Liebe Karin, liebe Steffi, liebe Brigitte,
danke dass ihr eure Erfahrungen hier mitgeteilt habt. Ich freue mich immer über Antworten hier in meinem "Wohnzimmer". Ja, die Menschen reagieren sehr unterschiedlich und auf einmal sind Menschen für einen da, von denen man es nie gedacht hätte, und andere enttäuschen einen sehr. Man lernt viel über andere in dieser Situation, und auch viel über sich selbst...
Liebe Brigitte, ich hoffe sehr dass dich nicht alle Menschen in deinem Umfeld so enttäuschen, sondern dass du von einigen auch Verständnis und Unterstützung erfährst!
Liebe Steffi, ich habe bei dir gelesen, dass du das Buch "Mutige Seelen" jetzt durchgelesen hast und dass da noch viele Fragen offen sind. Das ging mir ganz genauso, ist es doch eine Sichtweise, die all das, was üblicherweise so angenommen wird, vollkommen auf den Kopf stellt. Und doch finde ich sie zum einen so einleuchtend, weil es endlich einmal erklärt, weshalb manche Menschen so ein schweres Schicksal ertragen müssen, weshalb manchmal kleine Kinder sterben, und vieles mehr. Und sie tut mir einfach gut, denn ich habe bei mir festgestellt, dass ich Traurigkeit ertragen kann, Sinnlosigkeit aber viel weniger. Mein Herz möchte einfach einen Sinn annehmen in dem, was passiert ist. Macht mich dieser Wunsch jetzt zu leichtgläubig? Ich hoffe nicht.
In dieser Woche habe ich das Buch "Wir haben unendlich Zeit" von Dierk Schirrmeister gelesen. Mel021099 hatte es vor ein paar Tagen hier im Forum West empfohlen. Mich hat sehr beeindruckt, wie der eher rational geprägte Autor mit dem Unfalltod seines Sohnes umgegangen ist, was er alles gelesen, reflektiert und in seinem Buch verarbeitet hat. Daraus und aus seinen konkreten Erlebnissen rund um den Tod seines Sohnes zieht er ganz klar den Schluss, dass der Zeitpunkt des Todes feststand und dass alles so gekommen ist, wie es sein sollte.
Wenn ich das mal so annehme, frage ich mich natürlich, ob mein Mann seinen plötzlichen Herztod vorausgeahnt hat? Ich weiß es nicht, er hat mir gegenüber jedenfalls nichts dazu erwähnt. Im Nachhinein kann ich vielleicht seine große Frustration über den immer wieder fortgesetzten Corona-Lockdown dahingehend deuten, dass er geahnt hat, dass ihm die Zeit davonläuft, noch Dinge zu erleben, die ihm wichtig waren. Ich glaube allerdings mittlerweile, dass meine Seele gewusst hat, was ihr da bevorsteht. Völlig ohne äußeren Anlass hatte ich im letzten Jahr begonnen, mir Friedhöfe hier am Ort und die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten anzusehen und ich hatte auch schon Podcasts zum Thema Tod und Trauer gehört. Deutlichstes Zeichen ist für mich aber das Foto, das ich ganz spontan 5 Tage vor seinem Tod auf einer kleinen Wanderung von ihm aufgenommen habe - nachdem wir uns in den letzten Jahren fast nie mehr gegenseitig fotografiert hatten. So, als ob meine Seele wusste, dass ich genau dieses Foto brauchen würde, das mit seinem Waldhintergrund so perfekt zu der von uns dann gewählten Baumbestattung passt und mit dem ihn jetzt alle genau so in Erinnerung behalten können, wie er am Ende ausgesehen hat und wie er war, naturverbunden, sportlich und lebenslustig.
Der Autor des Buches hat mehrfach Medien aufgesucht und darüber Kontakt mit seinem Sohn bekommen, ihm gelingt dies aber auch ab und zu alleine in der Meditation. Das fand ich sehr interessant und frage mich jetzt, ob das auch für mich ein Weg sein könnte. Mit Meditation habe ich etwas Erfahrung, nutze sie allerdings bisher eher, um den Körper zu entspannen und den Geist zu beruhigen. Generell glaube ich ja leider nicht allzu "begabt" zu sein für Transzendenzerfahrungen...
Liebe Grüße an alle, die das hier bis zum Ende gelesen haben
Sabiene