Heute ist einer der schlimmen Tage.
Eigentlich war ich ja mit einer Bekannten zum Spazierengehen verabredet, aber sie hat heute früh wegen Krankheit abgesagt.
Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen.
Ich habe mir dann im Fernsehen die Übertragung des Europakonzerts mit den Berliner Philharmonikern angeschaut, so wunderbare Musik!
Da hat mich abgrundtiefe Verzweiflung gepackt und ich bin in Tränen ausgebrochen.
Mein Mann hätte das so gerne mit mir angeschaut, er war ein großer Fan klassischer Musik, insbesondere der Philharmoniker. Wir hätten hier zusammengesessen und gelauscht, dazu Kaffee getrunken und Kuchen oder Kekse genascht.
Er war in solchen Momenten immer sehr bewegt und gerührt, wenn etwas besonders schön war, kamen ihm auch manchmal die Tränen.
Die Erkenntnis, dass wir solche innigen gemeinsamen Momente nie mehr haben werden, hat mich regelrecht zu Boden gedrückt.
Mein ganzes restliches einsames Leben liegt wie eine riesige Last auf mir und ich kann gar nicht mehr mit dem Weinen aufhören.
Ich bin 60 Jahre alt und habe jetzt schon Angst vor der Rente. All die schönen Pläne, die wir hatten, Reisen die wir dann machen wollten...alles vorbei.
Wir haben vor 10 Jahren zusammen den Motorbootführerschein gemacht, haben uns oft Boote geliehen, wollten uns später evtl. ein eigenes Boot anschaffen und damit viel unterwegs sein.
Auf dem Wasser war mein Mann immer besonders glücklich.
Vor 8 Jahren haben wir an der Müritz eine Yacht gechartert und waren mit unseren beiden Kindern und deren Lebensgefährten 2 Wochen lang auf Flüssen und Seen unterwegs.
Er hat danach immer gesagt, das war der schönste Urlaub seines Lebens.
Es tut mir vor allem so entsetzlich leid für ihn, dass er die ersehnte Rente nicht mehr erleben kann.
Nach seiner Herzmuskelentzündung fehlte ihm viel Kraft, oft hat er gesagt, er würde so gerne vorzeitig in Rente gehen.
Meine Tochter und ihr Lebensgefährte wollen nächstes Jahr heiraten und planen Kinder. Der Papa sollte sie zum Traualtar führen, und ach, er wäre so ein toller Opa geworden!
All das muss ich jetzt alleine erleben, es ist einfach furchtbar.
Ich wünsche mir, morgens aufzuwachen und zu merken, es war nur ein böser Traum.