Beiträge von Verbuendete

    Liebe Tigerlily und Johanna


    mein Schnuffelhuffel hätte jetzt gesagt, das Wichtigste ist, sich nicht zu verbiegen und nicht verbiegen zu lassen. Einfach SEIN. Das Sein kommt von innen.

    Ich persönlich habe ja manchmal ( eigentlich oft) meine Probleme mit allem und mit dem SEIN und so, aber ich denke dass da schon was wahres dran ist.

    Um SEIN zu können muss man aber,, glaube ich" auch seine Gefühle akzeptiern, ernst nehmen und zulassen. Ob es jetzt Trauer heisst oder Mitleid oder Angst oder Mitgefühl oder Schmerz. Ich denke jeder hat das Recht sein Tempo selber zu bestimmen und wenn Du, Johanna, (deinem Empfinden nach) lange am Boden liegst bis du wieder einen klaren Gedanken fassen kannst, dann heist das ja nicht dass du jammerst oder das du dir das einredest, sondern, dass es Dir gerade in dem Moment ( oder in diesen niemals endenden Stunden) passiert und Schei... geht. Das tut mir verdammt leid und ja, ich kenne das auch. Das wollt ich dir nur sagen. Du bist damit nicht alleine.Waltraud

    Liebe Johanna,

    Ich bin auch seit Freitag nur am weinen...unterbrochen von Arbeiten gehen, zusammenreisen, ....Gedanken kommen und gehen, ungeordnet. Angst, die mir vorkommt wie ein Phantomschmerz. In Gedanken bin ich bei Dir. Aber auch bei all den Anderen Mitleider und Mitleiderinnen, auch bei den vielen Haustieren, die einen Menschen vermissen. Heute mittag kam meine Schwester und sah mich an. Und ich erzählte von Jürgen und von meinen Sorgen und sie hat mir so geholfen indem sie einfach nichts gesagt hat, sondern einfach mitgeweint.

    Vielleicht ist es gut, wenn du deine Angst zulässt , wohlgemerkt ohne ihr Macht zu geben. Vielleicht hilft es wenn du sagst: Angst, du hast wohl deine Berechtigung, aber ich möchte dich nicht ganz behalten, denn ich möchte meine Sinne auch noch für jemand anders offen halten, falls sich jemand bei mir meldet, der mir wichtiger ist als Du. Ich weis das hört sich oberblöd an, aber mir hilft das manchmal.

    Ich denke an Dich/Euch/mich und hoffe wir schaffen das. Waltraud

    Guten Abend liebe Einsame Coco,

    weist du, ich denke Zeit ist relativ. Und ich denke Du und Dein Mann waren EINS. Und wenn die Hälfte von EINS fehlt, wie könnte mann sich da vollkommen fühlen? Dass alles so wahnsinnig schwer ist im Moment für Dich das liegt sicherlich an vielen Faktoren. Ich möchte Dir erzählen von meiner ersten Trauer. Sie dauerte fast 5 Jahre. Sie wurde nicht durch das sterben meines damaligen Freundes ausgelöst, sondern dadurch dass er mich verlassen hat. Ich war 24 und er war 21 und ich war stolz einen so jungen ( knackigen) Freund zu haben. Wir waren gerade 1 Jahr zusammen und gerade zusammengezogen in eine schöne Wohnung als er in den Iran-Irak-Krieg abberufen wurde ( Er war Amerikaner und bei mir in der Nähe stationiert).Es war in der Zeit als die Mauer fiel und er sagte mir, dass am Abend darüber entschieden wird welche Namen auf der Liste stehen . Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen und als er am nächten Abend nach Hause kam stand er mit seinen 21 Jahren im Eingang und zitterte vor Angst. Er sagte : Ich will nicht in den Krieg und Menschen töten und ich habe Angst zu sterben. Ich sagte: dann lass uns eine Lösung finden. Du kannst doch aus der Armee austreten oder wir können dich verstecken und er meinte: Ich kann nicht. Meine Eltern wären dann nicht mehr stolz auf mich, denn ich bin zur Armee gegangen um ihnen nicht zur Last zu fallen und damit sie stolz auf mich sind, und jetzt habe ich die Möglichkeit es ihnen zu beweisen. Ich sagte: du bist 21 und hast noch dein ganzes Leben vor dir. Er war gefangen in einer Entscheidung, die er einmal traf. Er ging und alles war ein Alptraum. Wir hatten Kontakt per Telefon und per Brief. Nach 6 Monaten kam er zurück . Ich sah in seine Augen und ich sah das Leid und den Schmerz, die Not und ich sah die Hilflosigkeit. Noch in der selben Nacht in der er zurückkam ging er mit den Worten, dass er nicht mehr mit mir zusammensein kann, denn er hätte schlimmes erlebt und er weis nich , wie er mit der Schuld leben kann und ich hätte einen besseren an meiner Seite verdient. Er sah nicht mehr aus wie 21 . Er sah aus wie 40. Er nahm seine Tasche und ging. 2 Tage später kam er zurück und legte mir, währen meiner Abwesenheit deinen Brief auf den Tisch in dem er sich bei mir entschuldigte. Ich habe ihn nie wieder gesehen und es brach mir das Herz. Ich habe ihn gesucht und keiner konnte mir sagen, wo er war.Wochen später habe ich erfahren, dass er zurück nach Amerika geflogen ist. Es war ein Alptraum Ich konnte nicht mehr essen und ....es hat mich 5 Jahre gekostet bis ich wieder fähig war eigene Entscheidungen zu treffen und das Leben wieder zu akzeptieren.


    Das meinte ich mit Zeit ist relativ. Jeder empfindet den entstandenen Schmerz anders. Wozu ich 5 Jahre gebraucht habe, haben andere vielleicht 2 gebraucht. Ich weiss es nicht, aber seit dieser Zeit weiss ich was es heist seine eigenen Regeln anzunehmen. das Tempo selber zu bestimmen und nicht zu bestimmen lassen. Es ist wie es ist. Du fühlst dich, wie du dich fühlst. Immer gibt es Gründe , warum jemand geht....auch wenn wir denken es hätte vielleicht andere Wege geben müssen!! Ich denke es kann keiner sagen "du musst das jetzt akzeptieren "oder "wann wirdt du wieder normal" oder so"es wird Zeit, dass du wieder lachst" NEIN!! Keiner kann das nachvollziehen oder verstehen , auser du selber. Das einzige was ich denke ist: Jeder hat einen Weg zu gehen und zwar seinen eigenen. Es ist schön und hilfreich, vielleicht auch tröstlich, wenn es Menschen gibt, die zuhören und da sind, aber gehen muss man den Weg selber. Mein jetzt verstorbener Mann hatte für meine Gefühle Verständnis, als ich ihm sagte, dass es 1 x in meinem Leben einen Mann gab den ich noch heute liebe, obwohl er damals gehen musste . Und als ich aus dem Internet vor ein paar Jahren erfahren habe, dass diese damalige Liebe 6 Jahren nachdem er gegangen ist in einem Kriegseinsatz!!?? ums Leben kam, da hat er ( mein jetzt verstorbener Mann) mir angeboten, gemeinsam das Grab in Amerika aufzusuchen.Das war das größte Vertrauen das mir je ein Mensch entgegengebracht hat. Und manchmal denke ich, dass die beiden sich vielleicht sogar schon getroffen haben, da wo sie jetzt sind und vielleicht über mich reden!! Ja und daher denke ich Zeit zum verarbeiten ist relativ!!

    das wollte ich nur sagen. Ich drücke dich, wennich darf.

    Waltraud

    Liebe Johanna, in Gedanken bin ich bei Dir und bei Deinem Mann. Mein Mann ist am 04.08 im Hospiz gestorben. Er war auch 3-4 Tage bevor er gestorben ist sehr unruhig nachts und hat auch im Traum gehadert und war unruhig. Er wolltein dieser Nacht auch aufstehen obwohl er Tage vorher mehrfach aus kraftlosigkeit hingefallen ist , als er aufstehen wollte ( ich war gerade eingeschlafen).

    Ich glaube dass es immer Dinge gibt, bei denen die Zurückgebliebenen hilflos ihren Erinnerungen ausgeliefert sind. Sich vielleicht schuldig fühlen.

    Ich verstehe Dich. Ich wusste, dass mein Mann (demnächst) geht und in dieser Nacht habe ich das auch nicht erkannt, dass es jetzt an der Zeit ist. Ich habe geschlafen als mich der Pfleger weckte und sagte: ihr Mann hat es geschafft. Aber ich denke, wir hätten es nicht ändern oder aufhalten können.

    Vielleicht hilft es Ihnen etwas, zu wissen, das Sie nicht alleine sind mit all den fiesen Gefühlen.

    Waltraud