Beiträge von Mutz

    Ihr Lieben,

    vielen Dank. Wieder ist ein Tag überstanden. Die Trauerrede ist besprochen. Diese Nacht war furchtbar. Nun sind es 23 Wochen. Heute hat meine Mutter Geburtstag und morgen mein Flori. Am Liebsten würde ich jetzt gar nichts mehr machen und mir wie Olga so schön sagte, die Decke über den Kopf ziehen.

    Weiter geht's...

    Am liebsten würde ich im Bett bleiben und zuschauen, wie vor dem Fenster der Wind den Baum schüttelt oder einfach schlafen. Geht leider nicht.

    Nur Druck, Druck, Druck. Es erdrückt mich, dass morgen die Trauerrede besprochen werden muss, es erdrückt mich, dass der Bestatter dringend den Schleifentext haben will, es erdrückt mich, dass auch die Musik für die Beisetzung angemahnt wurde, es erdrückt mich, dass wir gestern beim Steinmetz sofort mit Namen begrüßt wurden, es erdrückt mich, dass morgen die Obduktion stattfindet, es erdrückt mich der Gedanke, dass während oder nach der OP Fehler passiert sein könnten, es erdrückt mich, da mein Schwiegervater knapp 5 Jahre nach dem Tod meiner Schwiegermutter nun endlich wieder einen Lebenswillen und Lebensfreude gefunden hatte, es erdrückt mich daran zu denken, dass Floris plötzlicher Tod auch meinem Schwiegervater sehr zugesetzt hatte, es erdrückt mich, dass Freitag meine Mutz Geburtstag hat und sich alle bei ihr zum Kaffee einfinden, es erdrückt mich, dass Samstag Floris Geburtstag ist, es erdrückt mich, dass meine Trauer um mein Kind "gestört" wird, es erdrückt mich einfach, es erdrückt mich, dass es meinem Mann auch nicht gut geht, es erdrückt mich, dass mir ständig Gedanken um meinen Sohn durch den Kopf gehen und ich weine, es erdrückt mich, dass ausgerechnet mein Mann mich auch noch auffangen muss, es erdrückt mich, dass ich immer noch und immer wieder jedes Detail der Nacht vor mir sehe, in der Flori starb, es erdrückt mich, dass so viel organisiert werden muss, um meinem Schwiegervater einen würdigen Abschied zu bereiten. Es erdrückt mich, dass so viel aufgelöst, gekündigt usw werden muss.


    Es tut gut zu wissen, dass unsere Tochter stark ist und trotz ihrer schlimmen Trauer um ihren Bruder und ihren Opa sich immer wieder aufrappelt. Ich hoffe, sie bleibt so stark. Es tut gut, die Katzen hier zu haben. Die schlummern gerade so schön und haben keine Lust sich dem Wind auszusetzen. Es tut gut, zwischen den grauen Wolken ein paar blaue Himmelfetzen zu sehen. Es tut gut, das alles zu schreiben.

    Liebe Alleine, hier bist du nicht alleine. Ich umarme dich ganz vorsichtig.

    Auch ich habe meinen Sohn verloren und kann dich wirklich sehr gut verstehen. Nach langem Zögern habe auch ich kürzlich den Weg hierher in dieses Forum gewagt. Es tut gut, hier verstanden und angenommen zu werden. Außer den dringend benötigten Streicheleinheiten kann hier jeder etwas beitragen und jemanden anderen auf dem Weg in und durch die Trauer helfen.

    Ich bin entsetzt und traurig, dass dein Sohn keinen anderen Weg gesehen hat und bin in Gedanken bei dir.

    Alles Liebe :30:

    Iris

    Liebe Olga,


    gestern war ich lange wach und habe an dich gedacht. Habe gehofft, du kannst diese Nacht einfach verschlafen. Die Panik kann ich nachvollziehen. Es geht mir genauso. Wenn mein Mann nur Leergut wegbringt und 1 Stunde dazu benötigt und ich ihn nicht erreiche, habe ich die schlimmsten Bilder im Kopf. Das halte ich kaum aus. Selbst unsere Katzen ... wenn die nicht rechtzeitig zu Hause sind, heule ich schon. Unsere Tochter lebt schon länger nicht mehr bei uns. Trotzdem muss mindestens einmal am Tag eine Nachricht... Guten Morgen/Gute Nacht/ Ich hab dich lieb... sein. Ich weiß nicht, ob es nur Frauen bzw. Müttern so geht. Man versucht alles, um die Familie zusammen zu halten und will niemanden verlieren. Selbst die Katzen gehören bei uns dazu.


    Auch bei uns hat sich in Bezug auf Menschen in unserer Umgebung einiges geändert. Menschen, ja auch Fremde, wie bei euch, waren plötzlich da und haben ohne Scheu uns an die Hand genommen und sind einfach da und ganz unkompliziert. Bekannte, Freunde und leider auch Verwandte haben uns dagegen enttäuscht. Diesen Kontakt halte ich so knapp wie möglich. Mir fehlt die Kraft und ich habe keine Energie übrig mich mit diesen Personen auseinanderzusetzen. Es beginnt damit, dass diese Menschen plötzlich für uns unsichtbar sind und wortlos fern bleiben oder bei Treffen wird man erst gedrückt und muss sich dann stundenlang Geschichten über deren gefühlt 1 Millionen Krankheiten anhören. Meine Zeit und das bisschen Energie, was sich immer mal wieder sammelt ist mir zu schade dafür. Es bleiben nur wenige, aber die sind es wert. Die bedauern uns nicht permanent, nein wir können ganz normal reden und auch mal etwas schmunzeln.


    Tja, meinen Geburtstag wollten wir nutzen ein paar Stunden Ablenkung und Normalität zu bekommen. Es sollte wieder nicht sein. Gut, dass wir uns einen Krankenschein geholt haben. Es hat uns gewaltig umgehauen. Gut, dass mein Schwager alle Kommunikation bezüglich Bestattung und mit der Kripo übernimmt. Wir tun was wir können, müssen aber sehr auf uns selbst achten. Manchmal ist auch der Tonfall untereinander etwas gereitzter. Dann wird es kurz angesprochen und auf keinen Fall ignoriert, damit es nicht so bleibt.


    Olga, habt ihr was vom Anwalt gehört? Auch ihr müsst die unendlich lange Wartezeit hinbekommen. Es macht einen so wütend, wenn man sich unsere Gesetze anschaut. Flaschenbon klauen ist ein Grund für eine harte Bestrafung. Schwere Kindheit, Alkohol und Drogen sind strafmildernd, auch wenn es ein unschuldiges Menschenleben gekostet hat.

    Trotzdem... ich drück dich. Du bist eine sehr gute Mutti für deine Kids. Die verstehen es, dass du Angst um sie hast.

    Liebe Andrea, liebe Sverja, liebe Isabell,

    danke. Trotz allem tut es sooo gut, wenn man einfach mit allem, was einen fertig macht, wahrgenommen wird. Wie vermutlich alle hier...bin ich unfreiwillig Teil dieser Forumgemeinschaft, bin aber froh, hier zu sein. Selbst virtuelle Umarmungen tun gut. Ihr habt selbst ein ordentliches Päckchen zu tragen. Ich drück euch :30:

    Guten Morgen,

    hoffentlich wird der heutige Tag wieder besser. Mit den Nerven steht es nicht zum besten. Jeder Spruch, jedes Gespräch über Trauer haut mich um. Ich glaube an Naturwissenschaften. Kein Regenbogen, kein Vogel, kein Blümchen, kein Windhauch ist mein Sohn. Nichts davon ist ein Zeichen...

    Direkt vor seinem Grabstein stand plötzlich ein Schneeglöckchen. Inzwischen weiß ich, das es nicht von selbst dort aufgetaucht ist, sondern von jemanden ganz gezielt dort hingesetzt wurde.

    Gestern bekam ich ein Geburtstagsgeschenk. Es war ein großes Bild mit einem Sternenhimmel. Darunter waren die Geburtsdaten meines Sohnes. Mein erster Gedanke war, dass Floris Leben unter keinem guten Stern stand. Das Heulen hört gar nicht auf. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.


    Kommende Woche haben meine Schwester und meine Mutter Geburtstag, direkt danach, am Samstag ist Floris Geburtstag. Selbstverständlich gehen wir mit einem schönen Geschenk zum Käffchen zu beiden. Floris Geburtstag versuchen wir würdig zu gestalten. Das alles wird aber sehr vom Tod seines Opas überschattet. Extremer Stress. Es wurde nun doch eine Obduktion angeordnet. Irgendetwas war am Blut auffällig nach der OP. Man möchte gar nicht darüber nachdenken, was während oder nach der eigentlich gut gelaufenen OP passiert sein könnte. Aber die Gedanken sind da. "Man bemüht sich, den Bestattungstermin einzuhalten". Nett, oder?

    Das selbe Bestattungsunternehmen, die selbe Rednerin... Von diesen "Bekannten" wollten wir so schnell nichts mehr hören und sehen. Trotzdem waren beide die erste Wahl und das ist gut so.


    Danke, liebe Sverja, ... 22 Wochen und es gibt noch immer keine Information aus der Pathologie.


    Nun werde ich sehen, ob es mir heute besser geht, nachdem ich mich hier "ausgelassen" habe.


    Liebe Grüße

    Liebe Olga, ganz egal was bei uns zzt los ist, das eigene Kind zu verlieren ist etwas ganz anderes als Eltern, Schwiegereltern und Großeltern. Ich bin in Gedanken bei dir und deinen Lieben und hoffe, diese Nacht ist einigermaßen erträglich für dich. :30:

    Liebe Sverja,

    danke für deine Zeilen.

    Du fragst, wie es meinem Mann geht... Bis jetzt "funktioniert" er. Hin und wieder kommen Tränen und ich habe ihn gebeten, es nicht zu unterdrücken. Er muss überhaupt nicht stark sein.

    Ich kann gerade nicht weinen, aber ich funktioniere und bin völlig klar. Bin im Moment nur so wütend über die Hinterhältigkeit mit der der Tod sich anschleicht.

    Die Fahrt war ok.


    Auch dir liebe Isabell danke.

    Danke Olga,

    ...und so schnell ist alles wieder vorbei. Gestern war mein Geburtstag, mein Schwiegervater wurde gestern an der Galle operiert und ist in der Nacht verstorben.

    Der Tod ist so habgierig und unberechenbar und alles geht von vorn los und alles wird wieder aufgewühlt...

    Wir haben unseren Kurzurlaub nicht abgebrochen und fahren erst morgen früh wie geplant ab. Es ist eher Zeit herumbringen, als genießen. Sitzen im Hotelrestaurant und trinken teuren Rotwein. Hoffentlich wirkt der und lässt uns schnell einschlafen.

    Liebe Ela,

    es tut mir so leid. Mein tiefes Mitgefühl. Ich kann dich so gut verstehen. Es ist unbegreiflich, warum von einer Minute auf die andere ein offensichtlich gesunder Mensch plötzlich gehen muss. Diesen Albtraum habe auch ich... immer noch. Mein gesunder Sohn ist vor fast 21 Wochen mit gerade mal 31 Jahren einfach umgefallen und konnte nicht mehr reanimiert werden. Das Warum steht noch immer im Raum und es gibt keine Erklärung. Dieses Forum hier hilft ein wenig auf dem Weg. Das habe ich hier bereits erleben dürfen. Es tut gut, hier verstanden und etwas aufgefangen zu werden.

    Zur Wohnsituation... die Freundin unseres Sohnes ist inzwischen in die Nähe ihrer Eltern gezogen. Die gesamte Situation lag hier zwar etwas anders, da unser Sohn in der Wohnung den Herzstillstand hatte. Aber grundsätzlich war der Tapetenwechsel richtig, auch wenn die ersten Tage in der neuen Wohnung psychisch etwas holprig waren.

    Liebe Grüße Iris

    Liebe Sverja,

    ich danke dir. In den letzten Tagen ging es mir überhaupt nicht gut. Die Trauer, die Traurigkeit hatten mich völlig an die Wand gedrückt. Es "geht" im Moment wieder. Auch der erste Tag und die erste Nacht in fremder Umgebung waren ok. Bisher kam bei dem Gedanken, nachts nicht zu Hause zu sein, Panik auf. Angst, nicht da zu sein und es nicht rechtzeitig zu schaffen, wenn wieder ein Anruf kommt. Die Psyche kann einen ordentlich fertig machen.

    Ich wünsche dir gute Besserung. Schone die Hand, um die Entzündung gut abklingen zu lassen.

    Alles Liebe Iris

    Liebe Sverja,

    danke für die Wünsche. Das "Ereignis" ist erst am Mittwoch. An diesem Tag geht es dann in den 3Tage-Urlaub. An diesem Wochenende ist die Freundin unseres Sohnes bei uns. Wir beschäftigen uns. Sie hat hier etwas von Flori und spielt mit den Katzen.

    Liebe Grüße

    Iris

    Ihr Lieben,

    an manchen Tagen kann und möchte ich einfach nicht kommunizieren. Tage, an denen das Unbegreifliche wie eine Wand vor und in mir steht und ich irgendwie dieses Tage ablebe, von Tag... zu Tag... zu Tag...

    Lt Kripo liegt auch nach 20 Wochen noch kein abschließender Obduktionsbericht vor. Es fehlt mir das Verständnis dafür, weshalb ein offensichtlich gesunder Mensch einfach so stirbt. Ich glaube nicht mehr an das Leben mit seinen angeblichen Gesetzmäßigkeiten... wer alt ist muss gehen. Eine Ungeheuerlichkeit, die ich noch verdauen muss, die immer wieder Tränen hervorruft. Leider kommen die oft unpassend... beim Auto fahren, während Unterhaltungen, beim Einkaufen...

    Heute morgen ist es wieder besser.

    Es ist nur eines sicher... die Anzahl der Wochen erhöht sich diese Nacht.


    Liebe Olga,

    du hast so recht. Es ist nicht das eigene Leid. Eltern können sehr viel ertragen, nur eben nicht, wenn dem eigenen Kind die Zukunft genommen wird.


    Lasst euch nicht runterziehen. Ich raffe mich auch wieder auf... brauche nur etwas Zeit. Stopfe mich gerade mit Globulis voll und bemühe mich ganz fest an die unterstützende Wirkung der Homöopathie zu glauben


    Liebe Grüße

    Liebe Sverja,

    bitte nimm es mir nicht übel. Ich bezeichne dich gerne als die "weise Frau". Du findest einfühlsame Worte und hast oft gute Hinweise oder hilfreiche Ansätze für den Umgang mit dem schlimmen Verlust unserer Lieben und den "Nebenwirkungen", die wir hier alle verdauen müssen. Danke:2:

    Liebe Olga, wie geht es dir? Ich bin ziemlich traurig, weil ich dir gar nichts raten konnte bzgl Geburtstag deines Sohnes. Er soll doch auch irgendwann wieder unbeschwert sein und du sollst dich unbedingt um dich selbst kümmern dürfen. Ich hoffe und wünsche, dass ihr den Tag gut hinbekommen habt.

    Bei uns scheint zzt tatsächlich die Sonne und der Himmel ist blau. Eine halbe Stunde war ich unter Mittag draußen. Tat gut. Ich schicke ein paar Sonnenstrahlen.

    Liebe Grüße Iris

    Liebe Olga,

    dein Junge wird immer einen großen Bruder Max haben. Aber er darf und muss auch trauern. Ich bin froh, dass du weinen kannst. Tränen befreien, zumindest für eine kurze Zeit. Ich bin selbst hilflos und kann dir nicht mal den kleinsten hilfreichen Tipp für den heutigen Geburtstag deines Jungen geben. In dem Buch, dass ich ganz am Anfang erwähnt habe, steht dass man alles was einen Würgreiz auslöst eben nicht machen soll. Vielleicht liest eine der Moderatorinnen hier mit und kann einen Rat zum entlang hangeln geben.


    Meine Tage? Am Wochenende waren unsere Tochter und ihr Lebensgefährte bei uns. Ihre Besuche geben uns immer etwas von Familie. Das ist sehr schön. Viel mehr Verwandschaft kann ich kaum bzw. nur selten ertragen. Ende kommender Woche ist mein Geburtstag. Kein Interesse. Wir fahren 3 Tage weg. Bisher ging das nicht. Wir konnten nicht ertragen, über Nacht nicht zu Hause zu sein. Nun ein neuer Anlauf. Anschließend möchten alle gratulieren ?(. Ich habe bis jetzt alle hingehalten und nicht eingeladen. Und es geht weiter mit Geburtstagen ...und am 15. hat unser Sohn Geburtstag. Der Gedanke an Ich eine Feier oder andere Art der Familienzusammenkunft an diesem Tag löst bei mir ein Würgen aus.

    Was sonst noch. Gestern Nachmittag am Grabstein... Ich kann es nicht akzeptieren. Ich ertrage es nicht seinen Namen auf diesem Stein zu lesen. Mir kommt auch das Wort Grab kaum über die Lippen. Ich besuche Flori und es ist sein Platz und er hat "Nachbarn" :13: