Beiträge von RalfsHeidemarie

    Hallo ihr Lieben,

    gestern habe ich all meinen Mut zusammengenommen und habe in Ralfs Zimmer auf seinem Bett nach seinem Handy gesucht. Als ich es in der Hand hatte sind wieder die Tränen geflossen. Unsere Verbindung, wenn er im Krankenhaus war, wenn ich alleine mit den Hunden unterwegs war, wenn ich nachts oben geschlafen habe und er unten.

    Es tut sehr weh, ihn nun nicht mehr erreichen zu können mit diesem Ding. Keine what's Apps mehr. Sein eigener Klingelton, der immer ein wenig Herzklopfen bei mir ausgelöst hat. Ich könnte ihm ja Text-Nachrichten schicken.

    Aber es ist ja unsinnig.

    Er hatte so eine wunderbare Stimme. Ich traue mich noch nicht Fotos an zu schauen oder Videos zu hören&zusehen.

    Wie ist das bei Euch gewesen?

    Was habt Ihr mit seinen Sachen gemacht? Seine Geldbörse mit meinen Fotos drin. Seine Zähne, Uhr und Schmuck?

    Jedes kleine Teil von ihm zeigt mir, daß es ihn wirklich gegeben hat.

    Ich denke daran, daß er dies oder das zuletzt angefasst hat. Das er die Zigarette im Mund gehabt hat. Wie gehe ich mit dem Chaos um?


    RalfsHeidemarie

    Ich war auf der Suche nach einer Trauergruppe in meiner Gegend. Was im Moment zu CORONA-ZEITEN ja gar nicht gelebt wird. Und da fand ich Euch. Ich bin wie magnetisch angezogen von diesem Forum und trage mein Handy mit mir rum um immer verbunden zu sein mit meinen Schwestern und Brüdern im Trauern. Das gibt mir unendlich viel.

    Hallo und guten Morgen Isabel,

    Ich bin erst seit ein paar Tagen bei Euch. Es ist schon zu einem wichtigen Ritual geworden zu schauen ob jemand geantwortet hat. Oder etwas Neues zu senden. Schnell gerate ich dann in die Kommunikation der anderen Schreibenden und ich staune und bin betroffen so viel Leid zu lesen. Aber klar, im Trauern und Vermissen sind wir uns alle gleich.

    Ich habe eine Frage an Dich. Da ich früher nur mal kurz in einem Windhundforum war kenne ich mich mit so einem Konzept nicht aus. Auch die Begriffe wie Tread oder was ist Pinnwand und was ist der Unterschied? Ich suche dauernd rum und lande hier und da und überall. Gibt es eine "Gebrauchsanweisung" für unser Forum? Ich bin 66 Jahre und mit vielem nicht so stark vertraut was die neuen Medien angeht.

    Liebe und dankbare Grüße

    Ralfsheidemarie

    Liebe Birgit,

    Ich war mit meinem Ralf nicht verheiratet. Wir haben uns seit 6 Jahren sehr lieb gehabt und möglichst viel Zeit miteinander verbracht. Ich bin jetzt 66 Jahre alt und seit Januar in Rente. Ralf war 57 Jahre alt, ohne Arbeit und sehr alleine auf der Welt. Bevor wir uns lieb hatten lernten wir uns kennen ca. 1,5 Jahre vorher. Er war Suchtkrank. Suchtmittel Alkohol. Aus der anfänglichen gegenseitigen Sympathie wurde nach Ende seiner Therapie eine Freundschaft und dann 6 Monate später eine Liebe.

    Er war mit Herzhytmusstörungen, Migräne, Polyneuropathie, Renaudsyndrom und seiner Sucht oft krank. Anfang 2020 bekam er beim Röntgen des Schlüsselbeines den Zufallsbefund Lungenkrebs. Das waren schlimme Wochen als es 'nur' ein Verdacht war. Dann war es sicher. Ein Doppelkrebs, kleinzellige und nichtkleinzellig. 16 Wochen Chemo. Dann Pause und der Tumor war kleiner geworden. Es folgte im September die OP. Ein Lungenlappen wurde entfernt.

    Danach wieder Pause. Jetzt einige Wochen nach der OP fing noch eine Chemotherapie an um auf Nr. Sicher zu gehen. Freitag in die Klinik, Samstag nach Hause. Noch alles ok. Am Sonntag ging es ihm schlecht. Am Montag Morgen wollte ich, daß er ins Krankenhaus geht. Ich habe am frühen Nachmittag den Rettungswagen gerufen. Er mußte schon bei uns vor dem Haus reanimiert werden. 2 Telefonanrufe der Ärzte aus der Klinik. Der 3. Anruf war die Schreckliche Nachricht. Er war an einem septischen Schock gestorben. Nach all den Krebsbehandlungen, die er tapfer gemeistert hatte, nach all der Angst, die überstanden war...... Nun ist er nicht am Krebs gestorben, nicht an der Sucht sondern an allem zusammen. Wenn ich das so möglichst kurz, hintereinander aufschreibe. kommt es mir vor wie ein Film mit dem ich nichts zu tun habe. Fremd und entsetzlich.

    (Heute 10 Tage später)

    Wie oft man es wohl erzählen muß um es zu begreifen? Mein Freund ist immernoch an meiner Hand. Nur keiner sieht ihn. Er ist immernoch in meiner Luft. Nur keiner hört ihn. Er ist immernoch in meinem Herzen nur keiner spürt ihn.

    Am 4. Dezember fängt ein Trauerseminar an. Im Internet. Von der Autorin des Buches "mein erster Trauerjahr". Da will ich mitmachen weil es einfach zu unwirklich ist. Und ich es nicht verstanden habe.

    Ralfsheidemarie

    Ja, Birgit, nachdem ich weiß, daß er tot ist. Möchte ich ihn auch furchtbar gern noch einmal in meine Arme nehmen. Ich möchte ihn riechen. Ich möchte seine Wärme spüren oder einfach nur seinen Blick auf mir. Seine Haare anfassen, die langsam wieder kamen, seine Lippen küssen und seine Hand halten. Es tut mir jetzt jede Minute oder Sekunde leid, die ich nicht mit ihm verbracht habe. Ich möchte ihm sagen wie wertvoll und unermesslich wichtig er mir war. Es tut mir so leid ihn so angeschrien zu haben als er erst einen Tag später ins Krankenhaus gehen wollte. Dann wäre er zu Hause gestorben. Und ich hätte mir schwere Vorwürfe gemacht. Aber für ihn wäre es wahrscheinlich besser gewesen. Ich habe geschrien und geweint, habe gegen seinen Willen den Rettungswagen angerufen. Er wollte nicht weg. Er wollte einfach nur "entspannen". 30 Min. später wurde er schon reanimiert. Das letzte was er sagte war: "ich kann nicht mehr sprechen". Sie haben ihn mitgenommen. Und 3 Stunden später saß ich schluchzen an seinem Toten Bett im Krankenhaus. Es ging alles sehr schnell. Für ihn gut für mich sehr schwer. Aber so ist es gut. Er war recht schnell drüben. Hinter dem Regenbogen. 🌈

    Birgit, ich denke Dein Helmut ist irgendwie um Dich herum. Ist bei Dir. Aber wie kannst Du es spüren? Vielleicht wenn Du mit ihm "denkst" und Dich bei ihm bedankst für das Versorgt sein. Dann spürst Du vielleicht wie er Dir antworten würde. Als fließende Gedanken. Er kann nur in Deinen Gedanken antworten. Du mußt versuchen zu erkennen wann Deine Gedanken irgendwie nicht Deine sind.

    So ist das bei mir. Allerdings konnte ich diese fließenden Gedanken bisher nur nachts erleben. Wenn ich so um 3 oder 4 Uhr wach wurde. Dann habe ich meine Hände gefaltet als Zeichen für meinen Wunsch ihn zu spüren. Und dann ist manchmal dieses fließende Denken passiert. Das ist dann für mich seine Antwort. Es war kein Traum. Auch kein Grübeln oder Nachdenken. Es war anders.

    Ich habe es jetzt 2 Nächte nicht erlebt obwohl ich es versucht habe. Aber ich war diese beiden Nächte nicht allein.


    Ich wünsche Dir, daß es Dir gelingt Dich mit Deinem Helmut zu verbinden.

    Ich drücke Dir die Daumen

    RalfsHeidemarie

    Liebe Birgit, ich kann Dich so so so sehr verstehen. Mein Ralf ist jetzt den 10. Tag nicht mehr bei mir. Und manchmal halte ich die Luft an weil ich gar nicht weiß wie ich damit umgehen kann.

    Ich weiß von 2 Freundinnen und einer Bekannten, daß sie bei einer Frau waren, die versucht Kontakt zu Verstorbenen zu bekommen. Meine Freundinnen waren schon mehr als 1 mal bei ihr. Sie haben dann dabei geweint - aber es hat gut getan.

    Ich habe in meinem Bild von den beiden Händen (siehe Avatar) die Vorstellung, daß wenn ich meine Hände falte: eine Hand meine ist und die andere Ralfs Hand ist.

    Und wenn ich ganz ruhig und konzentriert bin und meine Hände falte, dann meine ich ihn irgendwo um mich herum zu spüren.

    VIelleicht hat es mit Phantasie zu tun - keine Ahnung wie das in mir passiert.

    Es ist ein kleines, leises, gutes Gefühl.

    Sprichst Du in Gedanken mit Deinem Helmut? Ich frage dann: "Ralf, bist Du irgendwo?" ich versuche dann um mich herum zu spüren. Als würde ich kleine zarte Fühler ausstrecken.

    Ja, das hört sich verrückt an.

    Seitdem ich wieder allein bin, bin ich mehr als verrückt. Nicht nur ein bißchen zur Seite verrückt worden sondern an eine ganz andere Stelle verrückt worden.

    Ohne eigenes Zutun, ohne es zu wollen, katapultiert in wenigen Stunden in ein anderes Leben. Und da will ich nicht sein.

    Ich möchte wieder zurück gerückt werden.

    Oh, liebe Isabell

    Jedes einzelne Geschehen ist sehr schlimm. Aber 3 Trauerfälle in so kurzer Zeit? Zu Deinem Hund: es tut mir sehr Leid, daß Du ihn verloren hast. Ein Hund ist einem so nah, so mit einem verbunden, daß es eine besondere Art von Kummer und Trauer ist, wenn er gehen muß. Und so alt war er ja noch gar nicht. Das tut sehr, sehr weh. Du hattest wahrscheinlich noch nicht damit gerechnet. Genau wie bei Deinen Eltern. Das ist ja auch ziemlich früh mit 30 Jahren die Eltern zu verlieren. Du hast wahrscheinlich einen 3fach-Schock. Und in diese so hoch emotionale Trauerzeit so ein freudiges Ereignis wie das Baby. Der genaue Kontrast zu den Trauergefühlen. Da kann ich verstehen, daß man glaubt verrückt zu werden.


    Ich war 2019 für 5 Wochen in einer Reha in Bad Kreuznach. (Psychosomatik) Sankt Franziska Stift. Da habe ich an einem Trauerseminar teilgenommen. Für 4 Wochen. Und das hat mir sehr, sehr gut getan. Ich habe den Tod meines Vaters, (der schon 2006 gestorben ist und den ich nie betrauert hatte) betrauert. Ich habe sehr viel geweint. Aber danach ging es mir viel besser. Es gab auch Patienten, die ausschließlich aus Gründen der Trauer dort waren. Das gibt es. Eine Reha.

    Ich könnte verstehen, wenn Du mit so viel verschiedenen Trauergeschichten nicht alleine und ohne Hilfe zurecht kommst. Die Rollen der Eltern sind so unterschiedlich. Die Rolle eines Hundes noch sehr viel unterschiedlicher. Und dazu die emotionale Freude eines Babys, das nie seine Großeltern kennen lernen kann. So viel Kummer könnte ich nur mit therapeutischer Hilfe ertragen, sortieren und bewältigen. Ich wünsche Dir, daß Du Jemanden findest, der Dich unterstützen kann. Oder vielleicht so eine Reha. In der Klinik sind auch Mütter mit Kindern.

    Jedenfalls ist klar, daß Deine Eltern Dich und auch das Baby auf Händen tragen würden. Und ganz bestimmt wären sie traurig über den Kummer, den sie Dir machen. Versuche Dir Hilfe zu holen.

    "Wir gehen jeden Tag ein Stückchen auf unsere Liebsten zu." schreibt Sommermond. Ja, das wissen unsere Liebsten sicher und hoffendlich und bestimmt auch.

    Mein Liebster möchte mir helfen diese eventuell vielen Tage möglichst ohne Verzweiflung zu verbringen. Er möchte mich glücklich sehen. So wie ich ihn. Vielleicht möchte er sogar, daß ich ihn mitnehmen kann in unser Land des Überlebens. Des Weiterlebends. Ich denke, daß all unsere Liebsten sich wünschen, daß wir nicht leiden sondern unsere Chance im Leben nutzen. Obwohl es so unendlich schwer ist.

    Es ist erst 6 Nächte her, daß mein Schatz ganz plötzlich von meiner Seite gerissen wurde. Ich war voller Angst und Sorge und der Rettungswagen hat ihn mitgenommen. Weg war er. Das nächste was ich von ihm sah (ca. 4 Stunden später) war sein toter Körper. Zugedeckt, mit gefalteten Händen unter der Decke. Eine Bibel, ein Kreuz und eine Kerze. In der ersten Nacht war er einfach nur weg. Aber ab der 2. Nacht hab ich mit ihm komunizieren können. Es fühlte sich so an als sei er im Raum. Und dann floßen Gedanken in mich hinein als spreche er mit mir. Das war schön. Und nun hoffe ich jeden Abend ihm zu begegnen. Und in den letzten beiden Nächten habe ich ihn gespürt. Ist einem von Euch das auch schon mal so gegangen? Kennt jemand das auch? :saint:

    Vielen Dank für Eure Reaktion. Seit mein Ralf nicht mehr ist, was für mich völlig unvorstellbar war und ist, steht mein Leben auf dem Kopf. 🙃 Nichts ist mehr normal, nichts ist mehr so wie vorher. Diese Verletzlichkeit des Menschen oder auch anderer Lebewesen, so nah am Tod. So nah am leblos sein. Wird mir jetzt erst wirklich bewußt. Ich hatte Angst um Ihn. Ich hatte Sorge um ihn. Ich habe ihn angeschrien er möge ins Krankenhaus gehen. Aus Sorge. Aber wie schnell es dann ging, daß sein Leben zu Ende war. Ich war nicht darauf vorbereitet. Worauf bezog sich meine Angst und Sorge? Warum habe ich so geweint und geschrien? Warum habe ich ihn so traktiert sich in Behandlung zu begeben. Damit er zum ..... zigsten mal gerettet wird. Und dann diese Erkenntnis. Keine Rettung. Kein Weiterleben. Keine Hoffnung. Dann saß ich da weinend und schluchzend an seinem Bett. Er war tot. Er war es wirklich. Aber er bewegte sich nicht mehr. Das zu verstehen überforderte meinen Geist. Ich wollte am liebsten einfach neben ihm liegen. Genauso tot wie er. Ich ohne ihn, er ohne mich. Unvorstellbar. Wie ferngesteuert bewegte ich mich durch diese unvorstellbare Realität. Das ist jetzt 5 Tage her. 5 Tage und 3 Stunden, daß ich ihn da tot liegen sah. Mein allerliebster Ralf. Mein EIN UND ALLES. Mein Held. Mein Gefährte. Mein Beschützer. Mein Mitmirlebender. Mein Beimirlebender. Mein Schatz.

    Erst mit 60 Jahren hat sich diese Liebesgeschichte für mich ergeben. Eigentlich habe ich als Zwilling (eineiig ) mein Leben lang nach einem Seelenmenschen gesucht. Ich war sehr lange Single. Hatte es aufgegeben noch einmal eine Liebe zu finden. Hatte mich daran gewöhnt alleine Urlaub zu machen. Sogar Kreuzfahrten habe ich alleine gemacht. Und dann diese Verbindung zu Ralf. Wir konnten gemeinsam lachen. Wir hatten einen ähnlichen Humor. Wir respektierten uns und unsere gegenseitige Wertschätzung trug uns ganz langsam näher zueinander. Er hatte auf meine Hündin aufgepasst und mein Haus bewacht während ich 10 Tage auf Kreuzfahrt war. Als ich zurück kam hatte er Tränen in den Augen. Es fiel ihm schwer vor lauter Freude nicht los zu weinen. Und seine starke Emotionalität riss bei mir die Schranken runter. Und von da an waren wir ein Herz und eine Seele. Ich hatte mich in diesen 6 Jahren daran gewöhnt EINS mit ihm zu sein. Diese Zeit war nicht immer einfach. Im Gegenteil. Aber wir wußten beide, daß uns nichts auseinander bringt. NICHTS.

    ICH BIN DANKBAR für diese 6 Jahre und für unsere tiefe und sichere Zusammengehörigkeit. Selbst wenn wir gestritten haben wußte jeder von uns, daß wir zusammen gehören. Das war das erste Mal in meinem Leben, daß ich eine Beziehung hatte in der ich nicht Angst hatte verlassen zu werden.

    Das Verlassen werden durch den Tod - also unfreiwillig - fühlt sich sehr anders an. Ich möchte mit ihm zusammen sein und weiß, daß er es auch möchte. Nur nicht mehr kann. Und das fühlt sich an wie große Nähe.

    Oh Helen 18,

    Unsere Schicksale haben ja wirklich sehr viel Ähnlichkeit. Und nun liegen wir da um 23:20 Uhr. Leer und voll zugleich. Ohne Hoffnung und voller Schmerz. Diese Endgültigkeit macht mich wahnsinnig. Wie soll ich das aushalten? Wenn ich an ihn denke wünsche ich mir für heute Nacht ein Treffen. Und Dir wünsche ich auch ein Treffen im Geiste. Ich überlege was er sagen, denken und fühlen würde - könnte er dort hinterm Regenbogen reden, denken, fühlen. Es würde ihn sehr traurig machen mich so leiden und weinen zu sehen. Aber er hat es nicht mehr geschafft zu bleiben. Auch wenn er es für mich wollte. Es war alles zu viel, er wollte nur noch Ruhe und Rückzug. Es ging ihm gar nicht gut. Und nun, nach dem Weg über den Fluß hat er keine Angst mehr. Keine Schmerzen. Keine Hilflosigkeit, Schwäche und Ausgeliefert sein. Es geht ihm gut. Endlich mal. Endlich mal wieder.

    Ich kann verstehen, daß er keine Kraft mehr hatte zu bleiben. Er wird hoffen, daß ich ihm nicht böse bin obwohl es mir jetzt sehr schlecht geht. Ohne ihn. Würden sich unsere Beiden treffen könnten sie darüber beraten wie sie es uns leichter machen könnten. Vielleicht senden sie uns Träume und Liebe. Zärtlichkeit und Zuversicht, daß sie irgendwo noch sind und uns beschützen. Vielleicht machen sie uns klar, daß wir noch nicht dran sind. Das sie nur eher gegangen sind. Wir haben noch Aufgaben. Für uns selbst, für Andere. Und sie übermitteln uns, daß wir keine Angst zu haben brauchen. Sie sind da wenn wir kommen. Sie möchten getragen werden in unseren Herzen. Sie möchten mit uns kommunizieren und uns zur Seite stehen. Sie trauen uns zu weiter zu leben ohne zu zerbrechen.

    Ich bilde mir ein oder versuche es so zu fühlen, wenn ich meine Hände falte, daß wir Hand in Hand sind. Eine Hand ist seine, eine Hand meine.

    Ich hoffe auf eine gute Nacht. Und sollte ich wach liegen, bitte Ralf besuche mich. Und sag dem Jürgen er kann seine Helen

    Ja, ich bin in einem Schockzustand. Ich wäre so gerne mit ihm gegangen. Nicht daß ich tot sein möchte....... aber ich möchte da sein, wo er ist.

    Ich habe nicht gewußt, daß er bald nicht mehr bei mir ist. Ich habe nicht damit gerechnet. Die OP war doch gut verlaufen. Die Chemo sollte doch nur noch auf Nr. SICHER ablaufen. Der Krebs war doch weggeschnitten. Und ich habe mich auf die Zukunft gefreut. Und dann dieser septische Schock.

    Erst konnte er die Beine nicht mehr bewegen. Als der Rettungswagen kam sagte er zu mir "Ich kann nicht mehr sprechen". Das war das letzte was ich von ihm gehört habe. Ganz leise. Und ich habe seine tiefe und laute Stimme so gemocht. Durch die offen stehende Tür des Rettungswagen habe ich gesehen, wie er seine Hand bewegt hat. In dem Moment war es für mich ein Zeichen, daß er wieder da war. Der Arzt sagte dann, er wäre da aber könne nicht sprechen.

    Jetzt im Nachhinein war diese Handbewegung das letzte Lebendige was ich von ihm gesehen habe. Er wußte es ja auch nicht.

    Für mich ist es jetzt ein Winken geworden. Ein zufälliges letztes Winken.


    Daß ich es nicht begreifen kann, daß jemand einfach so weg sein kann, versteht Ihr bestimmt, die Ihr Ähnliches erlebt habt. Ich habe ihn angefasst, als ich ihn tot auf dem Bett liegen sah, 3 Stunden später im Krankenhaus. Ich habe ihn gestreichelt. Ich habe so viel Zärtlichkeit empfunden. Ich wollte ihn auf Händen tragen. Er war noch warm. Ich konnte ihn anfassen aber es trotzdem nicht begreifen. Obwohl begreifen ja irgendwie dasselbe ist wie anfassen.

    Es ist doch merkwürdig, daß Eure Geschichten das alles für mich ein klein wenig erträglicher machen. Meine Schwester fragte, ob es nicht belastend ist auch noch die traurigen Lebensläufe anderer mitzukriegen.

    Es tut so weh, daß es gar keinen Raum mehr gibt für noch mehr.

    Ich bin jedenfalls sehr, sehr, sehr froh dieses Forum gefunden zu haben. Und es tut mir gut mit Menschen zu kommunizieren, die verstehen, die wissen wie es sich anfühlt so verloren und endgültig ohne den Seelenmenschen zurückbleiben zu müssen.


    Danke an Alle, die mitlesen, die Aufmunterung und Kraft schicken.

    RalfsHeidemarie

    Ich bin neu in diesem Forum und versuche klar zu kommen. Ich habe noch Schwierigkeiten mit den Forum Möglichkeiten. Am Montag, also vor 4 Tagen habe ich meinen Lebensmensch verloren. Deshalb bin ich ins Forum eingestiegen. Ich lese hier und da. Ich schreibe. Und dann bin ich bei Dir, Sommermond gelandet. Ich wollte verstehen was das mit Zwilling zu tun hat. Oder mit Niederrhein. Ich selbst bin ein 50%Teil eines eineiigen Zwillingspärchens. Und ich bin von meiner Schwester am Tag von Ralfs Tod zu Hause weggeholt worden. Ich bin völlig im Schock, daß mein Gefährte so plötzlich und unwiderruflich weg ist. Und bei Dir ist es Deine Schwester, die gehen mußte. =O

    Meine Art zu lieben ist geprägt durch das Zusammenspiel, das enge Zusammensein als Zwilling. Ein bißchen macht das auch die Liebe zu einem Partner aus. Und es kommt mir auch so vor als bleibe ich 50% und suche nach der anderen Hälfte. Meine Schwester ist verheiratet am Niederrhein. Und ich lebte im Sauerland. Also waren wir nicht mehr so eng im realen Leben zusammen. Aber im Gefühlsleben doch. Vielleicht findest Du einmal einen Freund oder eine Freundin die/der Dir Gelegenheit gibt Deine besondere Liebes-Fähigkeit anzuwenden. Mein Seelenmensch war für mich wie ein Zwillingsbruder.

    RalfsHeidemarie

    Ausversehen abgeschickt eben.

    Am vergangenen Sonntag lag er nur und wollte seine Ruhe haben. Im Dunklen. Aß nichts. Am Montag bat ich ihn ins Krankenhaus zu gehen. Er weigerte sich. Ich habe den Rettungswagen gerufen und schon zu Hause im Flur ging er das erste Mal. Die Sanitäter konnten ihn zurück holen. Dann war er weg. Vom Krankenhaus aus rief 2 mal eine Ärztin an und stellten fragen. Beim 1. Anruf gab es Entwarung. Er konnte sich wieder bewegen. Konnte wieder sprechen. Beim 2. Anruf fragten sie nach einer Patientenverfügung. Hat er nicht. Beim 3. Anruf hatten sie nach 40 Min Reanimation aufgegeben. Das ist jetzt 4 Tage her. Und ich habe nur noch Kontakt in meiner Phantasie

    Die Geschichte unseres WIR.

    WIR sind seit 6 Jahren zusammen. (2014) Kannten uns aber bereits einige Jahre vorher. Unsere Rollen veränderten sich im Laufe der Zeit. Zuerst war ich in der Rolle einer Vorgesetzten und Therapeutin. Er in der Rolle eines Klienten. Da war es gegenseitige Sympathie. Dann kam eine mehrjährige Pause. Und 2013 eine neue Therapie für ihn. ( Alkohol ) Wieder die gehabten Rollen. Und gegenseitige Sympathie in Räumlichkeiten und Umfeld, die mehr Nähe zuließen. Nach dem Ende seiner Therapie ergaben sich Treffen indem er mir renovierungstechnisch geholfen hat nachdem meine Mutter gestorben war. Damals rettete ich ihn das erste Mal. Und er mich. Wir verstanden uns sehr gut. Es wurde ein Du. Und es entstand eine Freundschaft, die sich eher wie Bruder und Schwester anfühlte. Nach 5 Monaten änderte sich unsere Beziehung in Liebe. Seit Dez. 2014 ist das so geblieben. Es gab schwierige Zeiten, die mit seiner Suchterkrankung zusammen hingen. Und ich bin auch nicht gerade einfach. Es bedurfte viel Geduld und Toleranz. Er konnte den Alkohol nicht aufgeben. Aber wir hatten beide unseren Seelenmenschen gefunden. Und wir schafften uns zu meinem 1. Hund noch 3 weitere Hunde an. Ich ging in Rente Januar 2020. Und kurz danach

    stellte der Arzt mit einem Zufallsbefund Lungenkrebs bei ihm fest. Er weigerte sich daß anzunehmen. Weigerte sich ins Krankenhaus zu gehen. Dann ging er und floh nach wenigen Stunden wieder. Einige sehr aufregende und zermürbende Geschehnisse mußten ausgehalten werden. Ich rettete ihn erneut. Und Endlich im Sommer konnte er die Behandlung akzeptieren. Für mich, sagte er. Und meinte er. Mehrere Wochen Chemo. Danach die Operation. Die OP war Ende September. Danach hat er sich gut erholt und wir hatten eine harmonische Zeit. Er wurde schwächer. Hatte keinen Appetit. Wollte nur im dunklen Zimmer liegen. Ging nicht mehr mit spazieren. Als er zur nachträglichen Chemo ging letzte Woche ging es ihm nicht gut. Freitag Chemo. Samstag nach Hause. Wir waren sehr froh wieder beieinander zu sein. Liefen Hand in Hand. Q,

    Tag Nr. 4 und Nacht Nr. 4 habe ich überstanden. Ich bin nicht in unserem Zuhause sondern zu meiner Schwester geflüchtet. Da ist die Erinnerung in mir und das Entsetzen brennt in mir und wird nicht durch das Umfeld ausgelöst. Alleine in UNSEREM Zuhause zu sein, ohne ihn ist für mich nicht ertragbar. Ich habe Angst davor zurück zu kehren. Hier wo mich nichts Äußeres an ihn erinnert habe ich in der 2. Nacht beim Wachliegen den Eindruck gehabt ihn zu spüren. Und in der 3. Nacht, halb wach habe ich es sehr deutlich wahrgenommen. In meinem Herzen floßen die Gedanken und es fühlte sich an wie Reden mit ihm. Er ließ eine Wolke Zärtlichkeit auf mich nieder und zeigte mir, daß meine schmerzhaft gefalteten Hände nicht nur meine Hände sind. Eine Hand ist seine und eine Hand ist meine. Und wenn ich die Hände zusammen falte er bei mir ist. Das war ein sehr schönes Geschenk meiner aufgewühlten Phantasie. Deshalb habe ich diese Hände als Avatar gewählt. Sie sind als ein Hand in Hand Zeichen gemeint nicht als beten. Aber sie sind aus verzweifelte Beten entstanden.