Beiträge von Tigerlily

    Liebe Liesel,


    auch ich hatte keinen Abschied, jedenfalls keinen endgültigen, sondern nur den normalen Abschied bis zum Wiedersehen in einigen Stunden.

    Niemals hätte ich damit gerechnet einen Tag nach meinem 60. Geburtstag meinen so fitten und unternehmungslustigen Mann zu verlieren!


    Ich hatte meinen Abschied dann bei meiner Sitzung bei einem Medium vier Monate nach seinem Tod.

    Das hat mich sehr getröstet, dennoch blieb die Ruhelosigkeit, die massive Sehnsucht, der Verlust des Lebenssinns und eine innere Leere.

    Ich bin froh und dankbar, dass ich seit dem zweiten Todestag ein bisschen Frieden und Ruhe im Herzen verspüren kann.

    Ich bin nicht drüber weg, das nicht.

    Immer noch lebe ich nur mehr so dahin und warte auf den Tod (was ich aber niemandem erzähle außer euch, denn ihr könnt euch denken, wie die Reaktionen auf so eine Äußerung wären) - aber die neugefundene innere Ruhe lässt mich die Trauer besser aushalten und es fällt mir leichter, einfach ziellos weiterzuleben und abzuwarten, was noch alles passiert in meinem Leben.

    Liebe Suace,


    mein tiefes Mitgefühl zu deinem großen Verlust!

    Du hast einerseits Recht, dass der Verlust schon 6 Jahre zurückreicht, aber der letztendliche Verlust, der Tod, ist noch einmal etwas anderes.

    Du musstest stark sein in all den Jahren, aber du hattest auch eine Aufgabe, die ist jetzt einfach verschwunden und das zu verkraften ist eine zusätzliche Erschwernis.

    Diese gefühlsmäßige Versteinerung kann ich auch gut nachvollziehen. Die muss sich langsam von selber lösen und das kann dauern.

    Versuche liebevoll und sanft mit dir selber umzugehen.

    Und nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst, ich schreibe aus eigener Erfahrung, ich weiß wie wichtig es ist sich auszudrücken.

    Ich wünsche dir alles Liebe und ganz viel Kraft für die schwere Zeit! Gabi

    Liebe Lorenza,


    mein tiefes Mitgefühl mit euch beiden!

    Dein Mann hat den Übergang geschafft, er ist auf dem Weg nach Hause und er wird dir ein Heim bereiten und dich abholen, wenn deine Stunde gekommen ist. In mir ist fast so etwas wie Freude, dass ein langer schwerer Weg zu Ende hat gehen dürfen.


    Liebe Lorenza, es ist völlig normal dass du hauptsächlich Erleichterung empfindest. Das war beim Tod meiner Mutter nach langer, schwerer zweijähriger Leidenszeit genauso. Damals habe ich nur grenzenlose Erleichterung und gleichzeitig eine diffuse Wut empfunden, keine Trauer keine Tränen, gar nichts.

    Die Tränen kamen erst Wochen später und damals habe ich gar nicht begriffen, dass es wegen meiner Mutter war, dass ich so bodenlos traurig war.


    Begriffen habe ich das erst, als mein Mann vor zwei Jahren starb.

    Völlig unverhofft, bei bester Gesundheit, ist er mit dem Flugzeug abgestürzt und die Polizei hat mir die Todesnachricht überbracht.

    Die ersten 14 Tage war ich wie in Trance, in einer Schockstarre, in mir war nur Kälte und Entsetzen und ich habe ganz automatisch funktionert, alles organisiert, reibungslos, tüchtig, ohne Pause.

    Nach drei Wochen ist die Trauer dann gekommen, wie eine Sturmflut ist sie über mir zusammengeschlagen.

    Und seit diesem Tag habe ich alle Facetten der Trauer kennengelernt und das erste Mal begriffen, dass diese depressiven Gefühle, ein paar Wochen nach meiner Mutter Tod die einsetzende Trauer war, die damals vollständig von dieser grenzenlosen Erleichterung maskiert wurde, dass sie nicht mehr leiden musste.


    Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, egal was du gerade fühlst, versuche alles zuzulassen was kommt und wenn dir etwas komisch vorkommt, wenn du reden möchtest und keine Ansprechpartner findest, dann schreibe hier im Forum und lese von den Erfahrungen der anderen Trauernden.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Lektüre der Trauergeschichten der anderen wie eine tröstende Umarmung für mich waren. Dadurch habe ich begriffen, dass es viele andere gibt, die genauso fühlen wie ich, zuvor dachte ich ernsthaft ich würde verrückt werden.


    Alles Liebe und ganz viel Kraft für dich in dieser schweren Zeit! Gabi

    Liebe LIesel,

    gerade eben habe ich deinen Thread enteckt und gelesen, dass du ebenfalls im Juni Jahrestag hattest.

    Mein tiefes Mitgefühl zum Tod deines noch so jungen Mannes.

    Deine Tochter und du seid in einem Leben gelandet, das keiner von euch haben wollte und dennoch geht es weiter Tag für Tag, Woche für Woche immerzu.

    Ich fühle mit euch mit und kann dir nur von mir sagen, das erste Jahr war die Hölle, nachdem dieses überstanden war, wurde ich allmählich ein bisschen ruhiger. Gestern war der zweite Todestag meines Mannes und die Trauer ist immer noch da, auch der Schmerz, die Leere, die Sehnsucht und die Einsamkeit, aber alles ist ein wenig milder, ruhiger geworden, ich kann nicht sagen, dass es mir gut geht, aber es ist eträglich und auch die Trauerwellen, die immer noch sehr tief und schmerzhaft sind kommen nicht mehr so oft.


    Ich wünsche dir und deiner Tochter alles Liebe und viel Kraft und Durchhaltevermögen, es geht immerzu weiter und es wird leichter und unsere verstorbenen LIebsten sind immer in unserer Nähe und versuchen uns zu helfen. Und sie warten auf uns, wenn unsere Zeit gekommen ist, darauf freue ich mich und das spendet mir Trost.

    Liebe Lorenza,


    ich habe von eurem Schicksal gelesen und sende dir eine stille Umarmung und ganz viel Liebe für dich und deinen Mann.

    Es sind sehr schwere Tage für euch und dennoch ist es ein heiliger Moment, diese Vorbereitung auf den Übergang.

    Alles Liebe und viel Kraft Gabi

    Lieber Spatz,


    mein tiefes MItgefühl zu deinem großen Verlust.

    38 Jahre ist eine lange Zeit, bei uns waren es knapp 32 Jahre, mehr als die Hälfte meines Lebens, deshalb kann ich so gut nachvollziehen wie du dich fühlen musst.

    Leider muss man irgendwie mit dieser Leere, mit dieser Sehnsucht , dieser Einsamkeit und diesem großen Schmerz umgehen lernen und niemand kann einem einem sagen wie das gehen soll.

    Fühle dich umarmt von mir und verstanden, mehr geht leider nicht, alles Liebe Gabi

    Lieber Matthias,


    ein Jahr ist geschafft, ein unglaubliches, schreckliches und langes Jahr.

    Ein Jahr näher zum Wiedersehen.

    Ein Jahr großer schmerzvoller Veränderungen.

    Ein Jahr tiefer Einsichten.

    Ein Jahr (und noch ein bisschen mehr) ohne Dorit an deiner Seite.


    Du kannst stolz darauf sein, was du alles geleistet hast in diesem Jahr, trotz Kummer, Wut und diesem Riesenschmerz im Herzen.

    Jetzt geht es weiter ins zweite Jahr.

    Alles bleibt gleich, denn Dorit ist nicht mehr da.

    Alles ändert sich, weil das Leben weitergeht und die Zeit ununterbrochen alles verändert - nicht nur zum Negativen, sondern auch manchmal zum Positiven, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen in unserem Schmerz.


    Es ist schön, lieber Matthias, dich hierzuhaben in diesem Forum, einen Menschen der aufrichtig und spontan seine innersten Gefühle mit uns Mittrauernden teilt.

    Bleib so spontan und offen wie du bist, wir wissen wie du es meinst, wenn du dir deine Trauer und deinen Schmerz von der Seele schreibst.

    Und deine Dorit ist immer dabei und das ist richtig und gut so!


    Ganz liebe Grüße an euch beide und eine tröstende Umarmung als Aufmunterung für den weitern Lebensweg! Gabi

    Oh, lieber Uwe, natürlich darfst du! Kann höchstens sein, dass ich zurückdrücke und eine feste Umarmung draus wird. ;-)


    Und auch ihr andern alle, ihr Lieben, vielen herzlichen Dank für eure netten Beiträge!

    Ich hatte ja gestern Geburtstag und heute Todestag von meinem Hannes.

    Das ist eine dicke Packung, aber tatsächlich hatte ich meine ganz schlechte und niedergedrückte Zeit schon ein paar Tage vorher und gestern und heute geht ganz gut.

    Ich hab jetzt nichts besonders Aufregendes gemacht, habe aber viele Grüße bekommen, Uli hat mir Schnitzel und Apfelstrudel gemacht gestern und in einer Viertelstunde geh ich zu ihm rüber, dann gibts Kaffe und den Rest Apfelstrudel.

    Momentan bin ich alleine und habe zuerst den Friedhof besucht und das Grab gesäubert, weil es gestern einen Gewittersturm gab und ich habe einen neuen schönen Engel mit einem Vögelchen auf der Hand hingestellt.


    Es ist eine Gipsfigur und Uli und ich haben sie lackiert und ein Holzbrettchen wegen der Standfestigkeit anmontiert.

    Das Grab ist mein Kleingarten, ich bin gern dort, weil es so friedlich ist,


    Danach habe ich einen Beitrag für Facebook geschrieben, den ich , wie immer auch hier veröffentlichen möchte.

    Es wird der letzte Trauerbeitrag auf Facebook sein, ab nun mache ich die Trauer mit mir alleine aus und schreibe hier in diesem Forum, das mittlerweile schon zu meiner zweiten Heimat geworden ist.


    Hier nun mein Zweijahresbeitrag.


    Lieber Uwe,


    "Trauer TÜV" das klingt gut, da musste ich jetzt lachen. Es stimmt, ich neige dazu anderen auf den Zahn fühlen zu wollen, aber nicht weil ich glaube die Weisheit gepachtet zu haben, sondern weil es mich interessiert, wie andere Menschen denken und fühlen und was ich daraus lernen kann.


    Lieber Robert,


    das freut mich wirklich, dass du mit der Steffi eine für dich passende, liebevolle Trauerbegleiterin gefunden hast.

    Ich fand sie auch total sympathisch, für persönliche Begegnungen ist sie für mich, die ich in Tirol wohne, allerdings zu weit weg.

    Aber ich habe bei mir daheim andere gefunden, die für mich sehr wichtig geworden sind.


    Liebe Luse (und Ich),


    ich denke auch, dass vor allem Geduld gefragt ist.

    Zwei Jahre, das kommt mir so unendlich lang vor und dennoch scheint es erst gestern gewesen zu sein, als mein Hannes und ich noch zusammen gelacht und gelebt haben.

    Mein Cousin sagte, bei ihm hat die Aufarbeitung seines Verlustes 10 Jahre in Anspruch genommen. Natürlich war es auch schon vorher besser, so wie bei mir auch, aber nie richtig gut, immer alles so wie durch einen Schleier. Und eines Tages ist er aufgewacht und irgendwie war alles anders und die Lebensfreude kam allmählich wieder zurück.

    ich muss mir da wohl einfach Zeit lassen, wenn es bloß nicht so schwer wäre ...


    Liebe Bine,


    einfach die Tür zuschlagen und so zu tun als wäre nichts passiert ist wohl die schlechteste Alternative, denn die Gefühle lassen sich nicht langfristig austricksen. Entweder sie kommen mit Macht zurück und man geht hoffnungslos in diesem Ozean der Trauer unter, oder man hat sie so stark unterdrückt, dass sie sich in körperlichen Symptomen und Krankheiten äußern, was ich persönlich für noch schwieriger halte.

    Ich bin da ganz bei dir - es lässt sich nichts erzwingen!

    Aber beobachten schon 8)

    Und ich beobachte mal für mich weiter und lass euch auch gerne teilhaben dran.

    Irgendwie bin ich ja schon neugierig, wie das nun alles weitergeht.

    (Heute hab ich mal einen sehr optimistischen Tag)

    LIebe Caronline,


    ich kann den anderen nur beipflichten!

    Es ist ein Gefühl als hielte man es keine Sekunde mehr aus!

    Ich habe in den ersten Monaten sehr viel telefoniert, mit vielen verschiedenen Leuten, um meinen Schmerz nicht nur einem aufzuhalsen.

    Ich habe mich in Aktivitäten gestürzt, nur um nach dem Heimkommen alles noch schlimmer zu erleben.

    Ich habe ihm Briefe geschrieben, in denen ich ihm mein Leid gaklagt habe, ich habe mit ihm gesprochen, ihn angefleht, gebettelt, bis ich weinend am Boden lag.

    Es ist wirklich entsetzlich, aber ich kann dir einen Trost geben:

    dieser extrem krasse Schmerz, das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen, diese Herzschmerzen, diese aller allerschlimmste Zeit, die geht vorüber.

    Versuche bei dir zu bleiben, nimm jede erdenkliche Hilfe an die du kriegen kannst, kämpfe, schreie, weine, es ist furchtbar anstrengend, aber es geht vorbei.

    Dann kommt eine Pause, wie du ja schon erlebt hast, die kannst du zum Aufatmen nützen, bis die nächste Trauerwelle heranrückt.

    Mach dir kein schlechtes Gewissen, lenke dich ab, mach alles was dir gut tut und dann kämpfe mit frischer Kraft weiter.


    Du wirst noch viele solcher Trauerwellen und Pausen dazwischen erleben, aber irgendwann wird alles ein wenig leichter zu ertragen.

    Diesen Trost kann ich dir guten Gewissens hierlassen.

    Ich schreibe bewusst nicht, dass alles gut wird, dass es irgendwann aufhört, denn das wäre Spekulation.

    Aber du wirst damit umgehen lernen und wer weiß wo dich die Trauer hinführt?

    Jeder Weg ist einzigartig und du wirst ihn gehen wie wir alle und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass letztendlich das Leben in dir wieder aufblühen darf.

    Liebe weisse Rosen,


    es tut mir weh, wenn ich dir mit meinen Gefühlen eine Vorstellung davon raube, wie es mit uns nach der Trauer weitergeht.

    Ich würde so gerne sagen, dass irgendwann wieder alles in Ordnung kommt, dass man später mit heiterer Gelassenheit und viel Dankbarkeit an die alten Zeiten zurück denkt, man sich aber wiedergefunden und in ein neues, dennoch schönes Leben hineingefunden hat.

    Nur leider kann ich es nicht, es wäre gelogen.


    Im ersten Trauerjahr, ganz zu Anfang, hatte ich diesen Traum, die Trauer zu überwinden und wenn ich das geschafft hätte, so nach eineinhalb, zwei Jahren, dann anderen Menschen zu helfen, in dem ich ihnen sage, Kopf hoch, das Leben geht weiter, es wird wieder schön, niemals so wie zuvor, aber dennoch schön.


    Damals hat es mich erschreckt, von Menschen (vor allem Frauen in meinem Alter) zu lesen, die jahrelang in Trauer lebten, von einer Bekannten habe ich erfahren, dass sie fünf Jahre gebraucht hat, um ihr Leben wieder so neu zu gestalten, dass es für sie lebenswert ist.

    Viele dieser Frauen leben alleine, entweder weil sie es so wollen, oder weil sie niemanden mehr gefunden haben, der ihr Leben teilen möchte und sie leben mit ihrem Mann im Herzen ein zumeist zurückgezogenes Leben, das niemandem auffällt und behaupten eine Art Zufriedenheit für sich gefunden zu haben und mit der immer wieder mal aufflackernden Traurigkeit gut leben zu können.

    (Ich schreibe hier absichtlich von Frauen, denn das ist die Mehrzahl derer, die sich in Foren und Gruppen öffnen, bei Männern habe ich den Eindruck, dass es ihnen zwar genauso geht, dass sie aber viel schneller und häufiger wieder eine neue Partnerschaft anstreben, oder auch zufällig finden.)


    Für mich war das damals eine Horrorvorstellung und ist es zum Teil immer noch.

    Ich bemühe mich einfach, nicht zu sehr an die Zukunft zu denken, aber das fällt mir schwer.


    Und ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, es gäbe ein Leben "nach" der Trauer.

    Vielleicht wird es wieder erträglicher als es jetzt ist, aber die Zweifel wachsen, denn immerhin ist es nun schon zwei Jahre her und alle Veränderungen, die bei mir und in mir zugegebenermaßen stattgefunden haben, sind mehr oder weniger oberflächlich.


    Dazu kommt, dass einerseits in diesem Forum und in den Trauergruppen in Facebook, bei denen ich teilnehme, immer wieder mal eine der länger Trauernden postet, dass sie die Kurve gekriegt hat und das Leben nun positiv angeht, dass aber sehr oft, Wochen danach in irgendeiner Form das Positiv Geschriebene revidiert wird, weil die Trauer wieder aus irgendeinem Grund die Oberhand gewonnen hat.

    Sehr viele verlassen nach einiger Zeit solche Foren und Gruppen und möglicherwiese sind da Menschen dabei, die tatsächlich ihre Trauer überwunden und ein neues zufriedenes Leben begonnen haben, wir werden es leider nie erfahren, weil sich solche Menschen natürlicherweise nicht mehr melden.

    Es ist möglicherweise auch ein Unterschied, ob die betreffenden Trauernden noch jung oder schon jenseits der Sechzig sind, so wie ich.


    Ich kann da zwei Beispiele nennen, eines vom tw. eigenen Erleben, eines von den Erzählungen meiner Mutter.


    Die Erzählung meiner Mutter zuerst, diese hat mich immer sehr berührt und auch froh gestimmt:


    Sie hat von einer Bürokollegin erzählt, deren Mann in jungen Jahren gestorben ist und die damals am Boden zerstört war.

    Meine Mutter hat dann geheiratet und die Arbeit aufgegeben und nach vielen Jahren hat sie zufällig die nun schon ältere Bekannte wiedergetroffen. Sehr gut aussehend und sichtbar zufrieden und glücklich. Und die Frau hat ihr erzählt: "Stellen sie sich vor, als mein Mann starb, dachte ich mein Leben wäre zu Ende, denn er war mein Traummann und ich konnte mir niemand anderen vorstellen, mit dem ich meine Zukunft verbringen wollte. Aber einige Jahre später habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt und ich traue mich fast nicht das zu sagen, ich weiß jetzt, dass er der Richtige für mich ist. Wir leben unsere Liebe mit einer Innigkeit, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte. Ich denke oft an meinen verstorbenen Mann, aber ich bin wieder glücklich."


    Eine andere junge Frau, die ihren Mann verloren hat, war die Schwägerin meiner Mutter, deren Bruder mit 29 Jahren bei einem Motorradunfall Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ums Leben gekommen ist

    Diese Frau, die Mutter meines schon oft erwähnten Cousins, hat ihren Mann, mit dem sie gerade mal 3 Ehejahre zusammen war, sehr geliebt und stand von einem Tag auf den anderen mit einem Baby (meinem Cousin) und einem Kleinkind (seine Schwester) da. Ohne Versorgung, ohne Arbeit, ohne alles.

    Meine Mutter hat in dieser schweren Zeit sehr geholfen, dennoch war es ein Kampf ums Überleben im Nachkriegsösterreich, den meine Tante Hanna mit Bravour gemeistert hat.

    Von meinem Cousin weiß ich, dass sie ihren Mann nie vergessen hat, dass sie oft von ihm erzählt hat und dass sie nie mehr einen Mann gefunden hat, der ihr Leben mit ihr teilen wollte. Sie hat nie aufgegeben und alles geschafft, was sie sich vorgenommen hat, hatte einen guten Beruf, nachdem sie mit ihren größeren Kindern nach Deutschland (sie war gebürtige Deutsche) Ende der sechziger Jahre übersiedelt ist und ist im Alter viel und gern gereist, wobei sie sich das Reisegeld von selbst verfertigten Bastelarbeiten zusammengespart hat, die sie am Markt verkaufte.

    Diese Frau hat nie gejammert, war tapfer und großzügig und bei ihren Kollegen und Freunden überaus beliebt, aber die Wunde, die der frühe Tod ihres geliebten Mannes bei ihr hinterlassen hatte, hat sich niemals ganz geschlossen. Immer wieder waren da traurige Episoden in ihrem Leben, die äußerlich grundlos ganz aus der Tiefe ihres Herzens kamen.

    Tante Hanna ist bereits 2008 gestorben und was ich hier geschrieben habe, weiß ich hauptsächlich von meinem Cousin Uli, denn ich selbst habe als Kind nur die freundliche und liebevolle Art dieser Tante erlebt.


    Was ich damit sagen will, es mag Zufall sein oder auch nicht, ich kenne niemanden, der nach Verlust eines Lebenspartners ganz alleine wieder glücklich und zufrieden geworden ist, ich kenne nur Leute, die irgendwie ihr Leben meistern und das Beste aus dem machen, was ihnen geblieben ist.

    Und ich habe die Feststellung gemacht, dass Witwen ihr Leben gesellschaftlich sehr unsichtbar weiterführen, von Witwern kann ich das nicht sagen, denn ehrlich gesagt kenne ich da nur einen, aber diesem einen geht es auch nicht viel anders als den weiblichen Trauernden, die ich so kenne.


    Wie gesagt, ich hänge nicht mehr am Leben und würde mir diese ganzen Erfahrungen, die ich jetzt zwangsweise machen muss sehr gerne ersparen und ich bin auch gar nicht neugierig darauf, was mit mir in 10 Jahren sein wird, denn meine Sicht auf die Dinge ist da eher pessimistisch.

    Aber ich werde weiterforschen, wie das mit dem Leben und der Trauer so ist und werde euch meine Erkenntnisse weiterhin hier präsentieren, wobei ich natürlich anmerken muss, das ist MEINE Sicht der Dinge und andere Menschen sehen das vielleicht ganz anders.

    Und ich freue mich auch über kontroverse Beiträge in meinem Thread, wenn der Ersteller oder die Erstellerin auch bereit ist, ihre Ansicht bei mir auf den Prüfstand zu stellen.

    Ihr Lieben, danke für euren Zuspruch!


    Liebe weisse Rosen, bei dir ist es ja noch so frisch, dieses Kreisen um sich selbst ist ebenfalls eine Folge der Trauer, um die, glaube ich, niemand herum kommt.

    Jeder muss für sich selbst den Weg entdecken, den er zu gehen hat, denn dieser Weg ist einzigartig, da gibt es keine Vorgaben außer der, dass die Trauer an sich sehr universell ist.

    Ja, den Sinn in der Form, dass ich anderen Menschen helfe, den habe ich ja noch.

    Ich habe mal ein Resumee darüber gezogen, was ich in den vergangenen 2 Jahren so alles ausprobiert und veranstaltet habe und ich muss sagen, das Ergebnis lässt sich sehen.

    Eigentlich kann ich stolz auf mich sein, was ich alles so ganz allein geschafft habe.

    Ich habe auch einigen Mitmenschen geholfen und nicht zuletzt meinem Cousin, der ohne meine tatkräftige Unterstützung das Übersiedeln in ein anderes Land nicht so gut geschafft hätte. Für uns Beide ist es eine Win-Win Situation.


    Und trotzdem, das ist es nicht.

    Und auch damit bin ich nicht allein!

    Ich kenne mehrere Trauernde, persönlich und auch über Internet, die haben Kinder und Enkelkinder, die sich um sie kümmern und die auch mal von den Kindern und Enkeln gebraucht werden - und siehe da!

    Die sagen das Gleiche und oft auch sehr schamvoll, weil sie dazu sagen, sie hätten ja noch Familie, sie würden sich auch zusammennehmen, um ihre Enkel gut zu betreuen, würden sich auch auf gewisse Weise an ihren Lieben erfreuen, aber dennoch ...

    dieses grundsätzliche Lebensgefühl, das vorher da war ist wie weggeblasen.

    Und um deine Frage aufzugreifen, liebe Rosen, nein es macht nicht satt.

    Leider.

    Ich bin ja trotzdem der Ansicht, es muss eine Möglichkeit geben, wieder eine exstenzielle Zufriedenheit zu erlangen.

    Ich und viele andere haben sie leider noch nicht gefunden.

    Eigentlich sind die Einzigen, die sich hier in diesem Forum und auch anderswo dazu in positiver Form äußern, diejenigen, die wieder die Chance einer neuen Partnerschaft bekommen haben.

    Bei einigen anderen hat die Zeit eine Rolle gespielt und wenn, lese ich da von 5 Jahren aufwärts, die schreiben, sie hätten ihren Weg gefunden.


    Allesamt also eher trübe Aussichten.

    Ich jedenfalls lehne die Möglichkeit einer neuen Liebe nicht kategorisch ab, glaube aber dennoch, dass es in der Praxis nicht mehr möglich ist, ab einem gewissen Alter und wenn man kein extrovertierter Mensch ist, der sehr aus sich herausgeht.

    Das heißt, das Einzige was mir bleibt, ist weiterhin kleine Brötchen zu backen und einen Tag nach dem anderen weiterzuleben, ohne all zu viel an die Zukunft zu denken.

    Danke, liebe Helga!


    An Unterstützung mangelt es mir ja nicht, ich habe ja meinen Cousin mit dem ich jeden Tag reden kann, ohne mich anzumelden.

    Und auch Bekannte und ich helfe wo ich kann, wenn Hilfe benötigt wird.

    Aber das was mir fehlt ist die Liebe, einen Menschen, der mich liebt so wie ich bin und den auch ich lieben kann.

    Das war mein Mann und ich habe keine Ahnung, ob so etwas in irgendeiner Form, es muss, ja kann nicht so stark sein, wie bei meinem Mann und mir, aber irgendwie ... ob so etwas in meinem Leben noch mal möglich sein wird?


    Den Anspruch, dass ich mir diese Liebe doch selber geben soll, der von mancher Seite kommt, den kann ich nicht erfüllen.

    Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht mag, und ich bin mir auf eine Art und Weise immer schon selbst genug gewesen, aber ich brauche jemanden um mich, für den ich da sein kann, für den ich leben darf.

    Ansonsten ist es ein reines Vegetieren bis ich endlich sterben darf.

    Momentan bin ich sowieso wieder nah am Wasser gebaut und ich brauche auch immer wieder Baldrian, weil mir das Herz so schmerzt.

    Vielleicht sind es die kommenden schwierigen Tage?

    Aber auch sonst sehe ich keinen Sinn mehr in meinem Leben und es fällt mir zunehmend schwerer, die Fassung zu waren und einfach weiterzumachen.