Guten Morgen, liebe Gabi, liebe Luise, lieber Uwe,
die Schwierigkeit - zumindest für mich - ist nicht in erster Linie das "WIE", sondern das "WARUM".
Das Wie ist erst dann zu entscheiden, die meisten Strategien und Durchhalteparole greifen erst, wenn das WARUM geklärt ist- und das ist es für mich nicht.
Das ist auch der Grund warum mich - egal wie tatsächlich wirksam oder zumindest immer gut gemeint die Ratschläge sind - nicht wirklich erreichen.
(Unter anderem auch der Punkt, den die meisten Therapeutinnen ohne Trauererfahrung verpassen, wenn sie Trauer mit Depression und/oder Trennungen verwechseln).
So weit ich das verfolgen kann geht es einigen hier im Forum auch so:
Klar möchten wir, dass der Schmerz weniger wird, aber das ist kein klares WARUM (Ziel).
Mit einem klaren Ziel, kann man verschiedene Strategien ausprobieren und immer wieder wechseln.
Die Motivation bleibt durch das Ziel erhalten, auch die Frustrationstoleranz ist deutlich höher, wenn es nicht direkt klappt...
doch woher nimmt man die Motivation, wenn einem immer und immer wieder auf halbem Weg das Ziel weg bricht bzw. man bemerkt, dass es
keine Ziel war, sondern eine provisorische Krücke?
Daher bricht bei mir und ich glaube bei vielen hier im Forum oft nach einer neu ausprobierte Strategie (gerade dann, wenn sie ein wenig
funktioniert) wieder die vollkommene Verzweiflung aus: Das WARUM ist nicht stark genug - was ist das Ziel dieser Bemühungen?
Alle "Warum"s sind entweder recht schwächlich, zu konstruiert oder "über Bande" gespielt - jedoch im Vergleich zu dem was wir verloren haben NICHTS.
Jeder Versuch ist mit Hoffnung besetzt, aber er kostet auch Kraft und wenn wieder am Ende NICHTS BESSER ist, dann ist es fast noch schlimmer als zuvor ... man hat noch zusätzlich Kraft und Hoffnung verloren.
Ich überlebe ob ich will oder nicht (so fern ich mich nicht aktiv dagegen entscheide) auch ganz ohne jegliche Motivationsstratgie.
Atmen, trinken und zumindest so viel essen, dass ich nicht verhungere passiert aus Instinkt.
Hier eine Auswahl, der provisorischen WARUMs
(zumindest für mich sind das Prothesen bzw. Krücken mit denen ich es kaum bis zur nächsten Straßenecke schaffe...)
- weil der Geliebte nicht gewollt, hätte dass ich leide
- mein Haustier braucht mich
- weil ich es mir wert sein soll
- ich noch gebraucht werde im Beruf oder ä.
- ich bin die Haupterinnererin meines Geliebten (frei nach Barnes)
- ich trage die Verantwortung für seine geliebten Dinge (das funktioniert bisweilen für mich am besten)
.....
Mir persönlich brummt manchmal der Kopf vor lauter Strategien und Ratschlägen, die alle sehr gut funktionieren würden, wenn ich wüßte wofür ich mich ins "Leben zurück" kämpfen WILL. Aber woher nehme ich diesen Willen?
Für mich ist das auch der Grund warum ich meine Therapien abgebrochen habe und mich immer mehr von Menschen zurückziehe.
Denn dieses "Missverständnis" ist nicht auflösbar, wird auch meistens nicht direkt kommuniziert, jedoch ist es der Ursprung fast jeden Satzes, den man an mich richtet. Es wird vorausgesetzt, dass geklärt ist WARUM ich überleben möchte. Das ist keinesfalls die Verantwortung der anderen, dieses "Missverständnis" kann niemand mit reflektieren.
(Außer Trauerbegleiter bzw. Therapeuten, wenn sie sich mit Trauer auskennen.)
Alle Ratschläge und Strategien setzen nach diesem Punkt des "Warum" an. Das macht für mich viele Gespräche mittlerweile so belastend.
Nur weil ich überlebt habe, weiß ich noch lange nicht wodurch ich mich motivieren könnte wieder leben zu WOLLEN.
Ich will WOLLEN, doch wie komme ich dorthin????
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Es tut mir leid nichts Tröstlicheres zu schreiben.
Mir bricht es das Herz mit welcher Tapferkeit hier so viele Menschen versuchen sich gegenseitig zu stützen.
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Herzlichst,
Ter(y)schkowa