Ja, ich bin in einem Schockzustand. Ich wäre so gerne mit ihm gegangen. Nicht daß ich tot sein möchte....... aber ich möchte da sein, wo er ist.
Ich habe nicht gewußt, daß er bald nicht mehr bei mir ist. Ich habe nicht damit gerechnet. Die OP war doch gut verlaufen. Die Chemo sollte doch nur noch auf Nr. SICHER ablaufen. Der Krebs war doch weggeschnitten. Und ich habe mich auf die Zukunft gefreut. Und dann dieser septische Schock.
Erst konnte er die Beine nicht mehr bewegen. Als der Rettungswagen kam sagte er zu mir "Ich kann nicht mehr sprechen". Das war das letzte was ich von ihm gehört habe. Ganz leise. Und ich habe seine tiefe und laute Stimme so gemocht. Durch die offen stehende Tür des Rettungswagen habe ich gesehen, wie er seine Hand bewegt hat. In dem Moment war es für mich ein Zeichen, daß er wieder da war. Der Arzt sagte dann, er wäre da aber könne nicht sprechen.
Jetzt im Nachhinein war diese Handbewegung das letzte Lebendige was ich von ihm gesehen habe. Er wußte es ja auch nicht.
Für mich ist es jetzt ein Winken geworden. Ein zufälliges letztes Winken.
Daß ich es nicht begreifen kann, daß jemand einfach so weg sein kann, versteht Ihr bestimmt, die Ihr Ähnliches erlebt habt. Ich habe ihn angefasst, als ich ihn tot auf dem Bett liegen sah, 3 Stunden später im Krankenhaus. Ich habe ihn gestreichelt. Ich habe so viel Zärtlichkeit empfunden. Ich wollte ihn auf Händen tragen. Er war noch warm. Ich konnte ihn anfassen aber es trotzdem nicht begreifen. Obwohl begreifen ja irgendwie dasselbe ist wie anfassen.
Es ist doch merkwürdig, daß Eure Geschichten das alles für mich ein klein wenig erträglicher machen. Meine Schwester fragte, ob es nicht belastend ist auch noch die traurigen Lebensläufe anderer mitzukriegen.
Es tut so weh, daß es gar keinen Raum mehr gibt für noch mehr.
Ich bin jedenfalls sehr, sehr, sehr froh dieses Forum gefunden zu haben. Und es tut mir gut mit Menschen zu kommunizieren, die verstehen, die wissen wie es sich anfühlt so verloren und endgültig ohne den Seelenmenschen zurückbleiben zu müssen.
Danke an Alle, die mitlesen, die Aufmunterung und Kraft schicken.
RalfsHeidemarie