Liebe Tery,
bist du zu dem Treffen gegangen?
Ich war und bin wieder einmal ganz alleine mit Amy. Ich sehne mich so nach sozialen Kontakten... mittlerweile würde ich jeden einladen, damit ich nicht alleine bin.
Mir geht es heute besser, aber nur,
wenn ich mich nicht viel bewege, ich bewege mich nur zur Toilette ( oft, aber nicht mehr so oft wie die Tage vorher)
und um Amy zu versorgen.
Ich bin fast wieder total verzweifelt und könnte schreien vor Einsamkeit... weine still vor mich hin.
Und es wird sich nichts ändern. Keine Hoffnung auf Besserung der Situation.
War gerade in der Waschküche um meine gewaschene Bettwäsche, die unbedingt von den Spuren meiner Krankheit gereinigt werden musste, zu holen. Erst heute war es mir körperlich möglich mich "soweit" von einer Toilette zu entfernen.
Dabei traf ich auf Nachbarn, die sich unterhielten. Sie grüßten kurz und flüsterten dann weiter. Ich wurde nicht eingebunden und frage mich nun, warum.
Habe ich Aussatz? Werde ich schon als Witwe übersehen? Es tut mir weh, wenn ich sozusagen kaltgestellt werde.
Gut, wir wohnen alle erst seit ca 2 1/2 Jahren hier, aber alle scheinen sich schon zu duzen. Nur ich bin Frau.....
Mein Mann und ich waren und sind nicht so schnell dabei sich zu duzen und sofort in die Wohnung zu bitten. Es hatten es im Anfang zwar einige zum Teil relativ rigoros und unter Vorwänden versucht, aber wir haben es an der Tür belassen. Wollten erst mal schauen, wie sie so sind.
Dann erkrankte ja Heinz schon nach kurzer Zeit, wollte sich natürlich nicht während der Bestrahlung und Chemo unbedingt mit den Beschwerden der Nachbarn über Verzögerungen von Arbeiten im und um das Haus ( war ja zum Teil noch Baustelle) mit den Beschwerdeführern darüber den Kopf heissreden.
Bei bestimmten, in unseren Augen berechtigte, Beschwerden haben wir die von den anderen verfassten Briefe an die Vermieter, auch mit unterschrieben.
Fanden es aber in unserer pers. Lage eigentlich meistens unwichtig, sich darüber aufzuregen. Wir sind sowieso immer bei Mietproblemen auf Gespräche, statt sofortiger Androhungen, besser gefahren.
Ausserdem handelt es sich hier um eine Wohnungsgenossenschaft und wir haben alle Anteile.
Es wurde auch alles gerichtet, aber manchmal ging es eben nicht sofort die Handwerker zu bekommen.
Und nun fühle ich mich ausgegrenzt. Bin aber zum Teil auch froh, mit der Quatscherei über andere nicht beteiligt zu sein. Verhalte mich neutral und schlage mich nicht auf eine Seite.
Hatte ja letztens eine Nachbarin zum Kaffee eingeladen, die sich sofort als Amy zu mir kam, angeboten hat bei Bedarf auf Amy aufzupassen. Bin deshalb dankbar.
Sie erzählte aber soviel über andere Nachbarn, mit der Bitte an mich, diverse Sachen verschwiegen zu behandeln. Bin jetzt unsicher geworden, ob die angebotene Hilfsbereitschaft nicht nur Neugierde ist. Aber zur Zeit ja für jede Anteilnahme an meiner Situation dankbar.
Bin froh auf Ansprache in jeglicher Form.
Traurig aber wahr! Was Einsamkeit aus Menschen macht! Ich kenne mich nicht mehr wieder!
Aber ich fühle mich schwach und kann nicht kämpfen um aus dem Tal heraus zu kommen.
Der Termin bei meiner Psychotherapeutin ist zum 2ten Mal hintereinander ( wäre am Montag gewesen) wegen angeblicher Krankheit der Therapeutin abgesagt worden und auf Mitte April ( evtl) verschoben worden.
Ich glaube aber aufgrund von falscher Terminplanung... zu viele Patienten.
Und da ich anscheinend nicht suizidgefährdet bin, wird mein Termin gestrichen.Therapeutin meint nämlich, ich bewältige vieles alleine, u. a. weil sie es gut findet, dass ich mich in einem Internettrauerforum austausche.
So, Tery, nun habe ich dich genug zugemüllt mit meinen Nöten und gar nicht nach deinem Befinden gefragt.
Schreibe mir doch morgen - Sonntag - wie es dir ergangen ist.
LG Luise ♥