Hallo ihr Lieben,
hab lange nichts hier in meinem Thread geschrieben, nur hier und da mal geantwortet und vor allem viel mitgelesen. Bei so vielen von euch spüre ich einen so großen Schmerz und so viel Verzweiflung, dass ich so gerne helfen würde und doch merke, dass ich es kaum kann. Das einzige was in so einer Situation zu helfen scheint, ist wohl das Verstandenwerden von jemandem, dem es genauso geht. Natürlich frage ich mich, warum bei mir die Trauer irgendwie anders, milder verläuft. Mache ich etwas falsch, verdränge ich zu viel? Oder ist es mein Glück, dass ich die jetzt "passenden" Erfahrungen schon vorher gesammelt habe, so dass sie mir jetzt zur Verfügung stehen? Gefühlszustände andauernder absoluter Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit kenne ich ja durchaus, ich habe sie vor einigen Jahren erlebt, als ich im Teufelskreis von immer mehr Kopfschmerz und immer mehr Angst gefangen war. Es hat lange gedauert, mich daraus zu befreien, viel innere Arbeit erfordert, und auch mich holen die "Schatten der Vergangenheit" immer noch ein, manchmal. Wahrscheinlich achte ich deshalb so sehr darauf, die Kontrolle über meine psychische Verfassung nie mehr so ganz zu verlieren. Also doch Verdrängung der Trauer? Vielleicht ist es einfach so, dass meine Psyche so schlau ist, sie auf das für mich erträgliche Maß zu dosieren, wohl wissend dass ich ansonsten davor fliehen würde, als Selbstschutz und mit Rücksicht auf meinen Migränekopf. Egal, so wie es ist, ist es für mich lebbar, und ich vertraue darauf, dass mein Weg schon nicht so ganz falsch ist.
Viel an Verarbeitung geschieht bei mir immer noch im Gedanklichen, im Nachdenken, Reflektieren. Und im Alleinsein eher als im ständigen Austausch, aber das kenne ich von mir als introvertiertem Menschen nicht anders. Ich hab ja früher schon oft gesagt: je herausfordernder das Leben gerade ist, umso mehr brauche ich Zeiten des Alleinseins. Früher ging es im turbulenten Familienalltag eher darum, mir diese Freiräume zu schaffen. Dass es auch für mich ein Zuviel an Alleinsein gibt, nun gut, diese Erfahrung mache ich jetzt zum ersten Mal.
Was ich euch noch gerne sagen möchte: egal, wie schlimm es sich gerade anfühlt, wie groß die Verzweiflung und wie abgrundtief die Traurigkeit auch gerade ist, bitte gebt die Hoffnung nie auf, dass das Leben auch für euch noch einmal heller und freundlicher werden kann. Viele von uns haben ja die Erfahrung gemacht, dass auf tiefe Täler häufig ein bisschen Erholung folgt, und gerade die, die schon länger hier dabei sind, berichten ja davon, dass die Täler mit der Zeit weniger tief und dass sie seltener werden. Auch ich konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, wie mein Leben noch irgendwie wieder gut und sinnvoll weitergehen könnte und durfte dann doch feststellen, dass ich meine Angsterkrankung weitgehend überwinden und mit der Kopfschmerzerkrankung leben lernen konnte.
Mögen alle Trauernden Frieden und Heilung finden, das wünsche ich von ganzem Herzen.
Ganz herzliche Grüße
Sabiene