Beiträge von Tereschkowa

    Teil 2

    12.) Josef

    Bitte entschuldige, dass ich dachte Dein Hund heißt Thomas.

    Ist es ein Rauhhaar, Langhaar oder Kurzhaar Dackel?

    Ich liebe Dackel!

    Hoffentlich kommt bald Deine Therapeutin, damit Du wieder mit Josef rausgehen kannst.

    Mit Deiner Therapeutin zusammen geht das oder habe ich das falsch in Erinnerung?

    Ich gehe mit Heinrich viel raus in die Natur. Das tut mir gut, wenn ich traurig bin.

    Heinrich sitzt immer so da. Aber die meiste Zeit am Tag schläft er. Wenn ich ihn nicht wecke, dann schläft er bis um 12:00 Uhr mittags.

    Nachts schläft er immer.


    13.) Beerdigung

    Ich bin sehr froh, dass Du nicht zur Beerdigung gehen musst, wenn Du nicht möchtest.

    Aber ich finde es auch gut, dass Deine Schwester Dich morgen (eigentlich ist es jetzt schon heute Uhrzeit: 1:24) nochmals fragt,

    ob Du Deine Meinung geändert hast.

    Das ist sehr weitsichtig von ihr und nett Dir gegenüber. Sie möchte sicher sein, dass Deine 100% auch morgen noch 100% sind.

    Ich hoffe sehr, dass Deine Schwester bei ihrem Wort bleibt und Du selbst entscheiden kannst, ob Du zur Beerdigung gehen möchtest.

    Zum Glück hast Du den Notfallbrief von Astrid um ihn ihr zu zeigen. Der hilft sicher Dir sicher, falls sie an Deinen 100% zweifelt.


    14.) Freundschaft

    Danke, dass Du mich nett und sogar cool findest. Ich finde Dich auch nett und finde Dich SEHR cool.

    Deine Mutter hat recht: Wenn man die gleichen Dinge mag, kann daraus eine Freundschaft werden.

    Gerne wäre ich mit Dir befreundet und würde Dir gerne weiter schreiben und Deine Nachrichten lesen.



    Tschüss und freundliche Grüße,

    Tereshkowa

    Teil 1

    Liebe Bowie,

    danke für die ausführliche Antwort. Ich freue mich sehr von Dir zu lesen.

    1.) Die kyrillische Schrift ist auf meinem Computer installiert, daher ist es nicht schwer für mich sie abzuschreiben.

    Schau mal, das ist Nick Knox in kyrillischer Schrift: Николай Георгиевич Степанов

    Habe mir Nick Knox angesehen, den kannte ich nicht. Es sieht cool aus. Leider ist er auch im vergangenen Jahr gestorben.


    2.) Hoffentlich macht Lego bald ein Set mit Kosmonautinnen. Dann schenke ich uns beiden eines.

    Ich sammle Kosmonautinnen und Kosmonauten auch als Schmuck für den Weihnachtsbaum.

    Mein Lebensgefährte hat mir immer wenn er irgendwo russische Kosmonautenfiguren für den Weihnachstbaum fand eine geschenkt.

    Danke für den Tip zu dem Blog von Alexander Gerst. Habe mir den Blog gerade angesehen und werde ab jetzt auch dort lesen.


    3.) Schuldanteile

    Danke, dass Du darüber nachgedacht hast wie viele Schuldanteile ich am Tod meines Lebensgefährten habe.

    Deine Gedanken helfen mir sehr. Du hast recht: Genau wie Du bei Deiner Mutter hätte ich ALLES getan, um seinen Tod zu verhindern.

    Und Du hast auch recht damit, dass der Grund warum ich nach einem Jahr Nachdenken keine Lösung finde vielleicht einfach ist:

    Traurigkeit und Ungerechtigkeit. Das Schlimme ist, dass der Tod für immer ist. Das stimmt. Auch das ist ungerecht und traurig.

    Ich kenne das Gefühl, dass mein Kopf explodiert. Es tut mir sehr leid zu lesen, dass Dir Dein Kopf so weh tut.

    Das waren zu viele Eindrücke für Dich.

    Du wolltest auch ALLES tun um zu verhindern, dass Deine Mutter stirbt.

    Vielleicht konntest Du auch gar nichts richtig machen? Denn vielleicht hätte Deiner Mutter auch der Notarzt nicht helfen können.

    Um genau zu wissen, ob bzw. wieviel Du wirklich falsch gemacht hast, wäre es sehr wichtig mit einem Arzt zu sprechen, der

    genau weiß woran Deine Mutter aus medizinischer Sicht gestorben ist.

    War denn ein Notarzt später da?

    Viellicht kannst Du von ihm genaue Informationen bekommen.

    Der Holzkopf Jens Spahn wird das nicht so genau wissen können. Vor allem nicht schnell genug antworten.

    Kann Dir der Freund Deiner Mutter dabei behilflich sein? Oder Deine Schwester?

    Weiß jemand wie wichtig diese Informationen für Dich sind?

    Gibt es vielleicht einen Obduktionsbericht? (Weißt Du was das ist? Das ist ein genauer medizinischer Bericht darüber woran Deine Mutter gestorben ist.)

    Die Familie meines Lebensgefährten konnten nicht verstehen, dass es für mich SEHR wichtig war alle medizinischen Fakten zu wissen.

    Sie wollten gar keine Fakten wissen oder hören. Auch darin sind Menschen sehr verschieden.

    Da Du erst 12 bist brauchst Du Hilfe von Deiner Familie, sonst bekommst Du diese Informationen nicht,

    denn die Ärzte dürfen sie Dir laut Gesetz nicht sagen.

    Vielleicht kannst Du dem Freund Deiner Mutter oder Deiner Schwester schreiben?

    Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Freund Deiner Mutter oder Deine Schwester, wenn Du es ihnen nicht kommunizierst nicht

    daran denken oder sogar glauben diese Information würden Dich zusätzlich belasten. Das dachten bei mir die meisten Menschen.

    Aber für mich war es das Gegenteil. Je mehr Information ich bekam, um so besser war es.


    4.) Verzeihen

    Du bist sehr klug. Zum Verzeihen braucht man zwei Menschen. Das stimmt.

    Es tröstet mich SEHR wenn Du meinst, dass mein Lebensgefährte mir verziehen hätte.

    Denn dann bist Du der zweite Mensch. Du hättest mir verziehen. Danke.

    Ich werde versuchen es so zu denken, wie Du es vorschlägst.

    Du hast auch nicht ABSICHTLICH etwas falsch gemacht, sondern wenn dann weil Du es nicht richtig machen konntest.

    Deine Mutter hätte es Dir sicher auch verziehen. Wetten?

    Wenn Du magst bin ich Dein zweiter Mensch zum Verzeihen.

    Man kann im Leben nicht alles wissen und auch nicht alles können, leider.


    5.) Strafe

    So lange Du Deine Schuldanteile nicht kennst ist auch nicht möglich die perfekte Strafe zu finden.

    Also solltest Du damit warten. Bevor man sich eine Strafe ausdenkt, muss man genau wissen wofür.

    Sonst kennt man kein Strafmaß und die Strafe macht keinen Sinn.


    6.) Schlagzeug / Laufen

    Ich bin beeindruckt. Cool! Du spielst jeden Tag so lange Schlagzeug. Das kann ich leider nicht.

    Ich kann leider überhaupt kein Instrument spielen.

    Gibt es ein Lied, dass Du am liebsten spielst?

    Dass Du 36 km in der Woche läufst beeindruckt mich auch. Sehr sogar. Du bist wirklich fit.

    Läufst Du in der Natur oder auf einer Bahn? Immer die gleiche Strecke oder wechselst Du sie?


    7.) Meine Asche:

    Dass Du Dir keine Meinung dazu ausdenken konntest liegt nicht daran, dass Du erst 12 bist oder dem Autismus, sondern

    es ist auch kompliziert. Es war auch kompliziert für mich.

    Aber vielleicht ist es wenn Du etwas mehr Information hast leichter Dir eine Meinung zu meiner Asche auszudenken.

    Mir ist es wichtig, dass Du nicht denkst, dass ich klaue. Das könnte ich nicht.

    Ich habe das Begräbnis meines Lebensgefährten alleine organisiert, seine Mutter und seine Schwester bei den meisten Dingen

    jedoch nach ihrer Meinung gefragt z.B. bei der Musik oder den Blumen.

    Sie sagten dann immer, dass ich alles so machen kann wie ich es möchte. Was sehr, sehr nett von ihnen war.

    Das Bestattungsinstitut fragte mich, ob ich ein wenig Asche haben möchte.

    Daraufhin habe ich JA gesagt, aber es der Mutter und der Schwester meines Lebensgefährten nicht erzählt,

    weil ich wußte das sie das makaber finden.

    Ich habe also nicht etwas genommen oder geklaut, sondern ich habe es nur nicht erzählt.

    Aber ich erzähle ihnen auch sonst nicht alles, das möchten sie gar nicht.

    Sie wollten auch die Todesursache von ihrem Sohn und Bruder nicht wissen.

    Da habe ich sie gefragt, ob sie es wissen möchten und sie sagten "Nein".

    Es ist nicht meine Mutter und nicht meine Schwester.

    Vielleicht ist es nun leichter für Dich Dir dazu eine Meinung auszudenken?


    Asche Deiner Mutter:

    Ob es verboten ist Asche zu bekommen steht nicht im Grundgesetz sondern im Bestattungsgesetz.

    In Deutschland hat jedes Bundesland ein eigenes Bestattungsgesetz.

    Ich weiß nicht in welchem Bundesland Du lebst, aber Du findest das sicherlich leicht bei Wikipedia.

    Ich wünsche Dir sehr, dass Du etwas Asche von Deiner Mutter bekommst.

    Der Brief von Frau Astrid (Chef) ist sehr, sehr gut. Sie schreibt ja auch von der Asche. Vielleicht kannst Du ihn jDeiner Schwester

    oder dem Freund Deiner Mutter zeigen. Du solltest nur schnell fragen, nach der Urnenbeisetzung ist es zu spät um etwas Asche

    zu bekommen. Die Asche ist dann in einer Urne verschlossen.


    8.) Streicheln

    Ich streichle auch ganz viele Sachen von meinem Lebensgefährten.

    Seinen Hausschlüssel habe ich immer in der Hosen - oder Rocktasche oder am Armband.

    In seinem Bett kann ich aber auch nicht schlafen, es macht mich sehr, sehr traurig.

    Viele Sachen habe ich auch genau so stehen lassen wie er sie zuletzt angefasst hat z.B. in seinem Arbeitszimmer.

    Hast Du mit Deiner Mutter alleine in Eurer Wohnung gelebt? Vielleicht ist es für Dich ja auch wichtig, dass einige Sachen

    so bleiben wie Deine Mutter sie zuletzt berührt hat?


    9.) Fotos

    Fotos ansehen zu können ist wichtig. Gut, dass Du Dir Fotos von Deiner Mutter ansehen kannst.

    Ich muss das erst noch üben bzw wieder lernen. Aber ich kann mir meinen Lebensgefährten auch ohne Fotos sehr gut vorstellen

    und sehe ihn vor mir. Ich verstehe, dass es Dich sehr traurig macht Fotos Deiner Mutter zu sehen.

    Du liebst sie sehr und sie ist Dein allerwichtigster Menschen.

    Mein Lebensgefährte war auch mein allerwichtigster Mensch. Ich habe sonst keine Familie.

    Es ist ungerecht und sehr traurig, dass Deine Mutter und mein Lebensgefährte tot sind.

    (Und der Mann von Gabi. Und von allen hier im Forum.)


    10.) Trösten

    Ja, genau das ist trösten, Bowie.

    Um mich zu trösten haben mir auch viele Menschen Tips gegeben.

    Für mich funktionierten viele Tips nicht, aber einige Menschen hatten dann doch auch Tips, die mich ein wenig trösteten.

    Hoffentlich gibt es auch bei Dir Menschen, die Dir Tips geben können.

    Streicheln ist natürlich auch sehr wichtig um zu trösten. Das stimmt.

    Gut, dass Du Josef hast - den kannst Du streicheln.

    Gibt es noch jemanden aus Deiner Familie der Dich in den Arm nehmen kann?

    Von Fremde angefasst und gestreichelt oder in den Arm genommen werden mag ich auch überhaupt nicht.

    Höchstens die Hand geben.


    11.) Zeichnen/ Kunst

    Danke, dass Du es sehr gut findest, dass ich zeichnen kann. Das freut mich.

    Ich zeichne mit Tuschestiften (Rapidograph) oder mit Bleistift.

    Manchmal verwende ich auch Farben. Aber nicht oft.

    Mein Beruf ist Künstlerin und ich habe das studiert.

    Ich arbeite mit vielen verschieden Techniken.

    Oft mache ich sehr große Arbeiten für den öffentlichen Raum oder für Gebäude.

    Nur malen kann ich nicht.

    Das Frieder-Burda-Museum kenne ich. Cool, dass Du dort warst und auch noch das Museum für Dich und Deine Mutter alleine hattest.

    Toll, dass Du die Arbeiten von Gerhard Richter und Frida Kahlo kennst.

    Ich mag die Arbeiten von Gerhard Richter sehr gerne.

    Sind in Deinem Buch die bunten und abstrakten Arbeiten von ihm?

    Oder eher die grau braunen auf denen man verschwommen Menschen oder Tiere erkennen kann?

    Die traurige Geschichte von Frida Kahlo kenne ich auch.

    Sie hatte viele Schmerzen in ihrem Leben. Ich glaube sie tröstete es Kunst zu machen.

    Aber das glaube ich nur. Ich weiß es natürlich nicht.

    Ich finde es SEHR GUT, dass Du Schlagzeug spielst. Das ist richtig cool!

    Hast Du eine Lieblingsschlagzeugerin oder Schlagzeuger?

    Da kenne ich mich nicht gut aus.

    Liebe Bowie,

    danke für Deine Antwort.

    Ich schreibe Dir später noch ausführlich.

    Zu Deinem Punkt 2.) wenn es irgendwann ein lego set mit kosmonautinnen im laden gibt


    Ich finde es sehr nett, dass Du zwar neidisch wärst, Dich aber trotzdem für mich freuen wenn ich Lego Set hätte.

    Falls es irgendwann ein Lego Set mit Kosmonautinnen gibt, dann schenke ich Dir das.

    Dann hätten wir beide eines.


    Werde Dir nun auf die anderen Punkte antworten und es dann später senden.


    Tschüss und freundliche Grüße,

    Tereshkowa

    Hallo Bowie,


    danke für Deine Antwort.

    1.) Tereschkowa/ Tereshkowa

    Beide Schreibweisen sind richtig. Mir gefällt die aus Deinem Buch sogar besser.

    Da der Name russisch ist und aus der kyrillischen Schrift übersetzt wird, kann man ihn mit "sch" oder "sh" schreiben.

    Eigentlich sieht er so aus: Валентина Владимировна Терешкова

    Ein Legoset mit Astronautinnen klingt toll. Vielleicht produziert Lego ja auch ein Mal eines mit Kosmonautinnen.

    Ich freue mich, dass Du auch Astronautinnen und Kosmonautinnen magst bzw. ich mag natürlich auch Astronauten und Kosmonauten.


    2.) Danke, Bowie, dass ich Deiner Meinung nach 0% Schuld habe am Tod meines Lebensgefährten.

    Für mich ist das nicht so leicht, denn vielleicht stimmt es mit den 0% für den Morgen als ich unterwegs war.

    Doch mein Lebensgefährte hatte in den zwei Wochen vorher Symptome, die mir zwar aufgefallen sind, die ich jedoch falsch gedeutet habe.

    Wenn er früher zum Arzt gegangen wäre, dann wäre mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit nichts passiert.

    Natürlich hätte er selbst sich entscheiden müssen zum Arzt zu gehen, doch ich hätte ihn mit Nachdruck darin bestärken müssen.

    Das ist eine längere Geschichte über die ich seit einem Jahr nachdenken muss. Sie macht mich sehr traurig und ich komme darin nicht

    weiter und bin sehr unzufrieden mit mir wie ich mich ihm gegenüber verhalten habe.

    Mir fällt dafür keine passende Strafe ein. Obwohl ich schon oft darüber nachgedacht habe.

    Mit dem Hammer schlagen oder meine Sachen wegwerfen ist nicht richtig dafür.

    Selbst wenn meine Schuldanteile mir klar sind, weiß ich nicht wie ich eine passende Strafe dafür finden sollte.

    Meine Traurigkeit fühlt sich wie eine Strafe an. Und dass ich nun alleine bin auch.

    Ich versuche mir zu verzeihen, dass ich nicht alles richtig gemacht habe.

    Denn ich habe ihm ja nichts getan, damit er stirbt. Das war sein Körper.

    Weißt Du was verzeihen bedeutet? Kennst Du das Gefühl?

    Ich denke schon lange darüber nach wie verzeihen funktioniert. Das scheint mir wichtig wegen meiner Schuldanteile.


    3.) Erste Hilfe

    Es ist für mich unvorstellbar wie Du es so lange geschafft hast erste Hilfe für Deine Mutter zu leisten. Ich hätte das nicht geschafft.

    Das ist körperlich eine unglaubliche Anstrengung. Du hättest 112 nur anrufen können, wenn es eine Möglichkeit

    für Menschen mit Mutismus oder andere Menschen, die nicht sprechen können gäbe. Das ist meiner Meinung nach ein

    technisches Problem, das in der Verantwortung unseres Rettungssystems liegt. Nicht bei Dir. Denn es gibt sehr viele Menschen,

    die nicht sprechen können und dann nicht die Möglichkeit haben 112 zu wählen.

    Hättest Du in der Schnelle an 112 schreiben können oder wenn es eine automatische Erkennung der Adresse gäbe, dann hättest

    Du 112 wählen können. So konntest Du, weil die technischen Möglichkeiten für Menschen mit Mutismus nicht vorhanden sind keine Hilfe über 112 rufen. Das ist meine Meinung zu Deiner Schuld. Auch darum sollte sich der Holzkopf Jens Spahn kümmern.

    Deine Mutter hat sehr recht: Er ist ein Holzkopf. Ein eitler noch dazu. Ihm kannst Du daher viele Deiner Schuldprozente abgeben.


    4.) Asche

    Ich hätte auch gerne die ganze Asche gehabt, aber die Familie meines Lebensgefährten hätte nie zugestimmt.

    Das wenige, was ich abfüllen lassen habe, das habe ich heimlich getan und niemand aus der Familie informiert.

    Ich hatte deshalb auch kurz ein schlechtes Gewissen, weil ich sie nicht gefragt habe, ob ich das darf.

    Aber wenn ich sie gefragt hätte und sie hätte "Nein" gesagt, dann hätte ich mich daran halten müssen.

    So habe ich einfach nicht danach gefragt, weil ich die Vermutung hatte, dass sie "Nein" sagen und mich für makaber halten.

    Ich hoffe sehr für Dich, dass Deine Schwester "Ja" sagt und in der Lage ist Dir ein wenig Asche Deiner Mutter zum Andenken zu besorgen.

    Hoffentlich ist es in Deinem Bundesland nicht verboten. Das ist ein sehr seltsames Gesetz und ich bin froh, dass es hier in Österreich anders ist.

    Das Gesetz in Deutschland müsste dringend verändert werden, denn meiner Meinung nach müssten die Angehörigen sehr viel mehr

    entscheiden dürfen, was nach dem Tod mit ihren Angehörigen passiert.

    Ich weiß nicht, ob das auch in die Zuständigkeit von Holzkopf Jens Spahn fällt. Weißt Du das?


    Hast Du denn so lange das mit der Asche Deiner Mutter noch nicht klar ist etwas anderes von ihr, das Du unter Dein Kopfkissen legen könntest

    und streicheln könntest? Ich habe z.B. die Kleider meines Lebensgefährten darunter liegen, die er trug als er starb.

    Ich habe noch mehr solche Dinge, die ich streichle, wenn ich traurig bin. Das erzähle ich aber - außer jetzt - niemandem, da viele

    Menschen nicht verstehen können, dass mir das hilft, wenn ich traurig bin.

    Nur Fotos von meinem Lebensgefährten kann ich mir seit einem Jahr nicht ansehen. Ich würde es gerne, aber ich schaffe es einfach nicht, weil

    es mich zu traurig macht.

    Kannst Du Dir Fotos von Deiner Mutter ansehen? Das hilft vielen Menschen, wenn sie traurig sind.

    Es tröstet sie. Weißt Du was Trost/ trösten ist?


    5.) Nüsse

    Haselnüsse sind sehr gesund und mir schmecken sie auch gut. Die könntest Du auch probieren.

    Dann hättest Du einen gesunden Teil und könntest danach Frosties oder Loops etc... essen.

    Ich habe auch einen Haselnussstrauch im Garten. Die Nüsse teile ich mir mit den Eichhörnchen.


    6.) Zeichnest Du gerne?

    Ich mache jeden Abend vor dem Schlafen eine kleine Zeichnung in ein Buch.

    Mir hilft es, genau so wie das Streicheln der Asche, wenn ich traurig bin.

    Mich beruhigt zeichnen schon immer. Ich kann damit etwas ausdrücken für das mir die Worte fehlen.

    Ich habe meinen Lebensgefährten ganz oft Zeichnungen geschenkt und mit ihm darüber kommuniziert.

    Er konnte meine Zeichnungen "lesen", wenn ich über etwas nicht sprechen konnte.

    Meistens zeichne ich zwei kleinen tierähnliches Wesen, die ich mir ausgedacht habe.

    Jetzt erzähle ich meinem Lebensgefährten jeden Abend mit einer Zeichnung wie es mir geht.

    Er sieht sie nicht, aber mich tröstet es trotzdem. Das klingt zwar nicht logisch, aber es funktioniert für mich.


    7.) Thomas

    Du schreibst, dass Du einen Hund hast, der Thomas heißt.

    Wer kümmert sich denn jetzt um Thomas und geht mit ihm spazieren, wenn Du es nicht kannst?

    Welche Rasse ist Thomas?

    Ich habe auch einen Hund. Er heißt Heinrich und ist eine französische Bulldogge. Auf meinen Profilfoto ist Heinrich zu sehen.


    8.) Beerdigung

    Konntest Du denn nun mit Deiner Schwester oder jemand anderem klären, dass Du am Dienstag nicht mit zur Beerdigung gehen musst?


    9.) Ich mag es Dir zu schreiben und Deine Antworten zu lesen.



    Tschüss und freundliche Grüße

    Tereshkowa

    Hallo liebe Bowie,

    willkommen im Forum.

    Mein Spitzname ist Tereschkowa.

    Den habe ich wegen Walentina Wladimirowna Tereschkowa, einer sowjetischen Kosmonautin ausgewählt.

    Sie war die erste Frau im All.

    Ich bin 51 Jahre alt.


    1. Plötzlicher Tod zu Hause:

    Mein Lebensgefährte verstarb am 27.8.2018 plötzlich.

    Als ich nach Hause kam fand ich ihn und habe ich die 112 gewählt, doch sie konnten ihn nicht retten und seither denke ich auch über meine Schuldanteile nach. Wenn ich nicht weg gegangen wäre, hätte ich die 112 früher rufen können.

    Ich habe deshalb mit einem Arzt gesprochen, der mir sagte, dass selbst wenn ich die 112 gerufen hätte man meinen

    Lebensgefährten nicht retten hätte können.

    Für mich ist es sehr wichtig alles zu wissen, um meine Schuldanteile zu kennen.

    Dazu muss ich medizinisch verstehen, was passiert ist.

    Mir helfen Klarheit und Fakten.

    Allerdings nicht um mir wie Du die perfekte Strafe auszudenken, sondern um mir meine Schuld verzeihen zu können.

    Das kann ich jedoch auch nur, wenn ich die genauen Anteile kenne.

    Leider bin ich mir immer noch nicht ganz klar darüber.

    Ich konnte die 112 nicht anrufen, weil ich nicht zu Hause war.

    Aber ich frage mich z.B. ob ich vorher etwas hätte merken müssen und deshalb gar nicht aus dem Haus hätte gehen dürfen.


    Das sorgt bei der Familie für Unverständnis, denn sie sind anders als ich.

    Die Familie meines Lebensgefährten möchten gar nichts wissen. Nicht ein Mal die Todesursache.

    Das wiederum verstehe ich nicht. Allerdings habe ich gelernt: Menschen sind sehr verschieden. Gerade wenn es um den Tod eines Menschen geht. Dann sind alle emotional sehr angespannt und versuchen auf sehr unterschiedliche Art mit dieser Anspannung umzugehen.

    Mir scheint je angespannter Menschen sind, um so weniger Verständnis haben sie für andere Menschen, die anders denken als sie.

    Toleranz für andere wird unter Stress bei vielen Menschen nicht größer, sondern geringer. Nicht weil sie nicht tolerant sein wollen,

    sondern weil sie unter Stress nicht tolerant sein können.


    Vielleicht ist es für Dich ja auch wichtig medizinisch zu wissen, was Deine Mutter genau hatte?

    Gibt es jemanden den Du fragen kannst, der sich auskennt und Dir das erklären kann?


    Du konntest nicht telefonieren, aber Du hast dennoch getan was Du mit Deinen Möglichkeiten tun konntest.

    Du hast versucht Deine Mutter zu reanimieren. Mich beeindruckt das sehr.

    Das ist mehr als die meisten anderen Menschen in einer solchen Situation tun könnten.

    Woher wußtest Du wie das Reanimieren geht? Hast Du einen Kurs gemacht oder Dir das selbst beigebracht?



    2.) Zur Asche von Verstorbenen:

    Menschen denken auch zu diesem Thema sehr verschieden.

    Ich finde es überhaupt nicht makaber und auch nicht abartig, dass Du die Asche Deiner Mutter streicheln wolltest.

    Darin sind Du und ich nicht alleine. Das möchte viele andere Menschen auch.

    Viele andere wiederum aber können sich das nicht vorstellen und finden es seltsam.


    Ich habe immer ein wenig der Asche meines Lebensgefährten um den Hals und auf dem Tisch steht noch eine kleine Urne mit

    Asche, die ich jeden Abend streichle. Mir gibt das Sicherheit.

    Ich habe dieses Asche schon im Amulett und in der kleinen Urne vom Bestattungsinstitut bekommen.

    Vielleicht wäre so ein Amulett oder eine Urne mit Asche von Deiner Mutter auch für Dich eine Idee?

    Kannst Du Deine Schwester fragen?

    Ich lebe in Österreich. Hier ist es erlaubt ein wenig der Asche zu behalten.

    In Deutschland ist das leider nicht überall erlaubt.


    Viele Menschen möchten zumindest einen kleinen Teil der Asche behalten. Andere wiederum lehnen das strikt ab.

    Das kannst Du im Internet nachlesen.

    Ich habe es bisher nur sehr wenigen Menschen erzählt, dass ich die Asche meines Lebensgefährten hier habe und streichle,

    weil ich ahnte, dass viele mir sagen würden das sei abartig.


    3.) Essen

    So wie Du habe ich vor dem Tod meines Lebensgefährten immer sehr darauf geachtet viel Gesundes zu essen.

    Erst viel Gemüse und dann erst etwas Süsses. Genau wie Du.

    Seit ich alleine hier bin ist alles durcheinander, weil ich oft nicht einkaufen gehen kann.

    Gemüse kann ich nur frisch essen. Süsses hält sich zwar länger ist aber nicht gesund.

    Ich esse jetzt viele Nüsse. Diese sind gesund und halten sie länger und ich muss sie nicht zubreiten.

    Kannst Du Nüsse essen? Wenn ja, gibt es sie bei Dir zu Hause?


    Tschüss und freundliche Grüße,

    Tereschkowa

    Liebe Andrea,

    falls Du doch noch ein Mal ins Forum schaust:

    Und trotzdem morgens ist es wieder so aufstehen und im Trauma der Vergangenheit kleben Herzrasen Schwindel..

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen und ich habe Respekt vor jedem einzelnen Tag an dem Du das schaffst.

    Vor allem nicht nur für Dich, sondern noch zusätzlich für Deine Katzis so verantwortungsbewusst zu sorgen.

    Nach dem Begräbnis hatte ich zumindest für einige Wochen jemanden, der mir und dem Hund täglich etwas zu essen vor die Tür legte.

    Ich hätte nicht geschafft, was Du geschafft hast.

    Ich wünsche Dir so sehr, dass Deine Bemühungen endlich Unterstützung zu finden für Dich passt und Dich zumindest im Alltag etwas

    entlastet.

    Mich macht es nach wie vor sehr wütend, dass es sich entgegen unseren Vorstellungen als so schwierig erwiesen hat jemanden zu finden, der nicht nur punktuell handelt, sondern etwas langfristiger und mit Blick auf die Gesamtsituation bereit ist Verantwortung zu übernehmen.

    Ich hoffe sehr, dass dies für Dich passt.

    Bitte lass mich wissen, wenn ich Dich irgendwie unterstützen kann.

    Was ich tun kann, tue ich sehr gerne.

    Ganz, ganz herzlich,

    Tereschkowa

    Zunächst trieb mich diese Aussage dazu an, alle möglichen Aktivitäten zu entfalten. Nach einiger Zeit habe ich die eine oder andere wieder aufgegeben. Heute überlege ich mir reiflich, bevor ich ein Angebot annehme oder abschlage. Ich glaube tief in meinem Innern spüre ich, ob mir etwas gut tun wird oder nicht. Mut kann aus meiner Sicht sowohl bedeuten, ja zu etwas Neuem zu sagen, als auch ein Angebot abzulehnen

    Lieber Uwe, lieber Nelson_180916,


    dem Text schließe ich mich zu 100% an.

    Der eigenen inneren Stimme wieder vertrauen zu lernen bzw. sie wieder zu hören fiel und fällt mir besonders schwer

    nach dem absoluten Kontrollverlust am 27. August im vergangenen Jahr.

    Diese innere Stimme war eigentlich immer da, doch ich hörte sie oft nicht.

    Daher nun wieder mein bereits öfter geschriebener Satz: Ruhe wird in der Trauer allzu leicht unterschätzt.

    In der Ruhe hören wir am besten, was unsere innere Stimme uns rät.

    Zur Ruhe braucht es natürlich oftmals sogar mehr Mut als zu Aktivitäten. Doch sie irrt selten.


    Uwe, danke für die von Dir angestossenen Gedanken mit der Aufforderung zu Kommunikation im Forum.


    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

    Verrate ich meine unendliche Liebe: Rosi ?

    Lieber Uwe,

    zunächst nur sehr kurz:

    Nein.

    Zumindest nicht mit den Dingen, die Du geschrieben hast.

    Es gibt meiner Einschätzung nach nur sehr wenige Dinge mit denen man eine unendliche Liebe "rückwirkend" (!)

    verraten kann. Für diese haben wir wahrscheinlich - schon alleine deshalb weil wir uns diese Fragen stellen - einen

    sehr, sehr sensiblen "inneren Kompass", den wir befragen können und "müssen".

    Im innere Dialog mit unseren Liebsten.


    Vielleicht schaffe ich es in den kommenden Tagen zum Thema "Gibt es eine zweite symbiotische Liebe?"

    ausführlich - und damit auch leider wieder sehr sperrig - zu antworten.

    Denn über dieses Thema habe ich in der vergangenen Zeit sehr viel nachgedacht.

    Auch nachdem mir vor ein paar Tagen eine Geschäftsfreund von P.sagte:

    "Das Schicksal hat es so gewollt und entschieden. Du haderst mit dem Schicksal, damit musst Du aufhören.

    Es ist Dein Schicksal und Deine Aufgabe das Ansehen von P. in Ehren zu halten - Du bist nun seine Vertreterin auf Erden. "


    Dazu:

    Jein.

    Ich sehe mich nicht als P.s Vertreterin auf Erden. Sei Ansehen halte ich in Ehren.

    Das ist Ehrensache - weder Aufgabe. Noch Schicksal. Sondern Liebe.


    Sätze und Fragen "im Sinne von"; "hätte sich gewünscht, dass..." etc.. stelle ich persönlich mir nie und nutze sie auch nicht

    als Hilfe um weiter zu machen.

    Sondern ich fragen mich öfter: "Was hätte mir P. in dieser Situation geraten..." und das hilft mir bei manchen Entscheidungen sehr.


    Allerdings tue ich auch Dinge von denen ich (schon vorher) genau weiß, dass sie P. überhaupt nicht in Ordnung gefunden hätte.

    Das habe ich immer getan.

    Dann habe ich einen seiner Sätze im Kopf: "Also das geht wirklich überhaupt nicht. "; "Das geht nun wirklich zu weit.";

    "Wie kann man so stur und eigensinnig sein...."; "Mir glaubt niemand mit welchem Monster ich zusammenlebe..."

    oder "Dazu sage ich nichts. Nicht ein Mal im Ansatz...."


    Hätte ich immer in P. Sinne und nach seiner Meinung gehandelt oder er nach meiner, dann wären wir sicherlich

    nicht lange zusammengeblieben.


    Herzlichst,

    Tereschkowa

    Lieber Josh,


    Vorgestern sagte sie zu mir, dass sie noch nie so offen und ausführlich mit jemand über den Tod ihres Mannes geredet habe.

    Du schreibst etwas über das ich bereits öfter nachdachte. Mir fällt an mir auch auf, dass mir der Kontakt zu neuen Menschen

    leichter fällt als zu alten Bekannten. Denn ich habe den Eindruck im Gespräch mit ihnen einfacher, vorsichtiger, aber dennoch klarer

    die Veränderung, die ich durch die Trauer an mir spüre in meine "neue" Persönlichkeit integrieren zu können.

    Daher ist natürlich eine neue Partnerin, die Deine Erfahrung des Verlusts nicht nur aus Empathie verstehen möchte, sondern aus eigener Erfahrung zur Gänze begreifen kann sicherlich eine wunderbare und tiefgreifende Erfahrung. Für Beide.

    Unter Umständen ist es die einzige Möglichkeit sich je wieder in einer Partnerschaft aufgehoben zu fühlen.

    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

    Es tut MIR gut, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und neue Menschen und dadurch auch neue Perspektiven kennenzulernen. Ein neuer, sehr spannender Lebensabschnitt hat für mich begonnen. Ich breche auf zu neuen, mir noch unbekannten Zielen. Und dabei ist nicht einmal das Ziel entscheidend, sondern der Weg dorthin.

    Lieber Josh,

    das klingt schön. Menschen - wie mir - hier im Forum gibt Dein Mut, den Du durch Deine Fotos, Geschichten und Erlebnisse mit uns teilst

    ein wenig Zuversicht.

    Ich wünsche Dir und D. ein schönes Wochenende und bin schon gespannt sie durch Deine Erzählungen ein wenig kennen zu lernen.

    Herzlichst,

    Tereschkowa