Die Krähe
(Klaus Enser-Schlag)
Als ich einst zu später Stunde
den Gedanken trüb nachhing,
kam mir seufzend aus dem Munde:
"Was ist nur des Lebens Sinn?"
Trost konnte nur die Nacht mir bringen,
denn der Tag war mir verhasst,
hörte Geisterstimmen singen,
Lebensfreude war verblasst...
Und mein Herz war krank vom Bangen,
der Gedanke schwer wie Blei,
Schwermut nahm mich jäh gefangen,
doch dies war mir einerlei...
Da vernahm ich jäh ein Pochen,
schaurig klang es in der Nacht
's war, als op ein Fingerknochen
klopfte mit der Hölle Macht.
Und ich sah vor meinem Fenster
flatterte es immerzu.
Waren es gar die Gespenster
die mir raubten jede Ruh'.
Da! Schon wieder jenes Klopfen
und das Haar stand mir zu Berg!
Wollte mir die Ohr 'n verstopfen,
mitternächtlich' Teufelskreis!
Fenster wurde aufgerissen!
Wähnte mich in bösem Traum
und gleich einem Schwarm Hornissen
flog ein Vogel in den Raum!
Pechschwarz glänzte sein Gefieder,
eine Krähe sass vor mir!
Mir erstarrten alle Glieder,
war dies Teufels-Elixier?
Und mein Herz begann zu beben,
als die Krähe zu mir sprach:
"Warum hast Du Angst zu leben?
Warum liegt Dein Mut so brach?"
Und wir sprachen über Liebe,
die ein Herz mit Mut erfüllt
über Laster, Lust und Triebe,
welche Prüderie verhüllt...
Schwarzer Vogel, spreche weiter!
Du bist wirklich äußerst klug,
sei mein weiser Wegbereiter ,
davon krieg ich nie genug!
Jede Nacht zur Geisterstunde
kommt sie seither zu Besuch
und die Weisheit ihrer Kunden
steht in meinem Tagebuch.
Lieber Uwe,
auch ich mag sie sehr, sehr gerne.
Aber wir sind nicht verwandt. Sie machen
keine Pläne und nichts treibt sie um.
Abendliche Grüße vom Niederrhein
Sommermond