die Essenz daraus: Auch er denkt, dass es jetzt doch schon ziemlich lange her sei, und ich wieder zur Normalität zurückkehren könnte. Das sei der Lauf der Natur, Väter sterben, und das Leben geht weiter. Wir seien jetzt eine eigene Familie.
Liebe Silvia,
das ist soo typisch, leider. Besonders auch der Satz, dies sei der Lauf der Natur, dass Väter sterben und man nun eine eigene Familie sei ...
Ich kann mich jetzt nicht direkt beschweren über meinen Mann, aber auch ihm rutscht immer wieder der Spruch heraus: "Du hast doch jetzt mich."
Das zeigt hauptsächlich die Hilflosigkeit der Außenstehenden, sie sind eben nicht involviert.
Es zeigt aber auch, wie groß der Wunsch ist, den "vorherigen " Partner, so, wie er vor dem einschneidenden Verlust war, zurückzuhaben. Die Normalität soll ganz schnell wieder eintreten. So traurig das für uns Trauernde ist, so menschlich ist es auf der anderen Seite.
da ich immer mehr realisiere, was es bedeutet, ohne meine Vater zu sein
So geht es mir auch heute noch.
Es ist im Grunde kaum realisierbar: Ein Mensch, der einem eben noch zugelächelt hat, mit dem man sprechen konnte, ist einfach fort. Und das für den Rest unseres irdischen Daseins.
Ich habe immer wieder Phasen, wo mir diese Gedanken kommen und ich tief in meinem Herzen einen schneidenden Schmerz spüre, weil die Vorstellung so ungeheuerlich ist.
Das sind Momente tiefster Einsamkeit, die ich auch nicht mit meinem Mann teilen kann.
Obwohl ich weiß, dass die Seele weiterlebt und mir meine Mutter über das Medium und durch Zeichen wirklich schon die überzeugendsten Beweise ihrer Existenz gegeben hat, bleibt dieses Gefühl der Ungeheuerlichkeit (ich kann es nicht anders benennen ...)
Ich kann mir halt bis heute nicht wirklich ein Leben ohne sie vorstellen. Ich habe diese Frau wirklich so lieb gehabt ...
Ich hatte in der ersten Zeit der Trauer auch mal einen Vorgeschmack davon, wie es ist, depressiv zu sein.
Morgens wach werden und nicht die Kraft zu haben, Arme und Beine zu heben. Das war geradezu erschreckend! Es hat mich größte Überwindung gekostet aufzustehen und mich aufzuraffen.
Der erste Gedanke jeden Morgen war: "Mami ist tot!" Pure Folter ...
Ich habe tatsächlich letzte Nacht von meinem Vater geträumt. Das erste Mal. Es war ein sehr kurzer Traum. Er lag auf dem Rücken auf dem Boden im Bügelzimmer meines Elternhauses, um einige Jahre jünger, als er gestorben ist. Und ich habe ihn verwundert gefragt: "Bist du wieder da? Ich dachte, du bist gestorben." Da hat er sich aufgesetzt und gesagt: "Ja, ich bin wieder da." Und ich habe ihn umarmt. Es war so real. Und dann bin ich aufgewacht. Sehr aufgewühlt. Aber es war so schön, dass er wieder da war.
Vielleicht war es einer dieser ganz besonderen Träume, liebe Silvia.
Auch ich hatte einen solchen kurzen Traum, den einzigen bisher. So derart real, und nach dem Aufwachen war ich den ganzen Tag über wie energetisiert.
Mich hat meine Mutter im Schlafzimmer besucht. Ich träumte, wie ich in meinem Ehebett schlafe, und mein Mann kommt in Begleitung herein, macht mich wach und sagt: "Hier ist jemand, der dich sehen möchte."
Ich mache die Augen auf, und meine Mami kommt wortlos, mit strahlendem Gesicht und ausgebreiteten Armen auf mich zu, und wir umarmen uns herzlich.
Doch war es so intensiv, so real. Einfach unglaubliche, liebevolle Wärme. Für mich war das kein normaler Traum ... Er ist mir bis heute unvergessen.
Ich denke, dein Papa hat dich auf der Astralebene besucht - was dafür spricht ist diese ungeheure Realität und auch, dass er dir in jünger erschienen ist; denn sei doch mal ganz ehrlich: Weshalb sollte er dir in einem normalen Traum jünger erscheinen? Ist zumindest nicht die Regel.