Sein Leben wurde viel zu früh beendet

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    Aber ich hoffe doch, ... dass es mir auch irgendwann einmal möglichsein wird, alles Gute, was mir im Leben geschehen ist, an andere Menschen weiterzugeben, dann hätte mein Dasein wieder einen Sinn

    liebe Gabi

    Die Weitergabe des Guten, das man im Leben erhalten hat, an andere Menschen halte ich für eine schöne, Sinn gebende, Vorstellung. Ich danke dir für diesen Beitrag.

    Liebe Grüsse

    Nelson_180916

  • liebe sora,


    ich bin sehr angerührt von deinen unheimlich kraftvollen gedanken die du hier geschrieben hast - ich denke du bist eine wirklich starke frau, liebe sora und ich weiss das du diesen weg schaffen wirst nach deinem schweren schicksalsschlag.


    liebe gabi und auch nelson - ich möchte mich nelsons worten anschließen, gabi, das gute weiterzugeben hat einen wunderbaren sinn im leben und ist meiner meinung nach ein wichtiger baustein auf unserem lebenweg.


    lieber gruß an euch von bine

  • Hallo ihr Lieben,

    ja, in meinen besseren Momenten sehe ich auch die Perspektiven vor mir und denke: das muss irgendwie zu schaffen sein. Dein Schatz hätte auch gewollt, dass du deinen Weg weitergehst und nicht zerbrichst. Letzten Endes, und das schreiben ja auch viele hier, wenn sie von ihrer eigenen traurigen Geschichte erzählen, ist das auch der einzige Weg. Wenn wir uns aufgeben bereiten wir doch allen anderen Menschen nur noch zusätzlichen Kummer...

    Ich finde es auch schön, wenn wir uns in solchen Momenten gegenseitig Mut machen können.


    Manchmal mischen sich bei mir auch Schuldgefühle mit dazu. Ich "darf" leben und mein Schatz nicht. Aber irgendwie ist das allein Weitermachen ja auch nicht nur schön, sondern auch eine Last, die man zu tragen hat. Also muss ich mich da nicht schuldig fühlen.


    Ich habe ehrlich gesagt Angst, wie es in ein paar Wochen wohl anfühlen wird... Derzeit habe ich sehr viel um die Ohren, weil ich so viel, was mit den Folgen des Unfalls zu tun hat, organisieren muss. Zwar nehme ich mir auch immer Momente der Ruhe, wo ich um meinen Schatz trauere...aber was es WIRKLICH bedeutet, dass er nicht mehr da ist, das KANN ich ja gar nicht so schnell gänzlich verstehen und erfassen.

    Er wurde einfach so abrupt aus dem Leben gerissen, dass man erst unter Schock steht und dann eben nur stückchenweise die Tragweite des ganzen begreift.

    Und ich habe es immer noch nicht vollkommen begriffen. Mein Alltag bei meiner Familie ist auch ein ganz anderer, so fühlt es sich manchmal an als sei ich nur "im Urlaub".

    Harte Momente der Realisierung gibt es aber auch. Nämlich wenn ich Schritte unternehme, die meinem "Leben danach" dienen. Und Dinge konkreter werden. Dann weine ich, weil ich nun die Weichen stelle für ein Leben als Einzelperson, abweichend von unseren gemeinsamen Träume, die wir hatten. Aber was bleibt mir anderes übrig?

  • Momentan tut mir jeder Schritt weh, den ich machen muss, um das gemeinsam angefangene neue Leben von meinem Schatz und mir wieder abzubrechen, Schritt für Schritt rückgängig zu machen...

    Ich habe dabei auch noch ein schlechtes Gewissen, so als würde ich ihn verraten.

    Aber ich muss die größten unserer gemeinsamen Träume aufgeben und ich muss mein Leben irgendwie weiterleben.


    Immerhin kann ich nun klarer sagen: Ja, das ist so passiert.

    Aber dass es MIR passiert ist, kann ich immer noch nicht ganz glauben.

  • Meine Gefühle verwirren mich nach wie vor.

    Die Tage will die Logik komplett die Oberhand behalten.

    Immer, wenn ich traurig werde kommt diese Stimme: es ist nun mal wie es ist.

    Wenn ich wütend auf den Unfallverursacher werde kommt: die Wut bringt dich auch nirgendwo hin. Lässt dich nur verzweifeln.

    Eventuell habe ich diese nüchternen Gedanken, weil ich auch gerade sehr viel zu tun habe und mir abgrundtiefe Verzweiflung da einfach nur "im Weg" stehen würde.

  • Liebe Sora,


    es ist vollkommen normal das Deine Gefühle Dich verwirren, Du erlebst eine emotionale Achterbahnfahrt.


    Die nüchternen Gedanken wie Du schreibst helfen Dir momentan das zu regeln was geregelt werden soll, lass alle Deine Gefühle zu, dann wenn sie kommen, sie zu unterdrücken halte ich nicht für richtig ,aus eigener Erfahrung .


    Du schaffst doch wirklich bereits sehr viel, trotz Deines Schmerzes darüber das Du viele gemeinsame Träume aufgeben musst die ihr hattet, den Schmerz den Du dabei empfindest versteh ich zu gut.


    Ich schicke Dir eine liebevolle Umarmung


    Gabi mit Mäuschen

  • Gabi und Mäuschen,


    vielen Dank, dass ihr mich daran erinnert, dass ALLE Gefühle gefühlt werden müssen. Ich weiß das eigentlich und vergesse es im nächsten Moment selbst wieder...

    Weil es so durcheinander geht.


    Heute Nacht habe ich das erste Mal so geträumt, dass mir dabei bewusst war, dass er nicht mehr da ist.

    Auch im Traum war er schon gegangen und ich habe dort von ihm in der Vergangenheitsform geredet.

    Vielleicht ändert sich das aber auch wieder.

    Ich finde das Aufwachen gefühlsmäßig nach wie vor schlimm. Die ersten Gedanken des Tages...

    Ich frage mich, wann das aufhört.

    Tagsüber habe ich mein Tun und bin ja auch noch bei meiner Familie, da zieht es mich zum Glück nicht komplett runter.


    Manchmal denke ich: Nach 5 Jahren Beziehung trennen sich ja manche Menschen, vielleicht sollte ich das so sehen als hätte er sich von mir getrennt. Aber eigentlich ist mir klar, dass das hier vollkommen anders ist und man das nicht mit einer normalen Trennung vergleichen kann.

    Es ist leider nur so, dass ich bei Gedanken an den Unfall zu keinem Ergebnis komme. Weder logisch, noch emotional. Ich kann damit nicht meinen Frieden machen und irgendwie keinen "Standpunkt" dazu entwickeln, der mir hilft. Außer so ein hilfloses "Das ist passiert. Unfälle passieren." Und das macht mich dann selbst wütend, wenn ich es so sehe. Dann denke ich wieder "Das kannst du doch nicht so hinnehmen." - "Doch, dass muss ich ja. Ich kann es ja nicht mehr ändern."

    Genau genommen ist das alles nicht hinnehmbar, weil mein Schatz ja alles richtig gemacht hat und quasi von einem anderen in den Tod gerissen wurde, der anscheinend zu beschränkt war, die Situation zu erkennen und die Bremse zu betätigen. (Derjenige hat natürlich überlebt...)

    Aber wenn ich mich daran festbeiße, dann werde ich verrückt.

  • Liebe Sora ,


    Ich bin ungefähr die ersten 6 Monate immer mit dem Gedanken aufgewacht , wieder ein Tag ohne Thomas und habe nur geweint . Auch heute wache ich mit dem Gedanken an ihn auf aber es hat sich ganz leicht verändert , es ist etwas besser geworden.

    Ich träume fast jede Nacht von Thomas und in den Träumen ist mir immer bewusst , das er eigentlich nicht da sein kann. Aber ich freue mich über die Träume weil ich da mit ihm sprechen kann und er mir antwortet .


    Ich persönlich glaube daran , das unser Sterbetag schon bei der Geburt festgelegt ist und wir ihn nicht umgehen können . Mir hilft es um mit dem schlimmen Verlust, den wir alle hier erlitten haben, etwas besser klar zu kommen.

    Die Trauer, das Vermissen , die Sehnsucht, die fehlenden Umarmungen und Gespräche usw das bleibt .

    Ich hoffe , für uns alle hier , das die Zeit irgendwann Linderung bringt und wir wieder positiv am Leben teilnehmen können.


    Fühl dich gedrückt.


    Liebe Grüße

    Birgit und Fine

  • Liebe Sora,

    aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass diese Träume gerade in der Anfangszeit zunehmen werden weil du es im Schlaf unterbewusst verarbeitest. Was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Ich träume noch sehr oft von meiner Freundin. Manche dieser Träume fühlten sich unglaublich real an und ich kann mich an komplette Unterhaltungen mir ihr erinnern. Das aufwachen war für mich auch das schlimmste, weil dich dann wieder die Realität packt. Gerade in deiner Phase erlebst du wie Starman schon gesagt hat eine Achterbahn der Gefühle und es ist sehr schwer diese Gefühl zu beschreiben.

    Du solltest das auf keinem Fall wie eine Trennung sehen. Ihr habt euch nicht getrennt weil ihr es so wolltet. Er ist ein Teil von dir und das wird er auch immer sein. Der Unfall meiner Freundin ist auch bis heute nicht aufgeklärt und das macht mir auch sehr zu schaffen, weil man sich immer fragt wie es dazu kommen konnte. Genau diese Gedankengänge die du führst sind völlig normal. Ich bin absolut kein Spiritueller Mensch und halte auch immer noch nicht sehr viel von solchen Sachen aber zu dieser Zeit hat mir das Buch "Nachricht aus dem jenseits" von Pascal Voggenhuber sehr geholfen.

    Mir persönlich hat es viel ausgemacht, dass ich mich nicht von ihr verabschieden konnte. Durch das Buch und die Träume hatte ich das Gefühl das nachholen zu können. Vielleicht hilft es dir ja auch.

    Liebe Grüße
    Mitan

  • liebe Sora,


    ich denke das alle deine gefühle einen sinn haben und wichtig sind sie zu er-leben... selbst die wut auf den unfallverursacher, denn DER hat ja nun mal dein leben zerstört, so wie du es gerne gelebt hättest und so wie es nun nicht mehr gelebt werden kann.


    ob du ihm irgendwann verzeihen kannst ist eine andere sache - ich persönlich finde verzeihen wichtig, weil man sonst seine eigene seele nur vergiftet wenn man dies nicht tut.


    ich schließe mich Mitans gedanken an - nein, der tod ist nicht das gleiche wie eine "gewollte" trennung zweier menschen. denn WIR WOLLTEN dies ja nicht! ich glaube, wenn sich ein mensch vom anderen bewusst trennt kann man es leichter irgendwann akzeptieren das diese person nicht mehr da ist im eigenen leben. aber die nicht-gewollte-trennung von keiner der beiden seiten - das ist so gut wie nicht zu begreifen....


    liebe umarmung von Bine

  • Schatzi

    Ich hoffe ja, ich kriege es hin, mich wieder über das Aufwachen zu freuen. Früher, als noch mein Schatz neben mir war, hab ich mich jeden Morgen so gefreut, ihn zu sehen. Und auch wenn ich das nicht mehr kann, kann der Morgen ja auch eine schöne Zeit sein.
    Allgemein denke ich oft: Natürlich ist ohne meinen Schatz alles freudloser. Aber ich möchte nicht komplett meine Freude am Leben verlieren. Denn dann hätte ich mich ja auf der Beerdigung direkt zu meinem Schatz in den Sarg packen lassen können. Und wie traurig wäre das denn gewesen...


    Mitan

    Ich erinnere mich eigentlich selten an meine Träume. Aber ich wache oft die Tage mit so verquollenen Augen auf, dass ich wohl im Schlaf geweint haben muss.

    Vielen Dank für den Buch-Tipp. Werde das mal recherchieren...

    Ja, ich konnte mich auch nicht so verabschieden wie ich es gewollt hätte. Mein Freund wurde einfach mitten raus gerissen aus allem. Wir hatten halt einfach unseren Alltag.. und dann kam er eines abends nicht mehr Heim. Stattdessen kam die Polizei.
    Vielleicht war das aber auch besser so als eine lange schmerzhafte Verabschiedung in dem Wissen, dass man sich nie mehr wieder sieht?

    Wir, die Hinterbliebenen müssen ja leider viel über den Unfall und all die Fragen nachdenken. Für die Verstorbenen war es wahrscheinlich aber nur ein kurzer Moment. Über diesen kurzen Moment denken wir wiederum so ewig lange nach... Wenn ich im Kopf klar bin, sage ich mir manchmal, dass das auch nicht verhältnismäßig ist. Aber so sind wir Menschen halt, wir wollen alles verstehen und wir können schlecht damit umgehen, wenn eine Beziehung einfach abreißt. Oder auch, wenn uns etwas nicht "logisch" erscheint oder eben unbegreiflich... Warum diese Person? Warum niemand anderes?

    Zur falschen Zeit am falschen Ort...eigentlich kann man mit sowas gar nicht umgehen... es ist einfach nur zum Verzweifeln.

    Aber wären unsere jungen Liebsten an einer Krankheit gestorben, würden wir uns auch fragen: Warum er/sie? Warum habe ich es nicht früher bemerkt, dass etwas nicht stimmt? Hätten man ihn/sie nicht retten können?

    Fragen über Fragen.

    Es ist auf jeden Fall tröstlich, dass du mich da in meinem Schmerz sehr gut verstehen kannst...


    Mausebaer

    Ich weiß, was du meinst. Man sollte nicht seine eigene Seele vergiften. Da ist natürlich was Wahres dran.

    Ich merke, dass mir das Nachdenken über dieses Phantom nicht gut tut. Somit tue ich das nicht, es sei denn ich muss.

    Das ist gerade meine Art damit umzugehen. Somit habe ich auch nicht das Gefühl, dass es mich vergiftet.

    Ich lenke gern die Gedanken auf meinen Schatz und die guten Zeiten, wenn ich kann.

    Aber manchmal bin ich ja auch auf meinen Schatz wütend. In Gedanken entschuldige ich mich dann gleich wieder..

    Aber ja, ich bin enttäuscht, dass er mich allein lässt. So, jetzt ist es gesagt. Auch wenn das ja auch nie sein Wille war.

  • Ich habe die Tage weiter daran gearbeitet, alles rückgängig zu machen, was mein Schatz und ich für unseren gemeinsamen Traum auf die Beine gestellt hatten...

    Damals, noch vor ein paar Monaten hatten wir uns SO gefreut, dass alles zusammenkommt und wir in unser Leben zur zweit starten.

    Jetzt ist es einfach nur ein nicht enden wollender Alptraum.

    Ich muss jeder "Stelle" erläutern, was passiert ist und warum ich die ganzen Verträge kündige.

    Natürlich trägt sowas auch zur Realisierung und "Akzeptanz" bei. (Wie soll ich das zu 100 Prozent akzeptieren, dass mir und ihm sowas passiert ist?)

    Und es gibt mir auch manchmal das Gefühl, dass ich noch etwas für ihn/seine Familie tun kann.

    Aber ich finde, ich sollte gar nicht in so eine schlimme Lage kommen (und er erst recht nicht), dass ich in meinen jungen Jahren allen diese Nachrichten vom Tod meines geliebten Freundes überbringen muss.. Ich denke manchmal, mein Herz verkraftet das nicht. Das ist so ungerecht.

  • Liebe Sora,


    Bei uns standen Verträge, Versicherungen, das Haus, das Auto usw auf Thomas seinen Namen. Ich musste auch einiges kündigen bzw auf meinen Namen umschreiben lassen . Das war jedes mal ein Messerstich ins Herz. Man möchte nichts verändern , sondern alles so belassen wie es ist . Man möchte sein Leben, so wie es war , zurück.

    Bei dir sind es ja erst wenige Wochen her , das Herz leidet am Meisten , die Ungerechtigkeit versteht wohl niemand und trotzdem müssen wir damit klar kommen.

    Ich wünsche dir , erstmal für die kommenden Wochen , ganz viel Kraft .



    Fühl dich gedrückt

    Birgit und Fine

  • Birgit und Fine,

    ihr habt so Recht. Jeder Schritt, den man auf diesem Weg geht, schmerzt.

    Man hat das Gefühl, der Weg führt einen weg von der geliebten Person...löscht sie ein Stück weit aus. Ich brauche auf jeden Fall euer Krafpaket.

    Mir tut es auch immer weh, Dinge (auch online) zu sehen, die er gern benutzt hat oder wo er sich eben angemeldet hatte, weil es ihn interessiert hatte.

    Dann denke ich immer "Oh mein armer Schatz, warum darfst du nicht weiter leben?"

    Auch seine ganzen Mails an mich, die ich nun durchschaue... Sie zeugen von einer schönen Zeit, in der er so glücklich war.

    Es ist und bleibt alles eine riesengroße Ungerechtigkeit.

  • Hallo Sora!Meinherzliches Beileid erst mal und herzlich willkommen im Forum.Hier kannst du dir alles von der Seele schreiben und das tut gut.Mein Mann ist auch am 24.12.2018 mit 57 Jahren verstorben.Ja es ist so schwer und diese Stille und man hat immer das Gefühl,nein das kann nicht sein,bestimmt kommt er wieder,aber wir wissen,das es nicht so ist,aber wenigstens in Gedanken.Du bist ja auch noch so jung,da ist es besonders schwer.Sei herzlichst gegrüßt und ganz viel Kraft wünsche ich dir.

  • Hallo hasi ,
    vielen Dank für deine Anteilnahme.

    Dein Verlust ist ja insgesamt auch noch nicht lang her...

    Danke, dass du verstehst, dass jemanden in jungen Jahren zu verlieren, nicht leichter ist...

    Vielleicht ist es sogar schwerer, weil einen der Tod als junger Mensch noch fassungsloser macht.

    Auf der anderen Seite bin ich als junge Person GEZWUNGEN irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Denn vor mir liegen noch so viele Jahre und die Gesellschaft würde meinen kompletten Rückzug überhaupt nicht tolerieren.


    Ja das Gefühl "das kann nicht sein" habe ich auch noch manchmal. Wenn auch weniger als am Anfang.

    Ich denke nun weniger, dass mein Schatz doch irgendwie zurück kommen muss.

    Aber ich schüttle nach wie vor den Kopf angesichts unserer Geschichte. Das ist alles so tragisch, dass ich kaum annehmen kann, dass es ja meine und seine Geschichte ist. Das ist doch eher wie eine schlechte Seifenoper, aber doch nicht mein Leben.


    Ich habe momentan viele Alpträume, in denen ich (von weiter weg) erlebe wie mein Schatz auf verschiedene Arten zu Tode kommt und man mir dann die Nachricht überbringt. Man hat mir gesagt, dass das Teil der Verarbeitung ist, also akzeptiere ich das. Ich habe auch keine Angst, wieder davon zu träumen. Zu meinem Alltag gehört eh mittlerweile der ständige Gedanke "Mein Freund ist tot. Er hatte einen grausamen Unfall."

    Da ich in den letzten Tagen gezwungen war, gemeinsame Errungenschaften meines geliebten Freundes und mir rückgängig zu machen, arbeitet es denke ich alles sehr stark in mir gerade. Dass es kein Entkommen von dem Ganzen gibt, liegt in der Natur der Sache.

    Dazu kommt das Vermissen der eigentlichen Person, die mein Freund ja war.

    In den ersten Wochen geht das kaum, weil alles nur auf einen einstürzt.

    Jetzt aber verstehe ich noch mehr sein ganzes Wesen und dass ich ihn gebraucht habe und dass er mir so sehr fehlt. Wie hier schon im Forum geschrieben wurde ist der Tod einfach ein Verbrechen an der Liebe. Man hat sich ja aus gutem Grund füreinander und für das gemeinsame Leben miteinander entschieden. Dass einem der Tod, in diesem Fall genauer gesagt, der Unfallverursacher, das alles entreißen kann, ist einfach nur ungerecht.

    Mir wurde ja nicht nur mein Freund, sondern auch die Familie, die ich gern bald mit ihm gehabt hätte, genommen.

    Ich möchte aber nicht in diesem Zustand verharren, da ich ihn ja auch nicht ändern kann.

    Ich nehme mir Zeit für das Vermissen, aber dann möchte ich auch wieder andere Gefühle spüren können.

  • Liebe Bine,


    naja ich würde gern bereit sein. Weil ich weiß, dass mein Leben weiter geht, ob ich das möchte oder nicht. Und dass ein monatelanges Trauerloch, in dem ich nichts tun würde außer vor mich hinvegetieren, nicht gesund wäre.

    Mein Anspruch an mich ist momentan, jeden Tag meiner Trauer Raum zu geben. Bilder anschauen, weinen, Musik hören, sich erinnern...aber dann auch wieder etwas anderes tun. Für mein "Vorankommen". Und gern möchte ich in meinem Leben mehr Gefühle empfinden als nur Traurigkeit.


    Das funktioniert mal besser, mal schlechter.

    Der Unfall an sich ist für mich eher ein rotes Tuch, eine Richtung in die ich besser nicht denke. Das ist etwas, was mich wirklich aus der Bahn werfen kann, wenn ich darüber zu viel nachdenke. Lieber denke ich an das Leben meines Schatzes.


    Momentan habe ich oft den Gedanken "Ich kann es nicht ändern."

    Da ist viel Hilflosigkeit und dann schon fast so eine Art Trotz. "Warum soll ich an etwas zerbrechen, das ich eh nicht ändern kann?"

    Diese Einstellung führt noch lange nicht dazu, dass es mir gut geht oder dass mir mein Verlust weniger weh tut.

    Aber sie weist mir ein Stück weit den Weg, der vor mir liegen könnte.

  • liebe sora,


    das was du da tust ist gute trauerarbeit, genau das benötigt es wohl um irgendwann zu genesen von der trauer und alles verarbeitet zu haben. ich habe mal von resilienz der seele gelesen - das ist ja gerade in aller munde...die einen menschen schaffen es schneller, leichter und besser als andere, von schlimmen traumatischen dingen sich zu erholen. d.h. nicht das sie oberflächlich damit umgehen sondern das wohl tatsächlich die seele einen weg findet, die schlimmen dinge umzuwandeln in etwas aus dem man lernen kann.... oder so ähnlich....


    du bist ein kämpfer, liebe sora, du hast einen willen der dir sagt "ich WILL aus dieser trauer herauskommen".... ich denke das ist die halbe miete.


    zudem analysierst du deine trauer und dein leben um eine lösung zu finden bzw. einen weg zu finden aus der trauer heraus zu kommen.


    ich glaube wichtig ist, die trauer anzunehmen wenn sie da ist und zu durchleben - nicht weg schieben, nicht verdrängen, weil sonst irgendwann alles wieder kommt.....


    dein wunder punkt ist der unfall an sich bzw. der unfall-verursacher. irgendwann wirst du diesen punkt dir angucken können, vielleicht ebenfalls analytisch und es wird funktionieren.... bis dahin ist noch ein weg zu gehen....


    liebe umarmung von Bine