Beiträge von Nelo

    Liebe Silvia,


    ich kann es dir so nachfühlen!

    Diese Phasen der Sprachlosigkeit habe ich auch immer wieder, und auch ich bin die letzten Tage sehr schlecht dran.

    Trauer wie schon lange nicht mehr, Antriebslosigkeit, große Unzufriedenheit und andere wenig schöne Gefühle plagen mich.

    Dazu noch banaler Alltagsärger (Nachbarstreitigkeiten; als ob es nichts Wichtigeres gäbe!)

    Mir reichts!

    Heute war ein ganz, ganz schlechter Tag, nur der Abend war positiv; wir hatten einen lieben Menschen zu Gast, haben gut gegessen und führten gute Gespräche. Das hat den Tag etwas aufgewertet.


    Wie du siehst, liebe Silvia, ist man selbst nach zwei Jahren nicht vor tiefen Trauerlöchern gefeit. Das ist irgendwie beängstigend.

    Als ob ich ausgelaugt wäre von all den intensiven Gefühlen.

    So fühle ich mich auch. Einfach nur platt und antriebslos. Diese permanente Trauer laugt aus.

    Momentan tröstet mich die (für mich) klare Tatsache, dass meine Mutter im Jenseits weiterexistiert, nicht wirklich.

    Ich vermisse sie hier! Und manchmal bin ich richtig wütend, dass sie mich hier allein zurückgelassen hat (obwohl sie das natürlich nicht wollte).


    Ich wünsche dir morgen einen besseren Tag!

    <3

    Liebe Ani,


    ich möchte dir mein Mitgefühl aussprechen, auch ich weiß, wie es ist, diesen wichtigen Menschen zu verlieren.

    Ich trauere seit zwei Jahren um meine Mutter.

    Ich schlafe mit dem Gedanken an Sie ein und wache mit dem Gedanken an Sie auf.

    So geht es mir auch:(

    Und ich frage mich, ob dieses schreckliche Gefühl, diese furchtbare Trauer und Erkenntnis über die Endgültigkeit ihres Todes irgendwann erträglicher werden wird.

    Ja, es wird erträglicher mit der Zeit, denn man lernt, mit der Trauer zu leben. Aber leider braucht das sehr viel Zeit ...

    Hat jemand von euch Erfahrungen mit Trauergruppen?

    Ich selbst habe keine Erfahrung damit, kenne aber Menschen, denen auf diesem Wege geholfen werden konnte.

    In der ersten Zeit meiner Trauer habe ich mal aus Verzweiflung die Telefonseelsorge angerufen. Das Gespräch war "ganz nett", wirkte aber auf mich irgendwie steril. Es sind eben oft Leute, die zwar eine Ausbildung gemacht haben, Trauer aber nur theoretisch kennen. Meine Erfahrung ist: Der Austausch in einem Forum ist bei Weitem hilfreicher.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

    Liebe Silvia,


    im Moment sitze ich auch mal wieder im Trauerloch:(


    Aber ich freue mich sehr, dass wenigstens mein Rat ein wenig geholfen hat! Doch musst du nachsichtig sein mit deinem Partner; er wird deine Trauer immer wieder auch mal nicht mehr auf dem Schirm haben, sodass du ein wenig nachhaken musst ...


    Gerade eben ertappte ich mich bei dem Gedanken: "Wieso meine Mami, weshalb musste sie diese Krankheit haben ..."

    Es ist alles so ungerecht.

    <3

    Liebe Julia,


    ich finde es ganz schlimm, was dir und deiner Familie widerfahren ist.

    Ich trauere ebenfalls zutiefst um meine geliebte Mutter, doch sie durfte immerhin 84 Jahre werden ... und mich 49 Jahre begleiten (allerdings starb mein Vater schon, als ich erst 9 war, so hatte ich also nur noch meine Mami).

    Und dementsprechend eine sehr, sehr enge Bindung. Und genau deswegen tut es auch so verdammt weh;(


    Du bist so abgrundtief verzweifelt, liebe Julia, und ich kann es dir mit jeder Faser nachfühlen:(

    Ich kann dir nicht sagen, wann es endlich besser werden wird, aber irgendwann, ganz sachte, wird es erträglicher.


    Meine Mami ist jetzt bald 25 Monate von mir gegangen. Ich vermisse sie wie am ersten Tag, doch ich lerne, damit zu leben.

    Der Muttertag heute war unerwartet schwer für mich, ich war sehr tief in einem Trauerloch. Aber so ist die Trauer: 2 Schritte voran, dann wieder 3 zurück. Eine Besserung stellt sich nur pendelnd ein, jedenfalls ist das bei mir so.

    Wenn ich an den bevorstehenden Frühling und Sommer denke wird mir wirklich schlecht. Mir ist bewusst , dass es nicht gut ist so schwarz in die Zukunft zu sehen, aber zur Zeit bekommen ich das nicht wirklich anders hin. Es ist mein erstes Jahr als Mutter und

    gleichzeitig das erste Jahr ohne meine Mutter. Es ist einfach nicht greifbar für mich.

    Setze dich nicht unter Druck. Es ist okay, wenn du so fühlst. Wenn dir nach Schwarzsehen zumute ist, so lasse dieses Gefühl zumindest für einen Augenblick zu. Dein Kind wird dich immer wieder in die Gegenwart zurückrufen.


    Du schreibst, es sei nicht greifbar für dich.

    Ich kann es bis heute nicht fassen, dass ich ohne meine Mutter auf dieser Erde herumlaufen muss!

    Ganz oft denke ich oder spreche ich zu meiner Mutter: "Ich kann nicht glauben, dass du nicht mehr hier bist."

    Der Verstand weiß es, die Seele hinkt hinterher.


    Seit dem Tod meiner Mutter habe ich sehr mit meinem Magen zu tun. Ein Dreivierteljahr habe ich mich jeden Morgen übergeben, so schlimm ist die Trauer mir auf den Magen geschlagen, ein stark ausgeprägtes körperliches Symptom meiner Trauer. Mir war jeden Morgen kotzübel!


    Meine Mutter ist stetig in meinen Gedanken. Es gibt kaum eine Minute am Tag, wo sie nicht präsent ist, mitunter wünschte ich mir wie du, mal nichts zu fühlen.

    Ich finde, Trauer ist körperliche und seelische Grausamkeit.

    Und trotzdem müssen wir da durch, denn wenn sie nicht ausgelebt wird, werden wir nicht heil.


    Ich wünsche dir einen halbwegs erträglichen Tag, liebe Julia!

    Oh liebe Silvia,


    wie gut ich dich verstehen kann!

    ich möchte einfach nur, dass er mich in meiner Trauer traurig sein lässt und mich nicht abzulenken versucht.

    Den Trauernden ablenken zu wollen, ist der hilflose Versuch der Außenstehenden, etwas heil zu machen, was man nicht heil machen kann.

    Ich habe das meinem Mann genau so gesagt, denn auch er hat mich "erstickt" mit seinen Versuchen, mich auf andere Gedanken zu bringen.

    Ich glaube, du solltest das kommunizieren, sonst kannst du nicht in Ruhe trauern. Sich verstellen, nur um des lieben Friedens willen, kostet viel zu viel Kraft:(


    Das Heimweh nach ihm und unserer heilen Familie glüht in meinem Herzen

    Das hast du wirklich schön ausgedrückt. Ich empfinde ebenso. Die Sehnsucht nach meiner Mutter, das Heimweh nach der heilen Welt meiner Kindheit, das alles erfüllt mein Herz. Und nichts, rein gar nichts kann ich tun.

    Es bleibt, wie es ist. Ich kann nur akzeptieren und lernen, damit zu leben. Punkt.


    <3

    Liebe Silvia,


    ich hoffe, dein Tag ist irgendwie erträglich, und ich hoffe auch, dass deine Mutter einigermaßen durch den Tag kommt. Es ist ein Segen, dass ihr in eurer Familie einen Zusammenhalt habt und diese Unterstützung euch jeden Tag ein wenig hilft, das Unbegreifliche zu verarbeiten.

    Es ist immer das gleiche.Am Anfang rufen alle an und fragen ob sie etwas helfen können

    und ich sollte mich melden,wenn ich etwas brauche.

    Denn so wie Helga schreibt, so erging es mir auch. Vor allen Dingen ist es für einen Trauernden schwer, "selbst aus den Puschen" zu kommen und sich aufzuraffen, um Hilfe zu bitten. Dafür fehlte mir absolut die Kraft und die Motivation. Lieber habe ich auf dem Sofa gelegen und mich in meinem Schmerz verkrochen. Es gab Tage, da fühlte es sich wie eine mittelschwere Depression an, ich kam kaum aus dem Bett,

    so sehr fehlte mir der innere Antrieb und vor allem auch die physische Kraft.


    Um noch einmal auf das Thema "Außenwelt, und wie diese mit Trauernden umgeht" einzugehen, erinnere ich mich noch einmal an eine, mit Sicherheit lieb gemeinte, Kondolenzkarte, die mich aber damals zutiefst verletzt hat.

    Eine Bekannte, selbst schon weit über siebzig schrieb mir darin, dass es gut war für meine Mutter, endlich gehen zu dürfen, da sie zu sehr hätte leiden müssen (impliziert auch auf das höhere Alter meiner Mutter, sie war ja schon 84, aber auch im Hinblick darauf, dass Eltern natürlicherweise auch irgendwann einmal stürben, ist ja schließlich der Lauf der Dinge).

    Nun erlebte ich meine Mami in all den Jahren als eine Frau, mit der man über alle Themen sprechen konnte, geistig fit und junggeblieben war. Sie wirkte auf mich wie ein junges Mädchen, sie konnte über alles lachen! Vor allem aber war sie extrem lebensklug und intelligent, und ihr Rat war mir immer teuer und lieb.


    Diese Kondolenzkarte hat mich dermaßen verletzt! Alles in mir schrie auf: "Sie ist trotzdem zu früh gestorben, sie hätte gut und gerne 90 werden dürfen!!!"


    Jetzt gibt es zu dieser Geschichte noch einen kleinen Nachgang, und ich kann mich der Schadenfreude nicht erwehren (ich schreibe das hier ganz offen und schäme mich dieses Gefühls überhaupt nicht!).


    Etwa ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Mutter musste diese Bekannte ganz arg um ihren Ehemann bangen, bei diesem hatte man Speiseröhrenkrebs im Anfangsstadium diagnostiziert. Ein schlimmer Weg für beide, mit OP und Chemo, inzwischen scheint er über den Berg zu sein.

    Doch ich frage mich: Hätte diese Bekannte in ihrem eigenen Fall auch gesagt, er sei ja schon 83, es wäre für alle besser, er kämpft nicht, sondern ginge den Weg, den naturgemäß alle alten Menschen zu gehen haben?


    Wohl kaum.


    Stattdessen hat sie ihn gepflegt und gehegt und sicherlich jede Sekunde inständig darum gebettelt, dass alles, aber auch alles getan wird, damit er bei ihr bleiben kann.

    Beim Schreiben merke ich immer noch diese Wut, die ich damals empfunden habe:(


    <3

    Liebe Silvia,


    Alles vorbei. Aber die Sehnsucht bleibt. Wohl mein ganzes Leben lang.

    ich denke auch, dass die Sehnsucht, dieses Heimweh, unser ganzes restliches Leben bleiben wird.

    Aber ich hoffe sehr, dass wir lernen, damit zu leben. Ich will ja meine Eltern niemals vergessen, ich will ja, dass sie immer ein Teil von mir sind, bis wir eines Tages wieder zusammen sein werden (wovon ich absolut überzeugt bin!).

    Es reicht ja schon, dass sie im Alltag überhaupt kein Thema mehr sind. Für niemanden da draußen ist meine Mutter ein Thema, nur noch für mich. Das ist für mich schlecht zu ertragen. Aber wahrscheinlich erwarte ich da zu viel der Empathie:(


    Alles Schöne, was ich erlebe, vergrössert meinen Schmerz, da mein Vater dies alles nicht mehr erleben kann

    Ich verstehe dich, so habe ich am Anfang meiner Trauer auch gedacht. Inzwischen denke ich, dass unsere Lieben an allem teilhaben können, was auch wir erleben.

    Was mir allerdings immer noch wehtut, das sind die schönen gemeinsamen Erinnerungen. Diese springen mich tagtäglich aus dem Hinterhalt an, und sei es nur der Gesang eines bestimmten Vögelchens. Meine Mutter und ich hatten viele Gemeinsamkeiten und Interessen, über die wir uns unterhalten haben, sodass es für mich jetzt natürlich genügend "Trigger" gibt, um Wehmut und Schmerz hervorzurufen. Das ist anstrengend. Und da hat sich überhaupt noch nicht viel gebessert.


    Ich schaue aus dem Fenster und sehe einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem See, alles sieht so perfekt aus, so heil, nur in mir drin ist etwas zerbrochen und die Scherben schneiden in mein Herz.

    Diese Paradoxie finde ich auch so surreal; ich habe lange gebraucht, bis ich das einigermaßen im Griff hatte. Mir kam alles so unwirklich vor, ob das jetzt die Sonne war, die am Himmel jeden Morgen aufging, als sei nichts geschehen, oder ob ich mir die Zähne putzte ... ich fand alles, wirklich alles seltsam und unpassend.

    Dein Herzklopfen ist der körperliche Ausdruck deines Schmerzes. Ich spürte den Schmerz hauptsächlich im Magen, mir hat die Trauer buchstäblich den Magen umgedreht.

    In meinem Trauertagebuch schreibe ich bezeichnenderweise auch immer: Trauer im Bauch. Ich werde jeden Morgen wach mit dem Gefühl eines verkrampften Magens, mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Und für die besseren Tage bin ich immer sehr dankbar.

    <3

    Habe ich eben gefunden ...


    Während der schwersten Zeit der Trauer war Ross Antony gemeinsam mit Ben Zucker mit "Das große Schlagerfest" auf Tour. Ross und Ben verbrachten viel Zeit miteinander, redeten viel miteinander, Ross hat Antony viel von seinem Vater erzählt und Ben hat gemerkt, wie sehr Ross unter dem Tode seines Vaters gelitten hat. Nachdem die Tour zu Ende war, gingen beide wieder getrennte Wege. Irgendwann rief Ben bei Ross an und sagte ihm, dass er für ihn einen Song geschrieben habe.


    Ich war fix und fertig, ich habe nie gedacht, dass mir jemand so etwas Wunderschönes schreiben kann. Durch diesen Song konnte ich endlich trauern. Ich kann nicht sagen, wie oft ich diesen Song angehört habe. Ich war auch so berührt, dass jemand wie Ben Zucker für mich etwas so Wunderschönes geschrieben hat. Und ich finde, dass sich mit dem Song jeder identifizieren kann. Für Leute, die jemand Besonderen verloren haben, ich kann eine Sache sagen: Ihr seid nicht alleine!
    Ross Antony Meine Schlagerwelt


    Schön, wenn Menschen Menschen helfen, finde ich!
    <3

    Liebe Silvia,


    du hast da etwas geschrieben, womit die meisten Trauernden nicht rechnen:

    Auf all dies war ich nicht vorbereitet, in keinster Weise. Jeden Abend sitze ich hier und weine. Und schreibe mir irgendwann den Kummer von der Seele.

    Man ist NICHT vorbereitet und wenn 1000 Psychologen und Wissenschaftler noch so klug daherreden!


    Ich hatte sozusagen 3 Jahre Zeit mir vorzustellen, wie es wäre wenn ... Und, was hat es mir gebracht?

    Nichts.

    Bei mir sind es die Bilder aus der Zeit der Krankheit, die mich verfolgen, bei Trauernden, die ihren Angehörigen durch einen plötzlichen Vorfall, sei es ein Verkehrsunfall oder sonstiges Unvorhergesehenes, verloren haben, ist es dieses Plötzliche, dieser Schock.

    Ich habe in meinem Leben jetzt beides erfahren dürfen. Mein Vater starb unvermittelt, von einer Sekunde auf die andere, beim Abendessen. Er fiel mit seinem Gesicht in den Essteller, vor meinen Augen. Damals war ich 9 Jahre alt, doch diese Bilder sind dermaßen klar in mir abgespeichert! Nie werde ich das vergessen: wie mein Bruder reanimiert hat, wie der Krankenwagen kam etc ...

    Ein Schock.

    Beim Tode meiner Mutter setzte die Trauer ebenso unvermittelt ein, und ich kann ehrlich keinen Unterschied zu diesen beiden Schmerzzuständen finden:13:


    Ich habe meinen Papi so lieb gehabt, meine Mami meinte immer zu mir, wenn er weitergelebt hätte, wäre ich das reinste Vaterkind geworden8o

    So wurde aus mir eben das Mamakind. Weil ich nicht mehr beide Eltern hatte und schon früh erkennen musste, wie willfährig das Leben ist.

    Jetzt ist die Katastrophe eingetreten, jetzt bin ich Waisenkind, und ich fühle mich genau wie du verlassen.

    Man ist eben kein Kind mehr, sondern muss für sich selbst leben.

    <3

    Liebe Silvia,


    als mein Vater gestorben ist, hatte ich so wie du noch meine Mama. Der Gedanke, dass meine Mutter verstirbt war schon immer der Horror. Und diese Horrorvorstellung ist jetzt Realität. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes "Mutterseelenallein ".

    liebe Sveti, so, ganz genau so, geht es mir auch. Ich fühle mich auch buchstäblich mutterseelenallein:(.

    Die letzten Tage bin ich irgendwie sehr unzufrieden, die Trauer hat mich mal wieder im Griff.

    Er war ja immer da, gleich nebenan, immer präsent, hatte Zeit und ein offenes Ohr und war immer bereit zu helfen, so gut er es vermochte.

    Meine Mutter war auch immer für mich da, das fehlt mir so!

    Unsere Gespräche, einfach sich verstanden fühlen von einem Menschen, der einen zu 100% kennt, dem man sich nicht erklären muss.

    Das ist jetzt alles Geschichte, und diese Erkenntnis schmerzt wie am ersten Tag. Ich glaube, das macht mich auch so unzufrieden, dass sich dieses Gefühl immer noch nicht geändert hat.

    Ich weiß auch kein Mittel dagegen.

    Vorgestern habe ich geschlagene 5 Stunden nach dem Aufstehen gebraucht, um einigermaßen "in die Gänge" zu kommen. Meine Laune war so bescheiden, und ich war dermaßen antriebslos! Beinahe wie in der Zeit kurz nach ihrem Tod. Hat eigentlich nur noch die Übelkeit gefehlt ... Es ist schon deprimierend, immer wieder in solche Löcher zu fallen:13:

    Liebe Silvia,


    mir geht es trauermäßig im Moment auch nicht so gut, eine Welle hat mich mal wieder im Griff, Dinge, die ich gestern noch positiv und mit Elan angehen konnte, erscheinen mir heute "sinnfrei".

    So ist das eben in der Trauer, und wie Sveti geschrieben hat: Trauer ist Schwerstarbeit!

    Wird halt gern von der Welt da draußen ignoriert, und so kommt zu unserer traurigen Gefühlslage noch das schmerzende Unverständnis hinzu:(


    Es gibt tatsächlich nichts, das einem Trauernden wirklich hilft, der Prozess des Trauerns muss durchlebt werden, erst dann wird man einigermaßen wieder heil.

    Ich mache mir auch so viele Gedanken über mein eigenes Leben, darüber, dass auch ich eines Tages sterben muss und Menschen zurücklassen muss. Darüber, dass mir noch mehr liebe Menschen wegsterben und ich nichts dagegen tun kann. Ich fühle mich den Geschehnissen so ausgeliefert.

    Wenn ich dir jetzt verrate, wie sehr mich der Verlust meiner Mutter schmerzhaft auf meine Kindheit, meine Vergangenheit mit meinen Eltern, zurückgeworfen hat, würde ich dir Angst machen; das war und ist mit das Schmerzvollste! Besonders aber auch, weil ich mit meinen Geschwistern, außer über Anwälte, keinen Kontakt mehr habe.

    Meine Nichte, die ich 12 Jahre ihres Lebens eng begleitet habe als Tante, existiert nicht mehr in meinem Leben, ich habe niemand mehr, mit dem ich gemeinschaftlich um den Verstorbenen trauern könnte und niemanden, der Teil meiner Vergangenheit ist. Diese Lücke vermag mein Mann und seine Familie selbstverständlich nicht aufzufüllen. Ich fühle mich regelrecht entwurzelt und ebenso wie du den Geschehnissen ausgeliefert:(


    Ich würde dir gerne etwas schreiben, das dich aufbaut und dir hilft. Da fällt mir nicht viel ein außer:

    Dein Verbündeter ist und bleibt die Zeit. Sie wird den Schmerz erträglicher machen, es ist tatsächlich so (ich wollte es auch nicht glauben ...).

    Das Niederschreiben deiner Gefühlslage ist auch sehr heilsam, es nimmt den größten Druck heraus, ebenso wie Weinen. Weinen ist therapeutisch. Mir hat es immer sehr geholfen. Ich finde es immer äußerst unangenehm, wenn ich eine Phase habe, in der ich nicht weinen kann; ich merke, wie sich die Gefühle in mir anstauen, ich sie "zerdenke" (das berühmte Gedankenkarussell), sie aber nicht herauslassen kann. Dann werde ich unleidlich und mürrisch. Sehr zum Leidwesen meines Mannes, weil der mit meiner Unzufriedenheit und Gereiztheit nicht umgehen kann ...


    Liebe Silvia, ich hoffe, dass du den morgigen Tag ein wenig besser überstehst ...


    <3

    Liebe Silvia,


    Heute habe ich das erste Mal die Trauer zeitweise nicht mehr ganz so unmittelbar gespürt.

    Dafür kam er (der Schmerz) am Abend mit voller Wucht zurück

    ja, genau so funktioniert Trauer: Du hattest eine kleine Verschnaufspause, doch dann traf dich der Schmerz wieder mit voller Wucht.

    Es ist das, was ich dir schon einmal geschrieben habe; die Trauer fällt dich unvermittelt von hinten an wie ein Tiger. Aber, und das darfst du nicht unterschätzen, du hattest für eine kleinen Augenblick ein wenig "Erholung" (... mehr möchte ich es nicht nennen ...).

    Diese kleinen Pausen sind enorm wichtig. Der Mensch könnte es nicht auf Dauer verkraften, wenn der Schmerz unablässig seine Seele malträtieren würde. Deswegen ist Schlaf auch so wichtig, er ist ein Kraftspender. Ich wünsche dir, dass du einigermaßen gut schlafen kannst!

    Diese Momente, im denen der Schmerz nicht so präsent ist, werden mit der Zeit länger andauern und auch die Rückfälle in die Trauer werden nicht mehr so abgrundtief sein. Das sind die Fortschritte im Trauerprozess, doch ist das alles ein zäher Weg:(

    Bei mir sind es ja jetzt zwei Jahre. Vieles, sehr vieles hat sich mittlerweile gebessert, oft unmerklich, schleichend. Manchmal bemerke ich die Besserung erst an meinen Tagebucheingträgen, wenn ich nachlese.

    Doch mit der Besserung meine ich im Grunde nur das Ankommen in einem Leben im Hier und Jetzt. Ich muss JETZT leben und nicht ein Leben in der Vergangenheit und der Erinnerung führen. Das fällt mir sehr schwer, doch manches habe ich schon bewerkstelligt.

    Die Lücke, die der Tod in mein Leben gebracht hat, die kann nichts und niemand auffüllen.

    Meine Mutter kann nichts und niemand ersetzen.

    Deswegen, so denke ich mir, werden meine Wehmut und mein Vermissen mich, solange ich lebe, begleiten.

    Der Mantel der Trauer wird mich immer umhüllen, jedoch wird er irgendwann immer leichter werden; daran möchte ich mich festhalten, an diesen Glauben, an diese Hoffnung!

    er hätte mit seiner Weitsicht, mit seinem tiefsinnigen Denken und seiner Ruhe meine rastlose Seele ein wenig besänftigen können

    Dein Vater war offensichtlich für dich das, was meine Mutter für mich war: ein Mensch, den man nicht nur liebte sondern auch bewunderte.

    Ich darf in meinen schwachen Momenten überhaupt nicht so genau darüber nachdenken, was ich mit ihr alles verloren habe, denn dann tut es weh wie am ersten Tag;(

    Auch nach fast einem Jahr fühlt es sich unfassbar und unwirklich an...

    Liebe Sveti, liebe Silvia, auch nach zwei Jahren fühlt es sich unfassbar und unwirklich an.


    Ich stelle mir ihr liebes Gesicht vor, wie sie mich anlächelt und kann es nicht glauben, dass dieser Mensch aus Fleisch und Blut einfach nicht mehr da ist.


    Einfach so, puff, weg ...


    <3

    Liebe Silvia,


    Diese Bilder von unseren lieben Verstorbenen von ihren letzten Wochen, Tagen und Stunden können sehr quälend sein. Bei mir überlagern sie noch all die schönen, unbeschwerten Erinnerungen, als noch alles in Ordnung war.

    Bei mir hat sich in dieser Richtung bis heute kaum etwas geändert. Leider. Ich denke immer nur mit Wehmut an die schönen Dinge, die ich mit ihr erlebt habe und nicht mit echter gefühlter Dankbarkeit. Ich kann einfach noch nicht dankbar sein, weil ich mir immer noch Vorwürfe mache, vielleicht doch nicht alles ausprobiert zu haben, obwohl mir meine Mutter über das Medium mitteilen ließ, dass es okay war, wie es gelaufen ist.

    Das hört sich für dich jetzt wahrscheinlich recht allgemein gehalten an, aber ihre Durchsage war sehr spezifisch in dieser Hinsicht (das Medium besaß hierzu und zum Krankheitsverlauf keinerlei Informationen!)

    So hat sich meine Mutter über das Medium bei mir sehr, sehr bedankt für meine nicht alltägliche Fürsorge (ich habe sie mit allem, was man darunter versteht, gepflegt. Wörtlich vom Medium: "Ihre Mutter bedankt sich sehr, sehr herzlich. Sie sagt, Kerstin hat sich um mich gekümmert, als ich es nicht mehr konnte. Damit meint sie aber auch solche Dinge wie: "So, wie ich sie früher als Mama gewickelt und gewaschen habe, so hat sie das zuletzt für mich getan."

    Wie gut, dass es dieses Forum gibt. Wo sonst könnte ich all diese Gedanken unzensiert schreiben? Wem könnte ich sie zumuten? Wer würde einfach zuhören

    Kaum einer würde dir zuhören. Das ist leider, leider meine Erfahrung, die ich gemacht habe :(

    Man wird auch immer so schnell abgewürgt, sollte man es sich getrauen, mit diesem Thema überhaupt anzufangen.

    Das tut sooo weh!

    Wenn die Leute nur wüssten, wie weh das tut! Ich empfinde es auch als Nichtachtung meiner Person, was mich wiederum wütend macht. Das Endresultat des Ganzen ist, dass man die Klappe hält, sich innerlich zurückzieht und so tut, als sei alles wieder in bester Ordnung ... dem ist aber nicht so, aber das ist ja irgendwie auch egal, weil es niemanden interessiert!

    Dann gibt es noch so etwas wie die Hitliste der verletzenden Sprüche, die ein Trauernder im Laufe der Zeit zu hören bekommt. Die schlimmste aller Bemerkungen (die ich Gott sei Dank nur indirekt über meinen Mann erfahren habe) war folgende Bemerkung meines Hausarztes (an meinen Ehemann gerichtet): Ich hätte eine krankhafte Beziehung zu meiner Mutter, und ich sei ohne die Hilfe meines Mannes nicht fähig, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen.

    Als mein Mann mir etwas später davon erzählte, dachte ich, ich höre nicht recht. Der war die längste Zeit mein "Hausarzt" gewesen, das kannst du mir glauben! Dieser Hobbypsychologe! Meine Ängste um meine Mutter seien übertriebener, kranker Natur ...


    Es gibt noch viele kleine und größere Verletzungen, die mir zugefügt wurden:(


    <3



    Liebe Silvia,


    die letzten Tage hatte ich mit Migräne zu tun, sodass ich mich erst jetzt zurückmelde.

    Mein Leben verläuft wie zweigeteilt. Innerlich bin ich unglaublich traurig, voller Sehnsucht nach meinem Vater und meinem alten Leben, äusserlich lebe ich einfach weiter, kümmere mich wieder um fast alles wie vorher.

    So ergeht es mir auch. Auch heute, nach zwei Jahren. Wann das mal besser wird, wer weiß?

    Ich führe ein privates Tagebuch, in das ich jeden Tag meine Gefühlslage und meine Aktivitäten und was ich so erlebe aufschreibe. Auch besitze ich ein Kartenlegeset mit Botschaften aus der geistigen Welt. Diese Karten benutze ich immer wieder mal, nicht jeden Tag, sondern eher nach Gefühlslage.

    Jedenfalls hatte ich vor ein paar Monaten eine besonders schlechte Phase; ich war extrem unzufrieden und deprimiert und trauerte auch wieder verstärkt (also um einiges mehr als üblich).

    An jenem Abend habe ich geweint und verzweifelt in mein Tagebuch geschrieben: "Ich bin nicht ich!!!"

    Dann hatte ich den Impuls, eine Karte zu ziehen. Auf der Karte stand: "Sei du selbst."

    Für mich eine klare Antwort aus der geistigen Welt;) Jedenfalls passte die Antwort wie die berühmte Faust aufs Auge ...

    Und ich kann nichts anderes tun, als für sie da zu sein und mit ihr traurig zu sein.

    Das ist eine Menge, was du da für deine Mutter leistest.

    Der Schmerz ist immer noch gleich gross, der Schock lässt langsam nach, auch wenn es für mich immer noch unfassbar ist, dass mein Vater nicht mehr bei uns ist, und nie mehr nach Hause kommt.

    Der Schmerz selbst hat sich bei mir auch noch nicht groß verändert, ich habe nur gelernt, besser mit ihm umzugehen. Es gibt Tage, an denen mich die Trauer ganz unerwartet überfällt, wie ein Tiger, der mich von hinten anspringt. Und dann tut es richtig, richtig weh. Das hinterhältige dabei ist, dass es wirklich total unvermittelt passiert; eben noch einigermaßen guter Stimmung, und dann tieftraurig.

    Aber so ist die Trauer, man muss es akzeptieren und zulassen.

    Auch die Wut, die du angesprochen hast und dich verunsichert. Sie ist ein Teil der Trauerarbeit und darf gelebt werden. Lass sie heraus aus deinem Körper, alles andere würde dich auf Dauer nur vergiften.

    Manch einer greift zum Kopfkissen und schlägt mit der Faust darauf ein, wieder andere schreien laut.

    Glaube mir, diese Gefühle sind normal und legitim.

    Auch der Neid. Damit hatte ich viel zu tun. Ich war praktisch auf jeden, der in seiner Familie noch die alten Eltern hat, neidisch, sogar auf meinen Mann, der noch beide Eltern hat. Ich habe dieses Gefühl zugelassen, und irgendwann war es überwunden. Nur an wirklich ganz miesen Tagen steigt zuweilen noch einmal ein Hauch davon in mir hoch.

    Nie hätte ich mir vorstellen können, dass dies möglich ist, so ein Leiden, so ein Schmerz, den ich nicht nur seelisch fühle, sondern wirklich körperlich spüre

    Oh ja, wie oft denke ich dasselbe!

    Ich nannte und nenne Trauer eine körperliche und seelische Grausamkeit.


    Und nur derjenige, der sie erlebt hat, kann wirklich mitreden.


    <3

    Liebe Silvia,


    aus deinen Worten lese ich heraus, wie stark dich heute deine Trauer niederdrückt!

    Das Lesen eines Todesberichts ist schmerzhaft;( Ich kenne das nur allzu gut. Noch viele Monate nach dem Tod meiner Mutter kamen immer wieder Rechnungen vom Krankenhaus, die ich dann bei der Krankenkasse einreichen musste; natürlich steht da alles haarklein aufgelistet, von der Spritze über die Medikation bis hin zum Todestag: Exitus letalis ... Das TUT WEH ...

    Denn da steht schwarz auf weiß, ganz knallhart und ohne jeden Schnörkel, dass sie tot ist.


    Was dir heute passiert ist, diese erneute Konfrontation, ist also nur ein Stein auf dem steinigen Weg irgendwann heraus aus der schlimmsten Trauer.

    Gibt es denn wirklich nichts, was diesen Schmerz stillen kann?

    Du verlangst von dir zu viel, liebe Silvia. Dein ganzes Leben ist durch den Tod deines Papas auf den Kopf gestellt, nichts ist mehr so wie zuvor. Sich an die neue Situation zu gewöhnen, benötigt unglaublich viel Zeit.

    Die musst du dir, deinem Körper und deinem Geist gönnen.

    Ich möchte dir ein kleines Beispiel geben:

    Stell dir vor, du hättest irgendeine schlechte Angewohnheit, die du dir unbedingt abgewöhnen willst; du nimmst dir also vor, dich an deine selbst aufgestellten Regeln zu halten. Preisfrage: Schaffst du das ohne große Anstrengung, oder kostet es dich mehr Mühe, als du angenommen hattest? Ich denke mal, eher Letzteres.

    Ich möchte damit sagen, dass alle Gewohnheiten, und dazu gehört auch, dass dein Vater ein Bestandteil deines Lebens war, Bahnen, also Vernetzungen (Gedächtnis!) in deinem Gehirn hinterlassen haben. Und diese Vernetzungen sind quasi wie einzementiert. So viele Dinge hast du alltäglich mit ihm geteilt, ob du nun regelmäßig mit ihm spazieren gegangen bist, oder jeden Morgen Kaffee mit ihm zusammen getrunken hast und, und, und ... das sind alles Datenbahnen, die nun ins Leere laufen.

    Jetzt aber MUSST du ein anderes Leben leben, eines ohne deinen physisch präsenten Vater.

    Vom Verstand (Gehirn) her weißt du, dass er tot ist, dein Gedächtnis aber weigert sich, dies als Realität zu akzeptieren, weil es an anderes gewöhnt war. Dieser Prozess nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Sehr viel Zeit. Außerdem hast du dich ja nicht aus freien Stücken entschlossen, ein Leben ohne deinen Papa zu führen, diese Situation ist dir aufgezwungen worden!

    Glaube mir, dein Gehirn muss jetzt Schwerstarbeit leisten! Wir Trauernden müssen lernen, alte Gewohnheiten abzulegen und uns neue zulegen, damit wir irgendwann ein zumindest erträgliches (neues) Leben führen können,

    Sei geduldig mit dir. Ich weiß, das ist schrecklich schwer:(

    Mir hat immer geholfen, die winzig kleinen Momente, in denen ich mich eine Spur besser gefühlt habe, ganz bewusst zu genießen, damit sich mein Körper erholen konnte. Ich habe mich dann auch immer selbst gelobt, dass ich imstande war, mich besser zu fühlen und nicht immer nur schlecht. Ich habe es als Fortschritt gewertet.


    Dein kleiner Hoffnungsschimmer, den du , wenn auch nur kurz, gehabt hast, zeigt, dass es einen Weg heraus aus der schwärzesten Trauer gibt <3

    Liebe Silvia,


    es freut mich sehr, dass ich dir ein wenig behilflich sein konnte und auch, dass dein erster Arbeitstag erträglich war.

    "Viele Trauernde fühlen sich so intensiv in den Verstorbenen ein, dass sie ihm mit allen Mitteln unbedingt seinen Tod erspart hätten..."

    Den Satz kann ich voll und ganz unterschreiben. Für meine Mutter hätte ich alles getan, ich habe mitgelitten ohne Ende.

    Drei Jahre voller Einsatz im Kampf gegen den Krebs. Immer wieder Phasen, wo wir beide dachten, er wäre besiegt, und dann kam schon wieder die nächste Hiobsbotschaft, wieder eine OP und wieder und wieder ...

    Das hat mich traumatisiert, diese Bilder verfolgen mich, daran knabbere ich heute noch.

    Es war ein enormer Stress, ich weiß gar nicht, wie ich das überstanden habe.

    Aber paradoxerweise sind es vor allem die schönen Bilder, die mich verfolgen: Die Erinnerung an die Phasen, wo wir dachten, alles sei gut, als die Normalität sich wieder einstellte. Wenn ich an diese Phasen zurückdenke, könnte ich nur heulen. Bis heute schaffe ich es (noch) nicht, dankbar zu sein, dass wir diese Zeit überhaupt hatten. Vielmehr empfinde ich Bitterkeit.

    Meine Mutter, die immerhin schon über achtzig war, musste sich im Laufe der Zeit 5 schweren OPs unterziehen. Alles umsonst. Letztendlich. So sehe ich das. Immer noch.

    Ich hoffe, ich kann es irgendwann einmal anders sehen, aber im Moment, in diesem Aspekt scheine ich in meinem Trauerweg noch am Beginn zu stehen, klappt das nicht:(


    <3

    Denn auch bei mir ist dieser Gedanke ständig, und ich meine wirklich immer, jede wache Sekunde, präsent: Mein Papa ist tot. Das muss doch einmal aufhören, wie soll ich so je wieder ein normales Leben führen?

    Liebe Silvia,


    ich frage mich auch, ob das einmal aufhört. Meine Mutter ist ist jetzt zwei Jahre nicht mehr bei mir, in meinen Gedanken ist sie jedoch ständig.

    Eine kleine Besserung gibt es aber doch: In den ersten eineinhalb Jahren bin ich jeden Morgen mit dem quälenden Gedanken, dass sie tot ist, aufgewacht. Kaum die Augen auf, gleich die schreckliche Erkenntnis als allerersten Gedanken im Kopf und sogleich den Schmerz im Bauch gefühlt.

    Das hat sich inzwischen deutlich abgemildert!


    Deine Lebensangst ist mir auch nicht fremd. Zeitweise habe ich Angst, so krank zu werden, wie es meine Mutter war. Sie hat wirklich viel durchmachen müssen.

    Die Leichtigkeit des Seins ist mir verlorengegangen, und ich arbeite hart daran, mir wieder so etwas wie Normalität in meine Einstellung zu den Dingen zurückzuerobern.

    Das ist tatsächlich ein aktiver Vorgang, von selbst passiert das nicht.


    Liebe Silvia, ich glaube, dir wird das Buch von der Megan Devine guttun. Du wirst dich darin wiederfinden und dich verstanden fühlen in deiner Trauer. Ich selbst besitze dieses Buch erst wenige Monate, es hatte für mich aber trotzdem noch jede Menge Aha-Effekte.

    Mein "Bücherweg" durch die Trauer war/ist eher spiritueller Natur bzw. befasst sich mit der Erforschung von Nachtodkontakten usw. Mir hat das sehr geholfen, weil ich offen dafür bin.

    Jeder geht eben seinen ganz eigenen Weg, und leider muss jeder diesen Weg alleine finden und gehen. Niemand kann dir deine Trauer abnehmen:(Sie ist das Gegenstück zu deiner großen Liebe für deinen Vater.


    Interessant in der Trauerliteratur finde ich, wie so mancher Autor vom Saulus zum Paulus wurde.

    Megan Devine war Psychotherapeutin und dachte, über die menschlichen Gefühle Bescheid zu wissen, bis die Trauer sie umgeworfen hat.


    Roland Kachler, ebenfalls studierter Psychotherapeut, dachte auch, die Trauernden müssten ihre Verstorbenen einfach nur loslassen, dann ginge es ihnen wieder gut.

    Dann starb sein Sohn, und seine Welt brach zusammen. In seinem Buch "meine Trauer wird dich finden" beschreibt er seinen langen, langen Weg heraus aus der Trauer.



    "Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist!"
    Der Indianer in Nordamerika


    Ich wünsche dir, dass morgen dein Tag nicht zu hart wird!

    <3