Liebe Birgit, das Gefühl kenne ich , dass man kaum noch kann und aber immer noch der Meinung ist , man hätte mehr tun könne, müssen, sollen, wollen.....ich war drei Tage bevor Jürgen gestorben ist zu hause und habe für ihn Klamotten geholt und habe noch kurz auf sein Konto geschaut und dabei gesehen, dass Microsoft 1 x 99 Euro doppelt abgebucht hat und 1x 99,99 Euro für ein Computerspiel, das Jürgen gar nicht bestellt haben kann, weil er da auf der Palliativstation und danch schon im Hospiz lag. Da ich nicht wusste wie es mit dem Geld wird, wenn er nicht mehr da ist und Angst hatte, dass da ständig was abgebucht wird, habe ich gleich dort angerufen und mich mit einem Service mitarbeitr verbinden lassen und habe volle 2 stunden gebraucht, bis mir einer helfen konnte wegen dem Scheiss Geld. Heut denke ich auch, hätt ich doch einfach die 200,- euro, sein lassen und wäre lieber in diesen 3 Stunden zu ihm ans Bett gefahren da hätte er mehr davon gehabt.....und ich war dort , genau wie heute, wieder in dieser Spirale : hätt ich doch mehr Zeit mit ihm verbracht.
ein anderes mal wenn ich drüber nachdenke, glaube ich, dass es in diesem Moment so war, dass ich es als willkommene Ablenkung angenommen habe, weil ich auch mal weg musste aus dem Krankenzimmer.....und auch das macht mir wieder ein schlechtes gewissen....
Also, glaub mir, ich frag mich auch immer und immer wieder ob ich genug getan habe.
Ich denke, wir haben das getan, was uns in dieser Situation und dem damaligen Tagesformat zumutbar war. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Und was wir immer getan haben: wir haben sie geliebt, diese Schlawiner. Kurz bevor mein Mann gestorben ist hat er gesagt: Ich liebe dich , wie am ersten Tag und wenn mich jemand fragen würde, dann würde ich sagen: ich habe den 6er im Lotto mit Zusatzzahl. Ja, so war mein Mammutl. er fehlt mir so.
Wir sitzen doch alle im selben Boot. Manche von uns rudern und andere können im Moment nicht rudern, aber wir andern rudern für sie mit.
Waltraud.