Liebe
Puzzle,
den
ersten Spruch würde ich mir auch ins Büro hängen wenn ich noch
arbeiten würde. Er ist so was von wahr und weise. Den sollte jede
Führungskraft im Büro haben.
Ich
habe auch schon oft gedacht, in Deutschland gibt es keine
Fehlerkultur mehr. Egal was schiefläuft, es wird nur noch verwiesen.
Entweder auf irgendwelche Vorschriften oder Zuständigkeiten, oder
auf angebliche Sachzwänge. Einen Fehler hat aber niemand gemacht.
Fehler zugeben ist nicht mehr modern obwohl kein Mensch fehlerfrei
ist. In meinem Berufsleben hatte ich großes Glück, und immer
Vorgesetzte und Kollegen mit denen gut auszukommen war. Meine Fehler
haben mich sehr gefuchst weil sie manchmal einfach unnötig waren,
aber zugeben konnte ich sie. Das hatte sicher auch mit dem Umfeld zu
tun, denn ich wußte immer, der Kopf bleibt dran. 
Schuldzuweisungen
alleine helfen natürlich nicht weiter. Ich habe aber auch die
Erfahrung gemacht, daß allgemeine Hinweise zur Vermeidung von
Fehlern nicht viel bewirkt haben, weil sich niemand angesprochen
gefühlt hat. Denn Fehler machen ja die anderen. Ein Problem nur zu
lösen kann deshalb zu wenig sein. Es ist eine schwierige
Gratwanderung, aber der Verursacher sollte schon wissen was er
künftig besser machen kann. Damit brauche ich mich aber nicht mehr
befassen, das dürfen nun andere tun. 
Von
Deinem beruflichen Griff ins Klo hast Du ja geschrieben. So etwas
passiert leider. Erst sieht alles gut aus, aber man merkt schon bald
wie tief man gegriffen hat. Wie wäre es denn, wenn Du den schönen
Spruch einrahmst und Deinem jetzigen Chef zum Abschied schenkst?
Schon
möglich daß er Dich loswerden will. Aber warum wartet er damit bis
zum Ende der Probezeit? Eine Kündigung ist doch mit einer Frist von
14 Tagen schon während dieser Zeit möglich, und eine Angabe von
Gründen braucht es auch nicht. Oder ist das bei euch anders? Ein
Chef der sich so verhält hat allerdings einen
Knick
im Lebensrückgrat Schenk ihm den Spruch
lieber doch nicht. Es wäre Verschwendung, denn Dein Chef würde ihn
nicht begreifen.

Doch es gibt einen weiteren guten Spruch: Wie man sich bettet, so liegt man. Ich hab schon lange aufgehört, andere umbetten zu wollen. Sie sollen in ihrer Suppe kochen und damit glücklich werden. Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen….
So, nun bin ich aber weit abgeschweift… es tut mir leid. Das Thema Arbeit ist für mich gerade sehr präsent, daher kam das jetzt so stark heraus….
Richtig
so. Waren die Kollegen denn auch so nett und respektvoll wie der
Chef? Wenn sie dieses Verhalten normal finden gehört es ihnen nicht
anders als mit so einem Ekel leben zu müssen. Nicht
Dein Zirkus ... 
Abgeschweift
bist Du überhaupt nicht. Unser Austausch soll sich ja nicht nur um
Trauer drehen sondern darf ruhig vielseitig sein, und ein Thema das
beschäftigt hat hier immer einen Platz. Ich
wünsche Dir jedenfalls sehr, daß der neue Job ein Griff in die
Glückskiste ist und
Du bald anfangen kannst.
Vielleicht tu ich mir deshalb mit der Trauer so schwer? Sie passt so gar nicht in mein Denkmuster…
Das
ist sehr gut möglich. Trauer ist ja kein Problem das mit kühlem
Verstand und Lösungsbewußtsein gelöst werden kann.
Wenn das so
einfach möglich wäre ginge es uns allen schon längst wieder gut.
Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt, Trauer ist eine
aufwühlende Emotion die durchlebt und
durchlitten werden
muß. Ich störe mich auch immer wieder an der
Meinung
daß Trauer „verarbeitet“ werden könnte. Für mein Empfinden
kann sie das nicht. Denn wenn ich etwas verarbeitet habe ist
es für mich bewältigt
und erledigt.
Trauer erledigt sich aber nicht. Sie bleibt und verändert sich nur
mit der Zeit. Ob wir nun bewußt etwas dafür tun oder nicht spielt
keine große Rolle. Trauer wird auf jeden Fall anders, das sehe ich
ja an mir. Ich habe ganz gewiß nichts dafür getan, jedenfalls nicht
bewußt, aber die Trauer ist trotzdem ruhiger geworden. Sie ist nicht
mehr so wild wie am Anfang, sondern ruhiger
und gehört
inzwischen zu meinem Leben. Ich habe das akzeptiert, denn genau dort
wird sie auch bleiben. Sie geht nicht mehr.
Ich
fand und finde es immer noch sehr mutig von Dir, daß Du Dir die
Polizeifotos von Deinem Partner so genau ansehen konntest. Sicher, Du
hast versucht Antworten zu bekommen. Ich weiß nicht was ich in so
einer Situation getan hätte, und was schwerer auszuhalten gewesen
wäre. Die Ungewißheit oder diese Fotos anzusehen. Immerhin hast Du
ja wohl einige Antworten bekommen. Aber so oder so, der
Ausschalteknopf meines Kopfkinos wäre auf sehr lange Zeit blockiert
gewesen.

Du
hast Dein Haus umgestaltet und die Spuren beseitigt. Das brauchte ich
nicht, der Umzug hat alles von alleine erledigt. Bis auf das Bett.
Das zu behalten war mir zu wichtig. Dafür habe ich keine Gedenkecke
wie Du sie hast. Ich habe nur auf dem Radio einen schönen 3-teiligen
Bilderrahmen
den mir die Geschwister von Andreas geschenkt haben. Links
sind zwei Kinderbilder von ihm, in der Mitte ein Foto von uns beiden
aus dem letzten Berlinurlaub vor
seinem Tod,
und rechts ein Bild von Andreas auf unserem Balkon. Das wurde gemacht
als meine Schwiegermutter und mein Schwager uns kurz nach unserem
Einzug besucht haben. Einen Ausschnitt dieses Bildes habe ich auch
für eine der Gedenkanzeigen verwendet. Ansonsten sehe ich es wie Du,
unsere Partner wohnen in unseren Herzen, dafür braucht es nichts von
außen.

Ein
Verkauf Deines Hauses hätte nichts genutzt. Die Trauer wäre mit
umgezogen, und es wäre schade um die schöne Hundehütte gewesen.
Sie ist ja quasi Dein Lebenswerk, und Du darfst sehr stolz darauf
sein. Was Du da
geleistet hast ist sehr beachtlich, und
das
alles aufgeben nur um woanders unglücklich
zu sein? Du hast Dich richtig entschieden und machst jetzt das Beste
daraus. Mein Umzug war ja nicht freiwillig, und mir war klar daß die
Trauer mitkommt. Aber früher oder später wäre ich doch umgezogen
weil die Wohnung viel zu groß für mich war. Nun
habe ich Wohnungssuche und Umzug schon eine Weile hinter mir, und das
war am Ende gar nicht schlecht.
Sprachen
finde ich auch interessant. Französisch
klingt für uns elegant weil die Aussprache sehr melodisch ist. Im
Englischen kann
manchmal
kurz und knackig formuliert werden. Es läßt sich mit zwei oder drei
Worten etwas sagen, wofür in korrektem Deutsch mindestens ein ganzer
Satz nötig ist. Manchmal ist es aber
auch
umgekehrt, dann ist die englische Ausdrucksweise umständlicher. So
einfach ist die Sprache aber nicht, da
hätte Shakespeare ganz energisch widersprochen.
Jede
Sprache hat eine eigene Sprachmelodie. Die osteuropäischen
Sprachen klingen für mein Empfinden sehr hart. Deswegen hören
sich solche Sprachen
eher nach schimpfen an, vor
allem wenn schnell gesprochen wird.
Andreas
und ich hatten einmal die Gelegenheit Chinesen sprechen zu hören.
„Chinesisch“ ist ja keine eigenständige Sprache, sondern
beinhaltet acht
Sprachen oder Dialektgruppen.
Was genau diese Chinesen gesprochen haben weiß ich natürlich nicht,
aber es hörte sich an wie ein kehliges Grunzen. So
ähnlich könnte die Unterhaltung von
unseren
steinzeitlichen Vorfahren geklungen
haben 
Wofür
lernt Deine Tochter denn Koreanisch? Ist das ein Hobby, oder kann sie
es beruflich gebrauchen? Eine
Sprache die so aufgebaut ist, klingt sehr kompliziert. Acht
verschiedene Höflichkeitsformen für jedes Zeitwort, wer kann sich
das behalten? Nette Peinlichkeiten sind da doch vorprogrammiert. Ein
Kollege von mir hatte eine finnische Freundin. Finnisch muß ähnlich
„lustig“ sein. Nur geht es da nicht um Zeitwörter sondern um
Präpositionen. Für „im Haus“ gibt es z.B.
eine
andere Vokabel
als für „am Haus“. Das ist mir -warum
auch immer-
in Erinnerung geblieben, ansonsten hatte ich nie das Bedürfnis
finnisch zu lernen. 
Unsere
Sprache würde ich nicht unbedingt blumig nennen, aber bildhaft
trifft
es sehr gut.
Wie
sie sich für andere anhört kann ich nicht beurteilen. Vom Klang her
würde ich sie zwischen den harten osteuropäischen und den weichen
melodischen romanischen Sprachen einordnen. Es kommt aber sehr darauf
an mit welchem Zungenschlag, also Dialekt gesprochen wird. Da gibt es
ja auch harte und weiche. Und in Österreich oder in der Schweiz
klingt die deutsche Sprache auch ziemlich anders als in Deutschland.
Freut
mich, daß Dir meine Übersetzungen gefallen haben. Hier noch eine
Kostprobe:
Tell
me nothing from the horse. I understand namely
only
railway station, and
what
you say
interests
me so much as when in china a bag of rice bursts.
Aber
damit soll es nun gut sein, sonst denkst Du noch I
have a jump in the bowl. But
hopefully
I don't have one. 
Jetzt
ist es halb elf am Abend und entsprechend dunkel. Heute hat es bei
uns auch den ganzen Tag geregnet. Aber morgen werde ich Deinen Rat
befolgen und die Sonne suchen. Irgendwo muß sie ja sein. Es ist nur
möglich daß noch zu viel zwischen der Sonne und mir steht. Dann muß
ich eben noch etwas Geduld haben. Falls Du erfolgreicher warst, sag
mir bitte wo ich sie finden kann.
Alles
Liebe
Lilifee