Guten Abend zusammen,
so viele von euch haben sich hier schon Gedanken gemacht über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer neuen Liebe, einer neuen Partnerschaft. Mir geht es heute (nach 9 Monaten) so, dass ich es mir (noch?) nicht vorstellen kann, es aber auch nicht kategorisch ausschließen würde. Klar ist mir nur, dass ich das, was mich mit meinem Ralf verbunden hat, nie mehr so erleben werde. Wir beide haben uns getroffen, da war ich 19, hatte gerade mit meinem Studium begonnen, er war 26 und hat promoviert. Fast 38 Jahre haben wir gemeinsam verbracht, das sind etwa zwei Drittel meines Lebens, im Prinzip mein gesamtes Erwachsenenleben. Wir waren sehr unterschiedlich, in vielerlei Hinsicht, aber wir haben uns perfekt ergänzt und uns zusammen ein nahezu perfektes Leben aufgebaut: in unseren beiden Herkunftsfamilien fest verwurzelt, Hausbau, zwei Kinder, intensives Familienleben, gemeinsame Interessen, aber auch Freiraum für jeden von uns für Eigenes, viele Reisen... Wir haben einander rückhaltlos vertraut, haben alles gemeinsam entschieden, uns nie gestritten (mal Genervtsein vom anderen, klar, das gab es, aber fürs Streiten waren bzw. sind wir beide nicht der Typ) und nie auch nur eine Sekunde an Trennung gedacht (auch bei ihm bin ich mir da sehr sicher). Wir gehörten einfach zusammen für dieses Leben, das wussten wir beide. Am Anfang unserer Beziehung haben wir mal über ein Jahr auf gut 20 m2 zusammengelebt, anschließend waren in der Familie alle der Meinung, jetzt könnten wir auch heiraten.
Was also könnte jetzt noch kommen? Wenn überhaupt, dann etwas ganz anderes, eine tiefe Begegnung zwischen zwei lebens- und leiderfahrenen Menschen vielleicht, die um die Vergänglichkeit und die Gefährdung alles irdischen Lebens wissen? Ja, ich denke das könnte ich mir vorstellen. Gemeinsame Unternehmungen, vielleicht Reisen, sich gegenseitig unterstützen, das auch. Aber noch einmal so eng mit jemandem zusammenleben, den Alltag miteinander teilen ebenso wie das Bankkonto, nein, ich denke das will und kann ich nicht mehr. Und noch einmal mich um jemanden sorgen müssen, vielleicht sogar noch einmal um jemanden trauern müssen? Das wäre ja vermutlich die Konsequenz ... Ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber, wenn es denn so käme, hätte ich aber nicht, denn das Leben "auf der anderen Seite" stelle ich mir so vor, dass Gefühle wie Eifersucht dort keinen Platz haben.
Danke fürs Lesen! Ich hab das heute in erster Linie für mich geschrieben, aber vielleicht hat es ja doch irgendjemand gerne gelesen...
Ganz liebe Grüße!