Es ist so schwer, tatsächlich jetzt im zweiten Jahr noch viel schlimmer, vorher war ich wohl in einem Art Kokon.
Liebe ist für mich:
sich so sehr hingezogen zu ihm, ihn abküssen können vom Kopf bis zu seinen geliebten Zehen, eine innere, ganz starke Wärme bis Hitze zu empfinden, nur wenn man ihn sieht, ihn küssen und liebkosen und streicheln möchte ohne Ende. Mein Jürgen sagte mal zu mir: ich könnt Dich abküssen vom Kopf bis zum Fuß, genau das empfinde ich auch so. Wenn einem nichts anwidert, wie am Schluß bei uns, auch beim Toillettengang, wenn es nicht mehr so ging, dann hab ich ihm geholfen, mit dem Stuhlgang, niemals hat mich das irgendwie angewidert, ich liebte alles bei und an ihm. Manchmal, am Ende hin, musste ich ihn anklopfen an der Wange, daß er was schlucken tut, weil er wohl so aphatisch wurde, hätte er es ausgebrochen, auch das hätt ich geliebt. Soviele Dinge sind es, wo man sagen kann, das ist Liebe, nicht nur in schönen Tagen.
Aber er wußte ja bis zum Schluss, wie elend es ihm ging, er hat als nur zu mir gesagt: ach Butzele, mein Herz, ich weiss, daß Du da bist, aber das reicht nicht. Er war bis zum Schluß ein so schöner Mann mit einem wahnsinnigen scharfen Verstand, allein diese Durchblutungsstöungen wegen diesen ganzen Narkosen haben ihn kaputt gemacht, doch sein Verstand war bis zuletzt sehr scharf, deshalb hat er auch gewartet im Krankenhaus, bis ich aus dem Zimmer ging, dann hat er losgelassen.
Mein Medium hat mr erzählt, er hat das deshalb gemacht, weil er wußte, ich hätts nicht verkraftet, wenn er in meiner Hand gestorben wäre.
Einmal nach dem Aufwachen bin ich zu ihm und hab mich einfach über seine Beine gelegt und hab gesagt: ach Jürgi, dann hat er seine Hand auf meine Schulter gelegt, wie zwei Kinder, die wußten, es ist alles so hoffnungslos.
Ich hab Liebe erst kennengelernt, als ich ihn traf.
Angela