Beiträge von Sabiene

    Liebe Rose,


    mein aufrichtiges Beileid zu deinem großen Verlust. 65 Jahre, das ist einfach noch viel zu früh, und für dich mit 24 Jahren ebenso. Ich kann das gut nachfühlen, mein Mann ist im Januar mit ebenfalls fast 65 ganz urplötzlich verstorben, meine beiden Söhne sind so alt wie du, Mitte 20.


    Beim Lesen deines Berichts drängt sich mir der Gedanke auf, dass dein Vater leider ein schwerkranker Mann war, der sich mit dem Leben im Rollstuhl nie so ganz abfinden konnte und dem jetzt noch schlimme Dinge bevorstanden aufgrund der neuen Diagnosen. Kannst du den Gedanken zulassen, dass er damit einfach nicht mehr weiterleben wollte, auch wenn er ja noch nicht wirklich alt war? Nach allem was er schon durchmachen musste in den letzten Jahren? Dass mit seinem plötzlichen Tod jetzt alles so gekommen ist, wie er es im Grunde wollte? Dass er sich nicht in der Lage gesehen hat, mit euch offen über seine Gedanken und Gefühle zu sprechen und deshalb am Ende so verschlossen war? Es ist ja auch unglaublich schwer, über so etwas mit den liebsten Menschen zu sprechen. Du schreibst nichts über deine Mama, ich vermute sie lebt auch nicht mehr?


    Vielleicht liege ich ja ganz falsch, dann vergiss das alles wieder. Und natürlich nimmt es dir nicht deine Trauer, soll es auch gar nicht. Aber vielleicht hilft es dir ein bisschen dabei, deinen Frieden zu machen mit dem, was passiert ist. Ich wünsche es dir von Herzen! Und gut, dass du dieses Forum gefunden hast. Das, was wir in der Welt der Nichttrauernden oft so schmerzlich vermissen, das Verstandenwerden, das Gesehenwerden in unserer Trauer, das wirst du hier auf jeden Fall erleben.


    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Sonnenstrahl,

    Es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht, dass zu deiner großen Trauer gerade noch so viel Unangenehmes hinzukommt. Ich würde dir gerne ein bisschen Kraft und Zuversicht schicken, jedenfalls wünsche ich dir von Herzen, dass du bald wieder etwas mehr zur Ruhe kommst.

    Alles Liebe für dich

    Sabiene

    Nach 9 Monaten...


    ... habe ich mich in gewisser Weise daran gewöhnt, an den Alltag ohne ihn (und weiß nicht ob mir das wirklich gefälllt, aber es ist so), an das Auf und Ab der Gefühle, an die Traurigkeit, die immer mit dabei ist.


    ... habe ich viel gelesen über Trauer, viel nachgedacht, meditiere wieder regelmäßig.


    ... habe ich mich mit der häufigeren Migräne erstmal abgefunden, sie stört ja auch keinen mehr außer mir selber, verläuft im Moment auch etwas milder als früher.


    ... kann ich kleine Ausflüge in die normale Welt der Nichttrauernden mittlerweile sogar wieder genießen, nicht immer und nicht lange, aber immerhin. Mein Bedürfnis nach Kontakt ist schnell gestillt, das Alleinsein kann auch wieder wohltuend sein.


    ... bin ich gerade wieder mehr im Frieden und weiß das sehr zu schätzen. Und ich freue mich so sehr über jeden Tag, an dem ich mich einigermaßen schmerzfrei draußen bewegen und das ständig wechselnde Wetter und die sich immer mehr ausbreitende Herbststimmung wahrnehmen und genießen kann. Vor dem dunklen Monat November mit seinen stillen Feiertagen und seinem Totengedenken habe ich gar keine Sorge, ich denke ich passe da ganz gut hinein, besser jedenfalls als in die allgemeine Urlaubs-Euphorie der letzten Monate.


    ... habe ich mich viel mit Viktor Frankl und seiner Logotherapie ("Trotzdem Ja zum Leben sagen"!) beschäftigt, vielleicht schreibe ich hier auch mal was dazu, und immer wieder mit dem Buddhismus. Bei Sylvia Wetzel, einer deutschen Buddhistin mit christlichen Wurzeln, fand ich diesen Vers:


    "Leben ist tragisch und erhaben.

    Alles, was kommt, muss auch wieder geh´n.

    Leben geschieht, niemand hat es im Griff.

    Nur das Ende des Haderns bringt Frieden."


    Seiner herausfordernden Wahrheit kann ich gerade gut nachspüren.


    Ich danke euch fürs Lesen und grüße euch ganz herzlich,

    Sabiene

    Liebe Sofie,


    du hast kein Vertrauen mehr in dieses Leben, kannst dich nie mehr sicher fühlen, hast du geschrieben. Ich kann das so gut verstehen, nach dem was du erlebt hast, wer könnte das nicht verstehen? Bei mir sind es heute genau 9 Monate, dass mein Mann seinen tödlichen Herzinfarkt erlitten hat, und die Frage nach dem Vertrauen ins Leben habe ich mir auch schon oft gestellt.


    Die herausfordernde Antwort, so sehe ich das jedenfalls, sieht so aus, dass das Leben eben nicht "sicher" ist. Leben ist immer zerbrechlich, gefährdet und letztlich nicht kontrollierbar. Wir können uns noch so viel Mühe geben, alles richtig machen, Versicherungen gegen alles Mögliche abschließen, uns Jahre oder Jahrzehnte in Sicherheit wiegen, weil eben nichts wirklich Schlimmes passiert, und dann gibt es diesen einen Moment, der alles ändert, an dem das Leben mit voller Wucht zuschlägt und nichts mehr ist wie zuvor. Viele Menschen erleben so etwas ja irgendwann einmal, ich habe gerade auch bei der Flutkatastrophe im Sommer sehr daran gedacht.


    Wenn es also letztlich keine Sicherheit gibt, kann man sich dann trotzdem noch irgendwie sicher fühlen, dem Leben vertrauen? Ich denke man darf die Sicherheit nicht im Außen suchen, sondern in sich selbst, in dem vielleicht erst langsam wachsenden Vertrauen, mit allem was das Leben einem aufgibt, irgendwie umgehen zu können. Sei es weil man die dafür notwendigen Ressourcen in sich selbst entdeckt, weil sie einem irgendwie zuwachsen, weil sie einem geschenkt werden. So ein Vertrauen versuche ich in mir wachsen zu lassen, aber es ist ein schwieriger Weg. Der Kopf hat es bei mir verstanden, dass es nur so geht, wie schwer es aber ist, merke ich jedesmal an meiner sofort aufkommenden Panik, wenn sich einer meiner Söhne mal nicht wie verabredet meldet. Aber ich denke, das ist normal nach dem was wir erlebt haben, so eine Erfahrung, so eine Verletzung zeichnet einen in gewisser Weise fürs Leben. Dieses oberflächliche "wird schon alles gut gehen" ist uns danach nicht mehr möglich (war es mir eigentlich auch früher nicht, ich hatte schon immer ziemlich viele Ängste). Aber vielleicht lebt man damit irgendwie reifer, tiefer, wesentlicher. Ich weiß es nicht, möchte es aber gerne annehmen.


    Alles Liebe für dich - und hab bitte Geduld mit dir, ein Monat erst ist es her, das ist ja wirklich noch ganz am Anfang. Aus der Erfahrung vieler hier ist das die Zeit, in der es wirklich erstmal schlimmer wird, in der nach dem Schock, der Erstarrung der ersten Tage und Wochen der Schmerz einem erst so richtig bewusst wird.

    Sabiene

    Liebe RalfsHeidemarie,

    danke, sehr eindrucksvoll! Mich hat es spontan an die Ansprache zur Beerdigung meines Großvaters vor vielen Jahren erinnert. Der Pfarrer verwendete dort das gleiche Bild und sagte: "Würde man zwei Bäume nebeneinander einpflanzen, nach 58 Jahren (so lange waren meine Großeltern verheiratet) wären sie untrennbar miteinander verwurzelt. Und selbst wenn ein Baum nicht mehr da wäre, was in der Tiefe zusammengehört, das bleibt." Eine schöne Ergänzung, oder?

    Liebe Grüße

    Sabiene

    Liebe Isabel,

    wow, was für eine tolle Geschichte! Danke, dass du sie mit uns geteilt hast. Und was für ein Glück für dich, so etwas selbst erlebt zu haben. Aber auch wir, die wir nur davon hören, können daraus viel Mut und Zuversicht schöpfen, finde ich.

    Ganz liebe Grüße

    Sabiene

    Liebe Michaela,


    es tut mir so leid dass auch du deinen lieben Mann verloren hast. Deine Schilderung hat mich sehr bewegt, denn ganz ähnlich habe ich es auch erlebt. Auch du warst allein mit deinem Mann, als es passiert ist, nicht wahr? Dieser Schock, wenn man so plötzlich realisiert, dass gerade etwas ganz Schlimmes passiert, die letztlich vergeblichen Reanimationsbemühungen, das Gedankenkreisen, ob man es irgendwie hätte verhindern können, die aufkommenden Schuldgefühle, der nicht stattgefundene Abschied - all das kenne ich auch, leider, und ich weiß wie schrecklich sich das anfühlt. Auch wenn mir die Ärzte hinterher gesagt haben, ich hätte alles richtig gemacht und er hätte keine Chance gehabt, ein Restzweifel bleibt trotzdem. Und mit dem müssen wir lernen zu leben, ebenso wie mit den schlimmen Erinnerungen an diese Momente. Ein Patentrezept dafür kann ich dir leider auch nicht anbieten, ich versuche bislang nicht allzu intensiv daran zu denken und mir hilft auch die Erkenntnis hier aus dem Forum, dass jede und jeder von uns solche Erinnerungen hat, die besonders schmerzlich sind.


    Ich bin überzeugt, auch du hast in dieser Situation dein Bestes getan. Man ist in so einer Schock- und Ausnahmesituation, die meisten von uns sind ja völlig ungeübt im Reanimieren und dann muss man ja auch noch telefonieren, Fragen beantworten, dem Rettungsdienst die Tür öffnen etc. Ich weiß gar nicht, ob man das als Laie und so ganz auf sich allein gestellt überhaupt hinkriegen kann...

    Für die Beisetzung und alles was sonst noch auf dich zukommt, wünsche ich dir viel Kraft! Hoffentlich kann das Lesen und Schreiben hier im Forum auch dir eine kleine Unterstützung sein!


    Ganz liebe Grüße

    Sabiene

    Liebe Sofie,

    mein aufrichtiges Beileid zu deinem großen Verlust. Auch ich habe es erlebt, dieses Entsetzen, wenn der bis dahin völlig gesunde Liebste von einem Augenblick zum nächsten nicht mehr da ist. Hinterher macht man sich immer Gedanken, wie man es vielleicht hätte verhindern können, das ist absolut verständlich, das geht vielen von uns so. Ich habe mal irgendwo den Satz gelesen "Niemand stirbt aus Versehen" und daran halte ich mich dann fest. Wenn es so sein sollte, warum auch immer, dann ist es nicht zu verhindern gewesen.

    Auch das mit dem Mut, den man aufbringen muss, seine Geschichte hier so öffentlich zu erzählen, kann ich so gut verstehen, das ging mir ganz genauso. Aber was soll ich sagen, es war eine meiner besten Entscheidungen in diesem schrecklichen Jahr, mich hier anzumelden und auch selber anzufangen zu schreiben. Es tut einfach gut, die Anteilnahme und das Verständnis zu spüren und von den Erfahrungen anderer zu lesen, gerade wenn der Umgang mit Nichttrauernden so schwierig wird.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Devani,

    ganz lieben Dank für dein Mitgefühl und deine Vorschläge. Glaub mir, ich habe ganz vieles schon ausprobiert und unternommen, sowohl im Bereich der Schul- als auch der Alternativmedizin. Und ein paar Ideen hab ich auch noch, was ich noch darüberhinaus tun könnte, im Moment fehlt mir allerdings die Kraft dazu. Nach allem was ich über diese Krankheit weiß wäre es absolut unrealistisch anzunehmen dass sie sich unter den Bedingungen der Trauer nicht verschlechtert. Intensive Gefühle, Veränderungen überhaupt, neue Anforderungen, viele Termine, alles Migräne-Trigger! Deshalb habe ich die Hoffnung, dass es noch einmal besser wird, wenn der ganze Trauer-Stress mal wieder abflaut bzw. ich mich etwas besser an die neue Situation gewöhnt habe. Im Moment mache ich mir keinen Druck mit neuen Therapien und zusätzlichen Terminen. Aber trotzdem vielen Dank!

    Liebe Grüße zurück

    Sabiene

    Liebe Martina,

    ja, ja, ja, ganz vieles von dem was du schreibst kann ich so gut nachempfinden! Auch mir geht es so, dass es mir schwer fällt, zur Ruhe zu kommen. Kein Wunder dass ich dauernd Migräne habe... Das Forum als ständiger Begleiter, ja, immer noch sehr verhaftet in der Welt der Verstorbenen und der Trauernden, immer noch Gedanken- und Gefühlswirrwarr im Kopf, Schwierigkeiten damit, an der normalen Alltagswelt teilzunehmen. Nur allein, das bin ich - schon migränebedingt - häufig, Verabredungen traue ich mich ja kaum einzugehen und wenn dann muss ich sie häufig wieder absagen. Aber das Alleinsein ist keine Wohltat mehr, so wie ich das früher oft empfunden habe, sondern meistens nur die schmerzliche Erinnerung daran, dass das Leben jetzt weitgehend ohne mich stattfindet. Ja, und auch bei mir meldet sich kaum noch jemand. Einige warten darauf, dass ich mich melde, das schon, aber dafür müsste es mir erst besser gehen.

    Ob ich das Leid genug zulasse, das frage ich mich auch mitunter. Meistens schiebe ich solche Gedanken aber schnell wieder weg, im Grunde vertraue ich doch meiner Psyche, dass sie es für mich auf das erträgliche Maß dosiert. Meiner Intuition mehr zu vertrauen, was für mich gut ist und was nicht, das immerhin habe ich in den letzten Jahren gelernt.

    Dass es den einen Tiefpunkt im Leben gibt, von dem aus es nur wieder besser werden kann, glaube ich eher nicht. Das ganze Leben ebenso wie die Trauer ist ja eine ständige Wellenbewegung, geprägt von Höhen und Tiefen, die aber nicht regelmäßig und schon gar nicht vorhersagbar sind. Dass unser Glücklich- oder Unglücklichsein zu einem großen Teil nicht von unseren Lebensumständen, sondern von unserer Einstellung dazu abhängt, davon bin ich eigentlich immer noch überzeugt, aber mitunter kostet es schon sehr viel Kraft, sich von den Umständen nicht überwältigen zu lassen!

    Ich war ja glücklicherweise schon ziemlich schnell an einem Punkt, an dem ich den zu frühen Tod meines Mannes und mein Übrigbleiben in dieser Welt akzeptieren und als Herausforderung, als Lernaufgabe für mich ansehen konnte. Aber dass ich seitdem irgendwie weitergekommen wäre, das sehe ich im Moment auch noch nicht. Es braucht wohl Geduld, auch so eine Lernaufgabe, die meisten Menschen haben ja ein Problem damit.

    Ich grüße dich ganz herzlich

    Sabiene

    Liebe Elke,

    Ich sehe deinen großen Schmerz und es tut mir so leid! Klingt so als sei die Katastrophe auch bei dir ganz plötzlich passiert?

    Fühl dich willkommen hier im Forum, wo keiner von uns je sein wollte und wo wir doch täglich erleben, wie gut es tut, Anteilnahme zu spüren und von Erfahrungen anderer zu lesen. Jede Trauer ist individuell und so kann dir - leider oder zum Glück- keiner sagen, wie lange es dauert, bis es erträglicher wird. Aber dass es irgendwann erträglicher wird, dass man lernen kann, mit dem Schmerz zu leben und auch wieder Schönes wahrzunehmen, dafür wirst du hier sicher Beispiele entdecken.

    Fühl dich begleitet auf deinem schweren Weg der Trauer, ich grüße dich von Herzen,

    Sabiene

    Liebe Mausi,

    es tut mir so leid, dass auch du deinen lieben Mann verloren hast. Und das in so jungen Jahren schon, ich bin ja fast 20 Jahre älter als du und finde das schon viel zu früh! Ich wünsche dir sehr, dass du dich hier im Forum gut aufgehoben fühlst und Anteilnahme und Unterstützung erfährst. Es ist ein Alptraum, ja, und auf die meisten Fragen gibt es keine Antwort, leider. Wie es weitergehen soll mit dir, mit eurer Tochter, du wirst Antworten finden, aber verlang nicht zu viel von dir. Du stehst ja noch ganz am Anfang und da geht es erstmal darum, jeden einzelnen Tag irgendwie zu überstehen. Trauer kostet viel Kraft, und dann kommen noch die ganzen Formalitäten und Erledigungen dazu. Und vermutlich brauchst du noch zusätzlich Kraft für deine Tochter. Wie alt ist sie denn, wenn ich fragen darf, und wie geht es ihr?

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Evi,

    Immerhin gut, dass du die Fahrt jetzt geschafft und hinter dir hast. Vielleicht hat dein lieber Mann ja auf dich aufgepasst? Ich bitte in solchen Situationen auch schon mal um Schutz und Unterstützung und das gibt mir dann ein etwas besseres Gefühl. Ja, und das alleine Zurückkommen tut natürlich weh, ich fühle sehr mit dir und wünsche dir jetzt wenigstens eine erholsame Nacht.

    Alles Liebe

    Sabiene

    Danke für eure Antworten, liebe Steffi, Martina und RalfsHeidemarie. Vieles von dem, was ihr schreibt, kann ich gut nachvollziehen. Ich fasse mal zusammen:

    Den Blick aufs Positive lenken, wenn und solange man das schafft, und dann auch immer wieder von der Trauer sich überrollen lassen.

    Den Schmerz akzeptieren, aber nicht in ihm versinken, den Tag strukturieren, sich Gutes tun, nicht grübeln.

    Sich intensiv mit der Trauer befassen, kognitiv und emotional, lesend, schreibend, meditierend. Und offen sein für Veränderung, die kommt, wenn die Zeit dafür reif ist, nicht wenn ich es will.

    Klingt alles einleuchtend, wenn auch nicht gerade einfach...

    Über den Zusammenhang bzw. die Vergleichbarkeit von körperlichem und seelischem Schmerz denke ich weiter nach, ich sehe da nämlich nach wie vor Parallelen. Auch Hirnforscher konnten ja schon zeigen, dass in beiden Fällen offenbar die gleichen Gehirnareale beteiligt sind.

    Liebe Evi,

    es tut mir sehr leid dass auch du deinen lieben Mann hast gehen lassen müssen. Ob nach langer Krankheit oder ganz plötzlich, es ist immer schrecklich und es tut so weh. Gut dass du dieses Forum schon so schnell gefunden hast. Ich wünsche dir sehr, dass das Lesen und Schreiben hier dir gut tut und dich auf deinem Trauerweg unterstützt.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe RalfsHeidemarie,

    zunächst einmal: ich freue mich so sehr mit dir über die ganzen positiven Entwicklungen bei dir. Dass du irritiert bist über den doch ziemlich plötzlichen Wechsel finde ich absolut verständlich. Das würde uns sicher allen so gehen. Ich würde dem Gefühl aber nicht allzuviel Raum geben. Du kennst doch sicher auch den Spruch: "Grübeln ist glücksfeindlich. Glück ist ganz leicht kaputtzugrübeln." Es ist jetzt so und es ist gut so. Punkt.
    Besonders schön finde ich das, was du über die Verbindung zu deinem Ralf schreibst. Dass es das wirklich gibt: Die Liebe bleibt, aber das Leiden nicht. Das macht mir (und sicher vielen anderen hier) Mut.

    Ich denke bei dir kommen zwei wichtige Faktoren zusammen: du hast Ideen, Wünsche, Vorstellungen für dein neues Leben, und du hast auch den Mut und die Kraft, sie umzusetzen. Ja, und vielleicht wirklich als Drittes, du bist den Trauerweg wirklich gegangen und nicht ausgewichen.

    Alles Liebe

    Sabiene

    Ihr Lieben,

    ich habe hier schon manchmal darüber geschrieben dass mir meine Erfahrungen in bezug auf körperliche Schmerzen und Krankheit auch jetzt in meiner Trauer hilfreich sind. Unter anderem hatte ich gelernt, das Bewusstsein nicht immer nur auf den Schmerz zu fokussieren, weil dieser sich durch die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit nur verstärkt. Statt dessen sollte man versuchen, auch positive Aspekte der Situation, kleine Freuden, angenehme Empfindungen etc. bewusst wahrzunehmen und Dankbarkeit dafür zu kultivieren. Soweit sicher richtig und sinnvoll, und in gewisser Hinsicht wohl auch übertragbar auf die Trauersituation, aber vielleicht doch nur die eine Seite der Wahrheit? Jetzt in der Trauer höre ich nämlich eher den Rat, den aufkommenden Schmerz auch zu fühlen, sich ihm hinzugeben, weil der Weg nur durch den Schmerz hindurch führt und nicht an ihm vorbei. Auch das klingt für mich einleuchtend.

    Wie also mit diesem Widerspruch umgehen? Wenn ich heute versuche, Phasen intensiver Traurigkeit zuzulassen, dann sehe ich häufig, wie die Gründe dafür zusammenspielen, sich nicht wirklich trennen lassen. Ich bin traurig, weil mein Leben um so vieles ärmer geworden ist, weil ich mittlerweile auf so vieles verzichten muss, weil mein Leben sich immer mehr reduziert, weil mir die Leichtigkeit und Unbeschwertheit verloren gegangen sind. Ich versuche also, dieser Traurigkeit mehr Raum zu geben, anstatt mich sofort auf positive Aspekte meines Lebens zu konzentrieren. Andererseits kenne ich durchaus die Gefahr, sich dem Schmerz zu sehr hinzugeben und dann in Selbstmitleid wie in einem Strudel zu versinken, und ich weiß âus eigener leidvoller Erfahrung, dass das eigentlich nur alles schlimmer macht. Wie findet man da den richtigen Weg? So, wie man auch sonst im Leben "die Spur hält", durch Suchen, Ausprobieren und immer wieder Gegensteuern und Korrigieren?

    Eure Gedanken hierzu würden mich interessieren.

    Liebe Pia, liebe Steffi,

    danke für euer Verständnis.

    Heute war ich im Erntedank-Gottesdienst. Ich dachte, ich muss mal wieder unter Menschen. Hab aber leider gemerkt, wie wenig ich im Moment aushalten kann. Die vielen KiTa-Kinder, die Unruhe, die laute Orgelmusik, alles war mir zuviel. Zum Glück hat sich hinterher noch ein schönes Gespräch mit einer langjährigen lieben Bekannten ergeben. Unser Weg zurück ins Leben ist so schwierig ... immer nur alleine ist nicht gut und unter Menschen hält man es auch nicht lange aus...

    Liebe Steffi, tolle Geschichte, das mit deiner Heizung. Glückwunsch! Mein Problem sind gerade bei einem Depotübertrag mysteriöserweise verschwundene Wertpapiere. Ob es da auch youtube Videos gibt? Und das wo ich gerade erst angefangen hatte, mich mit Banken und Finanzen überhaupt zu beschäftigen. Das hatte ich früher - leider - alles meinem Mann überlassen. Naja, so wie mit deiner Heizung!

    Liebe Grüße

    Sabiene

    Gedanken von heute Abend


    Immer wieder diese Kraftanstrengung.

    Tage und Nächte bewältigen, möglichst ohne Schmerzmittel, ohne Beruhigungsmedikamente.

    Der Verzweiflung widerstehen, die einen wie ein Sog in die Tiefe ziehen will.

    Die Ängste wahlweise akzeptieren oder mit klugen Gedanken zu entkräften versuchen, sie bleiben doch.

    Die kleine Flamme der Hoffnung auf ein besseres Leben bewahren, dass sie nicht erlischt.

    Und wofür das alles?

    Für die Familie, die Kinder, den verstorbenen Liebsten, dass sie sich keine Sorgen um einen machen?

    Damit am Ende irgendjemand, man selber womöglich, sagt, ja, du hast es okay gemacht, hast dich nicht unterkriegen lassen, hast deine Aufgabe bewältigt, jetzt kann die nächste kommen...

    Ist es das? Und will ich das? Und wenn nicht, gibt es eine Alternative?