Beiträge von Lilifee

    Liebe Mina,


    Du bist NICHT deplaziert, sondern herzlich willkommen. Es ist aber zu viel der Ehre was Du über Puzzles und meinen Austausch schreibst. Es ist aber schön, wenn er hier Mitlesenden auch etwas geben kann.


    Unsere Väter sind schon etwas speziell. Jeder auf seine Weise. Zerstört oder gebrochen haben sie uns aber nicht. Und den fortlaufenden Zyklus haben wir überwunden. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen darauf stolz zu sein. Aber gut, ja, ein bißchen vielleicht.


    Ab hier antworte ich jetzt nur noch für mich. Ich wußte allerdings genau was ich nicht mehr wollte, und vor allem was ich wollte. Es ist ein sehr interessanter Gedanke von Dir, und es stimmt wohl. Anders hätten Andreas und ich uns sicher nicht gefunden. Für ihn hat sich die sehr lange Wartezeit voll und ganz gelohnt.


    Sicher, meine Eltern hatten unsere heutigen Möglichkeiten nicht, ich wage aber zu bezweifeln ob es bei ihnen etwas genutzt oder geändert hätte.


    Liebe Grüße

    Lilifee

    Liebe Puzzle,


    das tut mir sehr leid. Ein lahmer Flügel ist schei…benkleister. Ich hoffe, daß endlich die richtige Behandlung gefunden wird und Du wenigstens einen schönen Besuch bei Deinem Vater hattest. Ich fühle mich nicht von Dir genötigt zu antworten, möchte es aber trotzdem möglichst zeitnah tun.


    Auf einen gemeinsamen Nenner werden wir so schnell aber wohl nicht kommen. Mir fehlt die Gabe die Dinge so zurecht zu biegen wie ich es gerne hätte. Dafür bin ich zu sehr Realist. Ich sehe sehr wohl Licht und Schatten, sowohl in meinem Leben als auch im Leben von anderen Menschen. Ich sehe wie Menschen unter einem Leben, das sie so nicht gewollt haben, leiden. Und ich sehe wie viel Schlechtes und Schlimmes in der Welt ist. Wobei es natürlich sehr unterschiedlich ist in wie weit der Einzelne davon betroffen ist, und wie damit umgegangen wird. Ob Pakete groß oder klein sind kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Aber Ich denke schon, es gibt Sonnen- und Schattenseiten im Leben. Allerdings liegt es nur im Auge des Betrachters auf welcher Seite er sich gerade befindet, da hast Du völlig recht. Ich kenne Menschen die ihre Pakete als sehr groß und ihr Leben als wenig schön empfinden. Was ich gut verstehen kann. Vielleicht haben sie aber auch nur einen falschen Blickwinkel? Möglich. Vielleicht ist es aber auch genauso vorgesehen daß wir eben nicht alle gleich blicken, sondern unterschiedlich. Natürlich machen Blickwinkel und Einstellung sehr viel aus, das bestreite ich gar nicht. Jeder hat seine eigene Sicht ob etwas gut oder schlecht ist, und ob es auch etwas Positives hat wenn einem Schlechtes widerfährt. Auch damit hast Du völlig recht. Für mein Empfinden gibt es aber Situationen in denen sich nichts Positives finden läßt. Und damit sehr wohl Schatten. Für unsere Männer mag es eine Gnade gewesen sein daß sie gehen durften. Aber wo ist das Positive für uns? Oder spielt es für das große Ganze keine Rolle daß der viel zu frühe Tod für uns einfach nur bescheiden ist? Geht es in diesem Fall nur darum was für unsere Männer gut war, auch wenn wir deshalb leiden? Kann man natürlich so sehen, aber das wird nie meine Sichtweise sein, weil wir ja ganz erheblich mit betroffen sind.

    Jemand sagte einmal zu mir: wärst du deinen Eltern egal gewesen, hätten sie dich nicht geschlagen


    Möchte mal wissen wer das von sich gegeben hat und warum. Es beruhigt mich aber sehr, daß diese Ansicht sogar für Dich zu krass und vor allem zu einfach ist. Meine Eltern haben zwar einiges, aber nichts wirklich gravierendes aus ihrem vorelterlichen Leben erzählt. Sie sind Mitte der 1920iger Jahre geboren, und mußten wie fast alle Menschen ihrer Generation Flucht, Krieg und Nachkriegsjahre erleben. Über diese Zeit wurde, wie in vielen anderen Familien auch, überhaupt nicht gesprochen. Mir ist völlig klar, daß meine Eltern schwierige Lebensbedingungen hatten, und nicht gerade auf Rosen gebettet waren. Das will ich auch wohlwollend bedenken. :)


    Ich durfte aber über Jahre und Jahrzehnte ganz hautnah miterleben wie zwei Menschen aus derselben Herkunftsfamilie und den gleichen Lebensbedingungen sehr unterschiedliche Eltern geworden sind. Mein Vater hatte zwei Schwestern. Die eine Tante, mein Onkel und meine beiden Cousinen haben ganz in unserer Nähe gelebt. Meine Schwester, die Cousinen und ich sind zusammen groß geworden, und wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Meine zwei Jahre ältere Cousine und ich waren ein Kopf und ein Ar…. , wie man so schön sagt, und das ist bis heute so. Wir haben vieles gemeinsam erlebt und angestellt, und zum Glück haben unsere Eltern nicht alles mitbekommen. Ich habe also einen sehr genauen Einblick wie ihr Leben verlaufen ist. Meine Cousinen hatten ein liebevolles Elternhaus, und das wissen sie auch. Die schönen Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend habe ich durch sie und meine Tante.


    Dein Vater hat viel Gutes für Dich getan, auch wenn die Art und Weise sicher nicht immer die glücklichste war. Ich kann mir lebhaft vorstellen wie Du gespuckt hast als er mal eben so Deinen Garten umgegraben hat. Und was für nette Gedanken Du für ihn hattest, als Du den Garten über Monate hinweg wieder aufbauen mußtest. Die Hütte ist aber wirklich schön geworden, und inzwischen bist Du froh daß Du sie hast. Die Idee mit dem Partnercasting war allerdings mehr als fragwürdig. Wo hat er die Männer eigentlich alle hergezaubert? Er meinte es aber gut und wollte seiner Tochter helfen. Mir wäre das auch noch mehr wie peinlich gewesen. Aber ja, es war ein Zeichen von Liebe und Fürsorge, das sehe ich auch so. Nach der Hochzeit meiner Schwester sagte mein Vater zu mir, warum findest Du eigentlich keinen Mann? So häßlich bist Du doch nun auch nicht. Auch ein Zeichen von Liebe und Fürsorge? Mein Hirn war gestern mal wieder leergefegt, nochmal Entschuldigung, ich habe aber trotzdem mal überlegt was mein Vater bzw. meine Eltern für mich getan haben. Mir ist einiges eingefallen was sie in finanzieller und praktischer Hinsicht für meine Schwester getan haben. Für mich überlege ich noch.:/


    Etwas würde mich aber mal interessieren, mußt Du aber auch nicht beantworten. Du schreibst, aus der Sicht Deines Vaters waren die Schläge mit denen er Dich bedacht hat ganz anders als für Dich. Das wundert mich jetzt nicht wirklich, aber wie waren sie denn für ihn? Warum hat er sie für nötig gehalten? Ein erwachsener Mensch sollte doch wissen können was Schläge für ein Kind bedeuten. Ich vermute mal daß er auch Schläge bekommen hat. Wie hat er sich danach gefühlt? Du konntest Deinen Vater inzwischen aber verstehen, und er Dich. Ihr habt Frieden geschlossen, und das gönne ich Dir von Herzen.


    Wegen meiner Eltern kann ich nichts mehr herausfinden, sie sind ja schon vor einigen Jahren gestorben. Ich versuche es auch nicht, denn es läßt sich ja nichts mehr ändern. Ich will sie auch nicht als Ungeheuer hinstellen. Das waren sie natürlich nicht, aber eben sehr lieblos mir gegenüber. Mit ihrem Verhalten habe ich schon eine Art Frieden gemacht, auch wenn die Erfahrungen, vor allem aus Kindheit und Jugend, mein Erwachsenenleben nicht gerade einfacher gemacht haben. Und wie würde Puzzle jetzt sagen? Wer weiß wozu es gut war. Ja, wozu. Irgendwann werde ich es sicher wissen, und darauf bin ich jetzt schon sehr gespannt. :)


    Bis zu einem gewissen Grad kann ich Deine Einstellung und Sichtweise durchaus nachvollziehen. Vermutlich konnte ich aber wieder nicht verständlich machen warum ich nicht nur Positives sehen, und auch meinen Blickwinkel nicht mal eben so ändern kann. Das macht aber nichts. ;)


    Ich sehe gerade vor mir daß wir uns irgendwann im Jenseits begegnen. Mit Antworten die wir hier nicht bekommen haben, und mit Wissen das uns hier noch nicht zuteil wird. Dann blicken wir auf unser irdisches Leben zurück und sagen, was war es doch so gut daß wir uns hier im Forum austauschen, und auch so schön aneinander reiben konnten. Weil auch das wichtig und richtig für uns war. :8::8:


    Wenn Du das liest ist der letzte Tag des Jahres angebrochen. Ich wünsche Euch daß der heutige Abend nicht so schwer erträglich wird wie es der Weihnachtsabend war. Und nach Mitternacht heißt es wieder, „Neues Jahr, neues Glück“. Ich lasse mich gerne überraschen…


    Hier noch ein Spruch der Dir bestimmt gut gefallen wird:




    So pessimistisch bin ich dann doch nicht, aber ich finde er hat was. :28:


    Liebe Grüße und komm möglichst gut ins neue Jahr.

    Lilifee

    Liebe Puzzle,

    den „unschuldige Kinder“-Tag kenne ich auch nicht. Was hat es denn damit auf sich? Und den Wunsch „frisch und gsund“ kenne ich nur als Frage. Und sonst ist noch alles frisch und gesund? Im Sinne von, geht`s noch?, oder „sonst fehlt Dir aber nichts?“ Nochmal wegen der Namen für die Weihnachtstage. Du schriebst ja, sie stehen in einem deutschen Kalender. Kann es sein daß der Kalender zwar von einem deutschen Hersteller, aber nicht für den deutschen Markt produziert wurde?


    Ich habe Dich wohl etwas mißverstanden. Bei Deinen Beispielen geht es um den Blickwinkel, das stimmt. Aber das erklärt noch nicht warum manche Menschen ein leichteres und besseres Leben haben als andere. Sicher ist nirgends immer nur Sonnenschein, aber manche haben nur kleine Päckchen zu tragen, und andere große Pakete. Manche Menschen haben ein so beschissenes Leben, da kann man doch nicht einfach sagen ändere mal den Blickwinkel oder Deine Einstellung, und dann ist auf einmal alles gut. Wobei unsere Pakete natürlich noch nicht die größten sind, aber eben doch größer als manche kleinen Päckchen. Aber vermutlich kann das niemand sinnvoll erklären. Das werden wir wohl erst erkennen wenn wir auch endlich am Ziel sind. Fassen wir uns also in Geduld.


    Wo und wie Einstellung entsteht ist wirklich ein spannendes Thema. Was Du darüber schreibst ist völlig richtig. Das Wesen des Menschen ist eines der letzten Geheimnisse. Ob sich wirklich jeder selbst am besten kennt? So sollte es vermutlich sein, aber manchmal überrasche ich mich selbst. Also kenne ich mich doch nicht so gut? Einstellung ist ganz bestimmt eine Mischung aus verschiedenen Komponenten, und jeder Mensch hat seine eigene ganz persönliche Mischung. Deshalb passen die Erkenntnisse des einen nicht unbedingt auf andere. Das ist ja auch überhaupt nicht möglich. Man kann nur versuchen aus anderen Erkenntnissen das für sich passende mitzunehmen. Und deshalb ist Austausch so wichtig, da hast Du so was von recht.

    Ich weiß auch nicht ob man sagen kann, jemandem wurde sein Optimismus in die Wiege gelegt. Die Frage, warum haben manche Menschen viel Optimismus, andere weniger und manche gar keinen, ist mindestens genauso spannend wie die der Einstellung. Ich denke daß es da bestimmt einen Zusammenhang gibt. Ich halte mich grundsätzlich schon für eher optimistisch, aber gepaart mit einem kräftigen Schuß Realismus.


    Deine Kindheit war auch kein Zuckerschlecken, das schriebst Du schon. Auch bei Dir gab es Ereignisse auf die Du gerne verzichtet hättest. Aber offensichtlich ist es Dir gelungen Zusammenhänge und Entwicklungen zu erkennen. Da hapert es bei mir. X( Das ist übrigens etwas zu dem ich gerne etwas von Dir gelesen hätte. Ich habe Dir ja vor kurzem einige Begebenheiten aus meiner Kindheit geschildert, und das waren keine herausragenden Einzelfälle, sondern nur eine kleine Auswahl aus einer langen Reihe von Ereignissen. Dazu hast Du auch einiges geantwortet. Aber etwas hätte mich ganz besonders interessiert. Du schriebst mal, daß Du die Liebe Deiner Eltern zu Dir mehr oder weniger erst im Nachhinein erkannt hast. Worin könnte ich denn die Liebe meiner Eltern, so es sie denn gegeben hat, im Nachhinein erkennen? Ich hätte mich auch gerne für das Schöne entschieden, nur gab es nicht sehr viel davon. :(


    Außerdem warte ich immer noch auf Anregungen wie ich mir mein Leben ohne Andreas am besten schönreden kann.:/ Aber schreib ja nicht, sei dankbar daß Du ihn hattest, sonst platze ich. Das bin ich ja auch, weiß ja selbst nur zu gut was ich an ihm hatte. Leider hilft das aber gerade mal gar nichts.:(


    An Kreuzungen habe ich auch oft gestanden, bin aber wohl öfter falsch abgebogen. Warum? Wenn ich das wüßte, dann wüßte ich mehr, wie es so schön heißt. Universeller Plan, logische Gesamtentwicklung oder einfach nur meine Dummheit? Ich will mal hoffen daß es nicht nur letzteres war. Bin ich da wo ich jetzt bin weil es eine logische Gesamtentwicklung ist? Wenn ja, wo ist da die Logik? Aber Dein Spruch gefällt mir. Dann könnte ich tatsächlich darauf hoffen, daß in meinem Leben noch etwas vorgesehen ist. Schau´n wir halt mal.


    Was hat Dein Bruder denn für irdische Bedenken wegen eurem Familiengrab? Mußt Du aber nicht beantworten. Deiner Mutter geht es ganz bestimmt gut, und in der Urne ist ja ohnehin nicht. Sie wird aber wohl wissen ob und welche Lösung ihr letztlich finden werdet.


    Es tut mir sehr leid daß Du schon wieder gesundheitliche Probleme hast. Die Grippe geht, wie sie kommt: ganz von selbst. Das stimmt allerdings. Mit Doktor dauert sie 7 Tage, und ohne eine Woche. Wir würden jetzt sagen, hast wohl Nachts den Mund zu weit offengelassen. :P

    Bessere Dich möglichst bald, und fühle Dich nicht gedrängt zu antworten bis es Dir wieder gut geht.


    Mitfühlende Grüße

    Lilifee



    Liebe Puzzle,


    in den Kalendern die ich habe steht nur 1. Weihnachtstag und 2. Weihnachtstag. Namen für diese Tage habe ich noch nicht gesehen. Macht aber nichts, auch ich lerne gerne dazu. :)


    Und nun sitze ich hier und habe Deine Antwort schon einige Male gelesen. Sonst habe ich sehr schnell eine Idee was ich Dir schreibe. Diesmal noch nicht. Deine Beispiele sind nicht falsch, aber sie treffen es nicht ganz. Ich weiß nicht, ob sich Sorgen so einfach vergleichen und gegeneinander aufwiegen lassen. Es ist doch nur allzu menschlich wenn die eigenen Sorgen manchmal am größten erscheinen. Jeder hat auch andere Prioritäten weswegen er sich überhaupt Sorgen macht. Natürlich gibt es auch überflüssige oder aufgebauschte Sorgen. Und genauso natürlich hat die Familie in dem zerbombten Haus riesige und andere Sorgen als wir. Aber macht das unsere Sorgen kleiner, oder sind sie weniger berechtigt?


    Die Mutter mit dem verhungernden Kind ist sehr besch…. dran. Das wird niemand bestreiten. Aber ist unser Verlust deswegen weniger wert und weniger schlimm? Kann man etwas Positives darin sehen, daß bei uns „nur“ der Mann gestorben ist und nicht das Kind? Ich glaube nicht. Da nutzt es auch nichts den Blickwinkel zu erweitern. Sei mir bitte nicht böse, aber ich habe das Gefühl das Schönreden hat bei Dir keine Grenzen. Jedenfalls habe ich noch keine erkannt. Das sei Dir auch gegönnt, aber für andere gibt es eben doch welche.


    Unsere Einstellung hat sogar sehr großen Einfluß darauf wie wir mit den Dingen umgehen die wir erleben. Aber woher kommt die Einstellung die wir haben? Durch das Umfeld das uns geprägt hat? Sicher auch durch die bisher gemachten Erfahrungen, die uns ebenfalls geprägt haben, denn sie spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und die sind nun mal für jeden anders. Was für den einen schlimm ist, ist es für den anderen noch lange nicht. Wir reagieren und werten unterschiedlich, auch das ist nur menschlich. Du schreibst, Sonnen- und Schattenseiten gibt es nur aus dem eigenen Blickwinkel. Da stimme ich Dir mit Einschränkungen zu. Daß es beide Seiten aber gar nicht geben soll kann ich nicht so sehen. Das würde ja bedeuten, daß es für alle entweder nur Licht oder nur Schatten gibt. Oder nichts davon, sondern nur das Leben an sich, je nachdem wie man es sieht? Um in der Sonne zu stehen muß man nur den richtigen Blickwinkel haben? Das ist mir zu einfach. Da werden wir wohl immer unterschiedliche Ansichten haben. Das ist aber legitim und muß ausgehalten werden.


    Es haben sich allerdings schon einige Themen angesammelt. Ich habe manches geschrieben auf das nicht eingegangen wurde, obwohl ich mir das gewünscht hätte. Aber egal. Niemand hat alle Antworten, und vielleicht wußtest Du manchmal einfach nicht was Du hättest schreiben können. Und sicher habe ich auch nicht alles so gewürdigt wie Du es gerne gehabt hättest. Aber auch das ist menschlich und tut unserem Austausch hoffentlich keinen Abbruch.


    Wegen dem Film. Die Nacht war schon weit voran geschritten, und ich nicht mehr ganz so glockenhell wach. || Ich habe eben noch mal geklickt, und im jetzt noch wacheren Zustand festgestellt daß ich mich irrtümlich selbst auf die Amazonseite geklickt hatte. Nun weiß ich wie ich den Film abspielen kann, und werde ihn mir demnächst reinziehen. Jetzt aber nicht mehr, denn dafür bin ich nicht mehr aufnahmefähig genug.


    Hoffentlich hast Du die traurige Pflicht wegen eurem Grabstein halbwegs gut hinter Dich gebracht. Ich war etwas erstaunt zu lesen daß ihr euch wegen dem Ort für die Urne mit den Überresten Deiner Mutter (noch) nicht einigen könnt. Das ist zwar halbwegs nachvollziehbar wenn ihr eine Wahl habt. Bei uns hättet ihr dieses Problem aber nicht, denn die Urne zuhause aufzubewahren ist aus rechtlichen Gründen nicht erlaubt. Es gibt einen Friedhofszwang, bzw. seit einiger Zeit die Möglichkeit einer Beisetzung in einem eigens dafür ausgewiesenen Friedwald. Es ist aber sicher gut und richtig daß der Name auf dem Grabstein steht.


    Ja, die Grübeleien nach dem Tod eines Menschen. Warum können wir den Mechanismus nicht durchbrechen, obwohl doch jedem klar sein muß daß sich nichts mehr ändern läßt. Vielleicht sind die Grübeleien ja gar nicht so sinnlos wie es scheint. Viele Menschen haben ja Schuldgefühle weil sie denken, sie hätten den Tod verhindern können wenn sie nur …. Möglicherweise kommt man wirklich nur durch grübeln zu der Erkenntnis, nein man konnte es nicht verhindern. Durch dieses Stahlbad müssen wir wohl alle gehen, um mit den Schuldgefühlen abschließen zu können. Was natürlich nicht heißt daß es dann keine Trauer gibt.


    Darüber grübeln wie das Leben weitergehen soll ist etwas ganz anderes und auch sinnvoll. Wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Der ist halt bei dem einen früher und bei dem anderen später, aber kommen wird er. Ich mache mir noch nicht viele Gedanken darum, das gebe ich ganz ehrlich zu. Aber das belastet mich nicht. Wenn ich das Bedürfnis habe mehr zu denken werde ich es auch tun.


    Und nun habe ich so langsam wieder Knoten im Hirn. Es ist gleich halb drei, und heute war es nicht so einfach mit dem Schreiben. Werde bald ins Bettchen wandern und versuchen die grauen Zellen zu regenerieren, damit sie nicht vor der Zeit degenerieren. :(:)


    Hab auch einen angenehmen Tag. Mal sehen wie der meinige wird.


    Alles Liebe

    Lilifee

    Liebe Puzzle,


    Du beschreibst euer Zusammensein und die Atmosphäre genauso wie ich es spontan vermutet hatte. Die Nervosität der Freundin kann ich geradezu spüren und nachvollziehen. Aber genauso verstehe ich auch wie euch zumute war. Die Redseligkeit hat ganz gewiß an euren Nerven und eurer Geduld gezerrt. Das ist absolut verständlich, und. ginge mir auch so. Es kribbelt in einem, und man möchte nur noch schreien, so halt doch endlich mal den Mund. Was aber natürlich niemand tut. Da kann es allerdings schnell kippen. Ihr wart in der Lage trotzdem ruhig zu bleiben, und das ist euch hoch anzurechnen. Nein, Routine im Umgang mit dieser neuen Situation hattet ihr nicht. Woher auch. Nächstes Jahr ist es vielleicht schon ganz anders.


    Die Freundin hatte wohl auch kein einfaches Schicksal. So früh Witwe werden, kleine Kinder und mit dem jüngsten schwanger. Das ist ja noch mehr Albtraum als wir erleben mußten. Es war sehr anständig von Deinem Vater ihr bei Problemen zu helfen. Und nun hat sie die Möglichkeit sich dafür zu bedanken und etwas zurückzugeben. Ich dachte auch nicht an finanzielle Interessen als ich „lohnenswert“ schrieb, sondern daß Dein Vater und das Zusammensein mit ihm für sie wertvoll genug ist, um sich das „alles anzutun“.


    Auf die Idee einen universellen Plan und Optimismus in Beziehung zueinander zu stellen bin ich noch nicht gekommen. Wenn es ihn denn gibt, hat er ja für viele Menschen sehr viel Unglück und Schlechtes im Gepäck. Während andere auf der Sonnenseite stehen und immer wieder auf die Füße fallen. Das ist schon eine große Ungerechtigkeit. Wovon hängt es ab ob man auf der Sonnenseite steht oder nicht? Nur von den eigenen Fähigkeiten? Ob man in der Lage ist Chancen zu erkennen und zu nutzen? Und in wieweit spielt das Umfeld, in das man hinein geboren wird, eine Rolle? Denn das kann sich ja niemand aussuchen. Oder hängt es davon ab wie die Sterne bei der Geburt gestanden haben? Ob es während der Geburt geregnet oder die Sonne geschienen hat? Ob man an einem Sonntag geboren ist? Stichwort Sonntagskinder. Oder von allem ein bißchen? Und wie kommt der Optimismus ins Spiel? Gibt es Murphys Gesetz tatsächlich? Das ist ja die angenommene Gesetzmäßigkeit, nach der alles mißlingt, was mißlingen kann. Manche sagen auch es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Also Pessimismus.


    Ich habe gerade mal wegen der genauen Definition desselben gegoogelt. Zu meinem großen Erstaunen habe ich gelesen, daß es auch das Gegenteil gibt, nämlich Yhprums Gesetz. Die Bezeichnung Murphy wird einfach rückwärts gelesen. Hast Du davon schon mal gehört? Es besagt vereinfacht Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren. “ Auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Das ist Optimismus pur. Funktioniert es nach diesem Prinzip? Denk Dir das Schlechteste, und Du wirst es erleben. Oder eben, denk Dir das Beste, und Du wirst es erleben? Ist es so einfach und das ganze Geheimnis?


    Irgendwie kann ich das aber auch nicht glauben. Wie Du ganz richtig schreibst, Optimismus kann man nicht lernen. Entweder man hat ihn, oder eben nicht. Das ist wohl eine Frage der Mentalität und auch der Erfahrungen die man in den prägenden Jahren gemacht hat. Das wäre aber auch ungerecht, denn nicht alle Menschen hatten aufgrund ihres Umfelds und der gemachten Erfahrungen die Möglichkeit großen Optimismus zu entwickeln. Habe auch mal nach der Definition von Mentalität gegoogelt, und das gefunden:


    Mentalität (von lateinisch mens, den Geist betreffend) bezeichnet eine vorherrschende psychische Persönlichkeitseigenschaft (Prädisposition) im Sinne eines Denk- und Verhaltensmusters einer Person. Denkprozesse, Gewohnheiten und Kultureinflüsse hat niemand in den Genen. Sie werden erst im Laufe des Lebens aufgenommen und hängen von vielen Umständen ab, die auch mit dem eigenen Temperament zu tun haben.

    Was unser Wesen ausmacht, befindet sich hinter der rechten Stirnseite. Schäden in dieser Hirnregion können sogar prüde Puritaner in Freigeister verwandeln, berichten Neurologen“.


    Ist das nicht irre? Und wer kann etwas dafür wenn es bei ihm Schäden gibt? :P Eigentlich ein hochinteressantes Thema, und bestimmt sehr nachdenkenswert. Aber das müßte man mit jemand können, der mehr Ahnung hat und sich trotzdem verständlich ausdrücken kann. Für mich alleine ist das zu schwierig und ich verheddere mich zu leicht. :( Deshalb gebe ich es auch auf. Ein universeller Plan und Optimismus kann vielleicht so zusammen gehen daß man sich sagt, wenn es wirklich einen Plan und damit einen Grund gibt warum mir dieses und jenes passiert, dann muß sich dieser Grund auch irgendwann offenbaren. Sonst wäre ja alles sinnfrei. Und dann werde ich verstehen. Es heißt ja auch, daß es im Jenseits einen Ausgleich für das gibt, was wir hier ertragen müssen. Und sich damit zu trösten wäre ja auch eine Art von Optimismus, wenn es denn so ist. Aber das ist wieder ein anderes Thema.


    Den Film kenne ich nicht, würde ihn aber gerne ansehen. Wenn ich mal wieder lange wach bin. :) Ich habe bei „hier klicken“ geklickt und bin auf einer Amazonseite für den Film gelandet. Leider finde ich aber keine Möglichkeit den Film zu starten. Was habe ich übersehen?


    Einen anthropologischen Geist zu haben ist ja nichts Schlechtes. Und Ursache, Wirkung und Zusammenhänge verstehen zu wollen ist ja auch nicht auf die Trauer beschränkt. Grundsätzlich möchte ich das auch gerne. Ich habe es nur aufgegeben über diese Dinge in Bezug auf den Tod von Andreas zu grübeln. Wie hast Du ganz richtig geschrieben, das Leben ist keine Generalprobe, es gibt keine zweite Chance. Jedenfalls für so manches nicht. Für den Tod gilt das aber uneingeschränkt. Den kann man wirklich nicht wiederholen und es beim nächsten mal besser machen. Ist das jetzt makaber formuliert? Und deshalb ist es für mich müßig in diesem Zusammenhang noch über „hätte, könnte, wäre“ nachzudenken. Zu dieser Einsicht bin ich inzwischen gekommen. Ich stelle aber fest, daß ich großes Interesse und große Lust hätte mich über die großen Lebensfragen auszutauschen. Aber wie schon gesagt, dafür müßte es jemand geben der mehr Ahnung hat als ich.


    Was ist eigentlich der Stefanitag? Den Ausdruck kenne ich nicht. Kann es sein, daß Du in Österreich lebst? Den Eindruck hatte ich schon mal. Und ja, eine alkoholbedingte Nebenwirkung wäre tatsächlich erwünscht gewesen. Besser schlafen zu können. Offensichtlich war die Menge doch nicht ausreichend, obwohl ich nichts mehr gewohnt bin. An Silvester will ich ja die angefangene Flasche leer machen. Als ich sie an Heiligabend aus dem Schrank holte habe ich aber gesehen, daß noch eine Flasche da ist …. :8::8:


    Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel geschwafelt. Ich wünsche Dir einen möglichst angenehmen Wochenbeginn, und daß Dein Frühstück nach der Lektüre dieses Ergusses noch schmeckt. ;)

    Lilifee

    Liebes Linchen,


    danke, es war erträglich. Ich hatte einige Telefonate, Mails und SMS, das lenkt schon etwas ab. Auf dem Friedhof brechen leicht alle Dämme. Das so liebevoll geschmückte Grab zu sehen und Deine Mama zu vermissen ist schlimm. Zum Glück hast Du noch jemanden der Dich hält. Das fehlt mir leider. Aber damit muß ich umgehen.


    Bald ist Weihnachten ja überstanden. Bis zum nächsten Jahr....


    Ich wünsche Dir aber trotzdem noch einen möglichst ruhigen Feiertag.

    Lilifee



    Liebe Puzzle,


    danke für die guten Wünsche, aber mich hat weder ein schnurrendes Katerchen noch ein schnurrendes Kätzchen heimgesucht. Obwohl ich nichts Gutes mehr gewöhnt bin, ist die genossene Menge Rotwein spurlos an mir vorbeigezogen. 8o Ich habe noch nicht mal besser geschlafen als sonst, und das hat mich schon etwas enttäuscht. Nur das Einschlafen ging etwas schneller. Das kann aber auch daran gelegen haben daß ich erst um vier Uhr ins Bett gegangen bin. :S


    Das erste Weihnachten ohne Deine Mutter war bestimmt sehr bedrückend. Ihr seid aber kein komischer Haufen. Es ist doch nicht ungewöhnlich daß man die anderen nicht runter ziehen will, weil man selbst leidet. Auch wenn man weiß daß die anderen genauso leiden. Dadurch entsteht aber eine verkrampfte unnatürliche Atmosphäre. Ich kenne die Freundin Deines Vaters nicht, aber kann es vielleicht sein, daß sie einfach versucht hat gegen diese Atmosphäre anzureden oder sie wegzureden? Für manche Menschen ist es sehr schwer so eine Situation auszuhalten. Du schreibst, sie müßte sich das alles nicht antun. Offensichtlich sieht sie aber etwas in Deinem Vater daß es lohnenswert macht sich das anzutun. Und Dankbarkeit ist sicher nicht der schlechteste Weg mit ihr umzugehen.


    Die Sache mit Deiner Uhr ist schon unheimlich und Gänsehaut verursachend. Man hat ja schon gehört daß Uhren stehenbleiben wenn ein geliebter Mensch stirbt. Aber der Zeitpunkt als Deine Uhr stehenblieb ist schon ungewöhnlich. Ich kann sehr gut verstehen daß sich alles in Dir gegen eine neue Batterie sträubt, und daß Du die Uhr so weiterträgst. Wenn meine Uhr stehengeblieben wäre als Andreas gegangen ist, hätte ich es auch so gemacht. In diese Uhr käme nie wieder eine neue Batterie, aber ich hätte mir nach einiger Zeit eine andere gekauft, denn ganz ohne Uhr ist für mich nichts. Etwas ist allerdings seltsam wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Batterien sind natürlich irgendwann leer, aber sollte das ausgerechnet genau in diesem Moment der Fall gewesen sein? Das wäre schon ein sehr sehr großer Zufall. Wenn die Uhr aber stehengeblieben ist obwohl die Batterie nicht leer war, warum ist sie dann nicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder gegangen sondern steht heute noch?


    Es beruhigt mich daß Du mit dem Plan auch ein Problem hast. Niemand weiß ja ob es wirklich einen gibt oder nicht. Das eine läßt sich so wenig beweisen wie das andere. Dann kann man aber auch nicht sagen, daß in dieser Welt nichts umsonst geschieht. Manche sagen ja sogar, es gibt keine Zufälle. Alles was geschieht hat seinen Grund und resultiert aus Ursache und Wirkung. Da ist sicher was dran. Und ich glaube auch nicht daß den Menschen die Verantwortung für ihr Handeln abgenommen werden soll. Weißt Du was? Das wird mir zu kompliziert, dafür ist mein kleiner Menschenverstand nicht gemacht. Ich werde jetzt einfach aufhören darüber nachzudenken. :)


    Möglicherweise ist Optimismus die höchste Form des Schönredens wer weiß.

    Der Pessimist erkennt das, weist uns Optimisten darauf hin, wird dadurch aber auch nicht glücklich…


    Optimismus ist grundsätzlich nicht verkehrt. Ich finde aber, zu viel davon ist ungesund und schwer verdaulich. So wie zu viele Süßigkeiten. Über manche Menschen sagt man ja, sie wären Berufsoptimisten. Den Umgang mit ihnen stelle ich mir anstrengend vor. Für mein Empfinden ist es nicht immer möglich sich das Leben schön zu reden. Dafür bin ich wohl zu sehr Realist. Und Berufsoptimisten wollen genau das nicht wahrhaben. Wenn ich etwas als schlimm empfinde und dann kommt so jemand daher und sagt, stell Dich mal nicht so an. So schlimm ist es ja nun auch nicht, dann fühle ich mich doch etwas veralbert. Pessimisten sind genauso anstrengend, denn nur Schwarzsehen ist natürlich auch nicht das Gegebene, und glücklich sind sie ganz bestimmt nicht. Höchstens wenn sie mal recht behalten, und dann sagen können, siehst Du, ich habs Dir doch gesagt. Das ist ihnen bestimmt ein innerer Reichsparteitag. Mit realistischem Optimismus kann ich mich identifizieren. Nicht alles Schwarzsehen, Hoffnung für das Gute haben, aber trotzdem anerkennen daß es auch Schlimmes gibt, das sich beim besten Willen nicht schön reden läßt.


    Meine Trauer verbringe ich nicht mehr damit nach Erklärungen zu suchen, die mir eh niemand geben kann. Das habe ich aufgegeben, und ändern kann ich ja nichts mehr. Meine Trauer besteht nur noch darin um den Verlust von Andreas zu trauern. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau deshalb wird die Trauer für den Rest meines Lebens bleiben. Der Verlust kann ja nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wie rede ich mir also am besten schön, daß ich den Rest meines Lebens ohne meinen geliebten Andreas verbringen muß? Für Ideen und Anregungen wäre ich dankbar. :8::8:


    Deinen Vater wollte ich nicht beleidigen. Es tut mir leid daß Du es so aufgefaßt hast. Wahrscheinlich habe ich Deine Situation und Deine Kindheit zu sehr mit meiner und meinem Vater gleichgesetzt. :(


    Hab eine gute Nacht und noch einen möglichst angenehmen 2. Feiertag.


    Alles Liebe

    Lilifee

    Liebe Puzzle,


    es ist jetzt zwanzig nach sieben, und eure Festvorbereitungen sicher erledigt. Vielleicht schmeckt das Festessen auch schon?

    Zum Glück aber reagiert jeder anders auf eine solche Vergangenheit, das sieht man bei dir. Du hast sehr viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl entwickelt. Man möchte fast sagen: TROTZ dieser schrecklichen Ereignisse, doch ich wage zu behaupten: WEGEN dieser Ereignisse.

    vielleicht kann man auch sagen, trotz UND wegen. In einem Buch das ich mal gelesen habe sagte die Hauptfigur, es ist schon seltsam. Oft haben Menschen die nur wenig Liebe bekommen haben am meisten davon zu geben. Da habe ich mich sehr angesprochen gefühlt. Viele Menschen hatten eine sicher noch lieblosere Kindheit, und das kann allerdings sehr viel anrichten. Verletzungen und Narben sind unvermeidlich, das ist bei allen gleich. Der Umgang damit und die Auswirkungen auf das Erwachsenenleben sind aber so individuell wie die Menschen selbst.


    Du hattest auch keine einfache Kindheit, gehst aber auch anders damit um als es z.B. Dein Partner getan hat. Du hast auch großes Einfühlungsvermögen und bist ein liebevoller Mensch geworden. Sicher spielt auch das Ausmaß der Verletzungen eine Rolle, und ob das Kind im Umfeld Menschen hatte, die das Defizit ein wenig ausgleichen konnten. Wegen meiner Kindheit konnte ich auch mit dem Schicksal Frieden schließen. Wegen dem viel zu frühen Verlust von Andreas aber noch nicht so ganz. Ich werde aber später, bei zwei Gläsern Rotwein, versuchen dem Frieden einen großen Schritt näher zu kommen. Inwieweit das gelingt werde ich ja sehen. Und Du hast recht, Galgenhumor ist manchmal nötig um nicht ganz zu verzweifeln. Auch in anderen Situationen. Heilung und Frieden bringt er aber nicht.


    Ich denke auch daß die größeren Dinge vorherbestimmt sind, und daß es auch einen Grund gibt warum sie so bestimmt sind und nicht anders. Heute hat mich eine Frage gestreift, die mir so noch nicht gekommen ist.


    Es heißt ja daß es einen großen göttlichen Plan, und nicht nur für die gesamte Menschheit sondern für jeden einzelnen Menschen, gibt. Aber was beinhaltet dieser Plan alles? Ist genau geplant was jeder einzelne Mensch an jedem einzelnen Tag tut, oder auch nicht? Wenn das so sein sollte könnte niemand etwas für sein Tun. Andererseits hat Gott jedem Menschen einen freien Willen gegeben. Kollidiert es nun mit dem Plan wenn der Mensch seinen freien Willen ausübt? Dann wäre der Plan unvollkommen, und das wäre nicht göttlich. Oder ist die Ausübung des freien Willens eingepreist und genauso vorgesehen? Dann wäre es aber wieder so, daß niemand etwas anderes machen kann als es für ihn geplant ist. Und der freie Wille wäre nur eine Illusion. Oder ist es vielleicht so, daß der Plan nur die Rahmenbedingungen vorgibt, und es uns Menschen überlassen ist was wir daraus machen? So richtig kann ich mir das aber auch nicht vorstellen, denn so ein Plan wäre doch ziemlich nutzlos. Konntest Du mir halbwegs folgen? Würde mich echt interessieren wie Du darüber denkst. Und damit kein falscher Eindruck entsteht, die Rotweinflasche ist noch zu. Die öffne ich erst wenn ich den Text eingestellt habe. Sicher ist sicher. :):S:):S


    Jede Elterngeneration will die Fehler und Schwächen der eigenen Eltern nach Möglichkeit nicht wiederholen. Es heißt dann, bei meinen Kindern mache ich das aber ganz anders. Und sie machen es auch anders, und dafür andere Dinge falsch. Meine Lieblingscousine, die mit Gr. 34,:) hat zwei Töchter. Mit ihren Eltern hat sie sich sehr gut verstanden, hatte eine liebevolle und behütete Kindheit. Aber auch sie wollte anders machen. Einmal sagte sie zu mir, ich ertappe mich immer wieder dabei daß ich manchmal wie meine Mutter klinge, und meinen Kindern dasselbe sage was sie auch zu mir gesagt hat. Und das wollte ich doch nie tun. Als ihre ältere Tochter 14 war wollte sie lieber zu einer Jugendfreizeit fahren, als mit den Eltern Familienurlaub machen. Meine Cousine fand das überhaupt nicht toll, und hat mir ihr Leid geklagt. Da habe ich sie mal angesehen und milde lächelnd gefragt, hast Du wirklich ein so kurzes Gedächtnis? Erinnerst Du Dich nicht mehr daran, daß Du in diesem Alter auch mehr Freiheiten wolltest? Schluck. Sie kaute einen Moment darauf herum und sagt dann, Du hast ja recht. Und wieder war ihre Mutter in ihr durchgekommen, obwohl sie das doch gar nicht wollte. Der Perspektivwechsel war sehr hilfreich. Die Tochter durfte zu der Freizeit fahren, und meine Cousine und die Töchter haben ein sehr enges herzliches Verhältnis. Du siehst also, Du bist damit nicht alleine, aber das wußtest Du sicher. Ich habe keine Kinder, deshalb ist mir dieses Dilemma erspart geblieben. Wer weiß, was für eine Mutter ich geworden wäre. :(


    Tja, wofür war oder ist es gut daß ich so wurde wie ich bin? Kein ganz so schlechter Mensch zu sein ist ja nun immer gut. Vielleicht auch damit ich Andreas all meine Liebe, die vorher so richtig niemand wollte, geben konnte? Er hat sie aufgesogen wie ein Schwamm, aber das war umgekehrt genauso. Und ob es sonst noch zu etwas gut war oder ist müssen andere beurteilen.


    Dein Vater war wohl auch ein Mensch, der besser keine Kinder gehabt hätte. Eure ganze Familie hat gelitten, und das war natürlich auch sehr belastend. Mein Vater war nicht jähzornig, aber sehr bestimmend, um es mal so auszudrücken. Widerworte hat er nur sehr schlecht vertragen, und von meiner Mutter auch nie bekommen. Leider. Er war der geborene Anführer. Und das muß ich ihm lassen, was er geplant, angepackt und organisiert hat klappte wie am Schnürchen. Da konnten sich manche eine dicke Scheibe abschneiden. Und in späteren Jahren hat er von mir sogar so manche Widerworte geschluckt. Weil er merkte daß ich mich nicht mehr beeindrucken ließ. Manchmal habe ich mich aber schon gefragt was meine Eltern eigentlich aneinander gefunden haben. Hast Du Dich das auch schon mal gefragt? Aber Dein Vater hat die Kurve noch gekriegt, wenn auch spät, meiner nicht. ;(

    Doch wie sagt meine Ärztin immer? „Es ist unerheblich, ob sich jemand Schmerzen nur einbildet, sie tun genauso weh.“


    Recht hat sie. Alles Tun und Lassen auf dieser Erde steht in einem größeren Zusammenhang, ob wir das verstehen und anerkennen können, oder nicht. Deshalb ist es auch unerheblich, ob jeder das so sieht. Den Zusammenhang gibt es trotzdem. Das bildest Du Dir nicht ein. Und ich werde auch darüber nachdenken und forschen wenn ich bald mit dem Schicksal plausche.


    Dein Text wirkt keineswegs wie dummes Geschwafel und ist es auch nicht. Aber vielleicht habe ich wegen „dem Plan“ zu sehr geschwafelt. Die Flasche ist übrigens immer noch zu, wird aber demnächst geöffnet. Dann ist sie reif. Bin aber trotzdem erschrocken wie viel ich jetzt zusammengeschrieben habe. Hoffentlich sprengen wir nicht irgendwann den Server. :evil:


    Ich hoffe ihr habt einen schönen Abend.

    Lilifee