
Liebe
Puzzle,
die
Idylle von Puzzlehausen läßt sicher im Lauf des Tages etwas nach,
vor allem wenn die Umgebung auch wach wird. Hier habe ich bis jetzt
großes Glück mit den Nachbarn, und ich hoffe das bleibt auch so.
Das Haus in dem Andreas und ich gewohnt haben war leider etwas
hellhöriger, da hat man die Nachbarn von nebenan schon ab und zu
gehört. Aber wir haben trotzdem gerne und auch sehr gut dort
gewohnt. Auf dem unteren Balkon hatten wir in den ersten Jahren auch
ein gut besuchtes Futterhäuschen stehen. Es kamen außer Spatzen und
Amseln auch Eichelhäher, Kohlmeisen, Blaumeisen, Kreuzschnäbel,
Elstern, Stare, Rotkehlchen, Buntspechte, Buchfinken und Gimpel. Wir
haben ihnen gerne zugesehen wenn sie sich den Bauch vollgeschlagen
haben. Hauptsächlich für die Eichelhäher hatten wir auch
Haselnüsse ins Häuschen getan. Sie haben erst mal ratzfatz etliche
Nüsse verdrückt, und dann sind sie mit drei Nüssen im Schnabel
wieder weggeflogen. In einem Jahr kamen sie sogar mit ihren Jungen. 
Auf
einmal hat die Vielfalt aber rapide nachgelassen, dafür haben dann
die Ringeltauben das Futterhäuschen entdeckt. Die wollten wir aber
nicht auf dem Balkon haben.
Außerdem war es leider auch eine
ziemliche Sauerei, obwohl der Boden des Häuschen einen Rand hatte.
Und von wegen, vom Boden wird auch weggefressen. Bei uns nicht, die
Vögel kamen alle schön in das große Häuschen. Dafür sind die
runtergefallenen Körner zum Leben erwacht. Die Platten auf dem
Balkonboden hatten
großzügige Fugen, und darin ist es fröhlich gewachsen. Wir waren
nicht ganz so fröhlich darüber.
Dann haben wir das Häuschen wieder
abgebaut, und die beiden Ringeltauben haben noch eine ganze Weile vom
Baum gegenüber einen langen Hals gemacht und die Futterquelle
gesucht, bis sie dann endlich aufgegeben haben. Hier könnte man
sicher ein Häuschen in den Birken aufhängen, aber dafür bräuchte
ich eine Leiter, und das macht das Auffüllen leider auch sehr
umständlich. Die Bäumchen reichen immerhin bis zum 5. Stock. Da
lasse ich mal ganz schön die Finger davon. 
Vor
allem in Wiesbaden habe ich mir auch manchmal gewünscht
abgeschiedener zu wohnen. Wir hatten eine Nachbarin, eine liebe und
gutherzige Frau, aber neugierig ohne Ende und mit Ohren wie
Rhabarberblätter. Da sie im Parterre gewohnt hat, wußte sie genau
wer wann kommt und geht. Aber sie hat keinen Krach gemacht, und das
war auch was.
In der heutigen Zeit halte ich es auch nicht mehr für
so erstrebenswert möglichst abgeschieden zu wohnen. Da hätte ich
ganz ehrlich gesagt etwas Angst. Aber das ist eh kein Thema, denn ich
will ja nicht mehr umziehen. Nur noch auf den Friedhof. Fußläufigkeit
bzw. eine Bushaltestelle in der Nähe ist natürlich auch ein nicht
zu unterschätzender Aspekt. Hier habe ich beides. Abgeschieden
wohnen bedeutet ja auch auf ein Auto angewiesen zu sein, und das will
ich nicht mehr. Wenn
man über lange Zeit die Großzügigkeit von Haus und Garten gewohnt
ist, dann ist der Wechsel in eine Wohnung natürlich sehr schwer.
Auch wenn es weniger Arbeit ist. Und ein selbstgebautes Haus zu
verlassen ist ganz bestimmt besonders schwer, vor allem wenn es keine
Notwendigkeit gibt.
Für
seine Kinder muß man natürlich andere Entscheidungen treffen als
für sich selbst. Das habe ich ja nie gebraucht. Und was die
Erziehung betrifft, nur ein Elternteil kann logischerweise nicht
beide Elternteile abdecken. Entweder fehlt die männliche oder die
weibliche Komponente. Und auch wenn jetzt alle Feministinnen dieser
Welt lauf aufschreien, Kinder brauchen beides, denn es gibt ja
beides, und das wird sich glücklicherweise auch NIE ändern. Es gibt
eine Art von Feminismus die kann ich nicht ab, und Frauen wie Alice
Schwarzer sind für mich ein rotes Tuch.
Ich weiß nicht ob das bei
euch auch ein Thema war oder ist, aber bei uns wurde im letzten
Sommer die Forderung laut daß Frauen oben ohne ins Schwimmbad
wollen. Weil sie sich sonst nicht gleichberechtigt fühlen können.
Hallo, geht`s noch? Ich würde diese Frauen gerne mal fragen ob sie
auch oben ohne durch die Stadt laufen wollen, weil das ja manche
Männer machen, oder ob das dann zu viel Gleichberechtigung wäre.
Wie armselig müssen diese Frauen sein, und ich höre sie schon
kreischen wenn dann die Männer hingucken. Bin mal gespannt ob das
eingeführt wird oder hoffentlich nicht.
Du
schreibst, Dein Sohn wußte was er ausbildungsmäßig wollte. Warum
tut er sich denn jetzt so schwer? Ein schwieriger Weg muß per se
nichts schlechtes sein. Wenn einem alles leicht fällt oder leicht
gemacht wird ist die Gefahr das als selbstverständlich zu nehmen und
immer zu erwarten. Es kann viel befriedigender sein mit
Schwierigkeiten fertig zu werden, und erfahren zu können daß man
diese meistern kann. Daß er sich auf seinem Weg von Dir helfen läßt
ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, spricht aber sehr für
Dich. Und ob Du den Vater Deiner Kinder „besser“ hättest
aussuchen müssen oder können wirst Du in diesem Leben nicht mehr
erfahren. Die Generalprobe ist leider ausgefallen. 
Die
Entscheidungen die wir noch treffen müssen werden allerdings immer
banaler, und ich bin nicht böse darum. Meine erschöpfen sich
mittlerweile darin zu überlegen, stehe ich auf, und wenn ja warum
und wann? Gehe ich heute vor die Tür oder nicht? Bestelle ich diese
Woche wieder bei Edeka oder erst nächste? Du hast vermutlich auch
noch andere Entscheidungen zu treffen, aber ich muß es nicht mehr,
und das finde ich auch gut. 
Feuchte
Wände sind etwas übles weil man es nicht gleich bemerkt, und
irgendwann riecht es so gut wie nasse Kartoffeln. Deine Entscheidung
für einen neuen Läufer hatte also einen noch besseren Effekt als Du
dachtest, und Kätzchen freut sich auch. Was willst Du mehr.
Wegen
der Strickmaschine bin ich mal wieder baff. Über Deine Findigkeit.
Die Nadelsperrschiene als Türdichtung zu nutzen. Da muß man erst
mal drauf kommen. Danke für die Bilder, die haben Deine Erklärung
noch etwas verständlicher gemacht.
Geld
macht nicht glücklich, das stimmt, aber es beruhigt, das stimmt
auch.
Für mich alleine brauche ich auch nicht mehr viel, denn ich
bin nicht anspruchsvoll. Es ist aber sehr beruhigend eine Rücklage
zu haben, damit das Budget nicht durch unerwartete Ausgaben ins
Wanken gerät. Außerdem ist es mir problemlos möglich im Sinn von
Andreas seinen älteren Bruder weiter unterstützen zu können. Er
hatte jahrzehntelang erst die Eltern und dann die Mutter gepflegt.
Deshalb hat er nur eine sehr kleine Rente und ist auf Grundsicherung
angewiesen. Davon leben zu müssen ist natürlich kein
Honigschlecken, und er hat es verdient nicht ganz so sehr knappsen zu
müssen.
Vor
kurzem habe ich einen interessanten Satz von einem Schweizer
Theologen gelesen:
Charakter
ist die Fähigkeit sich selbst im Weg zu stehen, obwohl man
ausweichen könnte.
Wie
findest Du das?
Hab
eine gute Nacht und einen möglichst angenehmen Donnerstag.
Alles
Liebe Lilifee