd die Sonne genossen haben.

    Es ist so schön bei mir daheim und das hauptsächlich deswegen, weil sich mein Mann so sehr damit beschäftigt hat, dass wir ein gemeinsames schönes Heim im Alter haben. Und es ist für mich kaum zu ertragen, dass er all die Pracht nun nicht mehr genießen kann.

    Ich tröste mich damit, dass er da wo er jetzt ist, alles hat was sein Herz begehrt und dass es drüben keinen Kummer und keine Sehnsucht mehr gibt, weil diese Schleier, die für uns auf der Erde da sind, im Jenseits nicht mehr existieren. Und ich denke mir, es wäre sehr egoistisch von mir, ihn wieder zurückholen zu wollen aus dem Paradies.

    Eigentlich will ich nur, dass es meinen Liebsten gut geht und ich versuche darauf zu vertrauen, dass das nun tatsächlich so ist und ich muss hier als Letzte meiner Art mein Leben noch irgendwie ordentlich beenden.

    Wenn es nur nicht so schwer wäre!

    Manchmal komme ich mir vor wie eine gesprungene Schallplatte, die immer nur die gleichen drei Töne hervorbringt, aber was soll ich machen, ich fühle mich eben so und alles andere wäre gelogen.

    Mein tiefes Mitgefühl zu deinem großen Verlust.

    Es ist völlig klar, dass du total verzweifelt bist und das Problem ist, dass niemand da wirklich helfen kann, außer einfach nur da zu sein.

    Dieser riesengroße Schmerz wird irgendwann schwächer werden und irgendwann wirst du lernen mit der Trauer und den damit einhergehenden Gefühlen der Leere, Einsamkeit und Freudlosigkeit umzugehen, aber das ist noch viel zu früh.

    Momentan musst du schauen, dass du irgendwie überlebst und es ist gut, dass du deine Mutter noch hast und Freunde, die dir zur Seite stehen.

    Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende schwere Zeit und alles Liebe Gabi

    Oje! Nein Essen würde ich auch keine, aber wenn man das Tierchen so genau betrachtet, die filigranen Fühler, ist es doch wunderschön.

    Es ist übrigens eine Weinbergschnecke und die sind in der Tat essbar. :(

    Wir hatten 17 Jahre lang eine Rauhaardackelhündin namens Mimi, sie ist 2004 gestorben und um sie habe ich ebenfalls sehr getrauert.

    Als sie in unsere Obhut kam, 9 Wochen alt, bestand unsere Familie aus 6 Personen: Hannes und ich, seine Eltern und meine Eltern und der kleine Kerl hatte alle gleichermaßen lieb und hatte ein wunderbares Leben mit vielen Ausflügen und wurde von allen sehr geliebt.

    Zuerst gingen Anfang der Neunziger Jahre Hannes Eltern, im Abstand von drei Jahrein in ihren Achtzigern, dann im Jahr 2000 meine Mutter, nach langer, schwerer Krankheit mit 77.

    Ab da bestand unsere kleine Familie nur mehr aus 3 Personen und einem Hund, da waren wir noch ein vierblättriges Kleeblatt.

    Als Mimi ging (und sie blieb wirklich, solange es ihr kleiner Körper irgendwie schaffte), waren wir noch drei und die darauffolgenden 10 Jahre wurden wir eine kleine, feine, eingeschworene Gemeinschaft.

    Aber einen Hund wollte ich nicht mehr und mein Mann auch nicht, obwohl er öfter meinte, wenn ich dann auch in Pension wäre, schaffen wir uns wieder einen kleinen Dackel an (aber dazu ist es ja nicht mehr gekommen)

    Im Juli 2017 starb dann mein Vater kurz nach seinem 93zigsten Geburtstag, wir hatten ein sehr inniges Verhältnis alle drei und es war für uns beide ein großer Verlust, auch wenn wir uns freuten, dass mein geliebter Vati nach dem Tod von Mutti noch so ein langes und erfülltes Leben haben durfte.


    Da waren wir dann nur mehr zu zweit und schlossen uns noch fester zusammen und planten für unsere alten Tage nach meinem Pensionsantritt ,nach meinem 60. Geburtstag, viele Reisen zu unternehmen und es uns einfach gut gehen zu lassen.

    Am Tag nach meinem 60. Geburtstag ist dann mein Mann mit dem Flugzeug abgestürzt und seitdem lebe ich alleine.


    Ich weiß nicht, wie oft von mitfühlenden Bekannten der Tipp kam, ich solle mir wieder einen Hund anschaffen das würde mir guttun.

    Für mich kam das definitiv nicht in Frage.

    Erstens war ich so in meiner Trauer, dass ich mir nicht vorstellen konnte einem von mir abhängigen Lebewesen die Liebe zu geben die es brauchte.

    Sich ein Tier in so einer Ausnahmesituation zu nehmen, grenzt für mich schon an Missbrauch.

    Für andere mag es die richtige Entscheidung sein, für mich nicht.

    Ich weiß noch, wie ich erstmals nach 4 Monaten mein Pferd in Oberösterreich besuchte (warum es nicht bei mir lebt, ist wieder eine andere Geschichte) und absolut GAR NICHTS empfand. Ich war über mich selbst erschrocken - meine ganzen Gefühle waren einfach weg! Und wenn ich ehrlich bin fangen sie erst jetzt, nach zwei Jahren ganz langsam wieder an aufzutauen (wenn überhaupt)

    Nein, ich hätte keinem Hund etwas Gutes tun können!


    Nun hat es sich ja glücklicherweise so ergeben dass mein Cousin mit seinem Hund zu mir nach Kufstein gezogen ist, (in eine eigene Wohnung, denn bei mir in der Wohnung möchte ich niemanden haben) und ich sozusagen einen Hund habe, für den ich nicht verantwortlich bin.

    Und ich muss schon sagen, dass mir das gut tut.

    Mir tut auch mein Cousin gut, obwohl seine Anwesenheit meine Trauer nicht schmälern kann, aber es gibt mir Stabilität im Leben und das süße kleine Tierchen lässt den Panzer um mein Herz ganz langsam schmelzen.

    Ich möchte immer noch keinen eigenen Hund haben, aber mein Verhältnis zu Ben ist genau die richtige Dosis Hund, die ich eben noch ertragen kann.



    Entschuldige den langen Beitrag in deinem Thread, lieber Matthias, normalerweise verschiebe ich so lange Sachen dann immer in meinen Thread, aber das hätte nicht gepasst und es war mir wichtig zu schreiben, dass ein Hund nicht immer DAS Allheilmittel ist, als das ihn viele sehen und dass man sich wirklich ganz genau überlegen sollte, ob und wann man einen zu sich nimmt.

    Anders wäre es, wenn der Hund schon vorher dagewesen wäre, da kann es wirklich durch die schon vorher vorhandene Bindung zu einer echten gegenseitigen Hilfe kommen.

    Und noch etwas, was ich schon des Öfteren erlebt habe: Wenn es für einen wichtig ist ein Tier als Gesellschaft zu haben, dann kommt zuverlässig eines in dein Leben, dann brauchst du nicht groß danach zu suchen, sondern musst nur im entscheidenden Augenblick nach deinem Herzen entscheiden.

    Danke liebe Luse,


    das ist so wahr!

    Momentan bin ich vielleicht auch deshalb so besonders sentimental, weil sich der 2. Todestag meines Mannes in Riesenschritten nähert.

    Nur mehr 11 Tage.

    Und ich muss feststellen, dass es mir immer noch nicht besser geht, es ist zwar anders geworden, erträglicher und ich kann jetzt damit umgehen, aber diese tiefe Traurigkeit und Sehnsucht hat sich auch nach 2 Jahren nicht verändert.

    Ich glaube jetzt tatsächlich, dass das so bleiben wird, auch wenn es mir unangenehm ist das auszusprechen, weil ich um keinen Preis die frisch Trauernden erschrecken will. Ich weiß noch, wie erschrocken ich damals ganz am Anfang war, wenn ich gelesen habe, dass manche noch nach Jahren intensiv trauern und jetzt gehöre ich selber zu diesen Exemplaren.

    Ganz genauso, liebe Caroline, ganz genauso!

    Ich habe mich von einer Stunde zur nächsten gehangelt.

    Habe im ersten Jahr versucht die Tage so vollzuplanen, dass ich mich von einer Ablenkung zur anderen retten konnte.

    Psychologin, Energetikerin, Schamanin, Medium, dazu noch mediale Seminare und alles was ich noch so erreichen konnte, was mir gut tun könnte.

    Und immer das Gleiche.

    Erst ein Energieschub, mal kleiner, mal größer und danach wieder das heulende Elend.

    Ich habe so weitergemacht, eineinhalb jahre lang bis zur Coronakrise.

    Und da ist mir dann erst aufgefallen, dass mir das alles längst zu viel war und jetzt tut mir die (erzwungene) Ruhe gut.

    Die Trauer und der Schmerz sind still geworden in meinem Leben.

    Die Sehnsucht ist nicht mehr so brüllend laut.

    Ich muss nicht mehr so hektisch umherlaufen und mich in Aktivitäten stürzen, um zu überleben.

    Es ist nun mehr die Ruhe die mir gut tut, ich bin so müde geworden, so ausgelaugt.


    Das zweite Trauerjahr ist definitiv anders als das Erste, nicht besser, aber erträglicher.

    Ich kann wieder mit mir selber alleine sein.


    Du brauchst einfach sehr viel Geduld jetzt und versuche nichts zu unterdrücken und wenns zu viel wird plane eine Ablenkung, die dir gut tut, egal was.

    Irgendwie gehts immer weiter, bei uns allen und wir haben auch immer ein offenes Ohr, also schreib dir die Seele aus dem Leib und überlege nicht wie geschliffen die Sätze klingen, du machst das genau richtig, wie du es gerade machst!

    Alles Liebe Gabi

    Na siehst du, lieber Matthias du schaffst alles!

    Unser Leben ist zwar anders und es tut tierisch weh, aber überraschenderweise vergeht ein Tag nach dem anderen und siehe da, wir sind immer noch da.

    Irgendwie hat das auch was Komisches.

    Das Einzige was noch fehlt ist eine Standleitung in die geistige Welt.

    Würde mich wirklich interessieren, was unsere Lieben drüben so machen und was sie sich denken, wenn sie uns so beobachten (und dass sie das tun ist für mich ziemlich sicher).

    Weißt du, für meinen Mann war es gar kein Thema, das Leben an sich in Frage zu stellen, er war so lebenshungrig und konnte gar nicht genug davon kriegen, ich war da schon immer anders, aber das ist eben etwas, das versteht niemand.

    Und ich hatte ja das Glück das Leben sozusagen auf Umwegen durch ihn leben zu können und einen Eindruck davon zu bekommen, wie es ist wenn man das Leben liebt und in aller Körperlichkeit mit allen Sinnen genießt.

    Am Anfang meiner Trauer wurde mir erklärt, dass es ein Fehler war, dass ich kein eigenes Leben hatte und mich so an meinen Mann gebunden habe.

    Und dass ich zwar jetzt meine Trauer ausleben muss, aber dann später auch feststellen werde, dass das Leben zwar anders aber auch schön sein wird.


    Nun nach zwei Jahren kann ich sagen, das war ein Versuch, mich zu beruhigen und es hat ja auch geklappt solange bis ich mich selbst und meine Trauer auch ohne Hilfe von außen aushalten konnte.

    Aber inzwischen bin ich draufgekommen, dass all diese Fremdtheorien und Ratschläge zumindest für mich nicht stimmen.

    Ich hatte mein zufriedenes und geborgenes Leben durch meine Eltern und dann durch meinen Mann.


    Und jetzt habe ich mein Leben immer noch:

    Mit mir selber, aber ohne all das, was mein Leben glücklich und geborgen machte.

    Jetzt darf ich lernen, dass man auch weiterlebt, wenn es einem dreckig geht, wenn man sich schlecht fühlt, wenn man keine Hoffnung mehr hat, wenn man dauertraurig ist und keinen Sinn im Weiterleben sieht.

    In dem Stadium, in dem ich mich jetzt befinde, fange ich auch langsam an meine Schuldgefühle darüber abzulegen, dass ich mich so mies fühle, obwohl es das Leben nach wie vor so gut mit mir meint, dass ich nicht krank bin, dass ich für niemanden mehr verantwortlich bin und auch sonst meine Existenz abgesichert ist.

    Ein gutes Lebensgefühl kann man nicht erzwingen, das hat man entweder oder man hat es nicht.

    Soviel habe ich gelernt.

    Bei dir war es Dorit, die zu deinem Glück geführt hat,

    bei mir war es Hannes.

    Ich lass mich ja gerne von der Zukunft überraschen, aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran, dass sich das jemals ändern wird.

    Jedenfalls nicht in diesem Leben.

    Liebe Lilifee,


    erst 6 Monate und doch schon so lange her.

    Von mir eine ganz herzliche Umarmung in aller Stille, unser Trost liegt im Wiedersehen mit unseren Lieben.

    Ich wünsche dir (und auch mir), dass du in deiner verbleibenden Lebenszeit nochmal Freude und Geborgenheit finden wirst, egal auf welchem Weg.

    Und dass du und ich und all die anderen Trauernden dieser Erde am Ende unseres Weges zufrieden diese Welt verlassen können und wenn wir unsere Liebsten in der geistigen Welt in LIebe umarmen, dass wir ihnen dann zuflüstern:" Weißt du was? Das Leben hat sich trotz allem gelohnt!"

    LIebe Caroline,


    mein tiefes Mitgefühl, ich kann dich so gut verstehen, mein Mann ist 2018 auch ganz plötzlich bei einem Unfall gestorben.

    In meinem Thread kannst du nachlesen wie ich meine Trauer seit 2 Jahren bewältige, aber in der Kürze kann ich dir einen Tipp geben, den mir meine Psychologin und auch Astrid, die damalige Moderatorin dieses Forums gegeben hat:


    Versuche deine Gedanken nicht allzusehr auf die Zukunft zu richten, sondern lebe jeden Tag einzeln, Stunde für Stunde.

    Das macht es irgendwie einfacher durch die Anfangszeit zu kommen.


    Was mich ganz besonders berührt hat, dein Mann ist genau am Geburtstag meines Mannes verunglückt.

    Mein Mann wurde am 9. Mai 1942 geboren und ist am 14. Juni 2018, einen Tag nach meinem 60. Geburtstag gestorben.


    Eines kann ich dir noch mitgeben:

    Egal was passiert, du wirst es schaffen!

    So oft dachte ich, wie soll ich das nur aushalten, aber immer wenn es ganz besonders schlimm war ist es irgendwie wieder weitergegangen.

    Das Leben nimmt dich einfach mit in der Zeit ob du willst oder nicht.

    Ich möchte nichts beschönigen, die Trauer ist anstrengend und schrecklich und begleitet uns ein ganzes Leben. Aber sie hat auch Geschenke für uns bereit, die wir erst allmählich erkennen können und die uns belohnen für den harten Weg, den wir gehen müssen.


    Ich wünsche dir alles Liebe und ganz viel Kraft! Gabi