Heute überwiegt die Wut, mit alldem umgehen zu müssen.
Andere können einfach ihr Leben weiterleben, ihr Leben genießen. Und ich darf mir überlegen, wie ich die kommenden Tage überhaupt überstehe.
Und das obwohl jetzt ja die Blüte meines Lebens sein sollte und ich mich noch vor ein paar Wochen jeden Tag gefreut habe, aufzuwachen.
Jetzt hätte ich manchmal gute Lust, dem Leben eins auszuwischen.
Das Traurige ist nur, dass man damit am Ende immer nur sich selbst schaden würde und das "Leben" an sich ja keine Sache ist, der man eins reinwürgen kann.
Würde ich jetzt zum Beispiel aus Protest aufhören zu essen, würde das schlussendlich nur mir und meinen Liebsten schaden.
Eine vertrackte Situation ist das.
Wahrscheinlich kann man dem Leben nur eins auswischen, wenn man es anschreit "Jetzt erst recht!" Und sich dementsprechend verhält.
Aber dafür braucht es ja viel Antrieb. Und bei mir ist gerade mal der erste Schock abgeklungen.
Ich versuche manchmal, in meiner Lage auch eine Form neu gewonnener Freiheit zu sehen. Weil einfach alles so in Scherben liegt, dass ich jetzt "frei" bin, mich komplett neu zu orientieren.
Das Absurde ist aber, dass meine Neuorientierung ja der gemeinsame Start ins Leben mit meinem Schatz sein sollte. Ich HATTE mir bereits alle notwendigen Gedanken gemacht und meinen Weg an seiner Seite ausgemalt und dafür auch anderes hinter mir gelassen.
Ich war schon immer ein achtsamer Mensch und habe wirklich nicht diesen Schicksalsschlag gebraucht, um aus irgendwas "aufgeweckt" zu werden. Ich war schon wach.