Liebe Puzzle,
aus unserem Trauerforum soll natürlich kein politisches Diskussionsforum werden. Da wir aber alle noch in dieser Welt leben, und die Welt nicht nur aus unserer Trauer besteht, sollte es möglich sein sich auch mal über solche Dinge auszutauschen. Was unsere Damen und Herren Politiker betrifft, niemand wurde dazu gezwungen in die Politik zu gehen. Deshalb habe ich auch kein Mitleid mit ihnen. Ich kritisiere auch nicht, daß es nicht immer oder schnell eine Lösung gibt. Ich kritisiere aber, daß Ideologien mit der Brechstange, ohne Rücksicht auf Verhältnismäßigkeit und ohne Sinn und Verstand durchgesetzt werden sollen. Das ist blinder Aktionismus, und genau das passiert gerade bei uns. Diese Ideologien werden uns noch teuer zu stehen kommen, und Menschen die nicht so begütert sind in den finanziellen Ruin treiben.
Wenn das einzelne Schicksal als Teil des Ganzen nicht unerheblich ist, und da stimme ich Dir voll und ganz zu, dann kann mein Umgang damit aber auch nicht ganz unerheblich sein. Du schreibst ja selbst, wer weiß welchen Einfluß Dein Umgang mit Schicksalsschlägen auf Deine Umgebung hat. Und welche weitergehenden Auswirkungen es vielleicht gibt, die Du nicht sehen kannst. Das sehe ich genauso. Dem Schicksal ist es aber ziemlich egal, wie es dem Einzelnen dabei geht. Könnte man jedenfalls meinen. Vielleicht irren wir uns da aber, und es ist nicht egal ob Einzelne unglücklich sind. Vielleicht spielt das sehr wohl eine Rolle und soll so sein, auch wenn wir das nicht verstehen können.
Natürlich kann etwas das uns erst mal schlecht erscheint letztlich doch gut sein. Dein Beispiel mit dem Hausprojekt beschreibt das ja sehr anschaulich. Ihr hattet Pläne, die euch sehr gut gefallen haben und die auch sehr viel Charme hatten. Doch diese Pläne haben sich zu eurem Verdruß zerschlagen. Und das war im Nachhinein ein großes Glück. Heute bist Du froh, daß aus euren Plänen nichts geworden ist. Für den Firmenchef und die Mitarbeiter war der Konkurs natürlich schlimm. Das ist ja bei jedem Konkurs so, und oft genug bleibt Schlechtes einfach nur schlecht. Es wird nicht immer oder für jeden etwas Gutes daraus.
Wir Menschen sind alle nur kleine Rädchen im Getriebe des Schicksals. Trotzdem ist jeder wichtig, nicht nur die Menschen die sich für den Nabel der Welt halten, und das gilt natürlich auch für Dich. Ohne Dich, Deine Handlungen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf andere würde im großen Ganzen etwas fehlen. Du willst nicht im Mittelpunkt stehen, das ist auch nicht mein Bestreben, aber einen Grund hat unser Dasein auf der Erde trotzdem und ist deshalb sehr wohl wichtig.
Ein Perspektivwechsel kann manchmal sehr hilfreich sein, das wird niemand bestreiten. Deine Strategie zu sagen, es gibt einen guten Grund warum ich jetzt unglücklich bin, ist schon richtig. Wenn ich mir das klarmache ist zwar nichts wieder gut, aber ich kann trotzdem anders mit dem Unglück umgehen. Eine bessere Strategie fällt mir auch nicht ein. Und die Hoffnung, daß es wirklich für alles einen guten Grund gibt und wir diesen irgendwann erfahren, trägt auch.
Irgendwie ist es schon seltsam. Das Bestreben glücklich zu sein haben wir in den Genen, aber im Schöpfungsplan ist wohl nicht vorgesehen daß der Mensch glücklich ist.
So kann man es vielleicht auch sehen.
Der Mensch an sich ist auch ein soziales Wesen und weiß, alleine kann ich nicht existieren. Das haben schon die Steinzeitmenschen erkannt. Trotzdem kann die Menschheit keinen Frieden halten. Gibt es für diese Diskrepanz auch einen guten Grund, und soll das wirklich so sein? Darüber könnte man ewig nachdenken und diskutieren. Eine Antwort wird es hier aber nicht geben.
Eines aber ist gesichert: möchte ich heute noch etwas essen, muss ich mir ein Essen richten. Das ist also das nächste, was ich mache…. Mit vollem Bauch ist dann der nächste Schritt vielleicht leichter entschieden…. Schritt für Schritt kennen wir ja…
Wie gut daß auch solche banalen Dinge entschieden werden müssen, und daß es dafür eindeutige Antworten gibt. Ich hoffe Dein Essen hat gemundet. Und dann immer weiter, Schritt für Schritt. Das kennen wir alle hier nur zu genau. Das Ende des schweren einsamen Weges kommt aber jeden Tag ein kleines Stückchen näher, und das finde ich sehr tröstlich.
Liebe Grüße und ein ruhiges Wochenende
Lilifee