Liebe Renate,
mein herzliches Beileid zu deinem tragischen Verlust.
Ich schaue mittlerweile nur selten im Forum vorbei, aber lass dir sagen: Es hat mir gerade in meiner Anfangsphase sehr geholfen.
Hier sind Menschen, die Ähnliches durchgemacht haben und sich gegenseitig auf ihren Trauerwegen begleiten.
Schreibe deine Gefühle auf, es wird dir immer jemand zuhören.
Es ist, gerade in der Zeitrechnung der Trauer, noch nicht lange her, dass du deinen geliebten Mann gehen lassen musstest.
Nimm dir Zeit für die Verarbeitung.. Wie du schon sagtest: Man macht einige Schritte vor und dann auch wieder welche zurück - und das muss man erst mal akzeptieren, sich selbst nicht deswegen unter Druck setzen.
Auch der Verlust, unter diesen besonderen Umständen mit Corona und allem... das ist sicherlich sehr schwer anzunehmen. Meinen Schatz verlor ich letztes Jahr durch einen Unfall, den jemand anderes verursacht hat.. auch da habe ich lange Zeit gebraucht, um das begreifen und in Teilen akzeptieren zu können. Es ist und bleibt ungerecht, aber mittlerweile sehe ich noch andere Aspekte unseres gemeinsamen Lebens und nicht nur dieses Unrecht, das uns am Ende widerfahren ist. Das ist mir wichtig.
Ich wünsche dir, dass du irgendwann auch an diesen Punkt kommst, wo du dich auch mal über die gemeinsamen Erinnerungen freuen kannst. Aber sowas ist am Anfang noch sehr schwer und schmerzt oft. Man muss erst mal durch Vieles durch und das ist ok, das gehört zum Trauerweg.
Ich denke auch, dass es viele Menschen gibt, die im Tod ihrer Liebsten eine große Ungerechtigkeit sehen und daher oft damit hadern. Meiner Meinung nach sollte man allen Gefühlen nachspüren, aber aufpassen, dass man nicht zu lange in etwas verharrt und sich wochenlang einschließt, weil es sonst noch schwerer wird, wieder nach oben zu kommen.
Das neue Leben... kaum jemand möchte das neue Leben, wir wünschen uns unser altes Leben voller Harmonie zurück. Auch mir geht es nach über einem Jahr manchmal noch so. Aber ich sehe auch die Veränderungen, die Entwicklung, die ich seitdem durchgemacht habe und bin sogar für manche Dinge dankbar.
Und letzten Endes kann ich mein Leben nicht vor solchen Schicksalsschlägen schützen, nicht vor allen jedenfalls. Also kann ich mich auch genauso gut in Zuversicht üben.. auf manches habe ich Einfluss und auf anderes nicht.
So denke ich mittlerweile darüber. Am Ende kam ich (wenn auch unter Protest) immer bei der Erkenntnis an, dass ich mein Schicksal annehmen muss. Und im Idealfall etwas Gutes daraus mache.
Du wirst deinen Weg gehen, mit deinem Mann im Herzen. Wenn du nicht weiter weißt, wirst du spüren, was er dir jetzt raten würde - da bin ich mir sicher. Das ersetzt ihn nicht, aber es ist ein kleiner Trost, dass er ein Teil von dir geworden ist, der sich in den richtigen Momenten melden wird.
Bitte bleib nicht zu lange allein, sondern suche auch den Kontakt zu deinem Umfeld, also zu denen, bei denen du dich auch etwas aufgehoben fühlst. Auch sie werden deinen Mann nicht ersetzen können, sie werden dir aber Aspekte von "Normalität" aufzeigen können, die du allein nur schwer oder mit der Zeit erarbeiten kannst.