Irgendwie stimmt es schon, liebe indian summer, ich bin dir für deinen Buchtipp sehr dankbar. "Männer trauern anders" ich habe es mir soeben bestellt.
Hätte mich jemand vor 4 Wochen gefragt, hätte ich gesagt ich habe "alles im Griff" jaja, ich merke schon es wird besser und was.... ein Bier,,, ja gerne.
Vielleicht ein wenig übertrieben, aber... schwierig zum beschreiben...ich habe ca. 3 Monate gedacht, ich sei eigentlich auf einem guten Weg. Habe eigentlich alles mit mir selber ausgemacht, zuhause hat es viel Tränen gegeben, ich habe viel geheult wenn ich in meinen geschützten 4 Wänden war, habe mit dem Schicksal gehadert und den Tod verflucht.
Ich habe in meinen Ferien, den Termin plante ich anfangs Jahr noch mit meinem Schatz, Wanderungen in den Bergen unternommen, Motorrad fahren und sonstiges, aber überall habe ich immer mit meinem Schatz geredet, "Dir hätte es hier auch gefallen" , "hier waren wir auch schon, weisst du noch". etc. etc.
Irgendwann, ich weiss nicht mehr wann, wurde das Bedürfniss über mein Schicksal zu reden immer grösser. Ich kann den ganzen Abend mit mir selber laut reden, fragen wie es weitergehen soll, fragen wieso es passiert ist, fragen wieso ich plötzlich alleine bin. ... es gibt niemand Antwort.
Ich habe in unserer Firma echt super Kollegen, liebenswert, kollegial, zum Teil wirkliche Freunde (so glaube ich). Wie die Geschichte mit dem Hund ins Geschäft nehmen, wo gibt es denn sowas.
Oh man, es ist schwer zu erklären, von diesen 15 Kollegen, waren 11 an der Beerdigung meiner Frau, die anderen konnten zum Teil nicht und anderen war es nicht wichtig genug. Kann ich akzeptiern, viele, aber nicht jeder hat meine Frau gekannt.
In den ersten 4 Wochen wurde ich von 3 Kollegen gefragt, wie es mir geht. Meine Antwort " Es ist schwer, aber das Leben geht ja weiter".
Nach 2 Monaten hat mich noch jemand gefragt wie es mir geht. Gleiche Antwort von mir. Nicht, weil ich keine Auskunft geben wollte, nicht weil ich nicht gerne geredet hätte darüber, aber irgendwie finde ich, man spürt sehr schnell ob man sich öffnen kann oder nicht.
Seither fragt mich niemend mehr.
Das Vertrauen muss da sein und vorallem, ich weiss nicht wie man es sagt, das Interesse vom gegenüber? Oder die richtigen Fragen? ich weiss es nicht. Oder, das Gefühl verstanden zu werden. Ja, genau.
Auf jedenfall habe ich je länger, je stärker gemerkt, dass es so nicht weiter geht und ich in eine Sackgasse laufe. Ich weiss nicht mal warum ich es gemerkt habe, ein Gefühl, irgenwie komme ich nicht weiter, irgend etwas frisst in mir.
Ich bin zum Schluss gekommen, ich muss reden, irgendjemand muss ich meine Sorgen, meine Ängste, meine kleinen Hoffnungen, meine ganze Geschichte erzählen.
Nur habe ich immer das Gefühl, das von meinen Kollegen all dies niemand hören will. "ja, kommt schon wieder", ich weiss gar nichts mehr was sie so sagen, es fragt ja auch niemand mehr. Und auf jemand zugehen und fragen "Hey du, mein Arbeitskollege kann ich mir dir über meine Trauer reden" das kann es ja auch nicht sein.
Was ich damit sagen will, meine Kollegen sind absolut hilfsbereit, würden das letzte Hemd für mich geben, finanziellle Sorgen- kein Problem wir helfen, Auto am Arsch...kein Problem...wir helfen... wir helfen... wir helfen.
Aber sobald es um Gefühle geht, sobald ich einwenig versuche meine Lebenslage zuerklären, .... es kommt nichts... das spürt man ja sofort, egal bei wem, hat es Sinn das ich mich öffne oder bringt es nichts. Ich spüre dies nach dem ersten Satz, ja, der / die versteht mich oder eben nicht.
Wie hat Martin Kreuels, der Autor des Buches " Männer trauern anders" in einem Interview auf die Frage wieviele Männer an seine Buchvorstellungen kommen gesagt. Zu 95% kommen Frauen. (habe das Interview auch erst gestern gelesen)
Frauen haben bei diesem schwierigen, existentiellen (wie schreibt man das?) hochemotionalen Thema Trauerbewältigung, einen grossen Vorteil, dass Sie über ihre Gefühle viel offener reden können und viel feinfühliger sind. Darf ich das so sagen?
Oder hat das gar nichts mit Männern und Frauen zu tun?
So, mittlerweile bin ich ein wenig durch den Wind, was wollte ich eigentlich ursprünglich sagen?
In den letzten 2 Wochen habe ich irgenwie gespürt, dass ich meine Trauer nur bewältigen kann, wenn ich reden kann mit jemandem. Ich muss meine Geschichte, mit all den unterschiedlichen Emotionen rauslassen. Angst, Wut, Einsamkeit, Trauer, Hilflosigkeit, Mutlosigkeit, Hoffnung, Sterben, Tod, Lichtblick und so weiter. Wichtig ist das ich es rauslasse, aber noch viel wichtiger ist, dass überhaupt irgendjemand zuhört.
Darum bin ich froh in diesem Forum gelandet zu sein. Ein Lichtblick in der Dunkelheit.
Danke euch allen ihr gebt mir Hoffnung.
Liebe Grüsse
Thomas