Beiträge von Sora

    Momentan tut mir jeder Schritt weh, den ich machen muss, um das gemeinsam angefangene neue Leben von meinem Schatz und mir wieder abzubrechen, Schritt für Schritt rückgängig zu machen...

    Ich habe dabei auch noch ein schlechtes Gewissen, so als würde ich ihn verraten.

    Aber ich muss die größten unserer gemeinsamen Träume aufgeben und ich muss mein Leben irgendwie weiterleben.


    Immerhin kann ich nun klarer sagen: Ja, das ist so passiert.

    Aber dass es MIR passiert ist, kann ich immer noch nicht ganz glauben.

    Hallo Marina,


    möchtest du uns ein bisschen von Evgeny erzählen?

    Ich habe leider auch meinen lieben Freund überlebt.


    Liebe Grüße,


    Sora

    Liebe Petra,


    vielen Dank für deine Anteilnahme.

    ja, das Leben sollte für meinen Schatz und mich nach einer Phase des Aufbaus so richtig losgehen und bis dahin haben wir uns viel angestrengt, sind auch mal kürzer getreten... Trotzdem waren wir selbst in dieser Phase glücklich miteinander, denn wir waren so hoffnungsvoll. Wir haben es ja alles füreinander getan und auch gern getan.

    In unseren gemeinsamen 5 Jahren haben wir allgemein auch viele Momente genossen und ich war, aufgrund meiner Lebensgeschichte, auch so geprägt, dass ich auch mal mit Nachdruck zu ihm meinte: Lass mal die Arbeit Arbeit sein und lass uns was unternehmen. Ich hatte das Glück (und er auch), dass mir schon vor seinem Tod klar war, dass das Leben zerbrechlich ist und dass man nicht alles ewig aufschieben sollte, was man gern tun würde. Dass es eigentlich auch jeden Tag vorbei sein kann...

    Natürlich, wenn viel los ist, dann bleibt einem manchmal nichts anderes übrig als Dinge aufzuschieben oder sich auszupowern. Das war in unserer Lebensphase eben manchmal der Fall.

    Aber an sich sind/waren wir schon Zwei, die das Leben auch genießen wollten. :) Dazu gehörte das ausgiebige Frühstücken (daheim oder auswärts) an Wochenenden, viele gemeinsame Ausflüge und auch das gelegentliche "keine Lust heute was Großes zu starten, lass uns drinnen faulenzen". :) Auch haben wir jeden Abend gemeinsam gekocht uns dabei schon auf die Mahlzeit gefreut und anschließend noch lange gesessen und geredet. Das war unser Leben zu dem Zeitpunkt und ich bereue es nicht.

    Hätte mein Schatz mehr Zeit gehabt und hätte er noch seine vor ihm liegenden Arbeitsziele in den kommenden 3 Jahren erreicht, dann wäre es ihm natürlich noch leichter gefallen "ein Lebemann" zu sein. Dann hätte er noch ein Stück weit "lockerer" lassen können. Aber zum einen hat er seine Arbeit geliebt, sie hat ihn angetrieben... und zum anderen habe ich immer ein Auge auf ihn gehabt und ihn zu mir geholt, wenn er zu lange über etwas gebrütet hat.


    Trotzdem hätte ich natürlich meinem Schatz ein längeres Leben gegönnt. Aber ich weiß, dass er bis zum Ende mit mir glücklich war und so intensiv gelebt hat, wie es ihm zu dem Zeitpunkt eben möglich war...

    Liebe Petra,


    bei deiner Überschrift habe ich mich direkt angesprochen gefühlt, denn bei mir ist ein ähnlich kurzer Zeitraum seit dem Schicksalsschlag vergangen.. Die Wunde ist noch frisch...

    Ich weiß, dass unsere beiden Trauerfälle relativ unterschiedlich sind, aber ich habe das Gefühl, dass wir vielleicht gemeinsam haben, dass wir uns nicht so von unserem Partner verabschieden konnten, wie wir es vielleicht gern getan hätten.

    Bei mir hat ein Unfall zu einem abrupten Abreißen der Beziehung zwischen meinem Schatz und mir geführt. Ich konnte ihm morgens nur noch schnell "Mach's gut" sagen, weil wir beide in Eile waren.. dann kam er nicht mehr wieder.

    Bei deinem Andi hat es sich abgezeichnet, dass die Krankheit sein Leben beenden wird, aber mir scheint, dass er darüber fassungs- und sprachlos war.. und du ihn ja auch nicht mit deinem Schmerz belasten wolltest (er hätte ja auch kaum eine Möglichkeit gehabt, sich diesem Schmerz zu entziehen) und dass dann so eine Sprachlosigkeit zwischen euch geherrscht hat, was die Themen "Abschied, Tod und Trauer" betrifft. Und ja..dann bleibt vieles unausgesprochen, was es im Nachhinein nicht leichter macht.

    Aber ich denke, auch die Sprachlosigkeit von Andi war ein Ausdruck seiner Liebe zu dir. Weil er dich ein Stück weit schützen wollte und seine eigene Hilflosigkeit gespürt hat. Es war leider eine durch und durch traurige Situation für euch beide.

    Wie er schon zu seinem Freund meinte: er hat sich Sorgen um dich gemacht. Ich bin mir sicher, das wäre jetzt immer noch so.

    Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.

    Hallo ihr Lieben,

    ja, in meinen besseren Momenten sehe ich auch die Perspektiven vor mir und denke: das muss irgendwie zu schaffen sein. Dein Schatz hätte auch gewollt, dass du deinen Weg weitergehst und nicht zerbrichst. Letzten Endes, und das schreiben ja auch viele hier, wenn sie von ihrer eigenen traurigen Geschichte erzählen, ist das auch der einzige Weg. Wenn wir uns aufgeben bereiten wir doch allen anderen Menschen nur noch zusätzlichen Kummer...

    Ich finde es auch schön, wenn wir uns in solchen Momenten gegenseitig Mut machen können.


    Manchmal mischen sich bei mir auch Schuldgefühle mit dazu. Ich "darf" leben und mein Schatz nicht. Aber irgendwie ist das allein Weitermachen ja auch nicht nur schön, sondern auch eine Last, die man zu tragen hat. Also muss ich mich da nicht schuldig fühlen.


    Ich habe ehrlich gesagt Angst, wie es in ein paar Wochen wohl anfühlen wird... Derzeit habe ich sehr viel um die Ohren, weil ich so viel, was mit den Folgen des Unfalls zu tun hat, organisieren muss. Zwar nehme ich mir auch immer Momente der Ruhe, wo ich um meinen Schatz trauere...aber was es WIRKLICH bedeutet, dass er nicht mehr da ist, das KANN ich ja gar nicht so schnell gänzlich verstehen und erfassen.

    Er wurde einfach so abrupt aus dem Leben gerissen, dass man erst unter Schock steht und dann eben nur stückchenweise die Tragweite des ganzen begreift.

    Und ich habe es immer noch nicht vollkommen begriffen. Mein Alltag bei meiner Familie ist auch ein ganz anderer, so fühlt es sich manchmal an als sei ich nur "im Urlaub".

    Harte Momente der Realisierung gibt es aber auch. Nämlich wenn ich Schritte unternehme, die meinem "Leben danach" dienen. Und Dinge konkreter werden. Dann weine ich, weil ich nun die Weichen stelle für ein Leben als Einzelperson, abweichend von unseren gemeinsamen Träume, die wir hatten. Aber was bleibt mir anderes übrig?

    Lieber Uwe,

    ich bin erst seit kurzer Zeit hier und wir hatten bis jetzt nicht wirklich Kontakt. (außer, dass ich auch bei dir ein wenig mitgelesen hatte und du wohl bei mir auch)

    Aber ich wollte dir mitteilen, dass mich deine Zeilen über deine geliebte Rosi auch sehr berührt haben und ich es schade finde, wenn du gehen musst.

    Allerdings verstehe ich auch deine Entscheidung, denn irgendwann geht jeder seinen eigenen Weg, der ihm/ihr gut tut.

    Vielleicht warten somit " da draußen" wirklich neue Eindrücke und Sichtweisen auf dich. Und auch neue Gewohnheiten, die dir helfen.

    Es ist schön, dass das Forum dein Wegbegleiter sein konnte und ich persönlich würde mich freuen, wenn du ab und an mal von dir hier hören lässt - solange es DIR eben auch hilft.

    Lieber Nelson,

    vielen Dank für deinen Beitrag.

    Ich stimme dir vollkommen zu, das eigene Dasein verändert sich nach so einem Schicksalsschlag, ob man will oder nicht, und das eigene Verhalten muss leider auch neu überdacht werden. Es ist eine Ausnahmesituation, die man überleben muss... Denn man lebt nunmal noch und der Verstorbene würde sich ja auch für einen wünschen, dass man das irgendwie bewältigt bekommt. Sich nicht komplett aufgibt...

    Noch ein paar Gedanken dazu:

    Ich habe in den letzten Tagen gemerkt, dass alle meine Lebensbereiche von dieser Katastrophe betroffen sind.

    Und ich mir fast alles neu aufbauen muss.

    An sich bin ich eher zurückhaltend und nicht so sehr darauf aus, mich mit vielen Menschen über Privates auszutauschen. Ich habe da meine engen Freunde, aber darüber hinaus fiel es mir immer schwer. Auch hasse ich Veränderungen.. ich habe gern immer die Kontrolle und auch Stabilität im Leben.

    Aber nach diesem Unglück ist alles anders, alles wurde durcheinander gewirbelt und somit nehme ich die ausgestreckten Hände an und strecke auch selbst die Hände nach allen Seiten aus.

    Wenn du ein Umfeld hast, das dir schon unkonkret Beistand angeboten hat... Oder auch zu dir meinte "Wenn du reden willst, dann meld dich..."...ich meine, es ist schwer in schwierigen Zeiten sich selbst zu melden. Aber ich habe das bei denen, von denen ich mir dachte, dass sie mich ein Stück weit verstehen können getan, um nicht allein in dieser Dunkelheit zu bleiben. Sowohl bei engen als auch entfernteren Freunden und Bekannten. Ich habe sie beim Wort genommen. Und dabei auch an mein "Überleben" gedacht. Das würde ich dir auch empfehlen. Ein Freund/Familienmitglied allein kann sowieso nicht all deine Trauer auffangen, das wäre zu viel, das muss sich ein Stück weit auf verschiedene Menschen verteilen... Nicht jeder wird letzten Endes den kompletten Weg mit dir gehen können, aber das muss auch nicht passieren, ein Stück des Weges reicht auch schon.

    Außerdem ist jeder Mensch anders. Die einen sind bereit, mit dir über deinen Herzensmenschen zu reden. Die anderen möchten eher praktische Dinge für dich tun, wie etwa spazieren gehen, Dinge zur Ablenkung unternehmen, kochen, Sachen sortieren... Du kannst es herausfinden. Du kannst den Menschen erzählen, was dich umtreibt und schauen, wie sie reagieren. Ich hoffe, dass du da einen Kreis aus Leuten/Bekannten hast, mit dem du einen Anfang machen kannst.
    Aber auch die Tatsache, dass du dir eine Trauerbegleitung gesucht hast und hier im Forum schreibst, ist ein toller Schritt und zeigt, dass du auch aktiv werden kannst und willst.

    Zu dem Thema "sich nie mehr gleich am Leben erfreuen"... Mir hat man gesagt, dass es nun "anders" wird. Ich finde diese Aussage auch in Ordnung.

    Mein Leben ohne meinen geliebten Schatz wird ein anderes sein, ganz klar.

    Aber da ich bereits jetzt schöne Momente als solche annehmen konnte, habe ich da Hoffnung, dass es ein "danach" geben kann. Ein anderes.

    Hallo Astrid,


    vielen Dank, das hast du sehr schön gesagt.

    Es kommt wirklich sehr auf die Ausrüstung an. Dann kann man schon einiges schaffen.

    Was ich auch gelernt habe bis jetzt: Ich muss die Hilfe der anderen auch annehmen können. Oder allgemeine Hilfsangebote konkretisieren.

    Ich war nie der Typ, der gern andere um Hilfe bittet oder sagt "Ich brauche...", "Mir hilft es jetzt, wenn...".

    Aber ich kann diesen Weg nicht allein beschreiten...wie auch? Wie kann man so etwas allein bewältigen? Das geht nicht.
    Also spreche ich die Dinge an. Oder nehme eben auch Hilfe an, auch wenn mir sowas früher eher unangenehm war.

    Hallo zusammen,

    die Gefühle wechseln sich nach wie vor ständig ab und das ist kräftezehrend.

    Aber ich versuche, mir nicht zu viele Gedanken darum zu machen, sondern sie zu nehmen wie sie eben kommen.

    Ich habe den Eindruck, dass es morgens aktuell nicht mehr ganz so schlimm ist wie noch vor einer Woche.

    Etwas mehr hat nun auch die Realisierung eingesetzt, was natürlich auch hart war... aber letzten Endes versteht man ein Stückchen mehr...

    Wobei die ganze Sache an sich eigentlich immer noch unfassbar ist! Aber mein Herz versteht, nachdem mein Kopf es ja schon wusste, ein Stück weit mehr, dass mein Freund eben nicht mehr da ist und auch nicht mehr wiederkommen wird. Das tut sehr weh.

    Ich kapiere zwar immer noch nicht vollkommen wie man so ein verdammtes Pech haben kann, aber das steht auf einem anderen Blatt.

    Erstmal geht es ja darum, mit der derzeitigen Situation irgendwie umzugehen.


    Mitan

    Vielen Dank für deine Anteilnahme.

    Es tut gut zu wissen, dass du so ein schlimmes Unglück irgendwie überstehen konntest... Auch wenn der Weg nach wie vor kein leichter ist. Man geht auf jeden Fall verwundet daraus hervor und muss auch weiterhin noch auf die Wunden aufpassen.

    Ja, obwohl mich meine Gefühle selbst manchmal verwirren, nehme ich mir auch die Zeit, um an die schönen Momente zu denken.
    Es gab so viele davon. Im Grund war jeder Tag mit ihm toll, aber besonders schön war es natürlich, wenn wir uns bewusst Zeit füreinander genommen und schöne Dinge unternommen haben. Das gemeinsame Kochen war auch immer ein tägliches Highlight.

    Aber derzeit denke ich auch allgemein sehr viel an unsere letzten gemeinsamen Monate, in denen wir so viel für unsere Zukunft getan haben und uns dabei einfach überhaupt nicht hätten vorstellen können, dass wir "scheitern", weil einer von uns durch einen Unfall stirbt. Undenkbar.

    Es war trotz der ganzen Anstrengungen eine schöne Zeit und oft genug haben wir auch kleine Pausen eingelegt und Ausflüge gemacht oder etwas für uns getan. Dann gab es wieder die Phasen, wo wir beide unter ziemlichem Druck standen und uns zum Glück kaum deswegen angemault haben. Sondern eher geschaut haben, wie wir einander trotzdem unterstützen können.
    Unterm Strich waren wir einfach so ein eingespieltes Team und jeden Tag haben wir eine neue Hürde geschafft und uns gefreut.

    Wir dachten, es fehlt nicht mehr viel und wir sind "angekommen".

    Dann plötzlich vom einen auf den anderen Moment hier alleine zu stehen ist so erschütternd und grausam.

    Das "akzeptieren" zu können...das ist unglaublich viel verlangt. Aber leugnen kann ich es ja auch nicht.

    Hallo Astrid. ,

    danke für das liebe "Willkommen".

    Du hast Recht, das Gefühl der Wut muss raus. Sonst erstickt man daran.
    Allerdings möchte ich auf keinen Fall auf meinen Schatz wütend sein. Das wäre so ungerecht. Er hat es sich selbst nicht ausgesucht.
    Er ist auch immer vorbildlich gefahren. Er hat mit seinem Heimweg nichts "Risikobehaftetes" angestellt.

    Das Schlimme an dem Ganzen ist ja: Es hätte jedem von uns genauso passieren können. Mir ja auch.

    Auf dem ganz normalen Arbeitsweg, bei ganz normaler Fahrweise.

    Es braucht im Straßenverkehr nur die Unachtsamkeit/die Dummheit eines anderen, schon wird uns das Licht ausgeknipst.

    Wir selbst können vieles oder alles richtig gemacht haben. Wenn ein anderer, dazu noch "stärkerer" Verkehrsteilnehmer auf gut Deutsch gesagt "pennt", dann tragen wir den Schaden davon.

    Keiner möchte darüber ernsthaft nachdenken, sonst würde niemand mehr in ein Auto steigen.

    Leider leben wir aber alle mit dieser Gefahr im Hintergrund. Es gibt Verkehrsteilnehmer, die der Verantwortung einfach nicht gerecht werden und das kann tödlich enden für vollkommen Unschuldige.


    Die Schuld trifft allein den Unfallverursacher. "Leider" (vielleicht aber auch besser so...) ist er für mich ein völlig Unbekannter.

    Ich hoffe, er hat mindestens schlaflose Nächte.

    Die Traurigkeit ist bei mir auf jeden Fall nun auch wieder da, sie wird nicht blockiert.

    Ich möchte auch gar nicht mehr so viel gerade über den Unfall reden.


    Stille Perle

    Ja, das verstehe ich sehr gut.
    Und es tut mir Leid, dass du auch mit so einem schlimmen Schock umgehen musstest...

    Manchmal denke ich auch, wäre sein Tod leichter zu ertragen gewesen, wenn man sich darauf hätte vorbereiten können? Aber wann ist man schon "bereit" das Liebste gehen zu lassen? Dazu ist man doch eigentlich eh nie in der Lage, es sei denn, der Herzensmensch leidet so sehr, dass man ihn loslassen möchte. Aber das wünscht man sich ja auch nicht...

    Ich rede auch in Gedanken mit meinem Schatz morgens und schreibe ihm ab und zu "Briefe".

    Ich stelle gerade fest, dass ich in den letzten Monaten, als es um den Aufbau unseres neuen Lebens ging (Umzug, Einrichtung der neuen Wohnung, meine Jobsuche..) oft beruhigende Musik gehört habe.

    Das hat mir Frieden und Zuversicht gegeben.

    Außerdem hatte ich allgemein das Gefühl, dass mein Leben nun zur Ruhe kommt. Dass ich "ankomme".

    Der Weg war vorgezeichnet. Zusammen mit ihm gestalte ich meine Zukunft.

    Wir werden einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt haben und uns im Alltag immer unterstützen.


    Ja, so dachte ich.

    Die Realität trifft einen so hart und man bleibt fassungslos zurück.

    Der schreckliche Unfall und er mit seiner fröhlichen, warmherzigen Art - das passt einfach nicht zusammen.
    Er hätte NIE gewollt, dass wir, seine Liebsten, so verstört und traurig sind...

    Dieses Ende hat er auch überhaupt nicht verdient.

    Wie viel Pech kann so ein guter Mensch haben?

    Heute bin ich zumindest etwas trauriger... das fühlt sich auch schlimm an, wird ihm aber gerechter...

    Das Aufwachen war heute einfach nur ekelhaft.

    "Mein Schatz ist tot." - der erste Gedanke

    Der zweite Gedanke gilt dem Unfallhergang.

    Der dritte Gedanke gilt ihm und seiner Fröhlichkeit.


    Ich möchte gern ein wenig über die Persönlichkeit meines Schatzes schreiben.

    Er trug die Sonne im Herzen. Manche würden sagen, er war ein Sonnenkind.

    Das klingt abgedroschen, es war aber so: Er war von Grund auf fröhlich und gutherzig.

    Schon beim Kennenlernen habe ich gespürt, dass er authentisch ist und keine Hintergedanken hat. Er war gar nicht der Typ dafür.

    Sowas ist so verdammt selten!

    Er wollte immer, dass andere sich in seiner Gegenwart wohlfühlen.

    Schlechte Laune gab es bei ihm nicht... und doch war das nicht erzwungen, sondern bei ihm sehr natürlich.

    Mit ihm zusammen konnte man nicht lange über irgendetwas traurig sein. Er hat immer einen Weg gefunden, einen zum Lachen zu bringen.

    Dazu war er auch noch sehr klug. Jedes Gespräch mit ihm war eine Bereicherung, weil er immer neue Blickwinkel miteinbringen konnte und viel Wissen besaß.

    Fast jeden Abend haben wir nach dem Essen noch lange Gespräche über Gott und die Welt geführt. Das war schön.

    Allgemein ist das eher etwas Seltenes: Klugheit gepaart mit viel Empathie, Witz und guten kommunikativen Fähigkeiten. Er hatte all diese Eigenschaften.

    Nach seinem Tod erreichten mich von überall Nachrichten. Sei es von seinen aktuellen Kollegen und Freunden oder von Wegbegleitern, die ihn während der Schulzeit, des Studiums oder sogar nur zu einer einzigen Gelegenheit kennenlernen durften.

    ALLE waren tief bestürzt und ALLE hatten sie schöne Erinnerungen an ihn.

    Auf seiner Beerdigung waren hunderte von Menschen. Sein Grab war ein Berg von Blumen. Er hat all diese Menschen berührt. Er war jemand ganz Besonderes.

    Vielleicht war er auch ein Engel, das denke ich jetzt manchmal...

    Manchmal kommt, ich wage es kaum aufzuschreiben, Wut gegen ihn hoch.
    Weil er mich "verlassen" hat.

    Hat er aber gar nicht. Er wurde mir ja genommen. Es war nicht seine Entscheidung.

    Das sage ich mir dann immer.

    Ich lebe nach wie vor ein Stück weit hinter einem Schutzwall und kann nur allmählich um ihn als Menschen trauern.

    Das fällt mir schwerer als wütend zu sein.

    Wut auf meine Situation, den Unfallverursacher oder auch auf den Verlust - das ist aktuell wesentlich leichter.

    Das andere tut einfach sehr weh.

    Tigerlily

    Vielen Dank für deine Anteilnahme.

    Wir hatten zwar "nur" 5 Jahre, aber ich denke, viel mehr ineinander verliebt hätten wir nicht sein können.

    Für mich war und bleibt er der wichtigste Mensch.


    Mausebaer

    Danke...

    Ich denke auch nicht, dass meine Wunde heilen wird. Muss sie auch nicht. So geht es wahrscheinlich den meisten hier.

    Aber gern möchte ich noch etwas vom Leben haben. Das hätte er sich auch so für mich gewünscht.


    Shiva3010

    Vielen Dank!

    Uff.. dieses ständige Abwechseln von Trauer, Wut, Verzweiflung, Hoffnung, Taubheit ist so kräftezehrend.

    Und so ein stiller Sonntag kann einfach nur quälend sein.
    Warum vergeht die Zeit so langsam?

    Andererseits will ich eben nicht in Aktionismus verfallen. Ich glaube, ich will und muss all diese Gefühle spüren, damit sie mich später nicht doppelt so schlimm einholen. Aber sie machen mich auch einsam.

    Hallo Gabi und Mäuschen,


    vielen Dank für die liebe Begrüßung.

    Ohja, meine Gefühle müssen auf jeden Fall irgendwohin...da sind so viele...

    Jetzt gerade überwiegt wieder die Wut.

    Das ist der erste Sonntag der 2 Wochen meines "neuen" Lebens, an dem ich einen gewissen Leerlauf habe.

    Somit kommt dann wieder alles in Wellen auf mich zu.

    Andere genießen wahrscheinlich (so wie ich auch früher) gerade ihre Freizeit.

    Ich stehe hier mit meinem Scherbenhaufen und habe wenig Kraft, um mich überhaupt zu etwas zu zwingen.

    Das ist einfach ungerecht und grausam. Man denkt: Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht, ich hatte gar kein Mitbestimmungsrecht...

    Nachrichten (kleine Lichtblicke) aus dem Bekanntenkreis kommen - aber für meine Bedürfnisse viel zu selten...

    Vielleicht liegt das auch in der Natur der Sache. Mein Leben steht still, das der meisten anderen aber nicht.

    Bin hier bei der Familie ja auch leider fernab der Heimat. Dort müsste ich erstmal wieder eine neue Wohnung suchen. Wenn das geschafft ist, kann ich noch mehr Schritte in mein "neues Leben" gehen.

    Bis dahin kämpfe ich gegen das Vakuum...