Hallo! Ich habe ein Buch gelesen und da kam eine Stelle vor und ich musste an viele von euch denken!
Weil man nach so einem schweren Verlust eines geliebten Menschen nie mehr die gleiche Person wie früher sein kann, aber diese Person, das frühere Ich, auch nicht verloren ist!
Ich stelle es einfach hier ein, wenn der Beitrag nicht passend für euch ist, dann kann ich ihn auch wieder löschen!?
Und Astrid, falls es nicht erlaubt ist, die Buchstelle hier zu schreiben, dann lösche ich es! Danke!
Liebe Grüße, Andrea
Der Text stammt
aus dem Buch von Egan Kerry. leben: Von Sterbenden
lernen, was zählt
„Manchmal schmerzt ein Verlust so sehr, dass eine äußere
Schale das einzige Mittel zum Schutz unserer Seele zu sein scheint, eine
Schale, die so hart ist, dass wir uns selbst nicht mehr wiedererkennen.
Und doch sind wir immer
noch da. Alles, was wir waren, ist noch da. Es ist nur verborgen, manchmal
sogar vor uns selbst.
Als ich krank war und auch noch Jahre danach, hätte ich alles
dafür gegeben, in der Zeit zurückspringen zu können. Wieder die Frau sein zu
können, die ich vor der Krankheit war. Ich vermisste sie, ihren Verstand, ihren
Körper, ihr Seelenleben, ihre Ansichten über sich selbst und die Welt. Ich
wollte sie wiederhaben. Ich wollte wieder sie sein. Ich dachte, sie wäre für
immer fort. Ausgelöscht. Doch so funktioniert es nicht. Ich konnte nicht zurück und wieder die sein, die ich damals war. Aber
der Mensch, der ich damals gewesen war, ist auch nicht weg.
Ein Baum bildet jedes Frühjahr neues, zartes Grün. Diese
Blätter sterben unausweichlich, aber die Ringe des Baumstamms sind immer da,
tief im Inneren, von seinem allerersten Frühjahr an. Wenn das Leben einfach und
der Regen ergiebig ist, sind die Ringe dick; muss der Baum jedoch ums Überleben
kämpfen, sind sie so dünn, dass man sie kaum sieht. Aber alle Ringe sind immer
noch da.
Eine Seepocke wächst durch Anlagerung, wobei ihr Panzer mit
jedem Tag dicker und dicker wird und den winzigen fleischigen Körper schützt,
der sich zuvor selbst an etwas Hartes geheftet hat. Dass man diesen Körper
nicht mehr sehen kann, bedeutet nicht, dass die Seepocke innerhalb des Panzers
nicht lebendig ist. Lebende Dinge entwickeln sich so lange, bis sie sterben, ob
jemand anderes das nun mitbekommt oder nicht.
Man kann nicht
verlieren, wer man einst war, kann aber auch nicht dorthin zurückkehren!
Haben wir eine essenzielle
Seele, oder ist unsere Identität dem ausgeliefert, was uns widerfährt?
Die
Antwort scheint beides zugleich zu sein.
Wir werden, wer wir
bereits sind, bis wir schließlich sterben.
Selbst wenn uns Schreckliches zugestoßen ist, werden wir
immer noch, wer wir sind.
Baum oder Seepocke: Es gibt zwei Wege zu wachsen,
auf die unausweichlichen Verluste und Traumata des Lebens zu reagieren.
Zwei Wege, zu werden, wer man immer war.“