Beiträge von Mutz

    Liebe Olga,

    darf ich dich mal ganz vorsichtig in den Arm nehmen?

    So viele wirre Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn dein Kind innerhalb eines einzigen Wimpernschlags nicht mehr da ist.

    All die gut gemeinten Sprüche, ob vom Kalenderblatt, Trauerkarten oder sonstiges sind für alte und oder todkranke Menschen passend. Aber doch nicht für einen jungen gesunden Menschen, doch nicht für ein/dein/mein Kind. Es ist so falsch! Nichts, aber auch gar nichts fühlt sich richtig an.

    Mir geht ständig der Teil eines Gedichts durch den Kopf..."doch in meinem Herzen da ist eine Stelle da blüht und wärmt und lacht nichts mehr..." Das trifft es ziemlich gut.


    Der Rest des Herzens muss sich wieder erholen. Für uns und für unsere Lieben, die ebenso trauern und nicht begreifen können. Die aber für uns da sind... Bei allem Schmerz dürfen wir das nicht vergessen.


    Liebe Sverja,

    danke<3 19 Wochen... Mehr kann ich im Moment leider nicht sagen.


    Liebe Grüße

    Liebe Ros, liebe Sverja,

    es ist so,und ich befürchte, fast alle hier mussten sich dumme und verletzende Kommentare anhören. Inzwischen habe ich davon eine umfangreiche Sammlung. Angefangen von anfänglichen Beileidsbekundungen, die im zweiten Satz von eigenen Erfahrungen, ungefragte Informationen über gestorbene Omas und Erlebnisse nach Scheidungen, etc. Scharfe Nachfragen einer Vorgesetzten, weshalb ich keine Beruhigungsmittel nehme und mich quäle und weshalb wir die Wohnungsräumung unseres Jungen keiner Firma überlassen haben, weshalb wir uns selbst um alle seine Sachen kümmern, und...und... und. Die Krönung war ihre Frage: Sagen Sie mal, brauchen Sie das? Brauchen sie es, zur Arbeit zu gehen? Nach diesem Gespräch fiel dann das Urteil, dass ich eigentlich nicht arbeitsfähig bin, mir jedoch gestattet wird, da zu sein, wenn ich es tu Hause nicht mehr aushalte. Sprachlos... Ich arbeite, erfülle meine Aufgaben und dies tue ich gut .Für dss Entertainment der Kollegen bin ich nicht zuständig. Der nächste Schritt war für mich Teilzeit, um diese Demütigungen nicht den ganzen Tag zu ertragen. Der weitere Schritt Antrag auf Home Office am Nachmittag. Ja, solche Dinge lehren einen, zu verstummen, um sich selbst zu schützen. Anfänglich in Verteidigungshaltung gegen alle blöden Äußerungen, jetzt rede ich nur noch mit wenigen über Privates.


    Viel habe ich in den vergangenen Wochen gelesen und versucht und angefangen, nachdem ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Aber ich sehe auch das Elend anderer, vor allem meiner Familie. Mit unwahrscheinlich großer Anstrengung versucht man immer, sich gegenseitig aufzubauen. Aber irgendwie bricht man auch immer wieder zusammen. Das Schlimmste ist für mich nicht das eigene Leid. Für mich ist das Schlimmste, dass mein Sohn einfach so gehen musste. Es gibt keine Diagnose, wahrscheinlich aber plötzlicher Herztod. Er hat am Abend mit seinen Kollegen ein wenig Fußball gespielt. Es gibt von diesem Vergnügen ein letztes Foto mit ihm. Jeden Donnerstag Abend höre ich den verzweifelten Anruf seiner Freundin, jeden Donnerstag Abend sehe ich uns im Auto zu ihm rasen, sehe uns im Hausflur auf der Treppe sitzen, weil die Polizei uns nicht zu ihm lässt, habe ich die Befragung der Kripo im Ohr, sehe in sein Gesicht im Schockraum, ... Jeden Donnerstag werden unsere Wecker umgedreht, um die Uhrzeit nicht zu sehen. Jeden Donnerstag Abend trinke ich zu meinem Beruhigungstee 1 Glas Wein und gehe ins Bett, um möglichst schnell einzuschlafen. Ich ertrage es nicht, dass er, der niemanden etwas getan hat, ein fröhlicher Sonnenschein... so schnell, so unangemeldet und ohne Abschied gehen musste. Ich habe solche Angst, irgendwann sein Gesicht und sein Lachen nicht mehr zu hören und seine Stimme, wenn er zu mir Mutz sagt oder Orrr Mutter, wenn er genervt ist.

    Aber wem sage ich das. Eigentlich ist es furchtbar, dass man wildfremden Menschen mehr erzählt, als dem eigenen Umfeld. Chiao Ihr Lieben. Muss jetzt arbeiten.

    Danke liebe Sverja. Es ist wahrscheinlich so, dass Eltern erwachsener verstorbener Kinder eher still sind.


    Liebe Isabell, ich danke auch dir für die Buchempfehlungen. Ich schaue sie mir an. Für die verwaisten Eltern haben wir uns bereits interessiert, sehen aber, dass wir auch dort nicht hin passen.

    Liebe Grüße

    Guten Tag,

    auch ich bin bereits länger stille Mitleserin. Ich bin entsetzt über die vielen Schicksale, nehme Anteil an der Trauer und konnte auch diesem Forum viele wertvolle Worte, Hinweise und Hilfen finden, die mich immer wieder erden. In dem Buch "Es ist ok, wenn du traurig bist" befand sich ein Hinweis auf Aspetos. So kam ich hier her und bin mir noch immer nicht sicher, ob meine Registrierung hier richtig ist. Ich lese vorrangig so so viel über verstorbene Eltern und Partner und leider manchmal auch Kinder. Weiß eigentlich jemand, wie die Eltern, bzw die Mütter der verstorbenen Erwachsenen leiden und versuchen mit dem Unglück umgehen? Ich bin so eine Mutter. Vor 18 Wochen ist mein Sohn im Alter von 31 Jahren ohne Vorankündigung (keine äußere Einwirkung, keine Krankheit, keine Drogen oder sonstiges, kein Herzinfarkt, kein Aneurysma) nachts aufgestanden und wurde von seiner Freundin leblos aufgefunden. Nach einer Stunde vergeblicher Reanimation wurde er für tot erklärt. Bis heute ist nicht klar, was passiert ist. Mir brennt das Herz und meine Seele weint. Immer wieder sind Gedanken im Kopf, die fragen, ob er irgendetwas mitbekommen hat, ob er noch einmal kurz bei Bewusstsein war, was überhaupt passiert ist... Diese Nacht war entsetzlich für uns alle.

    Mir ist klar, dass nach so langem Herzstillstand und eventuell geglückter Reanimation die Wahrscheinlichkeit einer Schwerstbehinderung bestanden hätte.

    Viele werden denken, dass er ja schließlich erwachsen war, also sollte man sich nicht zu sehr hinein steigern. Nach 7 Wochen hat jemand zu mir gesagt, ich sollte nun mal langsam wieder klar kommen. Es ist mein Sohn, mein Kind! Ja, er hat lange gebraucht, sich abzunabeln und nur 2 Jahre in seiner ersten eigenen Wohnung gelebt und das Größte seit einem Jahr eine Freundin. Das Verhältnis in unserer Familie war und ist sehr eng und herzlich. Wir haben viel gemeinsam unternommen und uns gegenseitig geholfen.

    Jeder trauert anders, das weiß ich. Mein Mann leidet, aber eben anders. Unsere Tochter vermisst ihren Bruder ganz entsetzlich. Seine Freundin hat noch viele Bilder im Kopf und bezeichnet ihr Leiden zzt eher als Liebeskummer. Wir alle haben Weihnachten und Silvester gemeinsam mehr oder weniger überstanden...

    Mir fällt es auch nach 18 Wochen noch unheimlich schwer, die Gedanken zu ordnen und einfach mal abzuschalten. Jede Kleinigkeit, die an ihn erinnert, bringt Tränen. Die Tage sind lang und die Nächte ohne Träume zu kurz.


    Vielleicht liest dies hier jemand und kann mir sagen, ob andere Mütter erwachsener Kinder ebenso leiden und/oder Wege gefunden haben, mit allem fertig zu werden.

    Liebe Grüße Iris