Beiträge von Sora

    Liebe Sora, vielen Dank für Deine Rückmeldung! Du schriebst, ich hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn zu finden. Das stimmt zwar, dennoch habe ich aus meiner Sicht nicht genug getan. Warum habe ich ihn aus den Augen gelassen am Strand? Ich weiß, er war kein Kind, sondern ein erwachsener Mann, aber trotzdem: an dem Tag war starker Wind, vielleicht hätte ich ihn dann doch besser im Blick behalten, dann hätte ich die Rettungsschwimmer schneller rufen können. Und: Warum habe ich den Ort überhaupt als Ferienort vorgeschlagen? Gerade an dem Strand sind schon viele ertrunken, wie ich später im Nachhinein erfuhr - hätte ich das vorher gewusst, hätte ich niemals vorgeschlagen, dorthin zu fahren! Warum habe ich mich nicht vorher informiert?

    Liebe Romy,


    leider ist es, wenn der geliebte Mensch gehen muss, nie genug, was man getan hat. Man sagt sich immer: Hätte ich nicht... usw.

    Du weißt jetzt, wie es ausging und deswegen kannst du nun jedes Detail eures Tages am Strand untersuchen und hinterfragen.

    In dem Moment aber, hast du einfach so gelebt, wie du es "gewohnt" warst. Hast aus der Erfahrung geschöpft, so wie du es kennst.

    Dein Schatz war ein guter Schwimmer, dein Schatz wollte sicherlich auch nicht, dass du dir übermäßig Sorgen machst, wenn er ins Wasser geht. Du solltest ja auch was vom Urlaub haben und entspannen.

    An dem Strand waren viele Menschen, du hast auch mal in andere Richtungen geschaut und nicht nur aufs Meer. Aber weil es das Meer ist, so eine große Masse an Wasser mit gleichförmigen Wellen, verliert man auch mal schnell den Überblick... Auch das kann man dir nicht zum Vorwurf machen.

    Warum hast du den Ort vorgeschlagen? Weil er schön ist, viele Menschen scheint es dort hinzuziehen.. Eigentlich ja auch logisch, dass dort mehr Badeunfälle passieren, wenn dort eben so viel Betrieb ist... Jedenfalls, haben all die anderen Menschen dort sich ja genauso wenig Sorgen gemacht und wollten nur Spaß haben und das ist okay. Man informiert sich nicht zwingend noch mehr vorher, wenn so viele andere mit dem Ort auch kein Problem haben. Wenn der Ort sogar beworben wird als toll usw.

    Ich kann nicht erkennen, dass du das alles hättest vorhersehen müssen. Es war nicht vorhersehbar.

    Liebe Kyja,


    auch ich möchte dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen.

    Es tut mir Leid, dass dein Mann aufgrund eines Ärztefehlers erblindet ist und es ihn dann später so plötzlich aus dem Leben gerissen hat.

    Hier kannst du deinen Schmerz teilen und er wird auch ausgehalten.


    Die Bekannten... ich glaube, viele Menschen sind einfach hilflos angesichts solcher Schicksalsschläge wie unserer.

    Das soll nichts entschuldigen, aber viele halten es nicht aus, dass es uns mal länger als nur ein paar Tage schlecht geht.

    Oder dass wir vielleicht immer über "dasselbe" reden wollen. (Wobei ich das eigentlich kaum tue...)

    Der Umgang mit Tod überfordert jedenfalls viele, was nicht zuletzt daran liegt, dass Tod solange verdrängt wird bis er quasi an die eigene Haustür klopft...

    Aber genau da sind auch wieder deine Verbündeten. Die Menschen, bei denen der Tod an die Tür geklopft hat, verstehen dich.


    Liebe Grüße,


    Sora

    Liebe Romy,


    es tut mir Leid, dass du so viele Tage lang Bangen und Hoffen musstest.

    Ich glaube aber, es war wichtig, dass du ihn selbst noch ein paar Tage gesucht hast... noch mal alle Hebel in Bewegung gesetzt hast.

    Wer hätte schon einfach so abreisen können?

    Du hast alles in deiner Macht stehende für ihn getan und somit musst du dir bestimmte Fragen wenigstens nicht stellen.


    Ich kenne auch die Verpflichtung, die man spürt, auch wenn man "nur" die Lebensgefährtin war. Man kann nicht einfach alles im Argen lassen... Manchmal hilft einem auch das Entwirren der ganzen Knoten, so ist man etwas abgelenkt.

    Und auch ich habe nach dem plötzlichen Tod meines lieben Freundes auf einmal unglaublich viel Organisatorisches lösen müssen, das einfach dringend war. Habe ebenfalls einen Umzug hinter mir... Obwohl man noch trauert gibt es soo viele andere Dinge, die angegangen werden müssen... Ich wünsche dir viele liebe Menschen, die dir zur Hand gehen. Andere Arten von Unterstützung gibt es für hinterbliebene Lebensgefährtinnen ja leider auch kaum, weil kein Trauschein vorliegt.

    Aber weißt du, so eine neue Umgebung ist eventuell hilfreicher für die Verarbeitung als eure alte gemeinsame Wohnung.

    Ich glaube, ich wäre in unserer alten Wohnung eingegangen.


    Ich schicke dir eine Umarmung!
    Liebe Grüße,


    Sora

    Geht es euch auch so, dass ihr ihr euch kaum noch über Wochenenden freuen könnt?
    Bei mir ist der Verlust noch nicht lange her und ich konnte noch keine neuen Routinen für mich entwickeln.
    Es war jetzt mal so, mal so.

    Was macht ihr, wenn ihr ein leeres Wochenende vor euch habt?

    Ich denke, dass ich bestimmt zum Grab fahren werde... aber das macht dann nur einen halben Tag aus.

    Lieber Dieter,


    wenn du gern noch mal mit dem Arzt sprechen würdest, dann bitte um ein Gespräch. Aber berücksichtige dabei auch deine allgemeine Gefühlslage...

    Ich kann sehr gut verstehen, dass es dich ärgert, dass er nach dem Tod von allein nichts mehr erklärt hat. Mich würde das auch stören.


    Es kamen in den letzten Tagen mehrere unglückliche Umstände zusammen... deine Mama konnte sich nicht ausdrücken, aber vielleicht wusste sie auch selbst nicht immer genau, was mit ihr los ist. Sonst hätte sie ja vielleicht auch öfter auf ihre Lunge oder den Hals gezeigt?

    Jedenfalls, wenn sich ein Mensch nicht ausdrücken kann oder kaum, ist es leider schwer ihm zu helfen. Dann muss man leider viel raten...

    Deswegen sei nicht zu harsch mit dir.

    Lieber mlederer,


    auch von mir mein herzliches Beileid.

    Es ist schlimm, wenn der geliebte Mensch so plötzlich verstirbt. Das wirft einen erstmal aus der Bahn.

    Bitte mach dir nicht so viele Vorwürfe, du hast so gehandelt, wie du in dem Moment dachtest, dass es richtig sei.

    Eine Erkältung ist ja nichts Lebensbedrohliches also woher sollte man wissen, dass es so schlimm wird?

    Dazu noch die Erste Hilfe...du warst ja einfach selbst erschrocken als deine Liebste dort lag, zum Glück konntest du überhaupt noch reagieren und etwas tun...

    Ich bin mir sicher, dass deine Partnerin dich auch nicht von Schuldgefühlen zerfressen sehen wollen würde...


    Zu Jenseitskontakten kann ich leider nichts sagen, habe keinerlei Erfahrung und "suche" meinen Schatz derzeit auch nicht dort.


    Liebe Grüße,


    Sora

    Hallo ihr Lieben,


    noch ein paar Gedanken von mir:

    Diese nicht-Warum-Fragen sind auf jeden Fall konstruktiv. Sie orientieren einen eher auf eine Lösung hin, auf die nächsten Schritte... anstatt nur klagend zu fragen: Warum?
    Trotzdem empfinde ich meine Warum-Fragen auch manchmal als befreiend... in meinen schlechten Momenten...

    Dann möchte ich keine Lösungen, kann keine Schritte gehen... sondern ich klage nur an: Warum?
    Warum hat man mir meinen Schatz genommen? Warum konnte man ihn nicht retten?
    Warum keine Verabschiedung mehr im Krankenhaus? Warum diese vollendeten Tatsachen, der Super-GAU? Warum, warum?

    ...tut auch manchmal gut...

    Liebe Romy,


    mein herzliches Beileid.

    Schön, dass du uns gefunden hast, hier wird man dich verstehen und dir zuhören.

    Ich bin auch seit dem Sommer hier und fühle mich gut aufgehoben.


    Es ist schlimm, was du erleben musstest. Und alles geschah so unerwartet und plötzlich.

    Ein Tag, der perfekt begann, endete in einem Alptraum.

    Ich verstehe deine Fassungslosigkeit. Man bleibt sprachlos zurück.

    Mich erinnert die Art, wie es dir deinen Mann entrissen hat, ein wenig an meine Geschichte...

    Eben war noch alles in Ordnung, dann bricht die ganze Welt zusammen. Andere wollen irgendwie helfen. Stellen Fragen...

    Aber man selbst kann es immer noch nicht glauben, starrt nur vor sich hin.

    Dann im nächsten Moment denkt man, er kommt gleich wieder. Da durch die Tür.

    Aber eigentlich weiß man schon, was los ist... nur das Herz kann es nicht begreifen, will es nicht begreifen.


    Jemanden so plötzlich zu verlieren ist grausam und... man hat Schwierigkeiten es zu begreifen, weil man es nicht verstehen kann.

    Bleibt immer die Frage: Warum?

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

    Hallo Zusammen!

    Heute hat mich meine Tante angerufen und mich in meine alte Heimatstadt eingeladen.Ralf war da so gerne,und im letzten Jahr hatten wir es nicht geschafft und er mochte meine Verwandtschaft und hat sich immer so gefreut sie wieder zu sehen.Es fällt mir zwar schwer aber sonst wäre ich mit Ralf gefahren und er wird mich auch auf jedem Schritt dorthin begleiten und wenn ich da abgesagt hätte,das hätte er gar nicht gut gefunden.Ja diesen Monat bin ich gut beschäftigt,aber dann sind die Tage wenigstens gefüllt,wenn auch die Abende wieder sehr traurig und leer sind.LG Helga

    Liebe Helga,


    ich finde es gut, dass du die Tage füllst, solange es dich nicht zu sehr erschöpft.

    Die Jahreszeit, die nun kommt, verlangt das leider auch... Wenn die Sonne weniger scheint usw. ist Einsamkeit ja noch schlimmer, finde ich zumindest.

    Und ja, ich denke auch oft daran: "Was würde mein Schatz gut finden?" Und dann versuche ich, danach zu handeln.. mir auch mal einen Ruck zu geben.
    Nicht weil ich ihm hörig war oder bin, sondern weil mir dieser Gedanke Antrieb gibt. Und weil mein Schatz mich sehr gut gekannt hat und nur das Beste für mich wollte. Er hat mich auch immer ermutigt, wenn es darum ging, dass ich mal über meinen Schatten springen muss.

    An seinem Grab hab ich ihn gebeten, dass er mir den Weg weist.


    Liebe Grüße,


    Sora

    Liebe Sora,

    ich kann auch viele Dinge noch nicht tun. Er ist ja zwei Tage nach unserem wunderschönen Urlaub gestorben. Die Bilder habe ich mir bis heute nicht angeschaut. Wie soll das auch gehen, wo wir da doch so glücklich waren. Ich höre keine Musik - schon gar nicht unsere gemeinsame Lieblingsmusik. Ich esse unsere Lieblingsgerichte nicht mehr. Ich saß seit seinem Tod nicht mehr auf der Terrasse - das war sein Lieblingsort. Es gibt so viel, was man ohne den geliebten Menschen nicht mehr tun kann/will. Wir waren verliebt in Südtirol. Haben dort die schönsten Urlaube verbracht. Werde ich da jemals wieder hinfahren können? Ich kann es mir nur schwer vorstellen. Wir werden etwas Neues für uns entdecken und wir alle werden uns auf ein neues Leben einlassen müssen! WARUM?????? LG Pauli

    Liebe Pauli,


    dass du dir die Bilder gerade nicht anschauen magst, verstehe ich absolut. Fotos sind manchmal einfach zu "nah", vor allem noch vor dem Hintergrund, dass dein Mann kurz, nachdem die Urlaubsbilder gemacht wurden, gehen musste.

    In der Summe ist es leider sehr viel, was wir momentan nicht mehr tun.. Ich möchte gern Lösungen dafür finden, weil ich mich nicht "aussperren" mag...Ich versuche, mir Stück für Stück einen "Lebensraum" zurückzuerobern.

    Ich möchte bei den für mich leichteren Dingen, wie etwa dem Kochen, beginnen und das ausweiten.

    Die Terrassensaison neigt sich nun leider eh dem Ende zu, aber vielleicht wäre eine neue Strategie für dich das Umstellen der auf der Terrasse befindlichen Möbel/Gegenstände. Damit du weniger das Gefühl hast, dass sein Platz leer bleibt und nächsten Sommer wieder deine Terrasse genießen kannst. Mit einem neuen Gefühl.

    Ja, das neue Leben und das Einlassen... mir wurde gesagt, ich müsse das auch WOLLEN. Und leider stimmt das.

    Zwar nicht ohne Protest, aber ja man muss sich ein Stück weit fügen. Und mehr als nur fügen... man muss das neue Leben aktiv befüllen mit neuen Dingen, damit es nicht so ein Elend bleibt. Sonst klafft da nur eine riesige Lücke...der Verlust... Das kann so nicht bleiben, das ertrage ich nicht.

    Ich habe schon Einiges an Neuem begonnen, muss aber auch immer mal kleine Pausen einlegen, weil es mich Kraft kostet.

    Und auch ich frage nach wie vor: WARUM traf es meinen Schatz? Warum durften wir nicht miteinander glücklich bleiben?:13:


    Liebe Grüße,

    Sora

    Lieber Dieter,


    zunächst mal möchte auch ich dir mein herzlichen Beileid aussprechen.

    Ich kann gut verstehen, dass dich nun viele Fragen quälen.

    Bitte beachte dabei auch, dass du rückblickend mehr Informationen hast als noch in den damaligen Momenten... Bestimmte Fragen konntest du dir damals gar nicht stellen, du wusstest einfach zu wenig. Jetzt weißt du mehr, du weißt auch wie es geendet hat also kommen umso mehr Fragen bei dir auf...

    Wenn es dir hilft, sammle die Fragen (über das Medizinische, über die Art der Kommunikation des Personals) und stelle einem der verantwortlichen Ärzte in einem sachlichen Gespräch diese Fragen. Manche Mitglieder hier im Forum haben sowas ja schon getan. Manche haben sich erleichtert gefühlt, andere waren enttäuscht.

    Das Ganze ist natürlich auch ein Kraftakt.. ich weiß nicht, ob die Antworten eines Arztes zufriedenstellend für dich wären oder ob es dich nur fertig machen würde. Das kommt ja auch auf den Arzt an. Würde er offen sein im Gespräch oder wäre er nur damit beschäftigt, jeglichen Anflug von Schuld von sich zu weisen und im schlimmsten Falle auch noch dem "Laien" also dir am Ende den schwarzen Peter zuzuschieben, damit er aus dem Schneider ist?

    Es geht jetzt darum, was du denkst, was du brauchst und was dir jetzt hilft.

    Deine Schuldgefühle, was deine Hilfe angeht, ist normal. Ich glaube, jeder Hinterbliebene hat bis zu einem gewissen Grad Schuldgefühle.

    Ich habe auch manchmal Schuldgefühle, weil mein Schatz sterben musste und ich leben darf. Dabei gibt es ja sogar einen Unfallverursacher in meinem Fall, der doch sehr eindeutig Schuld hat.

    Also...Schuldgefühle sind normal. Schuldgefühle bei Tod durch Krankheit sind auch normal denke ich, weil es in der Natur der Sache liegt, dass man sich fragt, ob man hätte schneller reagieren müssen, früher erkennen müssen... Das sind leider die Fragen, die so ein Fall bei einem selbst auslöst.

    Aber das ärztliche Personal, die Leute, die deine Mama schon frühzeitig (regulär) untersucht haben... die müssten sich das doch noch viel eher fragen. Denn du bist kein Arzt und sie sind die Leute mit Sachverstand.

    Du als "Laie" bist anhand des Verhaltens deiner Mutter nicht davon ausgegangen, dass sie in einer lebensbedrohlichen Lage ist. Punkt. Versuche da auch mit dir selbst nicht zu hart ins Gericht zu gehen. Du hast deine Mutter über alles geliebt und so gut es ging auf sie aufgepasst, warst an ihrer Seite. Sie wusste das auch.

    So lange ein Mensch nicht bewusstlos wird, sich vor Schmerzen windet oder eine eigenartige Farbe annimmt, geht man nicht davon aus, dass die Lage bedrohlich ist... Es war damals so wie es war und du hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.


    Liebe Grüße,


    Sora

    Hallo Bine,


    ja das eilt nicht und nein, ein Paar brauchst du bei so einer Art von Ausflug absolut nicht...

    Vielleicht bist du irgendwann so weit, dass du es alleine möchtest oder eben jemanden findest, den du gern dabei hättest.


    Liebe Grüße,
    Sora

    Liebe Sora! Deine Geschichte hat mich sehr berührt, es tut mir sehr leid, dass du deinen Schatz so früh verloren hast!

    Auf das Warum gibt es wahrscheinlich keine Antwort, ich kann es auch schwer verstehen! :(

    Ich lasse dir auch einen virtuellen Drücker da und schick dir eine Portion Kraft! <3

    LG Andrea

    Liebe Andrea,


    ich finde deinen Nutzernamen sehr schön, denn mein Schatz hat mich auch oft an die Sonne erinnert.

    Es ist wirklich sehr schwer zu verstehen... es entbehrt jeglicher Logik. Manchmal denke ich: Wenn solche Unfälle im Straßenverkehr passieren, dann MUSS es ja leider jemanden treffen. Leider war mein Schatz zur falschen Zeit am falschen Ort. Das kommt für mich einer "Erklärung" noch am nähesten.

    Aber eigentlich erklärt es immer noch gar nichts. Denn andere Verkehrsteilnehmer waren ja auch ganz in der Nähe und sie hat der Unfallverursacher nicht getroffen. Andere dürfen älter werden als mein Schatz. Andere dürfen ein halbes Jahrhundert lang am Straßenverkehr teilnehmen, ohne körperlich verletzt zu werden - geschweige denn dabei ihr Leben zu verlieren. Andere gedankenlosere Menschen, die weniger vorsichtig sind als mein Schatz, dürfen mit ihrem Partner ihr Leben verbringen und eine Familie gründen.

    Ich werde es nie verstehen, warum mein Schatz nicht weiterleben durfte.

    Und ich denke mittlerweile auch, dass die Warum-Frage zwar nicht weiterhilft, aber sie absolut berechtigt in so einem Fall ist.

    Ich finde den Ansatz von Stille Perle auch sehr interessant.

    Kognitiv kriege ich den Dreh aber gerade auch kaum raus, diese Warum-Fragen in etwas anderes, Konstruktives zu verwandeln.

    Ich TUE dafür vieles auf eine andere Weise, in der Hoffnung, dass ich Schmerzhaftes in weniger Schmerzhaftes verwandeln kann.

    Da war ja das Beispiel mit dem "anders zu Hause kochen".

    Oder...mein Schatz mochte bestimmte Gerichte sehr gern, die ich irgendwie noch essen mag, aber bitte nicht allein, da es mich deprimiert. Ich habe mir überlegt, mir mal jemanden zu schnappen, der diese Gerichte mit mir zusammen auswärts isst. :) Das wird bestimmt leichter sein. Man redet ja dann auch über andere Dinge und nicht nur über die Trauer.

    Unsere gemeinsamen Hobbies... da taste ich mich gerade wieder heran. Da ist auch viel Schmerz.

    Musik, Filme, Serien... alles schwierig momentan. Neue Musik, die ich selbst noch nicht kannte, wäre wohl eine Lösung...

    Filme schauen...auch vielleicht mit jemand anderem zusammen.


    Ja Orte können schön und auch belastend sein. Ich habe momentan das Glück, in einer für mich "unbelasteten" Gegend zu sein.

    Natürlich erinnere ich mich sowieso ständig an ihn. Und auch so fallen mir genügend Dinge ins Auge, die ich mit ihm verbinde.

    Aber die Gegend an sich ist nicht vorbelastet, somit ist es meine Entscheidung, wie ich es anstelle.

    Bine, du weißt am besten, was du dir zutrauen kannst. Aber du könntest vielleicht auch mal mit jemandem zusammen einen Roger-Erinnerungs-Ausflug machen. Wahrscheinlich würde dich das etwas weniger runterziehen, weil du durch die andere Person auch mal abgelenkt wirst.

    Ihr Lieben,


    danke für eure einfühlsamen Worte.

    Ich habe tagsüber derzeit viel zu tun und somit bin ich abends oft müde...was ja gut ist, weil mein Kopf dann relativ voll ist mit anderen Dingen und ich bald schlafen kann.

    Aber wenn ich dann mal Zeit zum Nachdenken habe, werde ich sehr schnell traurig.

    Ich versuche auch, das zuzulassen. Wobei es zum Beispiel an öffentlichen Orten mir jetzt gerade doch peinlich ist, zu weinen. Das war es vor ein paar Wochen noch nicht. Somit hab ich dann oft Tränen in den Augen, die aber selten wirklich fließen.

    Ich habe aber eh das Gefühl, immer noch nicht vollumfänglich begriffen zu haben, was das alles überhaupt bedeutet.

    Wobei mein "Leben danach" bereits begonnen hat... MUSSTE es ja... Und ich ja auch mit anderen Leuten über meinen Freund schon in der Vergangenheitsform rede. (Wobei die Gespräche selten tief gehen, da muss ich noch schauen, wer wirklich bereit oder in der Lage ist, mal etwas tiefgehender mit mir über meinen Freund zu sprechen.)

    Also alles in allem stehe ich glaube ich noch am Anfang meines Weges und möchte schauen, wo ich wie die Gefühle für meinen Freund und seinen Tod ausdrücken kann.

    Vor manchen Dingen habe ich aber auch Schiss. Zum Beispiel würde ich gern Orte besuchen, die wir früher gemeinsam besucht haben, aber ich glaube, momentan wäre ich danach einfach nur fertig. Bilder von ihm machen mich derzeit auch oft traurig.

    Liebe Stille Perle,


    die Geschichte von dem Sohn deiner Cousine ist auch wirklich tragisch.

    Und seine arme Freundin hat sich bestimmt, obwohl sie gar keine Schuld hatte, Vorwürfe gemacht, weil er sie ja abholen wollte.

    Das Hirn wirft einem dann lauter Szenarien hin, in denen er ja überlebt hätte, wenn er nicht... wenn wir nur nicht... usw.

    Verkehrsunfälle eignen sich leider prima für so ein Gedankenkarusell. Aber eigentlich ist das ja Schwachsinn. Man könnte genauso gut sagen: Wär er nur 5 min früher losgefahren. Hätte ihn doch nur jemand oder etwas auf der Arbeit noch aufgehalten, wenigstens 2 min lang. War ja manchmal so gewesen, warum nicht AN DEM TAG? Hätte er doch nur Probleme beim Starten des Wagens gehabt... oder beim Runterfahren des PCs...usw.


    Ich muss in dem Kontext öfter an den Film "Time Machine" denken von 2002. Dort stirbt die Geliebte des Protagonisten bei einem Überfall und so entsteht bei ihm die Motivation, eine Zeitmaschine zu bauen. Damit er in die Vergangenheit reisen und sie "retten" kann. Nur leider stirbt sie bei seinen Zeitreisen, wenn er sie gerettet hat, anschließend immer durch andere Unglücke, die kurz darauf passieren.

    Es sollte eben einfach nicht sein.

    Liebe Birgit,


    ja er hat mich über alles geliebt und ich ihn auch.

    Aber die quälende Frage ist die über die Qualität der kurzen gemeinsamen Zeit, die wir hatten. Dass ich mir diese Frage rückblickend stelle bzw. stellen MUSS ist furchtbar ungerecht und macht mich wütend.

    Ja, ich dachte auch, dass wir noch viel Zeit haben - und das, obwohl ich schon eher jemand war, der bewusst gelebt hat und sich auch immer Gedanken um die Zukunft gemacht hat. Woran ich nicht gedacht habe war, dass es meinen Schatz von einem auf den anderen Tag aus dem Leben reißt.


    Liebe hasi ,

    das stimmt, wenn man keine Beschwerden hat, geht man nicht zum Arzt und mir fällt auch nicht ein, was du hättest anders machen können.

    Es ist gut, dass du neulich wenigstens kurz draußen warst. Und ich bin mir sicher, der Tag wird kommen, an dem du auch wieder Paare usw. erträgst. Lass dir nicht von "den anderen" schöne Dinge in deinem Leben madig machen. Das wünsche ich dir zumindest.


    Heute ist für mich kein guter Tag. Ich merke das in letzter Zeit meistens schon morgens, wenn ich einen echt miesen Tag habe. Und dann wird es auch nicht mehr richtig. Das kam jetzt so ca. einmal die Woche vor. Ich habe dann heute zum Glück doch noch einiges gebacken bekommen, aber nur in kleinen Schritten.

    Seit ich die größten Baustellen, die der Unfall hinterlassen hat, beseitigt habe, zeigt sich immer mehr die Tragweite des Verlusts.

    Mein Schatz fehlt mir sehr und es tut einfach weh, an ihn zu denken. Warum konnten wir nicht? Warum durften wir nicht?
    Wie kann das alles überhaupt sein?

    Er war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wie kann es jemand wagen, uns zu trennen, auch noch auf diese Art und Weise?

    Ich finde das alles nur noch gemein.

    Er hat es nicht verdient, ich habe es auch nicht verdient.

    Und ich muss nun auch noch die ganzen Scherben aufsammeln, als sei der Verlust schon nicht schlimm genug.

    Lieber Gego,


    ich besuche dich erst jetzt in deinem Thread, nehme aber auch Anteil an deiner Geschichte und möchte dir sagen, dass ich es stark von dir finde, dass du, als dir danach war, gegangen bist.

    Gleichzeitig kann keiner sagen, du hättest es nicht versucht. Du bist sogar relativ lang geblieben.

    Allgemein ist es nicht leicht, die Balance zwischen innerer und äußerer Welt in der Trauer zu halten, denn alles ist irgendwie in Schieflage geraten.

    Da gilt es, auszuprobieren und in sich hinein zu horchen...


    Liebe Grüße,

    Sora

    Hallo ihr Lieben,


    eine Strategie, die für mich gerade funktioniert ist, andere Gerichte zu kochen als die, die man mit dem Liebsten gegessen hat.

    Oder jedenfalls nicht genau die gleichen Rezepte zu verwenden.

    Ich schmeiß mir jetzt manchmal einfach das zusammen, was im Kühlschrank so ist, anstatt die "gemeinsamen" Lieblingsgerichte nachzukochen. Ich versuche, ein bisschen kreativ zu sein.

    Ich verändere bei mir bekannten Gerichten auch mal die Zutaten. Dann schmeckt es eben anders, ist aber auch weniger "belastend" für mich.

    Wenn ich jetzt genauso kochen würde, wie mein Schatz und ich es damals geliebt haben, wäre ich ständig traurig beim Essen.


    Noch ein paar Gedanken:

    Manchmal macht es mich traurig und wütend, dass dadurch, dass dieser Unfall verursacht wurde, mir auch so eine besondere Rolle in dem Ganzen zufällt.

    Ich quäle mich jetzt immer mal wieder mit Gedanken wie: Hätte ich besser sein können? War er wirklich glücklich genug mit mir? Haben wir genügend "gelebt"?

    Fragen, die sich "normale" Menschen in einer Partnerschaft kaum stellen müssen, weil das Leben ganz normal dahinzieht.

    Dadurch dass mein Schatz rückblickend seine letzten prägenden Lebensjahre mit MIR verbracht hat, muss ich schon fast eine "Heilige" sein, damit diese letzten Jahre eben wirklich "gut" sind.. so kommt es mir manchmal vor. Aber natürlich war ich eben auch nicht perfekt, bin ja auch nur ein Mensch.

    Im Grunde meines Herzens weiß ich, dass er mich mit all meinen unperfekten Zügen geliebt hat. Ich ihn ja auch.

    Und trotzdem schwirren mir diese Fragen im Kopf rum.

    Ich stand ihm zuletzt am nächsten, ich war verantwortlich für sein Wohlergehen... Es ist durch und durch beschissen so zurückbleiben zu müssen mit vielen Fragen im Kopf.


    Liebe Grüße,

    Sora