Dieses Wochenende war ein langes, spezielles aber auch sehr schönes.
Ich bin dieses Wochenende mit meinem Sohn in die Schweizer Berge, ins Wallis gefahren. Wir haben uns zum Ziel genommen, etwas ganz spezielles zu suchen.
Vielleicht zuerst die Vorgeschichte:
Vor etwa 2 Monaten, es war gerade etwa 2 Monate her seit meine Frau gestorben ist, da habe ich langsam ein schlechtes Gewissen gekriegt. Wie ein innerlicher Druck. ca. 4 Wochen nach dem Tod meiner Frau, kamen die ersten "Leidzirkulare, Werbungen" der Steinbildhauer. Es war wie eine unausgesprochene Regel. 4 Wochen nichts, aber nach 4 Wochen darf man um den zukünftigen Kunden werben. Jeden Tag fand ich ein oder mehrere Anbieter von Grabsteinen im Briefkasten. Von Hochglanzbroschüre mit super stylischen, fast mannshochen Figuren, hier war die Rede von Design, Kunst, Einzigartigkeit und dann der Gegensatz, einfache schlichte Werbung auf einem kleinem Blatt, war alles vorhanden.
Später dann die Telefonanrufe, ob wir uns schon entschieden haben, oder ob wir Interesse haben. Ich mag keine Hochglanzbroschüren, denke immer, die zahle ich später sowie mit und über den Tisch ziehn lasse ich mich auch nicht gerne.
So entscheide ich mich meistens aus dem Bauch heraus, alle Broschüren angeschaut und dort, wo ich das beste Gefühl habe, denn habe ich mal angerufen.
Wie gesagt, ich kam irendwie, nach 2 Monaten, vielleicht auch durch die ganzen Anfragen der Steinbildhauer, in einen Druck, ich müsse doch jetzt endlich den Grabstein für meine Frau aussuchen.
Wie gesagt, also die ganzen Anfragen durchgesehen. Herausgestochen ist mir eine ganz schlichte Anfrage. Kleines Unternehmen, keine Telefonate, keine Hochglanzbroschüren, Familienbetrieb. Da habe ich mir gedacht, der käme ev. in Frage.
Gegoogelt nach der Firma, keine Webseite vorhanden, nur Adresse und Telefonnummer. Da habe ich mir gedacht, dass gibt es doch heute gar nicht mehr. Keine Webseite? der war mir sympathisch. Am nächsten Tag angerufen und einen Termin bei ihm in der Werkstatt abgemacht.
Bin zusammen mit meinem Sohn hingefahren. Nur eine Person anwesend in der Werkstatt. der Chef persönlich, ein hemdsärmliger, einfacher aber sehr sympathischer Mann.
Wir kommen ins Gespräch, ich erzähle ihm unsere Geschichte.
Ich erzähle ihm, dass ich das denke ich müsste jetzt endlich einmal den Grabstein aussuchen. Dass ich mich ein wenig unter Druck und Zeitdruck fühle.
Er fragt mich, ob ich den schon abgeschlossen habe mit dem ganzen Thema um meine Frau. Ich sage, natürlich nicht, nach 2 Monaten, es ist alles so aktuell. Darauf sagt er, wieso ich mich dann so beeilen will, es hätte doch alles noch so viel Zeit: ich könne ohne Problem noch ein halbes Jahr warten. Es ist alles noch viel zu frisch. Der Grabstein, ist wie die Fertigstellung des Grabes, ganz am Schluss. Ich müsse mir da keine Gedanken machen, später ist vielmals bessr als früher.
Anschliessend fragt er uns dies und das, ich erzähle ihm unteranderem das wir immer gerne in Berge wandern waren. Das wir dies geliebt haben.
Er zeigt uns seine Grabsteine und sagt uns was er für Ideen hätte für uns. Wir hätten sicher schon viele andere Meinungen von anderen Steinbildhauern gehört und wären jetzt auch zu ihm gekommen.
Er hat uns, nach dem er uns nach unseren Wünschen und Vorstellungen gefragt hat, viele verschiedenen Steine gezeigt und erklärt was alles möglich wäre.
Mein Sohn und ich haben uns die Steine angeschaut, der zu klein, der nicht schön, bei dem stimmt es einfach nicht, der zu gross. Wir reden weiter zusammen und er sagt zu uns, wenn ihr immer so gerne die Ferien in den Bergen verbracht habt, wenn die Berge für euch so wichtig gewesen sind, wieso.... fragt er uns " Wieso sucht ihr nicht selber einen, oder mehrere schönen Findlinge, dort wo ihr die schönste Zeit verbracht habt?" Daraus könnte man was wirklich schönes machen.
Der erste Sekundenbruchteil, nachdem er das gesagt hat, habe ich gedacht, der hat nen Knall.... ist ja unmöglich.
Ca. 1 Sekunde später schaue ich meinen Sohn an und er macht das gleiche Gesicht wie ich, leicht fragend und mit einem leichten Schmunzeln.
Da wusste ich, dass ist es, ich wäre selber nie drauf gekommen, aber es war eine geniale Idee.
Dann sagt er, jetzt könnt ihr euch noch bei der Konkurenz umhören und dann entscheiden wie es euch passt.
Dabei wusste mein Gefühl schon lange, der oder keiner. Ich habe ihm gesagt, ob wir einen Stein selber bringen oder bei ihm einen kaufen, er wird unser Steinmetz sein. Ich werde nicht weitersuchen, Das Gefühl sagt, es stimmt, also stimmt es.
und so sind wir, mein Sohn und ich, am Samstag in die Berge gefahren.
muss eine Pause machen.... geht bald weiter...