Liebe Birgit ,
ich habe mich oft gefragt, warum ich noch hier bin und frage mich das immer wieder einmal. Ich bin hier um meine Schwester zu lieben, mit ihr zu sprechen, Gebete zu sprechen, Kerzen anzuzünden und Blumen aufzustellen. Ich bin hier, um meinen Weg zu Ende zu gehen und wenn ich Glück habe, begegne ich dem einen oder anderen, dem ich ein wenig weiterhelfen kann, was während der Pandemie schwierig ist.
Es ist ja so, daß wir die Welt jeden Tag ein Stückchen verlassen. Irgendwann ziehen wir die Pampers aus, steigen vom Dreirad,
lassen Kindergarten und Schule hinter uns, schließen unsere Ausbildung ab, ziehen von unseren Eltern fort, finden Diskotheken nicht mehr spannend, geben viele Träume und Pläne auf und werden irgendwann nicht nur älter, sondern alt, wenn wir denn lange hier bleiben. Während dieser langen Zeitspanne haben wir viel erlebt, manches war oberflächlich, manches lange vergessen. Am Ende des Tages sind viele Dinge überhaupt nicht mehr wichtig. Es bleibt nur noch Wesentliches , zu lieben und geliebt zu werden, ist für mich das Wesentlichste.
Ich habe lange überlegt, ob ich Dir das schreiben darf. Birgit, Du und alle Mittrauernden lieben und werden geliebt,
das ist unverändert geblieben.
Ich habe mit einem ganz einfachen Ritual begonnen, indem ich jeden Abend eine Tasse Tee mit ins Bett nehme.
Das ist leicht herstellbar und verweist jeden Abend darauf, den Tag geschafft zu haben.
Wenn Dir der Text nicht gefällt , lösche ich ihn selbstverständlich.
Lass Dich von mir mit allen, die zu Dir gehören, liebevoll drücken
Sommermond