Beiträge von Sabiene

    Ihr Lieben,

    geht es euch eigentlich auch so, dass ihr euch mit euren eigenen Beiträgen hier mitunter selbst Mut macht? Wenn es mir wirklich schlecht geht, schreibe ich hier nämlich nichts, dann ist mir die Anstrengung des Formulierens, des Findens der richtigen Worte schon zuviel (meistens ist dann bei mir ja auch eine Migräne mit im Spiel). Aber ich lese dann trotzdem weiter mit, fühle mich irgendwie gut aufgehoben in der Gemeinschaft all derer, die es auch gerade so schwer haben. Und manchmal lande ich bei meiner Suche nach etwas Mutmachendem dann bei meinen eigenen früheren Beiträgen und erinnere mich wieder daran, dass ich auch schon bessere Phasen hatte und vermutlich auch wieder haben werde. Die mutmachenden Beiträge von euch, die es ja auch gibt, finde ich dann meistens nicht wieder, dafür ist dieses Forum dann doch zu groß und unübersichtlich. Ich habe in meinem Leben nie Tagebuch geführt, in den letzten Jahren nur sporadisch mal Dinge festgehalten, die mir wichtig waren, meistens Erkenntnisse und Einsichten nach der Lektüre von manchen Büchern oder nach intensivem Durchdenken von irgendetwas. Ich ahne jetzt aber, dass die hier in diesem Forum aufbewahrte Dokumentation unseres Trauerwegs mit allen dazugehörenden Gefühlen und Gedanken und dem Austausch darüber uns später noch mal wichtig werden könnte.


    DANKE dass es dieses Forum gibt und ihr alle ein Teil davon seid!

    Danke, liebe Susanne. Dieses "nie wieder", das quält uns alle hier so sehr. Und auch dass man sich gar nicht verabschieden konnte, das fand und finde ich immer noch schlimm. Ich habe es trotzdem versucht, ihm nach seinem Tod noch manche Dinge zu sagen, in der Hoffnung dass er das irgendwie mitbekommt, aber eine Gewissheit habe ich natürlich nicht.

    Ich wünsche dir viel Kraft und gib bitte die Hoffnung nicht auf, dass die ganz dunklen Stunden auch irgendwann vorbeigehen werden. Die Trauer wird bleiben, aber sie wird sich verändern, wird milder werden und auch wieder Raum geben für Schönes, das sagen viele hier, die schon länger dabei sind. Und auch ich glaube fest daran. Alles Liebe!

    Liebe Gaby,

    bitte mach dir nicht so viel Druck wegen der ganzen Erledigungen und Formalitäten. Meine Erfahrung ist die, dass vieles nicht so eilig ist wie gedacht, dass die Behörden selbst unglaublich lange brauchen. Zum Beispiel musste ich alleine 5 Monate auf die Eröffnung des Testaments warten, in einem völlig unproblematischen Fall. Und ohne das Testament ging eben vieles noch gar nicht.

    Es stimmt, es wird unglaublich viel von uns verlangt, aber den Zeitdruck, den hab ich mir am Anfang selbst gemacht.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Susanne,

    schön dass es jetzt geklappt hat! Mein ganz herzliches Beileid nochmal! Ja, die Welt bricht zusammen, von einem Augenblick auf den nächsten ist der Mensch weg, mit dem man am allermeisten vertraut war, es lässt mich immer noch erschaudern dass so etwas möglich ist. Dass auch unser Körper darauf reagiert, zum Beispiel mit Zittern, ist leider ganz normal. Bitte quäl dich im Moment nicht mit Fragen nach einem Sinn im Alleine-weiter-leben. Jetzt geht es erstmal darum jeden einzelnen Tag irgendwie zu überstehen, das reicht am Anfang völlig aus. Und du wirst sehen, die Anteilnahme und die vielen hier im Forum geteilten Erfahrungen werden sicherlich auch dir eine Hilfe sein.

    Alles Liebe

    Sabiene

    Liebe Susanne, woran scheitert es denn? Du klickst im Forum auf die Rubrik "Verlust des Partners", dann klickst du auf "+Neues Thema" und gibst einen Titel ein. Tags brauchst du nicht unbedingt, hab auch keine gesetzt. Dann kannst du eine Nachricht schreiben und zum Schluss ganz unten auf "Absenden" klicken.

    Liebe Susanne,

    mein ganz herzliches Beileid zu deinem großen Verlust. Gut dass du dieses Forum so schnell gefunden hast. Hier gibt es ganz viele liebe Menschen, die mit dir mitfühlen können, weil sie ähnliches selbst erlebt haben. Das Lesen und Schreiben hier wird auch dir hoffentlich eine kleine Hilfe sein.

    Niobe hat dir ja schon vorgeschlagen, ein eigenes Thema oder "Wohnzimmer" für deine eigene Geschichte zu eröffnen. Dafür gehst du einfach unter der Rubrik "Verlust des Partners" auf das Feld "Neues Thema" und denkst dir eine Überschrift für deine Geschichte aus. Damit wirst du dann leichter gefunden als wenn du nur auf deine Pinnwand schreibst. In anderen "Wohnzimmern" antworten kannst du natürlich trotzdem noch.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Christel,

    es tut mir so leid, was du alles durchmachen musstest und immer noch musst. Den Lebenspartner zu verlieren und dann noch keine Unterstützung von der Familie und kein vertrautes Umfeld mehr zu haben, stelle ich mir besonders schwer vor. Ich wünsche dir sehr, dass das Schreiben und das Lesen hier im Forum auch dir eine kleine Hilfe sein kann.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Nein, Zukunftspläne mache ich auch keine mehr, es kommt ja doch anders als geplant. "Den nächsten Schritt zu kennen ist genug" ist ein Lebensmotto, dem ich immer mehr abgewinnen kann. Tag für Tag leben, immer schauen was gerade möglich ist und darauf vertrauen, mit allem was geschieht irgendwie umgehen zu können...

    Liebe Steffi,

    ja, genauso ist es. Am Wochenende war es bei mir besonders schlimm. Wir haben uns in den letzten Jahren regelmäßig mit Studienfreunden meines Mannes für ein Wochenende irgendwo getroffen. Letztes Jahr hatten wir beide das organisiert und es war so schön gewesen, coronamäßig ging das ja im September alles noch ganz gut. Das diesjährige Treffen war jetzt genau am letzten Wochenende. Ich hatte es allerdings schon vor Monaten abgesagt, weil ich mit meinem derzeitigen Gesundheitszustand mir das nicht zugetraut habe und auch schon das Gefühl hatte, mich dort nicht wohlfühlen zu können. Alle anderen sind noch oder wieder glücklich zu zweit, alle mittlerweile Rentner und dauernd unterwegs. Die Entscheidung, nicht mitzufahren, war definitiv richtig, aber weh getan hat es trotzdem. Mal sehen, wie ich das in Zukunft handhabe. Der Umgang mit Paaren ist eben schwierig geworden und auch ich hänge gedanklich und vom Gefühl her noch sehr in der Welt der Trauernden und der Verstorbenen, das ganz normale Alltagsleben ist noch ziemlich weit weg.

    Und ja, danke, so ganz langsam wird mein Rücken wieder besser, aber es ist schon hartnäckig diesmal. Morgen habe ich zum Glück einen Osteopathie-Termin.

    Alles Liebe für dich

    Sabiene

    Ihr Lieben,

    danke für eure Rückmeldungen! Ich freue mich dass ich wenigstens ein bisschen Mut machen konnte. Im Moment muss ich mir selber Mut machen. Mein Versuch, wieder zurück ins aktivere Leben zu finden, hatte eigentlich ganz vielversprechend angefangen. Ich hatte einige wirklich gute Gespräche, habe ein paar alte Kontakte wieder aufgenommen und ein paar neue angebahnt, also ganz ok eigentlich. Mit Paaren kann ich es im Moment nicht so gut, dafür ist eine Nähe zu anderen verwitweten Menschen, die ich größtenteils schon von früher kannte, ganz neu entstanden. Leider noch nicht so sehr mit solchen in meinem Alter, die meisten sind doch älter. Auch erste Erfahrungen mit Trauercafé und Trauerspaziergang habe ich gesammelt, beides wird bei uns vom örtlichen Hospizdienst ehrenamtlich angeboten. Hat beides gut getan. Was mich aber leider wieder sehr ausgebremst hat, ist ein sehr schmerzhafter und hartnäckiger Hexenschuss. Bei uns Kopfschmerzpatienten kommt ja immer noch erschwerend dazu, dass ich wegen der Gefahr eines zusätzlichen Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes nur an maximal 10 Tagen im Monat Schmerzmittel nehmen darf und die brauche ich mit meinen Migränetagen schon fast auf. Körperliche Schmerzen aushalten kann ich leider immer noch ziemlich schlecht, obwohl ich ja eigentlich langsam Übung darin haben müsste, vermutlich ist das noch eine Lernaufgabe von mir für dieses Leben.

    Was noch dazu kommt, aber das höre und lese ich bei euch im Moment ja auch ganz häufig: gefühlt mein ganzes Umfeld ist gerade in Urlaub oder schmiedet Urlaubspläne, nur ich sitze alleine mit meiner Trauer und meinen Schmerzen zuhause. Das tut zusätzlich weh, keine Frage. Kann nur besser werden, fragt sich nur, wann?

    Ich wünsche euch (und mir) viel Kraft beim Durchhalten!

    Sabiene

    Ach liebe Sonnenblumen,

    ich verstehe dich so gut! Und ich finde es so mutig und so tapfer, dass du dich dem stellst! Die gemeinsam verbrachten Urlaube sind auch bei mir einer der schwierigsten Punkte in der Trauerarbeit. Bei uns war es nicht das gemeinsame Campen, sondern unsere jährliche Kreuzfahrt, seit 10 Jahren. Mein Mann war ein riesiger Kreuzfahrt-Fan und mich hat er damit angesteckt, trotz meiner anfänglichen Bedenken und auch trotz meines aus Umweltgründen immer ein bisschen schlechten Gewissens. Unser Kompromiss war dann immer, wenigstens keine oder nur kurze Flugreisen zur An- und Abreise. Als das Reisen dann coronabedingt ausfiel, haben wir viele der langen Abende mit Reiseberichten im Fernsehen verbracht, auch alle Serien über Kreuzfahrten zusammen angesehen. Bisher (mein Mann ist jetzt seit bald 8 Monaten tot) habe ich es vermieden, mir solche Fernsehsendungen alleine anzuschauen und auch um die Fotos mache ich im Moment noch einen großen Bogen.

    Gleichzeitig bin ich natürlich unglaublich dankbar, dass wir all das gemeinsam erlebt haben, und ich denke, irgendwann wird der Zeitpunkt kommen und ich mir das alles wieder anschauen können, mit viel Wehmut und Dankbarkeit zugleich. Und ganz vielleicht werde ich irgendwann mal wieder eine Kreuzfahrt alleine machen können und ihn im Herzen mitnehmen. Aber daran denke ich jetzt noch nicht, muss ich ja auch nicht...

    Liebe Sonnenblumen, ich kann so gut verstehen dass das Ausräumen und das Verkaufen des Wohnwagens jetzt so sehr schmerzt, führt es doch das "Nie mehr" noch mal so deutlich vor Augen. Aber aus meiner bisherigen Erfahrung mit Trauer könnte ich mir vorstellen, dass es danach wieder besser wird, dass du froh bist, diesen Teil hinter dich gebracht zu haben und wieder ein bisschen besser nach vorne blicken kannst. Ich wünsche es Dir!

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Bettinalein,

    auch von mir ganz herzliches Beileid. Du hast es ja kommen sehen bei deiner Mama, aber vielleicht doch nicht so schnell erwartet? Schön dass ihr eure Liebe bis zum Ende so deutlich spüren und auch zeigen konntet. Das bleibt euch für immer.

    Stille Umarmung

    Sabiene

    Hallo ihr Lieben,


    hab lange nichts hier in meinem Thread geschrieben, nur hier und da mal geantwortet und vor allem viel mitgelesen. Bei so vielen von euch spüre ich einen so großen Schmerz und so viel Verzweiflung, dass ich so gerne helfen würde und doch merke, dass ich es kaum kann. Das einzige was in so einer Situation zu helfen scheint, ist wohl das Verstandenwerden von jemandem, dem es genauso geht. Natürlich frage ich mich, warum bei mir die Trauer irgendwie anders, milder verläuft. Mache ich etwas falsch, verdränge ich zu viel? Oder ist es mein Glück, dass ich die jetzt "passenden" Erfahrungen schon vorher gesammelt habe, so dass sie mir jetzt zur Verfügung stehen? Gefühlszustände andauernder absoluter Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit kenne ich ja durchaus, ich habe sie vor einigen Jahren erlebt, als ich im Teufelskreis von immer mehr Kopfschmerz und immer mehr Angst gefangen war. Es hat lange gedauert, mich daraus zu befreien, viel innere Arbeit erfordert, und auch mich holen die "Schatten der Vergangenheit" immer noch ein, manchmal. Wahrscheinlich achte ich deshalb so sehr darauf, die Kontrolle über meine psychische Verfassung nie mehr so ganz zu verlieren. Also doch Verdrängung der Trauer? Vielleicht ist es einfach so, dass meine Psyche so schlau ist, sie auf das für mich erträgliche Maß zu dosieren, wohl wissend dass ich ansonsten davor fliehen würde, als Selbstschutz und mit Rücksicht auf meinen Migränekopf. Egal, so wie es ist, ist es für mich lebbar, und ich vertraue darauf, dass mein Weg schon nicht so ganz falsch ist.


    Viel an Verarbeitung geschieht bei mir immer noch im Gedanklichen, im Nachdenken, Reflektieren. Und im Alleinsein eher als im ständigen Austausch, aber das kenne ich von mir als introvertiertem Menschen nicht anders. Ich hab ja früher schon oft gesagt: je herausfordernder das Leben gerade ist, umso mehr brauche ich Zeiten des Alleinseins. Früher ging es im turbulenten Familienalltag eher darum, mir diese Freiräume zu schaffen. Dass es auch für mich ein Zuviel an Alleinsein gibt, nun gut, diese Erfahrung mache ich jetzt zum ersten Mal.


    Was ich euch noch gerne sagen möchte: egal, wie schlimm es sich gerade anfühlt, wie groß die Verzweiflung und wie abgrundtief die Traurigkeit auch gerade ist, bitte gebt die Hoffnung nie auf, dass das Leben auch für euch noch einmal heller und freundlicher werden kann. Viele von uns haben ja die Erfahrung gemacht, dass auf tiefe Täler häufig ein bisschen Erholung folgt, und gerade die, die schon länger hier dabei sind, berichten ja davon, dass die Täler mit der Zeit weniger tief und dass sie seltener werden. Auch ich konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, wie mein Leben noch irgendwie wieder gut und sinnvoll weitergehen könnte und durfte dann doch feststellen, dass ich meine Angsterkrankung weitgehend überwinden und mit der Kopfschmerzerkrankung leben lernen konnte.


    Mögen alle Trauernden Frieden und Heilung finden, das wünsche ich von ganzem Herzen.

    Ganz herzliche Grüße

    Sabiene


    Liebe Heidi,

    mein ganz herzliches Beileid zu deinem großen Verlust. Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg, das ist wahr. Von einem Augenblick zum nächsten ist der Mensch weg, mit dem am am allermeisten vertraut war, so habe ich es auch empfunden. Mein Mann ist im Januar ebenfalls ganz plötzlich und unerwartet verstorben, an einem Herzinfarkt, mit 64 Jahren. Ich war im Nebenzimmer, habe ihn sofort gefunden, die Reanimation versucht, aber er hatte keine Chance, haben mir die Ärzte später gesagt. Er war sofort bewusstlos, hat also nicht leiden müssen. Wenigstens ein kleiner Trost ... Vermutlich ist es bei deinem Partner ähnlich schnell gegangen, davon würde ich an deiner Stelle mal ausgehen. Wie gut, dass du dieses Forum schon so schnell gefunden hast. Ich wünsche dir sehr dass es auch dir dabei hilft, dich in deinem Schmerz nicht so allein zu fühlen. Wir alle hier haben einen langen und schwierigen Weg vor uns, um mit unserer Trauer leben zu lernen, und da kann ein bisschen Unterstützung sehr hilfreich sein.

    Mitfühlende Grüße

    Sabiene

    Liebe Steffi, liebe Sabine, liebe Maike, liebe Mitlesende,


    mir hilft es auch sehr, mir immer wieder vor Augen zu führen, was ich schon alles geschafft habe. Bei mir kommt ja noch die häufige Migräne dazu, die mich am Anfang so sehr hat daran zweifeln lassen, wie ich so ein Leben allein überhaupt schaffen soll. Hier im Forum habe ich aber gelernt, dass es euch auch nicht viel anders ging bzw. geht. Und sich immer wieder daran zu erinnern, dass ich schon vieles geschafft habe, dass vieles nicht so eilig ist wie gedacht oder befürchtet und dass oft auch Hilfe kommt wo man sie gar nicht erwartet hatte, finde ich auch sehr entlastend. Zum Beispiel bei all den Sachen, die vorher mein Mann erledigt hatte und um die ich mich nun zum ersten Mal selbst kümmern muss, aber auch bei den vielen "ersten Malen" ohne ihn. Die fühlen sich erstmal ganz schlimm an, aber mittlerweile weiß ich, dass ich da durch muss und dass es mit jedem Mal danach etwas leichter wird.


    Die Frage nach dem Sinn eines Lebens alleine stellen wir uns wohl alle, und die Antworten, auch die in diesem Forum schon gegebenen, sind so unterschiedlich wie wir eben sind. Mich hat die Sinnfrage schon lange und auch vor dem Tod meines Mannes schon oft beschäftigt, denn das Leben in einer Partnerschaft kann schön und erfüllend sein, aber ausschließlich darin den Sinn zu sehen war mir eigentlich nie genug. Sicher hat der Verlust meines Mannes auch bei mir eine riesige Leerstelle hinterlassen, aber ich denke, ich kann sie auch erstmal so stehen lassen. Die Vorstellung, ich müsste sie jetzt sofort mit einem neuen Sinn ausfüllen, setzt mich doch nur unter Druck.


    Herzliche Grüße

    Sabiene