Beiträge von Sora

    Heute überwiegt die Wut, mit alldem umgehen zu müssen.

    Andere können einfach ihr Leben weiterleben, ihr Leben genießen. Und ich darf mir überlegen, wie ich die kommenden Tage überhaupt überstehe.

    Und das obwohl jetzt ja die Blüte meines Lebens sein sollte und ich mich noch vor ein paar Wochen jeden Tag gefreut habe, aufzuwachen.

    Jetzt hätte ich manchmal gute Lust, dem Leben eins auszuwischen.
    Das Traurige ist nur, dass man damit am Ende immer nur sich selbst schaden würde und das "Leben" an sich ja keine Sache ist, der man eins reinwürgen kann.

    Würde ich jetzt zum Beispiel aus Protest aufhören zu essen, würde das schlussendlich nur mir und meinen Liebsten schaden.

    Eine vertrackte Situation ist das.

    Wahrscheinlich kann man dem Leben nur eins auswischen, wenn man es anschreit "Jetzt erst recht!" Und sich dementsprechend verhält.

    Aber dafür braucht es ja viel Antrieb. Und bei mir ist gerade mal der erste Schock abgeklungen.

    Ich versuche manchmal, in meiner Lage auch eine Form neu gewonnener Freiheit zu sehen. Weil einfach alles so in Scherben liegt, dass ich jetzt "frei" bin, mich komplett neu zu orientieren.
    Das Absurde ist aber, dass meine Neuorientierung ja der gemeinsame Start ins Leben mit meinem Schatz sein sollte. Ich HATTE mir bereits alle notwendigen Gedanken gemacht und meinen Weg an seiner Seite ausgemalt und dafür auch anderes hinter mir gelassen.

    Ich war schon immer ein achtsamer Mensch und habe wirklich nicht diesen Schicksalsschlag gebraucht, um aus irgendwas "aufgeweckt" zu werden. Ich war schon wach.

    Tigerlily


    Vielen Dank für das Einbringen deiner Sichtweise. Mit dieser Aussage gehe ich noch konform:


    "Unsere Aufgabe ist es, einen Weg zu finden den Tod des geliebten Menschen zu integrieren, um irgendwann einmal mit diesen gemachten Erfahrungen unser Leben so lange erfüllend zu gestalten, bis auch unsere Todesstunde gekommen ist."


    Den Rest kann ich für mich leider so nicht anwenden.

    Ich wüsste nicht, was richtig oder in Ordnung daran wäre, dass mein Schatz von einem offenbar unachtsamen Verkehrsteilnehmer, der aber im ein Vielfaches stärker war, viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. (Und der Verursacher hat das unverletzt überlebt.)

    Mein Schatz war jemand mit einer großen Zukunft vor sich. Begabt, er hatte viele Ambitionen und wir haben uns über alles geliebt.

    Nun trauern seine Eltern um ihr einziges Kind und ich um meine große Liebe. Ich wüsste nicht, was irgendeiner kosmischen Ordnung dieses ganze Leid bringen soll.

    Mein Liebster konnte nichts von dem, was er begonnen hat, zu Ende bringen.

    Ein Kind durfte ich ihm auch nicht mehr schenken als "Dank" für seine unendliche Liebe.

    Ähnlich ist es auch bei Fällen, wo ein alkoholisierter Fahrer in den Gegenverkehr rauscht und junge Menschen in den Tod reißt, während er selbst mit einer gebrochenen Nase davonkommt. Wem soll das was bringen?

    Hallo Sora!

    Ja es wird noch ein langer und schwerer Weg werden,aber irgendwann wird es vielleicht mal besser,vielleicht.Das schönste und traurigste war die Beerdigung.Ralfs Mutter ist letztes Jahr im Januar verstorben und seine Cousine ist Märchenerzählerin und hat eine kleine Geschichte von seiner Mutter geschrieben und das fand er so schön und er sagte,ja eine Trauerfeier ist nie schön ,aber die von Mama war schön.Ja für Ralf hat sie unsere Geschichte vom kennenlernen bis zum zum 18 Dez(.da haben wir sie nochmal getroffenauf dem Weihnachtsmarkt)das war richtig schön und ihre Freundin ist Freirednerin und die beiden haben die Geschichte vorgetragen.Dann hat sie auf der Gitarre Von guten Mächten gespielt und ich habe mir noch das Lied von Andreas Gabalier gewünscht und wir hatten ein gemeinsames Lied von Era das heißt Ameno,das haben wir geliebtAm Grab hat die Fr.dann jedem noch Herzen aus Glas gegebn als Erinnerung an Ralf .Und eine gute Freundin sagte,das sie gerne den Kaffeetisch schön herrichten möchte und das wir das in ihrem Haus machen sollten.Sie hatte dann auf jedem Tisch ein Bild und nachher haben alle eins im Rahmen mutbekommen als Erinnerung.Das hätte ihm gefallen,aber das es dann nach dem Tod seiner Mutter so schnell gehen würde,daran hätte ich im Traum nicht gedacht.Ich dachte wir würden alt zusammen.Ich kann mir vorstellen,das ihr noch soviel vorhattet.Irgenwann ,wird es bergauf gehen.Und du darfst auch nicht in diesem Zustand verharren,dafür bist du noch zu jung.Eines Tages scheint die Sonne wieder,und dein liebster würde auch nicht wollen,das du soviel trauerst,sondern,das du dein Leben weiterlebst und es dir gut geht.Leichter gesagt,als getan.Ich wünsche dir alles Gute und hoffe du hast nicht zuviele Alpträume.Herzliche Grüße Helli

    Liebe Helli,
    ich finde auch, dass eine Trauerfeier, obwohl der Anlass so tragisch ist, schön sein kann.
    Man macht sich ja liebevoll Gedanken um die Details und denkt dabei immer an den Verstorbenen und dessen Leben und Charakter. Und so wird dann das Ereignis gestaltet und alle für die Person wichtigen Menschen kommen zusammen, um sie zu ehren.

    Mir hat es damals geholfen, dass die Trauerfeier für meinen Schatz, obwohl sie schnell organisiert werden musste, sehr würdevoll und eben traurig UND auch schön war. Sie war absolut "angemessen" und auch noch ein wenig mehr... Einfach das Beste, was man in der Situation für ihn noch hätte tun können. Ein Stück weit haben wir ja dabei auch sein Leben und seine Herzlichkeit gefeiert.
    Schwer zu beschreiben.

    Aber ich freue mich für dich, dass du auch eine ähnliche Erfahrung machen durftest. Das kann auch heilsam sein oder zumindest reißt eine angemessene Beerdigung nicht noch zusätzliche Wunden auf.


    Zusammen alt werden...ja auch ich hatte diesen Wunsch.

    Ich bin noch jung, aber für euch andere Forenmitglieder und stille Mitleser, die ja öfter älter sind als ich, würde ich mir auch wünschen, dass ihr nicht ewig in der Verzweiflung verharren müsst. Trauer, ja. Die begleitet uns sehr lange. Die Traurigkeit über den Verlust geht vielleicht nie hundertprozentig weg und das würde ich auch bei mir akzeptieren. Denn niemand kann genau diese eine Lücke füllen.
    Aber da wir noch leben, soll das Leben ja nicht nur Quälerei sein... Was wäre das für ein Leben?

    Mir hilft, dass mein Schatz so ein fröhlicher Mensch war und auch immer daran interessiert war, dass es mir gut geht. Ich kann das nicht in gleichem Maße übernehmen, aber ein bisschen behalte ich sein Anliegen im Hinterkopf... Schlussendlich sollte ich mich wohl darum bemühen, dass ich irgendwann damit leben kann. Ich habe keine Ahnung, wie es in ein paar Wochen in mir aussieht. Noch bin ich wie unter eine Käseglocke von meiner Familie umgeben.

    Aber ich bewahre mir die Hoffnung, dass ich irgendwie gestärkt aus dem Ganzen hervorgehen kann.


    Natürlich kenne ich auch Wut und Verzweiflung. Auch denke ich: Werde ich jemals eine eigene Familie haben können?
    Das wollte ich ja alles mit ihm "erschaffen". Nicht mit jemand anderem.

    Um mich herum heiraten viele Menschen und kriegen Kinder.
    Aber wenn ich mich zu sehr am Selbstmitleid festkralle, dann werde ich erst recht nicht mehr froh. Dann habe ich sowieso schon verloren.

    Ich habe übrigens einiges an, wie Astrid neulich so schön beschrieben hat, Ausrüstung, die mir hilft. Aber auch diese kann mir nicht alles abnehmen.

    Den Weg der Trauer über den Verlust meines geliebten Partners, den muss ich am Ende doch allein beschreiten.

    Es tut aber gut zu wissen, dass hier im Forum die Menschen Ähnliches durchmachen und auch keine Angst vor dem Thema Tod haben. (gezwungenermaßen)

    Ich spüre wirklich die Nachteile von der Verdrängung des Themas in der Gesellschaft, vor allem unter uns Jüngeren...

    Vielen Dank, dass du mir Mut machst, Bine. Ich umarme dich auch.
    Ich habe vor dem Unfall schon öfter über das Thema Resilienz gelesen und mich selbst dann eher weniger als resilienten Menschen empfunden.
    Aber seit dem Unfall spüre ich öfter einen "Überlebenstrieb" in mir und lasse diesem auch freien Lauf, wenn er sich gerade mal wieder zeigt.
    Vielleicht ist das auch ein Merkmal von Resilienz, ich weiß es nicht genau.

    Schon wo die Polizei mir die Nachricht überbracht hat und ich eigentlich mitten im Schock war und nicht klar denken konnte, habe ich immerhin gespürt, dass gerade so etwas extrem Schlimmes eingetreten ist, dass ich nun ums Überleben kämpfen muss.

    Natürlich haben sich später noch andere Gefühle dazugemischt, aber das Gefühl "irgendwie Überleben zu müssen" kommt auch immer mal wieder auf.

    Und die tiefe Verzweiflung, die ja leider auch eine Facette der Trauer ist, sehe ich als etwas, das ich mir für einige Zeit ansehen kann, aber in dem ich auf keinen Fall versinken möchte. Und ja, der Unfall(Verursacher)...das sind Dinge, wo ich zu keinem Schluss komme, die mich eigentlich nur verzweifeln lassen und mit denen ich mich aktuell nicht auseinander setzen sollte. Vielleicht später mal.


    Es gibt auch sehr eigenartige Momente, in denen ich mich schon fast mit meiner Situation abgefunden habe. Nach dem Motto "Das ist passiert. Du musst jetzt herauskommen aus dem Schlamassel."

    Anschließend muss ich aber jemand Fremden von meiner Lage erzählen und derjenige ist dann so schockiert, dass ich wiederum aufs Neue schockiert bin, dass mir sowas Schlimmes passiert ist.

    Oder wenn ich überraschend eine Traueranzeige über meinen Schatz von "außerhalb" finde, dann bin ich auch wieder aufs Neue erschrocken, dabei weiß ich doch eigentlich, dass es passiert ist. Aber ich spüre dann die Betroffenheit der anderen und spiegel diese Emotionen dann vielleicht.

    Vielleicht kennt jemand hier im Forum diese komischen Vorgänge auch.

    Liebe Bine,


    naja ich würde gern bereit sein. Weil ich weiß, dass mein Leben weiter geht, ob ich das möchte oder nicht. Und dass ein monatelanges Trauerloch, in dem ich nichts tun würde außer vor mich hinvegetieren, nicht gesund wäre.

    Mein Anspruch an mich ist momentan, jeden Tag meiner Trauer Raum zu geben. Bilder anschauen, weinen, Musik hören, sich erinnern...aber dann auch wieder etwas anderes tun. Für mein "Vorankommen". Und gern möchte ich in meinem Leben mehr Gefühle empfinden als nur Traurigkeit.


    Das funktioniert mal besser, mal schlechter.

    Der Unfall an sich ist für mich eher ein rotes Tuch, eine Richtung in die ich besser nicht denke. Das ist etwas, was mich wirklich aus der Bahn werfen kann, wenn ich darüber zu viel nachdenke. Lieber denke ich an das Leben meines Schatzes.


    Momentan habe ich oft den Gedanken "Ich kann es nicht ändern."

    Da ist viel Hilflosigkeit und dann schon fast so eine Art Trotz. "Warum soll ich an etwas zerbrechen, das ich eh nicht ändern kann?"

    Diese Einstellung führt noch lange nicht dazu, dass es mir gut geht oder dass mir mein Verlust weniger weh tut.

    Aber sie weist mir ein Stück weit den Weg, der vor mir liegen könnte.

    Hallo Adi,

    ich möchte dir nur sagen, dass all deine Gefühle ihre Berechtigung haben.

    Und von Jammern kann doch keine Rede sein. Du hast deinen Liebsten verloren, du darfst klagen, weinen und wütend sein.

    Das Schöne an diesem Forum ist doch, dass hier all dein Klagen Gehör findet und aufgefangen wird. Und wir alle unseren Schmerz miteinander teilen und damit nicht überfordert sind, den anderen in seinem Schmerz zu stützen.

    Ja, der Weg ist unfassbar schwer. Und doch wirst du ihn gehen, immer Schritt für Schritt.

    Ich wünsche dir eine erträgliche Nacht.
    Liebe Grüße,
    Sora

    Liebe Gabi,

    da hast du ja wirklich viel in letzter Zeit erlebt...

    Die Neuorientierung scheint mit großen Schritten auf dich zuzukommen, auch wenn du vielleicht dich noch gar nicht bereit dafür fühlst - aber vielleicht bist du es ja trotzdem und weißt es nur noch nicht.

    Ich habe übrigens neulich gehört, dass Trauer auch Sicherheit bedeuten kann. Eine andere Ebene in der Trauerbewältigung zu erreichen bedeutet auch immer, das Gewohnte und Sichere hinter sich zu lassen und sich für etwas Neues öffnen zu müssen.

    Ich bin mir sicher, du kannst auch das.

    Liebe Petra,


    ich finde nicht, dass es ein Fehler war, mal wieder in die Therme zu gehen.

    Du bleibst in Bewegung und du probierst verschiedene Dinge aus. Das ist stark und mutig von dir.

    Vielleicht sollte der Anspruch nicht sein, mit einem besseren Gefühl aus den Aktivitäten hervorzugehen, sondern lediglich mit ein paar guten Momenten. Auch wenn sich manches wieder komisch oder traurig angefühlt hat. Sei geduldig mit dir selbst.

    Ich würde dir auch raten, dir Zeit mit Entscheidungen zu lassen.

    Obwohl ich erst kürzlich die Wohnung von meinem Schatz und mir aufgelöst habe, habe ich bewusst kaum etwas von seinen Sachen weggegeben. Ich will mir damit einfach Zeit lassen, auch wenn das bedeutet, dass ich ein Übermaß an Dingen besitze, mehr als ich brauche.... Aber ich möchte einfach nichts bereuen müssen. Man muss sich ja schon von dem geliebten Menschen trennen und von den Zukunftsplänen verabschieden, da können die Gegenstände noch warten.
    Bei der Wohnung an sich war für mich allerdings schnell klar, dass ich dort nicht bleiben kann, unter anderem weil sie sich wie das Grab unseres gemeinsamen Traums anfühlt.

    Hallo hasi ,
    vielen Dank für deine Anteilnahme.

    Dein Verlust ist ja insgesamt auch noch nicht lang her...

    Danke, dass du verstehst, dass jemanden in jungen Jahren zu verlieren, nicht leichter ist...

    Vielleicht ist es sogar schwerer, weil einen der Tod als junger Mensch noch fassungsloser macht.

    Auf der anderen Seite bin ich als junge Person GEZWUNGEN irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Denn vor mir liegen noch so viele Jahre und die Gesellschaft würde meinen kompletten Rückzug überhaupt nicht tolerieren.


    Ja das Gefühl "das kann nicht sein" habe ich auch noch manchmal. Wenn auch weniger als am Anfang.

    Ich denke nun weniger, dass mein Schatz doch irgendwie zurück kommen muss.

    Aber ich schüttle nach wie vor den Kopf angesichts unserer Geschichte. Das ist alles so tragisch, dass ich kaum annehmen kann, dass es ja meine und seine Geschichte ist. Das ist doch eher wie eine schlechte Seifenoper, aber doch nicht mein Leben.


    Ich habe momentan viele Alpträume, in denen ich (von weiter weg) erlebe wie mein Schatz auf verschiedene Arten zu Tode kommt und man mir dann die Nachricht überbringt. Man hat mir gesagt, dass das Teil der Verarbeitung ist, also akzeptiere ich das. Ich habe auch keine Angst, wieder davon zu träumen. Zu meinem Alltag gehört eh mittlerweile der ständige Gedanke "Mein Freund ist tot. Er hatte einen grausamen Unfall."

    Da ich in den letzten Tagen gezwungen war, gemeinsame Errungenschaften meines geliebten Freundes und mir rückgängig zu machen, arbeitet es denke ich alles sehr stark in mir gerade. Dass es kein Entkommen von dem Ganzen gibt, liegt in der Natur der Sache.

    Dazu kommt das Vermissen der eigentlichen Person, die mein Freund ja war.

    In den ersten Wochen geht das kaum, weil alles nur auf einen einstürzt.

    Jetzt aber verstehe ich noch mehr sein ganzes Wesen und dass ich ihn gebraucht habe und dass er mir so sehr fehlt. Wie hier schon im Forum geschrieben wurde ist der Tod einfach ein Verbrechen an der Liebe. Man hat sich ja aus gutem Grund füreinander und für das gemeinsame Leben miteinander entschieden. Dass einem der Tod, in diesem Fall genauer gesagt, der Unfallverursacher, das alles entreißen kann, ist einfach nur ungerecht.

    Mir wurde ja nicht nur mein Freund, sondern auch die Familie, die ich gern bald mit ihm gehabt hätte, genommen.

    Ich möchte aber nicht in diesem Zustand verharren, da ich ihn ja auch nicht ändern kann.

    Ich nehme mir Zeit für das Vermissen, aber dann möchte ich auch wieder andere Gefühle spüren können.

    Liebe Birgit,

    was für schöne Erinnerungen du mit deinem Mann teilst. Ihr habt wirklich fabelhafte Feste zusammen gefeiert. So soll es doch sein.

    Ich wünsche dir, dass du trotz des für dich schwierigen Datums heute und dem Schmerz, der dich damit wieder überkommt, auch zwischendurch an das Gute denken kannst.

    Wir alle haben ja diese Mischung aus Schmerz und dem plötzlichen Aufkommen schmerzlich-schöner Erinnerungen, die uns auch mal zum Schmunzeln bringen.

    Und Thomas begleitet dich immer, mal näher, mal etwas entfernter. Aber er ist doch immer irgendwie da.

    Birgit und Fine,

    ihr habt so Recht. Jeder Schritt, den man auf diesem Weg geht, schmerzt.

    Man hat das Gefühl, der Weg führt einen weg von der geliebten Person...löscht sie ein Stück weit aus. Ich brauche auf jeden Fall euer Krafpaket.

    Mir tut es auch immer weh, Dinge (auch online) zu sehen, die er gern benutzt hat oder wo er sich eben angemeldet hatte, weil es ihn interessiert hatte.

    Dann denke ich immer "Oh mein armer Schatz, warum darfst du nicht weiter leben?"

    Auch seine ganzen Mails an mich, die ich nun durchschaue... Sie zeugen von einer schönen Zeit, in der er so glücklich war.

    Es ist und bleibt alles eine riesengroße Ungerechtigkeit.

    Ich habe die Tage weiter daran gearbeitet, alles rückgängig zu machen, was mein Schatz und ich für unseren gemeinsamen Traum auf die Beine gestellt hatten...

    Damals, noch vor ein paar Monaten hatten wir uns SO gefreut, dass alles zusammenkommt und wir in unser Leben zur zweit starten.

    Jetzt ist es einfach nur ein nicht enden wollender Alptraum.

    Ich muss jeder "Stelle" erläutern, was passiert ist und warum ich die ganzen Verträge kündige.

    Natürlich trägt sowas auch zur Realisierung und "Akzeptanz" bei. (Wie soll ich das zu 100 Prozent akzeptieren, dass mir und ihm sowas passiert ist?)

    Und es gibt mir auch manchmal das Gefühl, dass ich noch etwas für ihn/seine Familie tun kann.

    Aber ich finde, ich sollte gar nicht in so eine schlimme Lage kommen (und er erst recht nicht), dass ich in meinen jungen Jahren allen diese Nachrichten vom Tod meines geliebten Freundes überbringen muss.. Ich denke manchmal, mein Herz verkraftet das nicht. Das ist so ungerecht.

    Hallo Marina,


    ich hoffe, dass du Schritt für Schritt auch wieder ein wenig Freude erleben kannst.

    Ich habe immer noch nicht ganz verstanden, warum ein Unfall mir meinen lieben Freund, mit dem ich mein Leben verbringen wollte, genommen hat.

    Ja, ich bin noch jung, aber der Schmerz sitzt tief.

    Ob und wann jeder von uns noch eine neue Liebe finden will, muss er/sie selbst wissen.
    Ich finde es nicht schlecht, dass du manchmal daran denkst, noch mal jemanden kennenzulernen. Das ist auch in deinem Alter noch möglich. Ich finde das besser als den Wunsch, auch zu sterben zu wollen.

    Auch wenn Evgeny einzigartig war und ihn nichts und niemand wird ersetzen können... Aber deswegen hat er ja auch immer einen besonderen Platz in deinem Herzen, egal was passiert.

    Hallo Marina,


    ich glaube, die Wunde wird immer bleiben. Aber vielleicht kann ich mit dieser Wunde leben... Mein Schatz hätte es sich so für mich gewünscht.

    Ich bin noch jünger, ja.. Ich kenne kaum jemanden in meinem Alter, dem sowas passiert ist.

    Am Freitagabend haben viele Menschen Spaß. Ich bin gerade zu Hause und denke an meinen Schatz.


    Ich hoffe auch, dass es dir Stück für Stück ein wenig besser gehen kann. Auch ohne deinen lieben Evgeny.

    Ich habe oft traurige Momente, aber Hoffnung gesellt sich auch mal dazu.

    Was wünschst du dir für dein Leben?

    Hallo Marina,


    ob es mir besser geht... ich glaube ein wenig.

    Die erste Woche nach dem Unfall meines Freundes war einfach nur schrecklich. Mit der Todesnachricht umgehen zu müssen...

    Und alles musste so schnell passieren, es gab so viel für mich zu organisieren.

    Ich wusste gar nicht, wo oben und unten ist. Ich konnte nur wenig trauern, hatte wenig Zeit.

    In der zweiten Woche ist etwas Ruhe eingekehrt. Ende der zweiten Woche habe ich dann auch versucht, Dinge für mich selbst zu tun. Da mein Leben ja weitergehen musste. Und ich auch die Stille nicht ausgehalten habe, ich musste irgendwas tun.

    Jetzt nach 4 Wochen ist die Trauer etwas weniger "stechend", aber sie geht tiefer... weil ich langsam verstehe, was es heißt, meinen Schatz nicht mehr um mich zu haben. Ich verstehe es noch nicht vollkommen, aber mehr als in der ersten Woche. Es schleicht sich ein Alltag ohne meinen Schatz ein.

    Mir hat der Satz geholfen: "Es wird anders."

    Für mich steckt in dem Satz die Botschaft, dass es vielleicht nicht alles nur furchtbar werden wird. Und ich hatte neulich auf der Terrasse auch einen Moment, wo ich die Sonne genießen konnte und mich kurz gefreut habe. Dann kam der Gedanke "Wäre das schön, wenn mein Schatz das auch erleben könnte."

    Aber das war eher eine Feststellung und keine absolute Traurigkeit.

    Abends werde ich oft sehr traurig. Dann melde ich mich bei Freunden oder bin hier im Forum. Das hilft mir gerade.

    Ich glaube, wir alle haben die Aufgabe herauszufinden, was uns in den verschiedenen Momenten am besten hilft und was auch nicht.

    Schatzi

    Ich hoffe ja, ich kriege es hin, mich wieder über das Aufwachen zu freuen. Früher, als noch mein Schatz neben mir war, hab ich mich jeden Morgen so gefreut, ihn zu sehen. Und auch wenn ich das nicht mehr kann, kann der Morgen ja auch eine schöne Zeit sein.
    Allgemein denke ich oft: Natürlich ist ohne meinen Schatz alles freudloser. Aber ich möchte nicht komplett meine Freude am Leben verlieren. Denn dann hätte ich mich ja auf der Beerdigung direkt zu meinem Schatz in den Sarg packen lassen können. Und wie traurig wäre das denn gewesen...


    Mitan

    Ich erinnere mich eigentlich selten an meine Träume. Aber ich wache oft die Tage mit so verquollenen Augen auf, dass ich wohl im Schlaf geweint haben muss.

    Vielen Dank für den Buch-Tipp. Werde das mal recherchieren...

    Ja, ich konnte mich auch nicht so verabschieden wie ich es gewollt hätte. Mein Freund wurde einfach mitten raus gerissen aus allem. Wir hatten halt einfach unseren Alltag.. und dann kam er eines abends nicht mehr Heim. Stattdessen kam die Polizei.
    Vielleicht war das aber auch besser so als eine lange schmerzhafte Verabschiedung in dem Wissen, dass man sich nie mehr wieder sieht?

    Wir, die Hinterbliebenen müssen ja leider viel über den Unfall und all die Fragen nachdenken. Für die Verstorbenen war es wahrscheinlich aber nur ein kurzer Moment. Über diesen kurzen Moment denken wir wiederum so ewig lange nach... Wenn ich im Kopf klar bin, sage ich mir manchmal, dass das auch nicht verhältnismäßig ist. Aber so sind wir Menschen halt, wir wollen alles verstehen und wir können schlecht damit umgehen, wenn eine Beziehung einfach abreißt. Oder auch, wenn uns etwas nicht "logisch" erscheint oder eben unbegreiflich... Warum diese Person? Warum niemand anderes?

    Zur falschen Zeit am falschen Ort...eigentlich kann man mit sowas gar nicht umgehen... es ist einfach nur zum Verzweifeln.

    Aber wären unsere jungen Liebsten an einer Krankheit gestorben, würden wir uns auch fragen: Warum er/sie? Warum habe ich es nicht früher bemerkt, dass etwas nicht stimmt? Hätten man ihn/sie nicht retten können?

    Fragen über Fragen.

    Es ist auf jeden Fall tröstlich, dass du mich da in meinem Schmerz sehr gut verstehen kannst...


    Mausebaer

    Ich weiß, was du meinst. Man sollte nicht seine eigene Seele vergiften. Da ist natürlich was Wahres dran.

    Ich merke, dass mir das Nachdenken über dieses Phantom nicht gut tut. Somit tue ich das nicht, es sei denn ich muss.

    Das ist gerade meine Art damit umzugehen. Somit habe ich auch nicht das Gefühl, dass es mich vergiftet.

    Ich lenke gern die Gedanken auf meinen Schatz und die guten Zeiten, wenn ich kann.

    Aber manchmal bin ich ja auch auf meinen Schatz wütend. In Gedanken entschuldige ich mich dann gleich wieder..

    Aber ja, ich bin enttäuscht, dass er mich allein lässt. So, jetzt ist es gesagt. Auch wenn das ja auch nie sein Wille war.

    Du meinst, dass du noch nicht glauben kannst, dass Evgeny wirklich gegangen ist? Bist du noch unter Schock?

    Es ist ja auch noch nicht lange her...etwas über 2 Wochen.
    Das braucht Zeit bis du dich von dem ersten Schock erholst und langsam mehr verstehst..

    Bei mir sind es ja 4 Wochen, aber ich kann es immer noch nicht richtig verstehen. Alles was ich weiß ist, dass ich meinen Schatz vermisse.

    Wenn du kannst, dann tu Dinge, die sich gut für dich anfühlen. Musik hören, lesen, an Evgeny einen Brief schreiben...

    Und lass die Tränen raus, sie müssen ja irgendwohin.

    Liebe Marina,


    es tut mir sehr Leid, dass du dein Ein und Alles so schnell gehen lassen musstest.

    Krebs ist wirklich eine grausame Krankheit.

    Ich freue mich aber für Evgeny und dich, dass ihr 13 schöne Jahre miteinander verbringen konntet.

    Ich bin mir sicher, dass du sein Leben bereichert hast und er deins.

    Bitte quäle dich nicht und bleib gesund. Tu es für Evgeny. Du musst trauern, aber du musst auch essen, trinken und schlafen.

    Hast du noch Familie oder Freunde bei dir?


    Ich durfte nur 5 Jahre mit meinem Schatz erleben bis ein Autounfall ihn mir vor 4 Wochen genommen hat.

    Er war auch mein Ein und Alles. Das habe ich ihm auch oft gesagt.

    Ich trauere morgens und abends um ihn. Dazwischen muss ich Dinge für mein Leben tun. Das funktioniert inzwischen besser als am Anfang...

    Gabi und Mäuschen,


    vielen Dank, dass ihr mich daran erinnert, dass ALLE Gefühle gefühlt werden müssen. Ich weiß das eigentlich und vergesse es im nächsten Moment selbst wieder...

    Weil es so durcheinander geht.


    Heute Nacht habe ich das erste Mal so geträumt, dass mir dabei bewusst war, dass er nicht mehr da ist.

    Auch im Traum war er schon gegangen und ich habe dort von ihm in der Vergangenheitsform geredet.

    Vielleicht ändert sich das aber auch wieder.

    Ich finde das Aufwachen gefühlsmäßig nach wie vor schlimm. Die ersten Gedanken des Tages...

    Ich frage mich, wann das aufhört.

    Tagsüber habe ich mein Tun und bin ja auch noch bei meiner Familie, da zieht es mich zum Glück nicht komplett runter.


    Manchmal denke ich: Nach 5 Jahren Beziehung trennen sich ja manche Menschen, vielleicht sollte ich das so sehen als hätte er sich von mir getrennt. Aber eigentlich ist mir klar, dass das hier vollkommen anders ist und man das nicht mit einer normalen Trennung vergleichen kann.

    Es ist leider nur so, dass ich bei Gedanken an den Unfall zu keinem Ergebnis komme. Weder logisch, noch emotional. Ich kann damit nicht meinen Frieden machen und irgendwie keinen "Standpunkt" dazu entwickeln, der mir hilft. Außer so ein hilfloses "Das ist passiert. Unfälle passieren." Und das macht mich dann selbst wütend, wenn ich es so sehe. Dann denke ich wieder "Das kannst du doch nicht so hinnehmen." - "Doch, dass muss ich ja. Ich kann es ja nicht mehr ändern."

    Genau genommen ist das alles nicht hinnehmbar, weil mein Schatz ja alles richtig gemacht hat und quasi von einem anderen in den Tod gerissen wurde, der anscheinend zu beschränkt war, die Situation zu erkennen und die Bremse zu betätigen. (Derjenige hat natürlich überlebt...)

    Aber wenn ich mich daran festbeiße, dann werde ich verrückt.

    Meine Gefühle verwirren mich nach wie vor.

    Die Tage will die Logik komplett die Oberhand behalten.

    Immer, wenn ich traurig werde kommt diese Stimme: es ist nun mal wie es ist.

    Wenn ich wütend auf den Unfallverursacher werde kommt: die Wut bringt dich auch nirgendwo hin. Lässt dich nur verzweifeln.

    Eventuell habe ich diese nüchternen Gedanken, weil ich auch gerade sehr viel zu tun habe und mir abgrundtiefe Verzweiflung da einfach nur "im Weg" stehen würde.